Berlin: Merkel an der HU? Nicht ohne Protest!

hu-studi 05.06.2009 15:25 Themen: Bildung Freiräume Repression Soziale Kämpfe
„Universität in Aufruhr“ Angela Merkel bei Rede an Berliner Humboldt-Universität gestört – Bildungsstreikaktivist_innen empfangen im Zuge einer weiteren Auftaktaktion zum Bildungsstreik die Kanzlerin gebührend: mit Protest.
Am Mittwoch den 27. Mai hielt Angela Merkel im Zuge der Europa-Reden an der Humboldt-Uni in Berlin eine Rede. Um das ganze nicht unkommentiert zu lassen und zu fragen wo der Bezug zur Universität [1] und speziell zu viel wichtigeren Themen wie Bildung ist, nutzten der Refrat [2] und das HU-Bildungssstreikbündnis den Auftritt von Merkel, um zum Bildungsstreik zu mobilisieren.
Zwei Tage vorher wurden Flyer und Plakate verteilt unter dem Motto „Bundeskanzlerin Merkel an der HU? - Nicht ohne Protest!“ und „Kanzlerin Merkel spricht an der HU – Wir sprechen dagegen!“. Der Refrat rief offiziell zu nichts auf, sondern ging davon aus das, „mündige Individuen ihre Kritik selbständig artikulieren können.“ [2].

Am 27. Juni gab es dann ab 11:30 eine zunächst kleine, später größer werdende Kundgebung im Innenhof des HU-Hauptgebäudes mit einem Soundsystem, mehreren Transparenten und Infomaterial und Flyern zum Bildungsstreik. Auf der improvisierten Kundgebung sprachen Vertreter_innen des Refrat/AK Hochschulpolitik, der Landesvertretung des akademischen Mittelbaus und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vor 100-200 Menschen. Zusätzlich wurden mehrere „Bildungshürden“ aufgestellt.

Die Kundgebung verlagerte sich dann vor den Eingang des Audimax, an dem „Angie-Fans“ eifrig Schlange standen, um die Kanzlerin reden zu hören. Währenddessen hatte eine Hundertschaft der Berliner Polizei vor dem Hauptgebäude Unter den Linden Position bezogen und belagerte die Uni, griff aber letztlich zu keinem Zeitpunkt ein.

Kurz vor 13 Uhr, dem Beginn von Merkels Rede, lösten sich dann etwa 50 Menschen aus der Kundgebung und zogen Richtung Seiteneingang des Audimax und sorgten damit für einige Dynamik bei den zahlreichen PMSlern/Zivilpolizisten/Wachschutz, die rund um das Audimax im Hauptgebäude rum(schw)irrten. Mit mehreren Transparenten, einer Luftballon-Schlange und Bildungsstreik-Plakaten wurde Angela Merkel dann unter, im hellhörigen Hauptgebäude ohrenbetäubend lauten, Parolen und knallenden Luftballons empfangen, als sie, in einem Pulk aus Sicherheitsbeamten, direkt an den Protestierenden Studierenden vorbei sichtlich irritiert ins Audimax ging.

Nachdem „Angie“ nun im Audimax im 1. Stock mit ihrer Rede beginnen konnte, regruppierten sich die Protestler_innen und stellten sich im Innenhof direkt unter die hohen Glasfenster des Audimax auf und beschallten dieses mit Parolen wie „17. Juni – Widerstand, Bildungsstreik im ganzen Land“, „Bildung rein, Merkel raus“ oder dem Klassiker „Bildung für alle und zwar....“. Menschen die sich die Rede Merkels angehört haben, berichteten, dass man die Sprechchöre deutlich im Audimax gehört hat, Merkel dadurch immer wieder gestört wurde und diese sich so anhörten als ob „da eine große Menge draußen steht“. Dabei war die Menge vor dem Audimax, aufgrund der Tatsache, dass sich das Laufpublikum um 12:20 zum größten Teil wieder in die Vorlesungen begeben hatte, wieder auf 50 Personen geschrumpft. Einige Aktivist_innen versuchten durch die Fenster in die „Krähe“, ein studentisches Cafe im Erdgeschoß in unmittelbarer Nähe zum Audimax, zu gelangen, wurden aber von PMSlern/Zivicops rabiat runtergezogen/zurückgedrängt. Hier kam kurzzeitig die Parole auf „Bildung für alle – Auch für euch“.

