Homophobie-Antrag: Grüne vereinnahmen Zwitter

zwischengeschlecht.info 10.07.2009 16:44 Themen: Blogwire Gender Soziale Kämpfe

Im Bundestag stellen die Grünen einen Antrag "Für einen Nationalen Aktionsplan gegen Homophobie". An und für sich eine gute Sache.


Schlichtwegs unerträglich ist jedoch, wie die Grünen dabei einmal mehr die Leiden genital zwangsoperierter Zwitter für LGBT-Partikularinteressen instrumentalisieren. Auch im fraglichen Antrag sind die Zwitter einmal mehr bloss als obligates Schlusslicht kommentarlos "mitgemeint" und die Grünen behaupten gar erneut, Zwitter seien kein biologisch-körperliches Geschlecht, sondern lediglich eine besondere Form von "sexueller Identität und Lebensweise". Diese unsägliche Vereinnahmung muss endlich aufhören!

Die genitalen Zwangsoperationen und sonstigen nicht-eingewilligten Zwangseingriffe an Zwittern sind die wohl gravierendste Menschenrechtsverletzung in den "westlichen Industrienationen" seit dem 2. Weltkrieg – in Ausmass, Umfang, Schwere und Systematik wirklich nicht zu vergleichen mit den vergleichsweise klar "harmloseren" Diskrimierungen, denen LGBTs ausgesetzt sind.

Nach wie vor wollen die Grünen das um keinen Preis wahrhaben, sondern versuchen stur nach dem Motto "bei LGBT 'mitgemeint'" die Zwangsoperationen usw. unter den Tisch wischen und stattdessen sich selbst auf Kosten der zwangsoperierten Zwitterkinder politisch zu profilieren. Nach wie vor ist DIE LINKE die einzige Partei, die bisher zugunsten der Zwitter im Bundestag konkrete Vorstösse startete – immerhin 7 in den letzten 13 Jahren (eins / zwei / drei).

Allen jahrelangen Lippenbekenntnissen und schönen Versprechen zum Trotz haben die Grünen bis heute zur Beendigung der massivsten Menschenrechtsverletzungen an Zwittern auf Bundesebene noch keinen einzigen konkreten Schritt unternommen!

Stattdessen missbrauchen die "Gender- und QueerspezialistInnen" der Grünen, allen voran immer wieder Volker Beck und Irmingard Schewe-Gerigk, die Leiden der Zwitter regelmässig dazu, ihre eigenen LGB-Anliegen voranzutreiben, und degradieren die Zwitter dazu in steter Regelmässigkeit als (oft nur "mitgemeintes") Anhängsel ihrer eigenen Partikularinteressen. Falls sie "Intersexuelle" überhaupt erwähnen, dann STETS und IMMER in der anscheinend gottgegebenen Reihenfolge als Schlusslicht.

So auch einmal mehr in einem aktuellen Antrag >>> "Für einen Nationalen Aktionsplan gegen Homophobie" (PDF).

"Intersexuelle" werden darin 7 mal erwähnt, und zwar – Überraschung! – JEDES MAL und AUSSCHLIESSLICH als kommentarlos mitgemeintes Anhängsel unter "Lesben,  Schwulen,  Bisexuellen und trans-  oder  intersexuellen Menschen"!

Dabei entblöden sich die Grünen weiter, die Zwitter dabei JEDES MAL und AUSSCHLIESSLICH kommentarlos unter "sexuelle[...] Identitäten und Lebensweisen" (S. 2 2x, S. 3 2x) einzubinden.

Während die Grünen in ihrem Antrag für "Schwule, Lesben und Transgender" bzw. für "Lesben, Schwule,  Bisexuelle und Transsexuelle" eine Vielzahl konkreter Anträge stellen, bleiben die Zwitter punkto konkrete Anträge einmal mehr KOMPLETT aussen vor, genitale Zwangoperationen und das dauernd missachtete Recht auf körperliche Unversehrtheit werden KEIN EINZIGES MAL angesprochen.

Dies alles ist umso beschämender, nachdem nun immerhin der LSVD inzwischen mit einem konkreten Wahlprüfstein zugunsten vom Menschenrechte auch für Zwitter ein konkretes Beispiel gesetzt hat, wie's auch anders geht. Nur haben die Grünen offensichtlich auch das verpennt ... Stattdessen verbrüdern sie sich noch mit den menschenverachtenden Zwangsoperateuren!

Wetten, dass sich das alles ziemlich schnell ändern würde, wenn von den grünen VereinnahmerInnen mal ein paar am eigenen Leibe genital zwangsoperiert oder nur schon zwangskastriert würden??!!

Siehe auch:
- "Intersexualität" =sexuelle Orientierung??! 
- Lauter leere Versprechungen: Fachgespräch der Grünen 27.5.09
- Wie das "Netzwerk DSD" die "Lübecker Studie" frisiert – Grüne wollen nix gemerkt haben
- Menschenrechtsverletzungen an Intersexuellen: Yogyakarta untauglichesInstrument
- QueerGrünmissbrauchen Zwittersymbol für TSG-Kampagne
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"     

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Ergänzungen

Allgemeine Forderungen

Kim 10.07.2009 - 17:55
Wer sich mal das Papier durchliest, wird feststellen, dass es sehr allgemein gehalten ist. Forderungen transsexueller Menschen sind darum ebenso nicht enthalten (wie das oben im Artikel fälschlicherweise behauptet wird). Forderungen, die man hätte nennen können: Rechtlicher Schutz vor Gewaltübergriffen deutscher TSG-Gutachter bzw. Abschaffen der Begutachtungspraxis, Aufarbeitung einer transphoben Ideologien derer Begriffe wie "Geschlechtsidentitätsstörung" entsprungen ist, Anerkennen von transsexuellen Frauen als biologische Frauen (und Männer als Männer - sprich: Menschen ihr Geburtsgeschlecht anzuerkennen), Beenden der Unsichtbarmachung transsexueller Kinder (Mädchen, die mit Penis und Hoden geboren werden und Jungs, die mit Gebärmutter und Vagina auf die Welt kommen), Beendigung der Zwangssterilisationen, Beendigung der Zwangstraumatisierungen durch deutsche Psychoanalytiker, Beendigung der Praxis das Geschlecht des Menschen an den Genitalien abzulesen (das geht nämlich nicht, sonst könnte man ja mit Genitaloperationen "Geschlecht" konstruieren), Beendigung der Diskriminierung transsexueller Menschen durch Krankenkassen usw. ...

Und was...

I-330 10.07.2009 - 18:44
...will uns der Autor damit sagen? Dass LBGT-Menschen gefälligst die Linke zu wählen haben, oder was? Gerade ist ein CSD nach dem anderen, und, ach ja, Bundestagswahl ist ja auch bald - soviel zum Thema Vereinnahmung...

Queere Grüße,
I-330

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