Israelis & Palästinenser gegen Apartheid

duckbill 10.05.2008 20:46 Themen: Militarismus Weltweit
Am Freitag demonstrierten hunderte palästinensische, israelische und ausländische Friedensaktivisten gegen den völkerrechtswidrigen Bau der israelischen Trennungsmauer und die Enteignung palästinensischen Landes. Zahlreiche Menschen mussten medizinisch behandelt wurden, nachdem die israelische Armee Tränengas und gummiummantelte Stahlgeschosse gegen die Demonstranten einsetzte.
Im palästinensischen Ort Bil’in versammelten sich ca. 100 Israelis, Palästinenser und internationale Friedensaktivisten zu einem Protest gegen die Enteignung des Dorflandes und die Ausweitung der nahe gelegenen israelischen Siedlung.

Bisher wurden ca. 60% des Dorflandes durch den Bau der israelischen Trennungsmauer enteignet. Das Agrarland, welches die Grunderwerbsquelle der lokalen Bevölkerung darstellt, soll für die Ausweitung israelischer Siedlungen genutzt werden. Im vergangenen Jahr entschied der israelische Oberste Gerichtshof, dass der Mauerverlauf zu Gunsten Bil’ins verändert werden müsse, allerdings wurde die Entscheidung nie umgesetzt.

Die israelische Armee reagierte auf die friedliche Demonstration mit dem massiven Einsatz von gummiummantelten Stahlgeschossen und Tränengas. Zahlreiche Demonstranten, sowie Dorfbewohner, auf die ebenfalls geschossen wurde, mussten medizinisch versorgt werden.

Ebenfalls am Freitag demonstrierten ca. 200 Menschen im palästinensischen Dorf Al-Khader gegen den Bau der israelischen Mauer. Die Demonstranten versammelten sich am israelischen Militärcheckpoint, der die Zufahrt zum Dorf abriegelt.

Der Protest begann mit einem gemeinsamen Gebet am Checkpoint, in dem der Imam auf das Rückkehrrecht der vor 60 Jahren vertriebenen Palästinenser, bestätigt durch UN-Resolution 194, aufmerksam machte.

Währenddessen versammelten sich einige Dutzend israelische Soldaten und zahlreiche Militärfahrzeuge am Rande der Demonstration und blockierten den Checkpoint, um die Demonstration aufzuhalten. Die Demonstranten trugen Fahnen und Transparente mit Slogans, wie „Beendet das Auslöschen palästinensischer Identität“, „Stoppt die anhaltende Nakba“ und „Beendet die israelische Besatzung.“

Die Demonstration endete friedlich nach ca. einer Stunde, ohne, dass die israelische Armee einschritt.
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Ergänzungen

Ergänzung

ich 11.05.2008 - 09:31
Das ist ein sachlicher Artikel? Dann hier mal eine sachliche Ergänzung von einer Person, die sich das vor Ort angeschaut hat:

Die Demo in Bil'in findet seit Jahren statt und führt traditionell aus dem Dorf heraus, auch an diesem Freitag fanden die Auseinandersetzungen an dem Zaun außerhalb des Ortes statt. Wie dann im Verlauf des Krawalls unbeteiligte Einwohner/innen verletzt werden sollten, die also nichts mit der Demo zu tun haben und sich weit abseits von ihr aufhalten, ist mir ein Rätsel.

Dass die Demos in Bil'in friedlich sind, ist gelogen. Regelmäßig werden von den palästinensischen Jugendlichen am Ende am Zaun gerüttelt oder werden Steine in Richtung der israelischen Soldaten geworfen. Die Armee wartet freilich nur darauf und löst dann mit ihren krassen Aktionen die Versammlungen auf - auch, wenn das mitunter Stunden dauert, weil einfach nur Tränengas und Gummigeschosse über den Zaun geschossen werden. Von unprovozierten Angriffen der Israelis zu sprechen, geht jedoch weit an der Realität vorbei. Vielmehr läuft das - wie etwa hierzulande der 1. Mai in Berlin - in festgefahrenen Bahnen ab.

Anderen Fakten im Artikel muss mensch zweifelnd entgegentreten: Die medizinische Behandlung, die zahlreiche Menschen bekamen, könnten schwerwiegende Eingriffe sein - ist schon nicht schön, von einer Tränengasgranate getroffen zu werden. Die Mehrzahl der Fälle an diesem Freitag war aber das Rüberreichen eines desinfizierten Tuchs sein, das vor dem Einatmen von Tränengas schützt, wie auch der Homepage des Protest-Dorfes selber zu lesen ist:  http://www.bilin-village.org/

Auf der Homepage vermeidet man es lieber auch, davon zu schreiben, dass die Demo friedlich war. Die Aussage im obigen Artikel, dass das Land der Dorfbewohner für den Ausbau der Siedlungen benutzt werden soll, ist übrigens nicht belegt. Wer sich mit dem aktuellen Friedensprozess beschäftigt, weiß, dass ein offizieller Baustopp in den Siedlungen herrscht, und jede Übertretung von einem Aufschrei der palästinensischen Soli-Bewegung und damit internationalen Öffentlichkeit begleitet wird.