Auch im Audimax selber störten mehrere Aktivist_innen mit Parolenrufen und einem Transparent „Bundesweiter Bildungsstreik – Aktionswoche vom 15. - 19. Juni“ die Rede Merkels. Diese mußte ihre Rede kurzzeitig unterbrechen. Der Focus berichtete über die Aktion unter dem Titel „Pfiffe für die Kanzlerin“: „..Einige Störer buhten sie minutenlang aus – sie interessierten sich für ein ganz anderes Thema. Rund zehn Studenten unterbrachen Merkels Grundsatzrede am Mittwoch für zwei bis drei Minuten und buhten sie aus. Sie führten Transparente mit sich, auf denen sie sich gegen Studiengebühren aussprachen. Außerdem warben sie für einen bundesweiten Bildungsstreik Mitte Juni. Merkel reagierte in ihrer Rede und einer anschließenden Fragerunde nicht auf die Proteste.“ [3]. Der Tagesspiegel schrieb: „Eine Sekunde lang sieht es so aus, als würde Angela Merkel den roten Faden verlieren. „Gerade der europäische Binnenmarkt schützt vor Protektionismus“, sagt sie. Aber da hört in diesem Moment keiner mehr so richtig ihrer Rede zu, denn hinten im Auditorium Maximum der Berliner Humboldt-Universität skandieren vier junge Studentinnen lauthals: „Geld für Bildung statt für Banken!“ Sie haben ein oranges Transparent ins Auditorium geschmuggelt, „Bundesweiter Bildungsstreik“ steht darauf (...) die Trillerpfeifen draußen im Innenhof der Humboldt-Universität überhört die Kanzlerin geflissentlich.“ [4] Auch die Agentur AFP titelte in einem Artikel über Merkels Rede: „Studenten pfeifen Kanzlerin Merkel an Humboldt-Uni aus“ [5]. Auch inhaltlich bot die Rede Merkels wenig neues – sie war von diplomatischen und politischen Floskeln geprägt wie die meisten Europa-Reden – die Kanzerlin redete vor allem über sich selber und ihre gute Beziehung zu Sarkozy. Die Süddeutsche kommentierte die Rede folgendermaßen: „Angela Merkel hält eine Rede über Europa, nach der man versteht, warum sich viele Leute nicht dafür interessieren.“ [6].

Gegen Ende der Rede zog die Gruppe der Protestierenden ins Foyer, um einen „herrschaftlichen Abgang“ Merkels durchs altehrwürdige Foyer der Humboldt-Uni zu verhindern. Mittels einer Sitzblockade, der sich spontan auch eine Schüler_innengruppe, die gerade die Uni besichtigte, anschloß, und unter lauten Parolen wurde das Foyer blockiert.

Als sich abzeichnete, das Merkel diesen Weg nicht nehmen würde setzte sich die Menge in Bewegung und rannte in den 1. Stock Richtung Seiteneingang des Audimax. Dort gab es eine kurze Rangelei mit PMSlern/Zivicops/Sicherheitsbeamten, die die Menge zurückdrängten. Eine kleine Gruppe von 10 Menschen verabschiedete Merkel gleichzeitig mit lauten Parolen als sie im ersten Stock die Humboldt-Uni durch den Hinterausgang verließ. Nachdem Merkel nun die Humboldt-Uni verlassen hatte zogen die Aktivist_innen mit ihren Transparenten zum Haupteingang des Audimax und stellten sich davor auf, während die letzten Gäste der Rede das Audimax verließen.

„Frau Merkel hat es bei einer Rede über die europäische Integration nicht für nötig gehalten, sich
zum Scheitern des Bologna-Prozesses und der Krise des Bildungssystems zu äußern, obwohl sie
an einer Universität gesprochen hat”, so Jan Latza vom Bildungstreik-Bündnis der HU [7]. „Um
unseren Forderungen nach einer Demokratisierung des Bildungssystems, der sozialen Öffnung
der Hochschulen und besseren Lehr- und Lernbedingungen durch die Abschaffung der
Bachelor/Master-Studiengänge Gehör zu verschaffen, setzen wir auf eine breite Protestbewegung,
gemeinsam mit SchülerInnen und Beschäftigten. Ohne Druck von der Straße werden die
Herrschenden sich in diesen Fragen keinen Zentimeter bewegen, das hat die ignorante Haltung
der Bundeskanzlerin heute einmal wieder bestätigt”, so Jan Latza weiter [7].

