Solidemo für Christian und Andrea in Tel Aviv

anilojinji 11.07.2008 18:28 Themen: Antifa Repression Weltweit
Zwischen den viele Demonstrationen und Aktionen in den West-Bank haben israelische AnarchistInnen auch Zeit gefunden, mit einer Kundgebung vor der deutschen Botschaft in Tel Aviv ihre Solidarität mit den in Deutschland gefangenen AntifaschistInnen Andrea und Christian zu zeigen.
Am 30.6 haben sich 20 AktivistInnen vor der deutschen Botschaft in Tel Aviv versammelt um ihren Protest gegen die deutsche Regierung und ihre Solidarität mit dem antifascistischen Widerstand in Deutschland zu zeigen. Obwohl es viel mehr Polizei als Demonstranten gab, war die Stimmung gut, vor allem als vor kurzem gelernte Parolen auf deutsch gerufen wurden, die viele an ihren letzten Aufenthalt in Berlin errinerten.

Neben einem grossen Transparent worauf auf Hebräisch zu lesen war "Freiheit, ohne Zäune, ohne Grenze" gab es auch zwei Plakate auf Deutsch, die die eher lustige Situation (von einer israelischen Perspektive aus gesehen) in der deutschen Linke humorvoll kommentierten: " Nie wieder Deutschland, Nie wieder Israel" und " Gegen Antisemitismus, Gegen Zionismus". Außerdem gab es natürlcih auch ein Plakat auf Englisch "Free Christian and Andrea, Nazis raus" und eine grosse Antifa Fahne.

Darunter ist noch der Aufruf zur Kundgebung auf Hebräisch und Englisch zu lesen.





אנדראה וקריסטיאן הם שני אסירים פוליטיים שיושבים כבר יותר מחצי שנה בבתי כלא בברלין על פעילות אנטי נאצית. הם נעצרו על חסימת כביש שבו צעדה הפגנה של ניאו נאצים בדצמבר 2007 , והואשמו בהפרה סדרתית של הסדר הציבור, הטיעון לעונש הכליאה הארוך של שלוש שנים היה, שהם מודעים פוליטית ולכן אמצעים רגילים לא ירתיעו אותם מהמשך הפעילות, במהלך המשפט השופטים הציעו להם להתחייב להפסיק את הפעילות הפוליטית ולהשתחרר בו ביום, אבל הם סרבו ובמקרה כזה החליט בית המשפט אין מנוס אלה לשמור על החברה המהוגנת מאנשים מסוכנים כל כך וגזר לשים את הנאשמים בהתנגדות פעילה לנאציזם מאחורי סורג ובריח.

"הסדר הציבורי" שאותו הם הפרו, הוא הסדר שמאפשר לניאו נאצים לתקוף מהגרים. ושישים שנה אחרי מלחמת העולם השנייה, לבצע פוגרומים נגד קהילות של פליטים. סדר, פירושו בגרמניה שניאו נאצים יכולים לצעוד ברחובות וכל מי שמפגין נגדם סופג את כל עוצמת הדיכוי שהמדינה מסוגלת לנפק.

מאז המאסר שלהם שלטונות הכלא עשו הכול על מנת לשבור את רוחם. אנדראה נשלחה ליחידות הבידוד לעיתים תכופות, נשללו ממנה זכויות הביקור, טלפון ודואר כי כמו שאמרה לה מפקדת הכלא "את אסירה פוליטית, אותך אנחנו צריכים לשבור, כדי שתהיי דוגמה למה שקורה למי שמערער על הסמכות של המדינה" קריסטיאן סבל גם הוא לא מעט, הוא לא קיבל את התרופות שהוא צריך, שללו ממנו ביקורים, והטילו עוד שלל הגבלות.

