Wahlskandal im Iran - Unruhen in Teheran

Sayid Jarrah 14.06.2009 23:52 Themen: Medien Weltweit
Am 13. Juni fand im Iran eine historische Präsidentschaftswahl statt. Einer höchst verdächtigen Erklärung des Innenministeriums zufolge hat Alt- und Neupräsident Mahmud Ahmadinedschad mit 62,5 % einen mehr als deutlich klaren Sieg über seinen größten Konkurrenten, dem teilweise reformorientierten Mir Hussein Mussawi, errungen.
Die AnhängerInnen – größtenteils StudentInnen und Jugendliche – des angeblich mit 33 % unterlegenen Ex-Ministers durchlebten Schock, Empörung und schließlich blanke Wut, als sie unmittelbar nach der Ergebnisverkündung auf die Teheraner Straßen zogen, um auf die Barrikaden zu gehen. Die Innenstadt der Millionenmetropole gleicht seit dem gestrigen Samstag einem Schlachtfeld. Mehrere Tausende Mussawi-AnhängerInnen skandierten zunächst Parolen wie „Tod dem Diktator!“ und „Wo ist meine Stimme?“. Als die Polizei gewaltsam intervenierte, lösten sich die zerstreuten DemonstrantInnen nicht auf, sondern formierten sich erneut. Die Gewalt schaukelte sich hoch; während die Oppositionellen vermummt Autos, Mülltonnen sowie Reifen anzündeten und etliche Steine auf die Polizei hageln ließen, befehligte die Staatsmacht das Anwenden von Knüppeln, Tränengas und sogar Pistolen. Es kommt zu Einsätzen der berühmt berüchtigten Motorrad-Miliz sowie zivil gekleideter Agenten des Geheimdienstes, allesamt bewaffnet. Am Samstagabend wird bekannt gegeben, dass die politischen Büros der Oppositionellen gestürmt sowie ca. 100 MitarbeiterInnen festgenommen wurden. Seitens der Mussawi-AnhängerInnen sowie sämtlicher internationaler politische ExpertInnen fällt der Begriff „Putsch“.


Gewaltsamer Staatsapparat


Am heutigen Sonntag zeichnet sich ein klarer Verlauf der Ausschreitungen sowie der Gegenwehr der Staatsmacht ab. Seit gestern ist bereits klar, dass die Polizei mit allen Mitteln die DemonstrantInnen gewaltsam bezwingen will. Alle bekannten hohen Sondereinheiten sind in der Hauptstadt unterwegs und terrorisieren die Bevölkerung. Die Milizen greifen wahllos Menschen an und nehmen diese fest. BBC spricht von knapp 180 Festnahmen (Stand: Sonntag, 23 Uhr). In Teilen der Innenstadt herrscht Ausgangsperre. Spiegel Online spricht von „Jagdszenen“ und Toten in Teheran. Auch aus weiteren Großstädten des Landes, wie beispielsweise Isfahan, Tabriz und Shiraz, werden schwere Ausschreitungen gemeldet.

Eine objektive Berichterstattung fällt schwer, da besonders ausländische Reporterteams heftig bedroht sowie angegriffen werden. Dabei konfisziert die Polizei sämtliches Bild- und Videomaterial. Der italienische Sender RAI vermeldet einen verletzen Kameramann, ein Reporter und ein weiterer Kameramann der britischen BBC wurden vorübergehend festgenommen, der Korrespondent der ARD wird in seinem Hotel festgehalten. Die staatlichen Sender des Landes selbst meiden sowieso jegliche Berichterstattungen über die Ausschreitungen, lediglich Ahmadinedschads heutige Siegesfeier wird im Fernsehen propagiert.