Die Protestaktion ist Teil des bundesweiten „Bildungsstreik 2009“, im Rahmen dessen für die
Woche vom 15. bis 19. Juni bundesweit gemeinsame Protestaktionen von SchülerInnen,
Auszubildenden und Studierenden geplant sind.

Nächste Station für den Bildungsstreik an der HU ist die kommende Vollversammlung aller Studierenden der Humboldt-Universität am nächsten Mittwoch dem 10. Juni um 14 Uhr im Audimax. Dort soll über den Stand der bundesweiten Mobilisierung informiert werden, die Protestchoreographie – also die konkrete Form des Bildungsstreiks an der HU – vorgestellt werden und die Beteiligung der Studierendenschaft der HU am Bildungsstreik offiziell beschlossen werden.

Termin:
VOLLVERSAMMLUNG DER STUDIERENDEN DER HU (SREIK-VV)
MITTWOCH 10. JUNI // 14 UHR // AUDIMAX (Unter den Linden 6)


Quellen und Anmerkungen:
[1] im Zuge der neuen, ganz im Trend der autoritären Formierung der Hochschule und des Bildungssystems liegenden, „Raumvergaberichtlinie“ des Unipräsidium SOLLEN alle studentischen Initiativen ua. Einen Fragebogen mit Fragen wie „Welchen Personenkreis erwarten sie auf ihrer Veranstaltung“ und „In welcher Beziehung steht ihre Veranstaltung zur Humboldt-Universität“ beantworten.
[1] gesetzlich Allgemeiner Studierendenausschuß (Asta) der Humboldt-Universität, www.refrat.de
[3]  http://www.focus.de/politik/deutschland/grundsatzrede-pfiffe-fuer-die-kanzlerin_aid_403101.html
[4]  http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Angela-Merkel-EU-Parlament;art122,2808585
[5]  http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5iMrGXai7gYeTBGDIMPvxHLIOGd8w
[6]  http://www.sueddeutsche.de/J5p38Z/2908666/Muehselig-notwendig-alternativlos.html
[7] aus: Presserklärung der Pressegruppe der Berliner Bildungsstreikkoordinierung vom 27. 05. 2009: „Bundeskanzlerin spricht an der HU - Universität in Aufruhr“
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Streik-Clip

Clipper 05.06.2009 - 20:22
Bildungsstreik Mobilisierungsclip:

normale Qualität:  http://www.youtube.com/watch?v=L1RIFbTAct0

hohe Qualität:  http://www.youtube.com/watch?v=L1RIFbTAct0&fmt=18

HD-Qualität:  http://www.youtube.com/watch?v=L1RIFbTAct0=22

PM und Flyer zur Merkelaktion

sowi-studi 05.06.2009 - 20:58
Aufruf der Fachschaft Sozialwissenschaften der HU zum Bildungsstreik:
 https://www.sowifachschaft.de/index.php?menuid=52&reporeid=200

Flyer/Plakat des Refrats zur Merkel-Rede:
 http://www.refrat.de/docs/sonstiges/merkel_plakat.pdf

Pressemitteilung der Berliner Bildungsstreik-Pressegruppe zu den Aktionen gegen die Merkel Rede:

Bundeskanzlerin spricht an der HU – Universität in Aufruhr

Am Mittwoch Mittag sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel im Rahmen der „Humboldt-Reden zu
Europa” an der Humboldt-Universität (HU). Das Bildungsstreik-Bündnis der HU hatte zu „kreativem
Protest gegen die Kanzlerin und ihre Bildungspolitik” aufgerufen. Schon bei ihrer Ankunft wurde
Frau Merkel im Foyer des Hauptgebäudes von etwa hundert Studierenden mit Sprechchören wie
„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“ empfangen.
Während die Kanzlerin im Audimax sprach, fand im Innenhof der HU eine Kundgebung statt, bei
der Studierende, Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der
Landesvertretung des akademischen Mittelbaus (LAMB) den Auftritt von Frau Merkel und die
neoliberale Bildungspolitik der schwarz-roten Bundesregierung kritisierten. Im Anschluss stellten
sich die Protestierenden vor den Fenstern zum Audimax auf und skandierten lautstark Parolen wie
„Mit den Banken sind sie fix, für die Bildung tun sie nix” oder „17. Juni: Widerstand, Bildungsstreik
im ganzen Land”. Letzterer Slogan bezieht sich auf die für den 17. Juni im Rahmen des
Bildungsstreiks bundesweit geplanten Demonstrationen von SchülerInnen, Auszubildenden und
Studierenden. Die Parolen waren innen gut zu hören und unterstützen die Studierenden, die im
Audimax mit Sprechchören, Trillerpfeifen und einem Transparent ihren Unmut gegen den Auftritt
der Kanzlerin an ihrer Universität kund taten. Diese musste ihre Rede deshalb für mehrere Minuten
unterbrechen.
Nachdem Merkel ihre Rede beendet hatte, versperrten die Studierenden mit einer Sitzblockade
das Foyer des Hauptgebäudes, so dass die Bundeskanzlerin auf einen repräsentativen Abschied
verzichten und die Universität durch einen Hinterausgang verlassen musste. Insgesamt nahmen
über 200 Personen an der Aktion teil, viele schlossen sich spontan an.
„Frau Merkel hat es bei einer Rede über die europäsiche Integration nicht für nötig gehalten, sich
zum Scheitern des Bologna-Prozesses und der Krise des Bildungssystems zu äußern, obwohl sie
an einer Universität gesprochen hat”, sagte Jan Latza vom Bildungstreik-Bündnis der HU. „Um
unseren Forderungen nach einer Demokratisierung des Bildungssystems, der sozialen Öffnung
der Hochschulen und besseren Lehr- und Lernbedingungen durch die Abschaffung der
Bachelor/Master-Studiengänge Gehör zu verschaffen, setzen wir auf eine breite Protestbewegung,
gemeinsam mit SchülerInnen und Beschäftigten. Ohne Druck von der Straße werden die
Herrschenden sich in diesen Fragen keinen Zentimeter bewegen, das hat die ignorante Haltung
der Bundeskanzlerin heute einmal wieder bestätigt”, so Jan Latza weiter.
Die Protestaktion ist Teil des bundesweiten „Bildungsstreik 2009“, im Rahmen dessen für die
Woche vom 15. bis 19. Juni bundesweit gemeinsame Protestaktionen von SchülerInnen,
Auszubildenden und Studierenden geplant sind. Die Proteste richten sich gegen die anhaltenden
Verschlechterungen im Bildungssystem. Höhepunkt der Protestwoche sind die für den 17. Juni
geplanten Demonstrationen in bundesweit über 50 Städten. Die Demonstration in Berlin wird an
diesem Tag um 11 Uhr am Roten Rathaus beginnen.
Pressekontakt:
Jan Latza

Flyer des Bildungsstreikvorbereitungsbündnisses des HU:

Wird Merkel die Bildungshürden nehmen?

Im Rahmen der „Humboldt-Reden zu Europa“ will Bundeskanzlerin Merkel am 27.05. an der HU sprechen. Das ist für uns kein Grund zur Freude. Denn die Situation von Studium und Lehre an der HU wie bundesweit ist katastrophal: Unterfinanzierte Hochschulen führen zu überfüllten Seminaren, Bibliotheken und einem miserablen Betreuungsverhältnis. Bachelor / Master erhöht Arbeitsbelastung, Konkurrenz und Prüfungsdruck durch Anwesenheitspflicht, verkürzte Regelstudienzeiten und die NC-Hürden für den Master. Die Abbruchsquoten steigen auf 23% an den Unis und 39% an den FH’s. Eigene Schwerpunkte und der Blick über den Tellerrand werden unschaffbar.

Frau Merkel ist als Kanzlerin der schwarz-roten Bundesregierung für die Bildungsmisere maßgeblich verantwortlich.

