Der autonome 1. Mai in Wuppertal

Demoteilnehmer 02.05.2009 15:59 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe
Ein Hauch von Diktatur liegt in der Luft. Während die Teilnehmer auf der angemeldeten Kundgebung der Gewerkschaften unter Führung des CDU-Oberbürgermeisters mit demselben sinnentleerten Geschwafel von Franz Müntefering (SPD) berieselt werden, das sie sonst in der Arbeitspause Ihrer Bild-Zeitung entnehmen können, ist die unangemeldete 1. Mai- Demo weitgehend von Polizeiübergriffen geprägt.
Die unangemeldete Demo startete nach einer Kundgebung auf der Gathe vor dem Autonomen Zentrum um ca. 14:30 Uhr mit etwa zweihundertfünfzig Leuten bereits in einem weiträumig von der Polizei abgesperrten und mit Kameras überwachten Gebiet. Bereits nach einhundert Metern wurde der komplett von Polizei eingeschlossene Zug planmäßig an einer über die gesamte Breite der vierspurigen Fahrbahn verlaufenden Sperre aus in zwei Reihen geparkten Polizeifahrzeugen gestoppt. Dort fand dann der erste Übergriff statt, anscheinend unter dem Vorwand der Vermummung einer Person in dem Demonstrationszug. Es gab mindestens einen verletzten Demonstranten. Dann bestimmte die Einsatzleitung die Einziehung sämtlicher Transparente, die auf der Demonstration mitgeführt wurden, da sie als verbotene "passive Bewaffnung" (Schutzgegenstände)anzusehen seien. Der Verlauf sämtlicher Polizeiaktionen in dieser Zeit wurde von erhöhten Kameraposten der Polizei aus dokumentiert. Danach konnte die Demo dann erstmal weitergehen, wurde jedoch immer wieder angehalten, wenn die gleichzeitige, vermutlich im Lagezentrum stattfindende Auswertung des Fotomaterials "beweissichere" Festnahmen von "Straftätern", also von Leuten, die sich zu Beginn bei der Einziehung der Transparente oder später, immer wenn der Zug von den Polzisten gestoppt wurde, den Polizisten irgendwie entgegengestellt hatten, zu rechtfertigen schien. Niemand durfte dann den Demonstrationszug mehr verlassen. Eine Gruppe von drei Cops aus der Einsatzleitung schritt dann immer den gesamten Demozug seitlich ab und versuchte, denjenigen ausfindig zu machen, den das Fotomaterial zeigte. Daraufhin jagte dann immer ein Greiftrupp durch den Zug, um die Festnahme durchzuführen. Auf diese Weise kamen dann mindestens sieben, acht Festnahmen zustande, bis der Zug, zunächst auf etwa fünfzig Leute geschrumpft, dann aber, während er durch das letzte Stück Nordstadt-Viertel zog, spontan durch Anwohner verstärkt, nach ca. eineinhalb Stunden den Schusterplatz erreichte, wo der Tag mit einem Fest mit guter Musik ausklang.
Und wenn sie nicht gestorben sind, kontrollieren die Polizisten immer noch an jeder Ecke die abziehenden Festteilnehmer...
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Ergänzungen

Irgendwie mehr als nur ein Hauch Dikatur

AntifascistRuhrpott 02.05.2009 - 16:54
Was da in Wuppertal abging war mal wieder Hammer.
Bullen, die in Boxerpose auf die Prügelerlaubnis warteten. Pfefferduschen (naja nicht so schlimm wie letztes Jahr) generell ein sehr gewaltbereiter Mob in grün!
Erst Schirme zerstören und dann über herausstehende Metallpinne derselben empören. Erst Straftaten anprangern und dann wider jeglicher rechtsstaatlicher Grundlage auf die Demo einprügeln. Gern auch auf die körperlich schwächeren Menschen.

Repression pur in Wuppertal und in Dortmund dann Demoverbot, während die Faschos sich erst einmal prügeln durften, um dann ZUM TEIL in Gewahrsam genommen zu werden.