לסולידאריות יש משמעות עצומה, במיוחד שמדובר באסירים פוליטיים. עצם המטרה של המאסר היא לבודד אותם מהפעילות הפוליטית. הסולידאריות מראה שחומות בתי הכלא לא יכולים לעשות את זה, שההפך הם נהפכים למוקדים של פעילות. במקרה הזה לסולידאריות בארץ יש משמעות יותר גדולה, בגלל שמטבע היחסים המיוחדים הממשלה הגרמנית רגישה יותר לביקורת שמועברת עליה מהארץ, והפגנה נגד מאסר של פעילים בתנועות ההתנגדות לניאו נאציזם יכולה באמת לעזור, חוץ מזה שזו בקשה אישית של קריסטיאן. בתור פעילים שנמצאים באזור שבו יש ריכוז גבוה מאד של אסירים פוליטיים. עלינו לשאוף לבניית סולידאריות בינלאומית ולקרוא לשחרור כל האסירים הפוליטיים.

"השאיפה שלנו לחופש חזקה יותר מבתי הכלא"


Solidarity demo with Christian and Andrea in front of the German embassy
Monday the 30th of June at 11:00am
Daniel frish 3 (near the Zionists of America house)


Andrea and Christian are political prisoners that are imprisoned in Berlin for over six months now. They were arrested in December 2007 while blocking a neo Nazi demo, they were accused of serial disobedience. The argument leading to a three years imprisonment is that they are politically aware so a regular punishment is not enough to deter them. During their trial the judges offered to release them the same day if they commit to stop any political activity, Andrea and Christian refused to this deal, which meant the judges decided to lock them up in order to defend the public order.

The public order which needs to be defended is the same one that allows neo Nazis attacks on immigrants and pogroms against refugee communities, sixty years after the Second World War. This order means that neo Nazis can walk in the streets and whoever resists that can suffer greatly from state repression.

Since Andrea and Christian arrest, the state did a good job trying to break their spirit. Andrea was often sent to solitary confinement, she was denied her right for visits phone calls and mail. And in the words of her prison commander: "you are a political prisoner; we need to break you so you can be an example to whoever undermines state authority". Christian also suffered a series of restraints; he didn't get his medicine and was denied visits.

Solidarity always has a special meaning. When it comes to prisoners the purpose of the imprisonment is to isolate them from there political activities. Solidarity shows that we are stronger then the prison walls. In this case solidarity coming from here is very meaningful because the German government is more sensitive to critic coming from Israel. A demo against the arrest of two anti Nazi activists can really help (Also it is a personal request from Christian). As political activists in an area which suffers from a large concentration of political prisoners, we need to work on building international solidarity with this cause, and to call out – freedom to all political prisoners.

"Our aspiration for freedom is stronger than the prisons"
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

zwischen zion und mauer

claudia 12.07.2008 - 13:49
uri gordon, aktivist der "anarchist against the wall" und autor von "lebendige anarchaie" kommt wohl in den nächsten monaten nach europa -- wäre sehr interesant, ihn auch hier erleben und sprechen zu können. vielleicht findet sich ne gruppe, die einen tremin organisieren kann?
ansonsten hier eine interessante audiodatei zum thema: "Zwischen Zion und Mauer" (radio chiflado)

Veranstatlung mit Uri Gordon

anilojinji 16.07.2008 - 17:22
Buchvorstellung und Gespäch mit Uri Gordon, israelischer Anarchist und Autor des Buches "Anarchy Alive".

Am Dienstag, 22.7 um 20:00 im Buchladen Schwarze Risse, Geneisenaustr. 2a, Kreuzberg.

Der Autor und Aktivist Uri Gordon wird sein Buch "Anarchy Alive!: Anti-authoritarian Politics from Practice to Theory" (Pluto Press) vorstellen und über die vielen Themen in diesem Buch diskurtieren: die heutige anarchistische Bewegung, Gewalt, Macht und Technologie in der anarchistischen Politik und den Umgang mit nationalen Befreiungsbewegungen, hauptsächlich in Israel/Palästina.

Die Veranstaltung findet auf Englisch statt, Bei Bedarf gibt es auch eine Übersetzung ins Deutsche.

Mehr über das Buch und den Autoren:
 http://anarchyalive.com/about/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 16 Kommentare

"Lustige Situation in der deutschen Linke(n)"

antifa 11.07.2008 - 18:40
So "lustig" finde ich die Situation gar nicht, wenn die Linke zutiefst gespalten ist und nicht wirklich mehr was auf die Reihe bekommt.