High-Tech-Kriegsführung


Neben der gewaltsamen Vorgehensweise auf der Straße holt die Regierung des Weiteren nach einem technischen Schlag aus; schon seit Samstag fällt das Mobilfunknetz über Teheran teilweise komplett aus. Vor allem die jungen Mussawi-AnhängerInnen, die sich vorzugsweise per Kurzmitteilungen austauschen, stehen nun vor einer hohen Kommunikationsbarrikade. Doch die staatliche Intervention reicht noch weiter. Auch das Internet leidet im Iran momentan unter heftigsten Zensuren. Das Massenportal Facebook, ebenfalls ein häufig verwendetes Programm unter den jungen Oppositionellen, ist blockiert. Die Homepages Mussawis ist lahm gelegt, nachdem er dort als letztes angeblich zu „friedlichem Protest“ aufgerufen hat. Unterstützende Webspaces sind nicht einsehbar, kritische Seiten aus dem Ausland sowieso nicht. Weitergehend gab es ein Störfeuer auf den Satellitenkomplex der persischen BBC, wonach besonders ZuschauerInnen in Europa und den USA Schwierigkeiten bekommen sollen, den Sender zu empfangen. Techniker haben klare Störquellen aus dem Iran geortet.


Siegesprogaganda vs. Gegenmobilisierung



Indes spaziert Mahmud Ahmadinedschad am heutigen Sonntag mit Zehntausenden seiner AnhängerInnen durch die Wali-Asr-Straße, einem zentralen Knotenpunkt der Oppositionellen. Er spricht von einer sauberen und freien Wahl, die mit einer Rekordwahlbeteiligung von ca. 85% seinen imposanten Sieg bestätigte.

Gerüchte, dass Mussawi verhaftet worden sei, erwiesen sich als falsch. Tatsächlich ruft er seine Anhänger zur „friedlichen Opposition“ auf, doch ist er sich nach wie vor über einen Wahlbetrug sicher. Er gab bekannt, dass er nun einen förmlichen Antrag, welcher die Annulierung der Wahl fordert, an den Wächterrat gestellt habe. Für den morgigen Montag plante die Opposition eine Massendemonstration in Teheran, welche die Regierung vor Kurzem offiziell nicht genehmigte. Dass die Straßen von Teheran nichtsdestotrotz von wütenden ProtestlerInnen durchzogen werden, scheint auf der Hand zu liegen. Die entscheidende Frage ist nun, ob Mussawi selbst als Kopf und Symbolfigur der Opposition in der Teheraner Innenstadt zu sehen sein wird. Seine bloße Anwesenheit würde der Bewegung neue Kraft geben und einen langen Widerstand in der Hauptstadt ankündigen.
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Ergänzungen

wahl ungültig?

tagmata 15.06.2009 - 00:44
 http://andrewsullivan.theatlantic.com/the_daily_dish/2009/06/followup-on-earlier-posts.html

angeblich hat die wahlkommission die wahl für ungültig erklärt. quelle ist hier:  http://www.peykeiran.com/Content.aspx?ID=2104 aber ich kann kein persisch.

Bilder zu den Ausschreitungen auf Cryptome

GO! 15.06.2009 - 02:22
Hacker sei Dank gibt es auf Cryptome ein paar interessante Bilder zu den Ereignissen in Teheran:

 http://cryptome.org/iran-protest/iran-protest.htm

das ist wirklich sehr krass was dort passiert ...

Bilder und Berichte von den Demos in Tehran

Entdinglichung 15.06.2009 - 11:35

1,5 Millionen in den Straßen

Augenzeuge 15.06.2009 - 17:32
Nach eigenen Informationen durch Freunde und gerade bestätigten Bildern in der ARD sind in der Innenstadt Teherans 100.000ende IranerInnen aus Protest gegen die ihrer Sicht nach gefälschte Wahl auf den Straßen. Die Rede ist von 1,5 Millionen Menschen. Die Sicherheitskräfte halten sich derzeit zurück, Sprechchöre, Klatschen, Bilder und Transparente - auffallend viele unverschleierte Frauen... eine unglaubliche Stimmung... Die Leute versuchen sich trotz Internetblockaden,Lahmlegung von Handynetzen und der Einschränkung der Pressarbeit, sowie massive Einschüchterungsversuche zu informieren und zu organisieren. Viele fordern das Ende der Diktatur...