Mit der Exzellenzinitiative und dem Leitbild der „unternehmerischen Hochschule“ hat die Bundesregierung die Erhöhung des Leistungsdrucks und der Konkurrenz, die Beschneidung der studentischen Mitbestimmungsrechte sowie die inhaltliche Reduktion Forschung und Lehre auf Marktrelevanz gefördert.
Gleichzeitig werden die Finanzmittel der Hochschulen gekürzt: Die Wissenschafts­ministerinnen von Bund und Ländern einigten sich am 22. April 2009 darauf, rund 6,4 Milliarden Euro für 275.000 zusätzliche Studienanfängerinnen und –anfänger bis 2015 bereitzustellen. So benötigen die berliner Unis z.B. 160.000€ in den nächsten 10 Jahren, um den völlig unzureichenden gegenwärtigen Zustand aufrecht zu erhalten. Die Bundesregierung hingegen nimmt die Zusage auf zusätzliche 6,4 Milliarden für Hochschulen mit Verweis auf die Wirtschaftskrise zurück.

Die Prioritäten dieser Politik sind eindeutig: Mit dem Leitbild der „unternehmerischen Hochschule“ zieht sich die Bundesregierung aus der Verantwortung für die Ermöglichung von Bildung für alle, während die Hochschulen selbst für ihre Finanzsituation sorgen müssen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 9 Kommentare

SDS drückt PDS-Parteilinie durch

schüler 05.06.2009 - 16:09
vielleicht sollte auch mal öffentlich diskutiert werden, dass der SDS, Studierendenverband der berliner Regierungspartei Die Linke, die Linie der Partei im Bildungsstreik fortwährend durchdrückt, indem sie via Kampfabstimmungen und einem gezielten Stimmübergewicht ihre Positionen gegen die von Einzelpersonen oder gar ganzen Bündnissen durchdrücken.

Vorweg sei gestellt, dass die Partei Die Linke, ehemals PDS, ehemals SED, in Berlin regiert und so die Arbeit von Polizei und Verfassungsschutz zu verantworten hat. Dabei beweist sie immer wieder wie erfolgreich sie in der DDR mit der Volkspolizei und der StaSi gelernt hat. Die Berliner Schülerbewegung wird seit einigen Jahren aggressivst bekämpft. So greifen vermummte und gepanzerte Polizeitruppen bei den größen Schülerdemos immerwieder Personen an und verletzten diese zum Teil schwer. Mehrfach kam es schon zu Knochenbrüchen. Häufig kam es bereits auch vor, dass Personen später noch in Polizeifahrzeugen und auf dem Revier hart verprügelt wurden. Zuletzt umstellten 100 dieser Kampfeinheiten ein Gespräch von Vertretern internationaler Bildungsbewegungen mit Pressevertretern in Berlin-Kreuzberg. Dabei kam es ebenfalls zu brutalsten Szenen. Vor kurzem schließlich gab es Anquatschversuche des Verfassungsschutz gegen Personen aus dem Schulstreik-Spektrum.

Für die kommende Großdemo am 17.Juni ist auch diesmal wieder ein antikapitalistischer Block geplant. Der SDS hetzt nun gegen diesen, weil sie defamierend verbreiten, dieser wolle eh nur zum randalieren sich unter die Masse mischen. Der SDS hat deshalb auf dem letzten Treffen durchgedrückt, dass der antikapitalistische Block ganz hinten laufen muss und reiht sich damit in die Linie ihrer Mutterpartei, die in ihrer Regierungsarbeit gezielt kommunistische und andere antikapitalistische Gruppen und Bestrebungen verfolgt. Auf Grund der Repression der vergangenen Streiks und auch Monaten geht z.B. das Schülerbündnis davon aus, dass die Polizei versuchen könnte diesen Block einzukesseln, von der Demo abzutrennen und zu schickanieren. Ein solidarischer Umgang mit den unterschiedlichen Ansätzen sollte bei den Protesten im Vordergrund stehen, was eben auch bedeutet, dass nicht einfach Teile der sich formierenden Bewegung ausgegrenzt und der Staatswillkür überlassen werden darf.