@antifa

mosafaka 11.07.2008 - 18:54
tja da fehlt dir wohl eindeutig die israelische perspektive...

(A) is everywhere

Shizo 11.07.2008 - 19:41
immer wieder schön, so etwas zu sehn und zu lesen. GRENZENLOSE solidarität mit den Anarchisten_innen in Israel und Umgebung.

die original adresse heißt natürlich  http://awalls.org <<< anarchists against the wall.

 http://www.ainfos.ca/de/
ein freund ;-)

ihr habt sie doch nicht mehr alle

ich 11.07.2008 - 19:46
Liebe Indys,
seid Ihr wirklich so bescheuert, dass ihr auf der deutschen Indymedia-Seite Fotos von einem Plakat veröffentlicht, auf dem "Nie wieder Israel", und einem anderen, auf dem "Gegen Zionismus" steht? Das ist nur 60 Jahre nach der Shoa in dem Land, dessen Einwohner_innen den industriellen Massenmord an sechs Millionen Juden betrieben, und in dem die juristische, moralische, gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialmus im wesentlichen ausgefallen ist, fast nicht zu glauben. Wenn Indymedia für die Deutsche Linke steht, möchte ich damit nicht mehr viel zu tun haben - da sind mir aufgeklärte, liberale Bürger_innen doch um einiges näher.

Vermutlich wird diese Ergänzung versteckt oder gleich ganz verschwinden. Was ist diesmal das "Argument", um Eure antiisraelische Position zu legitimieren? Ich bin gespannt (nicht wirklich).

thanx to israel

Ischia 11.07.2008 - 19:49
for opening blind german minds. -)
shalom

tolle aktion

assel 11.07.2008 - 20:10
gegen staaten! überall!
gegen rassistische, sexistische, nationalistische, antisemitische strömungen... und gegen staaten aller art... das ist kein widerspruch, sondern anarchismus! schön, dass es noch leute gibt, die es verstehen und nicht einfach nationalfahnen (also natioanlistische symbole) anderer staaten schwingen

großartige aktion!

(muss ausgefüllt werden) 12.07.2008 - 12:07
besten dank und lieben gruß an die aktivistInnen in israel für ihre solidarität. Solidarität kennt keine grenzen und mauern!

infos zu andrea: www.freeandrea.de.vu und zu christian unter: www.freechristian.de.vu

Reissen wir die Mauern ein, die uns trennen!
Solidarität ist eine Waffe!

@ich

(A)-iss muss! 12.07.2008 - 12:12
Trotz deiner angebrachten Kritik am Aufarbeitungsprozess des NS-Regimes, ist mir doch schleierhaft
warum ich mich deiner Meinung nach nicht mit israelischen Anarchist_innen solidarisieren sollte,welche, interessanterweise im Gegensatz zum pro-israelischem milieu der "deutschen"Antifa,auf das right-wing nationalisten Geschwafel der israelischen Regierung scheißen und auch in diesem Konflikt nicht die Symptome sondern die Ursache angreifen und Kapialismus und Staat kritisieren.Auf die Anarchist_innen in Israel wird viel zu selten geschaut dabei würden sie die kritische Debatte inerhalb der "deutschen"Antifa um den Staat Israel und seine Gestallt mit Objecktivität und Realitätsnähe bereichern welche ich vermisse.Nationalismus ist, welch überaschung,überall scheiße und anti D`s die mir Israels Siedlungspolitik mit Grenzbegradigungsmasnahmen legitimieren und sich im tagespolitischem symtomkonflikt verrant haben (was sich aber zweifellos auch einigen anti-imp´s nachsagen lässt)wünsche ich seitenweiße demoberichte aus israel mit fotos und interviews und links ohne ende.
Hoch die antinationale solidarität!
Dank den israelischen Anarchist_innen!
One struggle, one fight!!

keine staaten nirgendwo

acrata 12.07.2008 - 12:29
staaten sind staaten, die haben pässe und polizei, knäste und grenzen, unterdrückung und ausgrenzung - egal welche fahne darüber weht --- so ist die aussage der israeöisch/palästinesischen genossen zu verstehen und das gilt für einen event.palästinischen staat genauso --
diese staatsverfechter könnten übrigens dann vom zionismus als (ehemals)nationale befreiungsbewegung einiges abgucken, das tut sich dann inhaltlich nicht weh

que?