Viel Erfolg!!! Unsere Solidarität!!!

Aktuelle News

Anmerkungsmann 15.06.2009 - 20:09
aktuelle infos dauerhaft über twitter:  http://iran.twazzup.com/?q=%23IRANELECTION

der heutige massenprotest ist nicht friedlich geblieben, einzelne personen haben willkürlich in die menge geschossen, mind. eine person getötet.

BBC Videos

Tom 15.06.2009 - 20:18
Videos zeigen die Stimmung in Teheran ich denke gut wieder.

 http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/8099857.stm
 http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/8100739.stm

Sehr gute Fotos

findet man 15.06.2009 - 20:52

Info-Veranstaltungen in Halle/Leipzig

Infobude G16 15.06.2009 - 21:56
Es wird von jemand aus Iran berichtet was bis dahin passiert ist, mit Videoaufnahmen der Aufstände, einer Analyse der Wahl, Hintergründen der Situation und der Bedeutung dieser Aufstände nachgegangen, den größten Unruhen seit der 1977er Revolution. Die Grundperspektive ist die Solidarität mit der einfachen Bevölkerung und den sozialen Bewegungen im Iran, die jetzt massenhaft auf die Straßen gehen.

Samstag, 20.6.09, am frühen Abend in Halle in der Reilstr.78 zum Reilstraßenfest
Sonntag, 21.6.09, 19:00 in der Libelle, Kolonnadenstr. 19, Innenstadt, Leipzig

reaktionärer gegenschlag

scheiß drauf 16.06.2009 - 01:25
"Report: Five Students Killed at Tehran University; Mass Faculty Resignation Follows"
 http://www.payvand.com/news/09/jun/1151.html

mehr nachrichten (auf englisch)
 http://payvand.com/news/

die fatwa zum wahlbetrug:
 http://www.roozonline.com/english/news/newsitem/article/2009/june/09//mesbah-yazdis-decree-to-rig-votes.html

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zu viel

iran 15.06.2009 - 02:29
Ist das wirklich ein Wahlskandal oder ein Spektakel der westlichen Hemispheres?
Also ich denke es ist ein Spektakel und wir sind die Zielgruppe.
Ich mag den Iran, tolles Land. Intellektuell eine Beleidigung was da abgeht.

wie Berlin am 1. Mai

Atze 15.06.2009 - 09:31
die Uniformen der Berliner Cops gefallen mir aber besser.

Oder die neuen schwarzen Strassenkämpfer der Bundespolizei aus St. Augustin sind sehr schick.

Kurzfassung

Annanym 15.06.2009 - 12:11
Partei A tritt in einer Wahl gegen Partei B an. Partei A ist absolut siegessicher, unterliegt aber dennoch. Jetzt rufen die Politiker von Partei A zu Demos auf, behaupten betrogen worden zu sein und schickt seine Anhängerschaft in Strassenschlachten.
Diese werden durch die Polizei unterbunden. Die Initiatoren der Riots werden verhaftet.
Sowas wäre ja im Westen undenkbar.
Noch was zu Polizeigewalt: Schon mal ne Demo in Italien, Griechenland, Frankgreich, Schweiz, schland oder sonstwo in Europa gesehen? Sind die Bullen in euren Augen dort echt friedlicher/harmloser?
Nicht immer Bild und co glauben...

titel der ergänzung

dein name 15.06.2009 - 12:54
wer hat denn behauptet, dass die bullen in itelien, griechenland, frankreich oder auch deutschland weniger schlimm wären?
aber abgesehen davon hab ich aus Frankreich noch selten gehört, dass vergewaltigte Fraune hingerichtet werden.... also statt hier rumzulabenr informier dich mal über die situation im Iran. und ich hörte auch schon von toten, dass ist in d-land und frankreich zwar möglich, aber doch entschieden unwahrscheinlicher. (italien und griechenland sind da natürlich n bisschen anders)