Ich hoffe auf einen heißen Sommer!

von wegen bürger ansprechen

bla 02.05.2009 - 17:12
vielleicht kannst du uns erklären, wie das überhaupt möglich sein soll, wenn eine demo bereits vor beginn massiv kriminalisiert und mit repressalien überzogen wird. die faschistisch anmutenden schlägertrupps in grün, die hier ihren ekelerregenden gewaltphantasien endlich mal luft machen können und sich dabei noch im recht fühlen, schrecken doch jede und jeden ab, der sich auch nur interessiert der demo zu nähern versucht. so wie die gewaltgeilen bullentrupps aufgetreten sind, grenzte das für außenstehende beobachter schon fast an bürgerkrieg, nur dass die kräfteverhältnisse und auch die bereitschaft zum einsatz von gewalt sehr asymmeetrisch verteilt waren. folgerichtig bekamen die unglücklichen, die der gewaltmaschinerie der büttel zum opfern fielen dann auch sofort einen aufkleber mit einer identifizierungszahl zugeordnet. im jahr 2009 scheint das kollektive gedächtnis schon so geschwächt zu sein, dass sich die knechte um die symbolwirkung solcher maßnahmen wohl nicht mehr scheren zu brauchen. das, was gestern in wuppertal zu beobachten war, hätte jeder bananen"republik" oder militärjunta zur ehre gereicht. naja, so lange ist's ja hier auch noch nicht her. aber vermutlich mussten so viele polizisten in wuppertal "gebunden" werden, damit die gesinnungskollegen in dortmund freie bahn beim angriff auf die dgb-demo hatten.

übergriff

danny 02.05.2009 - 17:14
Es gab gegen etwa 18 Uhr einen Naziübergriff am Neuenteich. Etwa 7 Nazis haben mich und meinen Freund attackiert. Von der Ordnungsmacht war keine Spur zu sehen. Mit blau gehauenen Gesichtern und ein paar tritten in den Unteleib konnten wir uns in Richtung Polizeiwache flüchten. Die Nazis schienen dann in Richtung Langericht gelaufen zu sein.

Einen von ihnen habe ich auf der Mahnwache der NPD in Vohwinkel gesehen, da bin ich mir sehr sicher...

Wäre schön wenn man sich am 1. Mai mehr den Nazis als den Bullen widmet...

Teilnehmerzahlen

0202 02.05.2009 - 17:14
Selbst laut der Westdeutschen Zeitung waren es ca. 400 Teilnehmer, die Schätzungen hier sind also stark untertrieben.

WZ-Artikel:
 http://wz-newsline.de/?redid=508983

Provokateure

anwohner 02.05.2009 - 17:15
nicht zu vergessen auch die mindestens 8 bullenprovokateure, die sich komplett im "autonomen-look" an der demo aufhielten...das waren nicht einfach zivis, das waren agents provocateurs! zum glück sofort erkannt und nicht auf den leim gegangen-aber trotzdem krassse sache

@danny

örg 02.05.2009 - 17:38
hier kannste ja mal gucken ob du wen wiedererkennst.wär auch toll, wenn du schreibst, wer.

wdr und radiowuppertal

egal 02.05.2009 - 17:45
wdr:

Festnahmen bei autonomer Mai-Demonstration

Während der autonomen Mai-Demonstration in Wuppertal sind die befürchteten Ausschreitungen weitgehend ausgeblieben. Trotzdem gab es zahlreiche Rangeleien zwischen Polizisten und Demonstranten. Zehn Personen wurden festgenommen. René Rabenschlag: Etwa 400 Teilnehmer hatten sich am frühen Nachmittag am autonomen Zentrum in Wuppertal-Elberfeld versammelt, um danach in einem Demonstrationszug in die Nordstadt zu gehen. Die Polizei begleitete die Autonomen mit einem massiven Aufgebot an Einsatzkräften mehrerer Hundertschaften. Schon kurz nach Beginn nahm die Polizei einige Demonstranten fest, weil sie vermummt waren oder mit Silvesterböllern auf die Beamten geworfen hatten. Die Initiatoren hingegen werfen der Polizei vor, mit einem aggressiven Auftreten zur Eskalation beigetragen zu haben. Auch die Arbeit zwischen einem neugegründeten Vermittlungsbündnis und den Behörden habe nicht funktioniert.