acrata 12.07.2008 - 13:36
wer einen staat gegenüber einen anderen aufwiegt begibt sich in sehr gefährliches, zwielichtiges gewässer-
philosemiten sind auch rassisten

Zensur

binbaff 12.07.2008 - 14:04
Ich bedanke mich für die Zensur meiner Ergänzung!

andere sorgen

saf 12.07.2008 - 18:07
die sollten sich dort lieber solidarisch palestina gegenueber zeigen!!!

Zensur II

das einzig wahre ich 13.07.2008 - 19:27
EIn Dank für die Zensur meiner Ergänzung möchte ich an dieser Stelle auch nachreichen.

War warscheinlich verdächtig, "Antideutsch" motiviert zu sein (leider daneben, lieber Zensurmod!) und dabei zu gut argumentiert. Das Argument, Indymedia sei kein Diskussionsforum ist angesichts dessen, was da sonst stehengelassen wurde, leider etwas schwach, wie?

Liebe Mods! seht mal zu, dass ihr ein bisschen die verbohrten Fanatiker aussortiert, die dafür sorgen, dass Indymedia immer mehr abflacht und von immer weniger Leuten genutzt wird.
Und das nicht von Antideutschen. Meine Bezugsgruppe und viele Leute, mit denen ich zu tun habe, verstehen sich beileibe nicht als Antideutsch, sind aber trotzdem tierisch genervt von der Einseitigkeit, die sich auf Indymedia eingeschlichen hat, die meisten schaun da gar nicht mehr rein "weil ´s zu einseitig/platt ist".

Vieles, was nicht in das 80er- Jahre Antiimp-Schema passt, wird zensiert, die ganz besonders Dummen Sachen schaffens meistens übers Open Posting hinaus.

???

gähn 14.07.2008 - 10:28
Wie verkommen ist das denn?


Israel = Deustchland

Man kann auch eine grundsätzliche Kritik an Staatlichkeit formulieren und trotzdem nicht so blöde sein, und "nie wieder Israel" neben "nie wieder Deutschland" zu stellen (oder Antisemitismus und Zionismus auf eine Stufe stellen).

"Nie wieder Deutschland" bezieht sich vor allem auf die Erfahrungen mit dem nationalsozialistischen Deutschland, auf Vernichtungskrieg und Holocaust.

Deswegen wäre es auch (auch aus Anarchistischer Sicht!) schon ziemlich blöde, "Nie wieder Frankreich!" in den selben Zusammenhang wie "Nie wieder Deutschland" zu stellen. Dasselbe dann noch Israel zu verzapfen, wohl wissend, warum und unter welchen Umständen es gegründet wurde, ist nicht zu entschuldigen.

Unterdrückung, ob staatliche oder nicht staatliche, ist immer scheiße, aber immer verschieden. Die Unterschiede zu verwischen, z.B. zwischen Gewalt, die der Staat Israel ausübt und der Gewalt des Nationalsozialistischen Deutschland (das mit "Nie wieder Deutschland" gemeint ist), ist in diesem Fall vielleicht noch gut gemeint, aber eben in der Sprache der Geschichtsrevisionisten, die so Täter zu Opfern und Opfer zu Tätern umdeuten.

Wenn man die Situation in Israel ein bisschen genauer analysiert, ist es außerdem fraglich, inwiefern man Israel noch das Urteil, "Täterin" zumuten kann. Israel verteidigt sich gegen Angriffe von irren Islamisten, denen das Leben anderer so wenig gilt, wie das eigene.
Inwiefern die Maßnahmen geeignet sind, die Situation in der Region für alle Menschen zu verbessern, darüber lässt sich streiten, meinetwegen. Aber gemessen an den ständigen Aggressionen, denen Israel ausgesetzt ist, kann man nur erstaunt sein, wie zimperlich Israel immer noch mit seinen Nachbarn umgeht, besonders wenn man weiß, wie viel Israel in den Aufbau von Infrastruktur etc. in den Palästinensergebieten schon investiert hat. Ein ganz normaler anderer Staat, zumal ein so gut ausgerüsteter wie Israel, würde sich so ein Gehabe nicht 60 (!) Jahre lang bieten lassen.