...

xyz 15.06.2009 - 13:55
Die relativierenden Kommentare die hier (leider nicht unbedingt überraschend) auftauchen und den Iran als einen Staat darstellen, zeugen entweder von fehlender Bereitschaft sich zu informieren, oder einfach von ideologischer Verblendung. Klar sind Bullen in der BRD, in Italien, England den USA etc. auch nicht grade zimperlich, es besteht aber doch ein entscheidender Unterschied im dahinterstehenden juristischen System. Die klerikale Führung im Iran ließ nach der Revolution hunderte von Oppositionellen schlicht und einfach umbringen, Folter und Misshandlungen, genauso wie Hinrichtungen sind auch im heutigen Iran an der Tagesordnung. Das ist ein Unterschied zum hiesigen System, das zumindest formal soetwas wie den rechtlichen Schutz des Individuums gewährt.
Es sind im übrigen auch nicht lediglich anhänger von "Partei A" (sic!) die hier auf die Strasse gehen, vielmehr manifestiert sich in den momentanen Ausschreitungen und Protesten wohl ebenfalls die in Teilen der Bevölkerung lange angestaute Wut auf das klerikale Regime.

@XYZ

Annanym 15.06.2009 - 14:32
Wenn du dich informiert hättest, wäre dir bewußt, das auch der Herr Mir Hussein Mussawi von den pöhsen klerikalen aufgestellt wurde.
Aber hast schon recht: UNSER System (oder das welches wir anstreben) ist natürlich das einzig wahre auf der ganzen Welt. Da haben sich die paar MILLIARDEN die in anderen System leben gefälligst anpassen. Du bist DEUTSCHE/R? Ich würde fast drauf wetten (;-)
Anna

@ anna

ich 15.06.2009 - 17:01
Ja, in der tat, unser System ist wirklich besser als der schiere Terror, der im Iran im Namen des Islam ausgeübt werden. Hier werden keine Menschen wegen Homoseuzlität hingerichtet. Hier werden keine Frauen in archarischen Sklavenverhältnissen gehalten, wo sie nur in Begleitung eines Mannes auf die Strasse gehen können. Und das sind nur einige der Ausswüchse des iranischen Willkür-Regimes.

@ Annanym

xyz 15.06.2009 - 17:29
Was du sagst, stellt eine Verhöhnung der Opfer da, die das System im Iran jeden Tag, im kleinen wie im großen produziert. Du möchtest den gehenkten Homosexuellen, den gesteinigten Frauen, den eingesperrten Oppositionellen nicht "unser System" aufdrängen?! Noch alles klar bei dir? Ich will jetzt hier nicht mit Schlagworten ankommen, aber die Argumentation die du vollführst läuft darauf hinaus, den Menschen die zufällig im Iran geboren sind eine Kultur zuzuschreiben, nach der sie dann gefälligst auch zu leben haben. Es existiert dort aber eine breite Bewegung, die sich positiv auf soetwas wie bürgerliche Demokratie bezieht, eben weil sie am eigenen Leib erfahren müssen, dass die Existenz oder eben Nicht-Existenz solchen Pillepalles wie einer (formal) unabhängigen Justiz durchaus über Leben und Tod entscheiden kann. Die rechtliche Gleichstellung innerhalb kapitalistischer Staaten die den Individuen ein gewisses Maß an Schutz, eben auch vor dem Staat selbst garantiert, ist ja durchaus eine zwiespältige Angelegenheit.Keine Frage. Die Kritk daran muss sich aber um eine positive Aufhebung der Verhältnisse bemühen, also konsequent die Freiheit des Individuums (die im Kapitalismus halt vor allem zum Zweck der Aufrechterhaltung der Marktverhältnisse besteht) einfordern und nicht in extrem bescheuerte Relativierungen verfallen, wie du sie hier zum besten gibst. Das auch die Konkurrenten Achmedinedschads keine sonderlichen Sympathieträger sind, habe ich, by the way, auch nicht bestritten. Bei den Leuten die dort auf der Strasse sind, handelt es sich aber nunmal auch nicht nur um Sympathisanten der anderen Arschlöcher, sondern um Menschen, die schlicht und einfach die Schnauze voll haben, von den herrschenden Zuständen. In diesem Sinne: Achmedinedschad mach den Möllemann - Weg mit dem Scheiss System!

