Polizei nimmt Neonazis in Moskau fest

Mediator 22.06.2008 13:34 Themen: Antifa Antirassismus
Erneut hat die russische Polizei eine Gruppe von Nazi-Skinheads in Moskau festgenommen. Den Männern werden über 20 Morde an Ausländern und verschiedene Überfälle vorgeworfen. Die Zahl der Morde in Russland steigt unaufhörlich, schon jetzt ist die gesamte Zahl vom letzten Jahr überholt.
Besonders junge Täter

Die russische Polizei hat eine Gruppe von Skinheads in Moskau festgenommen. Den Männern werden mindestens 20 Morde an Ausländern vorgeworfen. Opfer waren vor allem Kaukasier und Bürger der ehemaligen zentralasiatischen Sowjetrepubliken, so die Polizei. Im letzten Jahr tauchte im August ein Hinrichtungsvideo auf, dass eine in Hinrichtung von zwei Menschen zeigt, allem Anschein nach von Neonazis durchgeführt. Die Polizei ist sich mittlerweile ziemlich sicher, dass es echt ist. Doch man muss keine Videos schauen um die Realität zu entschlüsseln. Die hohe Anzahl von Morden steigt und gehen oft auf Einzelpersonen oder bestimmte Gruppen zurück, die sich zusammengeschlossen haben. „Rassenhass“ nannte ein Student letztes Jahr als Tatmotiv und schockte die Fahnder mit einem grausigen Geständnis. Der erst 17 Jahre alte Heranwachsende gab zu, schon Dutzende Morde auf dem Gewissen haben. Vor der Staatsanwaltschaft prahlte er mit insgesamt 37 Bluttaten. Inzwischen hat er sein Geständnis widerrufen, doch die Behörden sind sicher, ihm in über 20 Fällen die Tat nachweisen zu können. Es gibt inzwischen viele Nacheiferer, seit Jahren nehmen die xenophoben Überfälle in Russland zu. Hochburgen sind neben der Hauptstadt Moskau vor allem St. Petersburg, Woronesch sowie die Ural-Region Swerdlowsk. Seit Anfang des Jahres 2008 kamen über 70 Menschen bei rassistischen Angriffen ums Leben. Das ist bereits jetzt mehr als 2007.


Verabredung im Internet

Die aktuelle festgenommene Gruppe soll 15 Bluttaten in Moskau selbst verübt haben, fünf weitere Morde geschahen im Umland der russischen Hauptstadt. Hinzu kommen weitere Überfälle. "Die Verhafteten sind zwischen 17 - 20 Jahre alt, Bewohner Moskaus oder des Moskauer Umlands, die sich selbst zur Skinhead-Szene zählen", erklärte ein Polizeisprecher. Insgesamt wurden etwa 20 Personen festgenommen. Die Neonazis verabredeten sich zu ihren Überfällen meist per Internet. Auf zahlreichen rechtsradikalen Foren machten sie jeweils Treffpunkte und Zeitpunkt ihrer Aktionen fest. Bei den Überfällen gingen die Täter mit großer Brutalität vor. Personen, die nicht slawisch aussahen, wurden mit Metallgegenständen, Baseballschlägern und Messern attackiert. Neben der Fremdenfeindlichkeit gibt es zahlreiche weitere Probleme in Russland. Dazu zählen die Unterdrückung von Pressefreiheit und Opposition, unfaire Rechtsprechung und die Verletzung von Menschenrechten in russischen Gefängnissen.


Konkurrenzangst und Xenophobie

Besonders schlimm ist die Lage im Nordkaukasus, dort komme es nach wie vor zu Entführungen und Willkür bis hin zu Folter und Mord, so Amnesty International. Schätzungen zufolge gibt es in Russland etwa 70.000 Skinheads, die Hälfte davon gilt als gewaltbereit. Der Fremdenhass der Neonazis ist dabei nur die Spitze einer in Russland weit verbreiteten Xenophobie. Vorurteile gegen Ausländer sind keineswegs auf eine kleine Randgruppe beschränkt. Viele Russen stempeln die Südländer von vornherein als zweitklassig ab. Sie nennen sie „Tschornyje“, d.h. „Schwarze“ und sind sich oft gar nicht im Klaren darüber, wie abwertend der Begriff ist. Obwohl die Zugereisten oft niedrige Arbeiten übernehmen, die kaum ein Russe machen würde, kursiert Konkurrenzangst unter der Bevölkerung. Die Rechten bedienen sich dann der gängigen Klischees mit Parolen wie „Russland den Russen“ oder „Schlagt die Schwarzen“. Der Staat trägt seinen Teil zur Fremdenfeindlichkeit bei. Eines der am weitesten verbreiteten Diskriminierungsmittel sind die ständigen Personenkontrollen der russischen Polizei. Diese greifen sich fast ausschließlich Kaukasier und Zentralasiaten, um deren Registrierung zu überprüfen und sie abzukassieren.



Siehe auch:

Neonazis produzieren Hinrichtungsvideo
 http://de.indymedia.org/2007/08/190874.shtml

Russische Märsche - ein Rückblick
 http://de.indymedia.org/2007/11/199513.shtml

Toter bei Nazi-Angriff gegen Anti-Atom-Camp in Sibirien
 http://de.indymedia.org/2007/07/188489.shtml
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Ergänzungen

Die Dussel halten sich für Nazis

Kapitalismus und Nationalsozialismus 22.06.2008 - 16:01
...und ich dachte immer in der neonazistischen Rassenkunde nahmen bzw. nehmen die Slawen den Status eines Menschen 2-3. Klasse ein. So heißt es bei Wiki beispielsweise: "Die Eroberung von „Lebensraum im Osten“, zentraler Programmpunkt Hitlers, sollte auf Kosten der slawischen Völker gehen, die als Angehörige einer „minderen Rasse“ definiert wurden."  http://de.wikipedia.org/wiki/Slawenfeindlichkeit

Allerdings definieren sich die russischen Neonazis über eine Überlegenheit der slawischen Rasse, obgleich sie Hitler verehren mit mit nationalsozialistischen Symbolen verziert sind. Doch wenn es darum geht, nach unten zu treten, findet sich für jedes Faschisten-Pack auf der Welt ein vermeintlich schwächeres Glied in der Kette des kapitalistischen Verwertungsapparates.

Fazit: Faschisten und Rassisten sind eine pervertierte Ausprägung kapitalistischer Verwertungslogik.

Russische Rassisten mit ihrer deutschen Hakenkreuz-Mythologie sind keine Nazis und sie können es auch niemals werden...

Spenden

... 22.06.2008 - 16:21
Wurde zwar schon öft mal gepostet, kann aber irgendwie ja auch nicht schaden:
Spendenadresse für russische AntifaschistInnen und weiterführernde Links zu (englischsprachigen) Informationsseiten zur Situation in Russland.
 http://www.raw.at/texte/sonstiges/russlandsoliaufruf.htm

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Skinheads? — joe hawkins

danke — 443

@ joe hawkins — Rudeboy

@ SKIN — Rudeboy