Antisemitismus=Zionismus?

Antisemitismus ist ein Ressentiment, nichts weiter. Antisemiten nehmen den Juden übel, dass es sie gibt, mehr Hintergrund hat Antisemitismus nicht. Zionismus, hingegen hat schon einen Hintergrund, der auch besser begründet ist, als z.B der deutsche Nationalismus. Antisemitismus erfreut sich weltweit immer noch einer großen beliebtheit. Wer jetzt behauptet, daran sei Israel selbst schuld: Der Holocaust, das war VOR der Gründung des Staates Israel, übrigens...

Dass man als LinkeR gegen jede Form des Nationalismus sein sollte, ist ja wohl klar. Aber man muss kein Israelischer Nationalist sein, um in der gegenwärtigen Situation die Notwendigkeit eines Staates Israel anzuerkennen. Israel und der Zionismus mit Deutschland und Antisemitismus auf eine Stufe zu stellen, ist der Gipfel der Absurdität und zeigt, dass auch in Israel die Linken ein bisschen blöd sein können. Ich bin mir sicher, dass es in Israel auch Anarchisten gibt, die nicht so "objektiv" sind.


Moral hier = Moral dort?

Wenn Leute hier "Objektivität" einfordern, meinen sie doch nichts anderes, als ganz objektiv, Israel und Deutschland auf eine gleiche Ebene herunterzurechnen, als handele es sich um Waren, als könnte es ein gemeinsames Äquivalent von Moral geben, vor allem in diesem speziellen Fall. Wie kommt man auf sowas?
Der Struktur nach ist diese Figur jedenfalls dem klassischen Antisemitismus nicht unähnlich. Der Antisemit alter Schule unterstellte den Juden noch, sich unrechtmäßigerweise Kapital anzueignen. Ist die Unterstellung der Anhäufung "moralischen Kapitals" auf Jüdischer Seite also nichts als eine Erweiterung des klassischen Antisemitismus und nicht bloß "sekundärer Antisemitimus" zur Schuldabwehr? Beiden zugrunde liegt ein ähnlicher Trugschluss, es gebe so etwas wie eine "Objektive" Ebene der Gerechtigkeit des Tauschs. Wo man Waren gleich um gleich tauschen kann, da kann man das auch mit Moral. Beides ist Quatsch, wird aber gepaart mit dem Antijüdischen Ressentiment immer wieder bitterer Ernst.

"Objektivität", ganz besonders wenn es um Moral geht, ist einfach Käse, beruht meist auf vereinfachenden, Welterklärungsmodellen, von denen sich ihre Vertreter Handlungsfähigkeit (also Absolution) in einer Welt erhoffen, die ihnen zu kompliziert ist. Wer "Objektivität" fordert, will also schlicht um die Verantwortung für das, was er/sie tut oder sagt loswerden. Wer auf diese Weise Israel und das (Nationalsozialistische) Deutschland in den selben Topf werfen kann, ohne mit der Wimper zu zucken, beweist damit schon zu genüge, wie verkommen eine solche Sichtweise ist.


Deutsche Linke ≠ Andere Linke?

Wie sehr sich Manche hier eine/n drauf abrubbeln, wie "lustig" oder wie "absurd" die Situation in der Deutschen Linken sei, ist einfach traurig. Ich kann mich noch an die aggressiven Antizionistischen Pamphlete erinnern, die in den 80ern und 90ern in linken Zentren herumlagen. Aus diesen Heftchen sprach nichts als Antisemitischer Hass, Darstellungen von Israelis mit Hakennasen oder als raffende Kraken waren da eher die Regel als die Ausnahme.
Ich bin immer wieder erschrocken, wie ausgesprochen "locker" der Umgang mit Antisemitismus bei vielen "Linken" ist, da freut es mich, dass es hier immerhin eine breite Debatte gibt. Wer findet, dass diese Debatte absurd ist, sagt damit, das es Absurd ist, Antisemitismus zu thematisieren. Interessanter Ansatz, vor allem in Deutschland. Im Haus des Henkers spricht man nicht vom Strick, nicht wahr?