p.s.
Warum ist der Artikel eigentlich nicht auf der Startseite?

Zur Berichterstattung in der jW und zu den AD

Remember Tienanmen Massacre? 15.06.2009 - 22:23
Zunächst zum Foto: Frauen im Tschador greifen Polizei an, die gegen einen Pro-Mousavi-Anhänger vorgehen.

Da fällt mir als erstes auf, dass bei den offiziellen Agenturmedien immer Pro-Ahmadinajad-Anhängerinnen IMMER mit Kopftuch dargestellt werden, Moussavi-Anhänerinnen überwiegend ohne Koptuch dafür mit Sonnenbrille und anderen Attributen einer vermeintlich westlichen Moderne.

Analog dazu interpretieren Antideutsche und Jungle Ereignisse als Proteste als FÜR westliche Werte FÜR Toleranz gegenüber Homosexuellen, für sexuelle Freiheit an sich, für westlichen Lebenstil.

WARUM NICHT GLEICH ALS PROTESTE FÜR DIE ANTIDEUTSCHEN? Warscheinlich stehen die Moussavi-Anhänger in direktem Kontakt zu den Antideutschen und erhalten durch die Lektüre der Bahamas ihre intellektuelle Inspiration...

Nur übersehen die Antideutschen, dass den Hardlinern in Israel nichts so gefährlich werden könnte wie ein Sieg MOUSSAVIS! Denn Netnajahu und Co. brauchen einen Ahmadinejad um ihr koloniales Projekt aufrechtzuerhalten, genauso wie ein Ahmadinejad und die Kleriker eine israelische hardliner Politik für ihren Machterhalt brauchen.

Auf der anderen Seite lese ich mit Erschrecken den Bericht am Montag in der Jungen Welt von Jürgen Cain Külbel. Demnach finden in Iran riots der verwöhnten verwestlichten Oberschicht statt, gegen die unsere wachsamen Organe der Arbeiterklasse vorgehen müssen.

Nicht nur das hier das platte Erklärungsmuster der Antideutschen aufgenommen wird, wonach hier des westliche way of life verteidigt beziehungsweise verdroschen werden muss, schlimmer noch: hier wird in übelster stalinistischer Manie verteidigt, was man als linker nicht verteidigen kann.

Das erinnert an die Parteinahme für das Massaker von Tienanmen. ....Wir wissen was danach kam.

Antideutschen und der Jungen Welt sollte man die harten Fakten gegenüberstellen:

Da die meisten Englisch ausreichend können, hier ein c&p aus einem Artikel der amerikanischen Trotzkistin Lee Sustar:

Zu den jüngst vom, um im antideutschen Slang zu bleiben, vom Mullahregime Verhafteten zählen:

Reza Khatami, the brother of former President Mahmoud Khatami, a former speaker of the parliament, and the son-in-law of Ayatollah Ruhollah Khomeini, a leader of the 1979 Islamist revolution.

Other figures rounded up by police include Mostafa Tajzadeh, a minister of the interior under Khatami; Behzad Nabavi, a former minister of industry; and Mohsen Mirdamadi, organizer of the 1979 occupation of the U.S. Embassy.