Die Gruppierung SDS.DieLinke zeigt sich als untragbar für eine solche Bewegung, weil sie statt der Bewegung Auftrieb zu verleihen, darauf erpicht ist, die Partie-Linie ihrer Mutter- und Riegierungspartei bei Protesten durchzudrücken, diese damit zu ersticken und Sozialpartnerschaft mit den Herrschenden Verhältnissen von Demokratie und Marktwirtschaft zu propagieren.

@schüler

studi 05.06.2009 - 17:55
das geht nicht nur euch schülerInnen so, bei den studierenden ists doch genauso!
Linke.SDS und Linkspartei angreifen!
Boykottiert den Wahlkampf der Linkspartei offensiv!
Stände angreifen! Gegen eine Vereinnahmung von linken Strömungen durch eine "neue" Partei!

Bildungsstreik 2009

Luther Blisset 06.06.2009 - 04:03
Geile Aktion. Der RCDS heult sich bestimmt schon die Augen aus und fabuliert über "linksradikale Extremisten". Das macht's noch schöner.

solidarische Grüße aus Jena
reclaim your education!!!

streik wird ein flop

streiki 06.06.2009 - 07:10
bei den paar peoples sehe ich für den bildungsstreik in berlin aber schwarz.

aber zeichnet sich ja ohnehin ab, bei unserer gleichgeschalteten studierendenschaft.

@schüler

bob bob 06.06.2009 - 10:41
Du solltest Ursache und Wirkung nicht vertauschen. Die Mobilisierung der sds Menschen erfolgte als Reaktion auf die Mobilisierung der Menschen, die für einen mittig oder vorne laufenden anticapitalistischen Block/Lauti stimmen sollten. Oder wie sollte mensch das plötzliche Auftauchen von 20 Menschen, die noch nie auf einer vorherigen Sitzung des Berlinbündnisses waren, werten? Erst daraufhin gingen die sds Menschen (die nicht ohnehin im Berlinbündnis waren) zum Treffen. Dazu sei auch gesagt, dass auf einen Vorschlag die Abstimmung zu vertagen (was organisatorisch brisant ist, der jedoch wieder normale Verhältnisse hervorgebracht hätte), (von beiden Seiten) nicht reagiert wurde.

Ich finde es sehr merkwürdig, dass Menschen mit einem solchen Demokratieverständis, in basisdemokratischen Strukturen tätig sein können. Wenn mensch eine Gruppierung (in diesem Fall das berliner Bildungsstreikbündnis) beieinflussen möchte, dann dachte ich, dass das über inhaltliche Debatten geschieht...

Eigentlich war ich ja froh darüber, dass sich beide Seiten dieser Peinlichkeit bewusst waren und nichts dahingehend veröffentlichten (zumindest habe ich nichts gesehen), aber einen starrköpfigen Menschen gibt es wohl immer.

SDS

Karlos 06.06.2009 - 13:04
Vielen Dank für die Mobiclips. Schade eigentlich, dass dort zufällig nur Mitglieder von Organisationen vorkommen, die mit der Linkspartei zu assoziieren sind. Unter anderem dadurch wird das Bild vermittelt, dass hauptsächlich der SDS den Bildungsstreik organisisert und dahinter die treibende Kraft ist. Andere Menschen, die z.B. nicht über die Mittel verfügen, einen Mobiclip zu machen, Vierfarbflyer zu drucken, überall bei der Linken im Bundestag massenweise zu kopieren usw., werden öffentlich immer weniger wahrgenommen. Und genau das ist Ziel. Anders ist es auch nicht zu erklären, warum z.B. in der Pressegruppe des Berliner Bildungsstreikbündnisses zwei SDSlerInnen vertreten sind. Nämlich ein Sitz für die FU SDS-Gruppe und einer für die HU-SDS-Gruppe. während die Studierendenschaften zunächst nur einen Sitz kriegen sollten. Aber wie immer ist das natürlich nur linksradikale Propaganda, nicht wahr? ;D

Woher Stimmenübergewicht?

abc 06.06.2009 - 13:17
Der SDS hat doch mehr Stimmen, weil sie bei diversen Gremienwahlen entweder mehr Stimmen von Studis bekommen haben oder weil sie halt mehr Leute in irgendwelchen Bündnissen haben als irgendwelche Sekten und Splittergruppen. Abgesehen davon sind Stupa, FSR usw. Wahlen ja dank geringer Beteiligung nicht wirklich repräsentativ für die Studentenschaft (Glaub nicht, dass sich das seit meiner Studienzeit geändert hat).