es fehlt noch....:

korrektor 14.07.2008 - 17:41
nie wieder palästina

nie wieder mufti von jerusalem(war ss mitglied),(für arafat ein held)

nie wieder protokolle der weisen von zion ,da beziehen sich die hamas leute drauf

nie wieder antiimps

nie wieder antideutsche

nie wieder nachdenken

....

vergleichende Antisemitismuswissenschaft I

el comparador 14.07.2008 - 21:25
Wie verkommen ist das denn?


Israel = Deustchland

Man kann auch eine grundsätzliche Kritik an Staatlichkeit formulieren und trotzdem nicht so blöde sein, und "nie wieder Israel" neben "nie wieder Deutschland" zu stellen (oder Antisemitismus und Zionismus auf eine Stufe stellen).

"Nie wieder Deutschland" bezieht sich vor allem auf die Erfahrungen mit dem nationalsozialistischen Deutschland, auf Vernichtungskrieg und Holocaust.

Deswegen wäre es auch (auch aus Anarchistischer Sicht!) schon ziemlich blöde, "Nie wieder Frankreich!" in den selben Zusammenhang wie "Nie wieder Deutschland" zu stellen. Dasselbe dann noch Israel zu verzapfen, wohl wissend, warum und unter welchen Umständen es gegründet wurde, ist nicht zu entschuldigen.

Unterdrückung, ob staatliche oder nicht staatliche, ist immer scheiße, aber immer verschieden. Die Unterschiede zu verwischen, z.B. zwischen Gewalt, die der Staat Israel ausübt und der Gewalt des Nationalsozialistischen Deutschland (das mit "Nie wieder Deutschland" gemeint ist), ist in diesem Fall vielleicht noch gut gemeint, aber eben in der Sprache der Geschichtsrevisionisten, die so Täter zu Opfern und Opfer zu Tätern umdeuten.

Wenn man die Situation in Israel ein bisschen genauer analysiert, ist es außerdem fraglich, inwiefern man Israel noch das Urteil, "Täterin" zumuten kann. Israel verteidigt sich gegen Angriffe von irren Islamisten, denen das Leben anderer so wenig gilt, wie das eigene.
Inwiefern die Maßnahmen geeignet sind, die Situation in der Region für alle Menschen zu verbessern, darüber lässt sich streiten, meinetwegen. Aber gemessen an den ständigen Aggressionen, denen Israel ausgesetzt ist, kann man nur erstaunt sein, wie zimperlich Israel immer noch mit seinen Nachbarn umgeht, besonders wenn man weiß, wie viel Israel in den Aufbau von Infrastruktur etc. in den Palästinensergebieten schon investiert hat. Ein ganz normaler anderer Staat, zumal ein so gut ausgerüsteter wie Israel, würde sich so ein Gehabe nicht 60 (!) Jahre lang bieten lassen.

Antisemitismus=Zionismus?

Antisemitismus ist ein Ressentiment, nichts weiter. Antisemiten nehmen den Juden übel, dass es sie gibt, mehr Hintergrund hat Antisemitismus nicht. Zionismus, hingegen hat schon einen Hintergrund, der auch besser begründet ist, als z.B der deutsche Nationalismus. Antisemitismus erfreut sich weltweit immer noch einer großen beliebtheit. Wer jetzt behauptet, daran sei Israel selbst schuld: Der Holocaust, das war VOR der Gründung des Staates Israel, übrigens...

Dass man als LinkeR gegen jede Form des Nationalismus sein sollte, ist ja wohl klar. Aber man muss kein Israelischer Nationalist sein, um in der gegenwärtigen Situation die Notwendigkeit eines Staates Israel anzuerkennen. Israel und der Zionismus mit Deutschland und Antisemitismus auf eine Stufe zu stellen, ist der Gipfel der Absurdität und zeigt, dass auch in Israel die Linken ein bisschen blöd sein können. Ich bin mir sicher, dass es in Israel auch Anarchisten gibt, die nicht so "objektiv" sind.