Hauptunterstützer Moussavis ist: Rafsanjani, the head of the clerics' Expediency Council

Wir erleben also einen Machtkampf innerhalb der herrschenden iranischen Eliten. Die Arbeiterklasse hat weder von der einen noch der anderen Fraktion Gutes zu erwarten. Ahamdinejads soziale Basis sind die Bazzar-Händler, ökonomisch wandelt er auf Chavez Spuren - Protektionismus der heimischen Konsumproduktion, Subventionierung der Grundnahrungsmittel bei gleichzeitig hoher Inflationsrate, die die Löhne der Arbeier auffrist, und politischer Unterdrückung der Gewerkschaften.

Moussavi wandelte sich dagegen vom Staatskapitalisten zum Wirtschaftsliberalen, der sich sozial auf Frauen und Studenten und eine Privatwirtchaft fördern will, aber nicht an die Armen und die Arbeiterklasse appelliert. Für einen erfolgreichen Sturz Ahamdinejas bedürfte es aber Streiks z. B. in der Ölindustrie und dem Transportwesen. Mit anderen Worten: die Proteste werden scheitern.

Linke in Deutschland sollten sich weder auf die eine noch die andere Seite stellen.

1 mai

kreuzberg 16.06.2009 - 01:37
Bitte die Gesichter unkentlich machen, krass.Ansonsten müss vorgegange werden.

junge Welt vom 15.06.2009

Kosi 16.06.2009 - 02:54
Es wurde hier auf diesen Beitrag in der jW hingewiesen:
"Auf der anderen Seite lese ich mit Erschrecken den Bericht am Montag in der Jungen Welt von Jürgen Cain Külbel."

Kann den Bericht bitte mal jemand hier veröffentlichen oder mir sagen, wo ich den finden kann.

Denn komischerweise gab es am 15.06. keine Online-Ausgabe der jW und auch im Archiv ist dieser Tag zur Zeit nicht zu finden.

Wohin fährt der Zug?

el mexicano 16.06.2009 - 09:35
Dass es sich hier um Propaganda handelt, sollte bitte von niemensch bezweifelt werden, oder wie beweist du mir das Gegenteil? Der Text gibt nicht EINEN Link an als Quelle, suggeriert einen Augenzeugenbericht spricht aber von Spiegel-online. Dass wir hier auf Glatteis surfen, sollte wohl klar sein.
Eine ganz andere Frage ist, ob ich das System im Iran schlecht finde, oder nicht. Also ich finde es schlecht und würde eine Änderung unterstützen - aber bitte in "die gute" Richtung.
Dass der Kapitalismus für den Iran was "Gutes" sein soll, mag ich ganz kräftig bezweifeln. Dass die Gesellschaft im Iran sich nach einer gelungenen Rebellion in eine "westliche Demokratie" verwandelt, auch.
Denn da gehören leider alle Menschen im Iran dazu, und die haben davon bisher nur wenig im Alltag erfahren, heißt: die werden irgendetwas anderes aufbauen. Und ob das dann besser ist als das, was gerade noch herrscht - keine Ahnung. Die Staaten in der Region ringsum den Iran haben das nicht so gut hinbekommen, auch weil gerade westliche "Hilfe" (sorry, das ist schon zynisch, tut mir Leid) im Spiel ist.
Als Beispiel: In Mexiko führt ein kapitalistisches System leider nicht zur Wahrung von Menschenrechten und zur Prosperität der ganzen Gesellschaft. Dort werden Frauen für 300 Pesos (15 EURO) an Bordelle verkauft, Kinder für Organ"spenden" entführt, Menschen auf offener Strasse hingerichtet (auch von Polizei und Militär), Gemeinschaften zerstört, die ihre Autonomie fordern etc.
Ich glaube, soetwas wäre eher die Option für den Iran, nicht die BRD-Variante.
Ob das Mullah-Regime dadurch besser anzusehen ist? Nein, aber Vorsicht ist geboten, wenn hier dem "Kaptalismus" die Hand gegeben wird (den es wahrscheinlich im Iran eh schon gibt).
Was denkt ihr?