Scheint mir eher so, dass wie immer irgendwelche hirnlosen Splittergruppen mal wieder versuchen ihre Linie durchzudrücken - inklusive Randale usw. Das ihr so rigoros Leute aus einer "Bewegung" ausschließen und auch gleich angreifen wollt, sagt auch alles über euer Demokratieverständnis aus.

Macht mal lieber erstmal Abi oder Bachelor (denke bei den meisten zahlt Papa das ja)!

Heidelberg

sfafaf 06.06.2009 - 16:15
auch in Heidelberg hatte Merkel einen protestbegleiteten Wahlkampfabschluss. Viele Leute die sich lautstark artikulierten, ein kurzzeitig nach Erfolg aussehender Versuch die Abfahrt zu blockieren, dann aber scheiterte, und eine etwa 150Leute-Spontandemo hauptsächlich für den Bildungsstreik, die mit der Stürmung des Rathauses endete. Von dort wurde eine Pressemitteilung verschickt über die Kritik der Demonstranten an Angela Merkels Rede und Politik.
näheres in Kürze

pm aus heidelberg und sds

grgsgsg 06.06.2009 - 18:05
Ja das ist Propaganda und dumm. Die Pressegruppe steht jedem offen, ebenso wie alle anderen Gruppen beim Bildungsstreik. Was für ein Schwachsinn daher sich darüber zu beschweren dass da zwei SDSler drin hocken du Pflaume!
Auch was Mobivideo angeht - seit einigen Wochen stellen immer wieder Leute und Gruppen Mobivideos hoch, jetzt auch der SDS. Wo liegt das Problem? Diese misstrauische Spalterscheiße geht mir so auf den Sack. Macht mit, beteiligt euch und sorgt dafür dass der Bildungsstreik was wird, statt im Nichts Gründe für eure von vorneherein feststehende und nicht mehr änderbare Meinung zu suchen, dass der böse Partei-SDS den Bildungsstreik instrumentalisiert und Machtstrukturen aufbaut und Kommunisten bekämpft. Meine Fresse.
Zusammen kämpfen - Allein machen sie dich ein
Nein ich bin nicht im SDS oder sonst irgendeiner Parteigruppe

Was ich eigentlich rein stellen wollte bevor ich mir wieder diesen pseudo-kritischen Unsinn antun musste: Die PM aus Heidelberg von heute

Pressemitteilung aus dem Rathaus Heidelberg
14:22 06.06.2009

Als Reaktion auf die Rede der Bundeskanzlerin Angela Merkel befinden sich nach einer Spontandemo im Heidelberger Rathaus ca. 150 Studierende, Schüler und weitere kritische Hörer. Für alle Anwesenden war die Rede der Bundeskanzlerin ein erneuter Beweis für die Fehlentwicklung im Bildungssystem; im Vordergrund stehe Forschung, die dem Wirtschaftsstandort Deutschland diene. Die Studierenden, die täglich von Kürzungen der Lehre betroffen sind, empfinden Merkels Worte über Heidelberg als eine „Elite“- und Wissenschaftsstadt als Farce. Zusätzliche Gelder für die Hochschulen, die kürzlich zugesagt wurden, sollen lediglich die doppelten Jahrgänge abfedern und wirtschaftlich rentable Forschungen für die „Elite“ finanzieren.
Auch beim Thema Demokratie und Mitbestimmung war Merkels Sichtweise ein Ärgernis für die Studierenden, die de Facto keinerlei tatsächliche Mitbestimmung in Uni-Gremien haben.


Merkels Ausspruch „lieber mal lesen anstatt nur zu brüllen“ empfanden die Studierenden als Beleidigung und als weitere Legitimierung des Protests auf dem Uniplatz . Dieser war damit nur ein weiterer Auftakt für den bundesweiten Bildungsstreik am 17.6. 2009 in Heidelberg.