 http://www.wdr.de/studio/wuppertal/nachrichten/index.html#r3


radiowuppertal:

Festnahmen bei Autonomen-Demo

Die Mai-Demonstration der Autonomen Szene in Wuppertal ist diesmal friedlicher abgelaufen als im vergangenen Jahr. Am 1. Mai 2008 musste die Demo noch aufgelöst werden. Zehn Festnahmen hat es gegeben, meist wegen Vermummung oder Widerstand gegen die Polizei. Im vergangenen Jahr wurden noch knapp 150 Wuppertaler festgenommen. Trotzdem wollten weder die Autonomen noch die Polizei kurz nach der Demo ein positives Fazit ziehen. Die Autonomen, die gegen übertriebene Polizeigewalt demonstriert hatten, haben das der Polizei auch gestern vorgeworfen. Der war es noch zu früh für eine Bilanz, die Demonstration sei aber auf jeden Fall friedlicher verlaufen als 2008. Viele der 400 Teilnehmer hatten Fotoapparate und Videokameras dabei, um den Einsatz der Polizei festzuhalten.
Auch die Polizei hat während der Demo die linken Gruppen gefilmt.

 http://www.radiowuppertal.de/aktuell/regionale-nachrichten/index.html

Bullen, Schweine, Mörder! (Spruch aus Athen)

Anarchist 02.05.2009 - 18:50
Okay, der Spruch, auf vielen Häuserwenden in Athen gesprüht geht zu weit, weil hier Tiere ungebührend beleidigt werden (Schweine und Bullen tragen keine Tonfas!) und PolizistInnen immer noch Menschen sind.


Jetzt zum Thema:
Die Polizei will in Wuppertal isch an ihrem 1. Mai mal wieder ausagieren, ohne sich in Gefahr zu begeben. Bietet sich doch als nette Übung für härtere Fälle an. Sie weiß, dass die Medien ihre subjektiven oder ehr Lügenberichte komplett übernehmen und sie auch im nächsten Jahr wieder fröhlich zuschlagen darf. Das ist der eigentliche Skandal, dass die Öffentlichkeit die Prügeleinheiten immer wieder unterstützt. In Wuppertal demonstrieren ist in den letzten Jahren immer mehr zu "den Polizeistaat demonstrieren" geworden.

Alle, die sich klammheimlich freuen, über gelungene Gegenwehr, werden dann noch von den eigenen Reihen als "Macker", "Randalekiddies" oder "Unser Gegner ist nicht die Polizei" diffarmiert.

Was sind denn dann die bezahlten Schlägerhorden in Uniform anders als einer unser Gegner? PolizistInnen, die dich abfilmen, beleidigen, schlagen, treten, einkesseln, mit Pfefferspray eindecken und dir dann noch eine verlogene "Beweisaufnahme" liefern können, weil "judikative" und "exekutive" dann wohl doch nicht so unabhängig sind.

Immer daran denken, auf welcher Seite die Polizei steht und welche Bedeutung sie für das System hat!

Black Block Ziften

Angereister Krawallmacher 02.05.2009 - 21:57
Es wurden zwei Autos mit jeweils drei Zivis im "Autonomen Look" enttarnt. Im Gegensatz zu "normalen" Zivis (in NRW) hatten alle ein sehr junges Aussehen, schwarze Szenekleidung inkl. Buttons etc. Es ist davon auszugehen, dass diese Art der Provokateuren in Zukunft öfters versuchen wird, sich unter linke Demos in NRW zu mischen.

Kennzeichen der Autos:
SG-ED-251 (silberner Ford)
ME-CE-582 (schwarzer Golf TDI)

Bullen aus der ersten Reihe

irrelevant 03.05.2009 - 18:43
selten so nervende und aggressive bullen erlebt

bilder 1

pixxxart 05.05.2009 - 08:53
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bilder 2

pixxxart 05.05.2009 - 08:55
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