Fazit: Der obige Artikel weist eklatante Auslassungen in der Darstellung des Geschehens oder offensichtliche Unwahrheiten auf. In seiner einseitigen Ausrichtung gegen den israelischen Staat provoziert und bedient er damit Vorurteile und bewegt sich in einem antizionistischen Wahrnehmungskontext, der Israel und seine Einwohner/innen pauschal verunglimpft. Die Kritik als antisemitisch ist somit berechtigt und es ist sehr fragwürdig, warum der Artikel bei indymedia und sogar auf der Startseite zu finden ist.

Erklaerungen zum deutschen Touristen

aatw-berlin 11.05.2008 - 12:26
Das letzte Haus des Dorfes ist genau 5 Meter entfernt vom Zaun (wenn du vorm Zaun stehst es ist zu deinem rechts) und die Anwohner leiden immer von Traennengas und die Gewalt der Armee. Sonst, die Armee marschiert so oft ins Dorf ein und schiesst traennengas und gummi rum dass es sehr oft dazu kommt dass "unbeteilige Zivilisten" verletzt werden. Die meisten, die verletzt werden, sind aber die israelischen palestinaensichen, und internationalen Demonstranten die in der Demo teilnehmen. Einige von ihnen leiden bis heute von ihren Verletzungen wie z.B Limor Goldstein dass bis heute von seinem Kopfverletzung in 2006 (gummikuegel der von 10 meter entfernt an ihn geschossen wurde) noch nicht erholt hat. Die Demo eine Krawall zu nennen und mit dem 1. Mai in Berlin zu vergleichen ist laecherlich. Das Konzept der Demo ist seit Jahren bekannt: die Demo ist gewaltfrei und die Dorfsjugendlichen, die in dieser Demo teilnehmen duerfen nicht Steinewerfen solange die demo laeuft. Wenn die Armee die Demo angreift, dann ist die gewaltfreie Demo zu Ende und die Demonstranten versuchen zurueck zum Dorf zu kommen. Dass es auch dazu kam (und nicht so oft) dass Jugendliche ausserhalb die Demo steine auf die Soldaten geworfen haben gibts keine entschuldigung fuer die Armee die gewaltfreie Demonstranten anzugreifen. Aber Dikussion ueber Gewalt oder Gewaltfrei ist mir auch nicht sehr wichtig, ich freue mich auch wenn die Soldaten mit Steinen geworfen werden, denn sie haben das verdient.

Sehr lustig war auch "Die Aussage im obigen Artikel, dass das Land der Dorfbewohner für den Ausbau der Siedlungen benutzt werden soll, ist übrigens nicht belegt". Das Land des Dorfes wurde schon genommen fuer die neulich als Stadt anerkannte Siedlung "Modi'in Illit" und den Bau des Zauns. Der sogenannte Baustopp (das auch nicht wirklich existiert) ist schon egal, der Staat Israel hat schon gestohlen fast alle Landstuecke dass er wollte.

und nur so eine Frage die mich interresiert. was machen AD in Bil'in?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 9 Kommentare

Lob

Anarcho..... 11.05.2008 - 06:32
Das Indymediakollektiv möchte ich ausdrücklich loben, die Hatz der "Antideutschen" Menschenverachtenden wird einzig richtig beantwortet. Diese sachliche Artikel landet da wo er hin gehört auf der Startseite!

Die Kommentarreflexe sprechen wieder mal für sich!

 http://www.youtube.com/watch?v=Vt557V2f0WI
 http://www.awalls.org/
 http://news.infoshop.org/article.php?story=20080419034458641

Schwachfug

mona 11.05.2008 - 09:57
es handelt sich nicht um eine mauer, sondern um einen antifaschistischen schutzwall.

Konstruktuve Kritiklosigkeit gefährdet

noname 11.05.2008 - 10:02
Man muss nicht gegen Zionismus sein, um gegen
Menschenrechtsverstöße und menschenverachtende Ideologien und Handlungen
auf beiden Seiten zu sehen.

Wer jedoch meint, die Kritik einer Seite (egal welcher) aufgrund von
Schwarz-Weiss-Denken (oben und unten) oder dem bequemen "Abladen" eigener Fehler der Geschichte (Shoa) durch radikal-krude Sichtweisen.

Islamistische und orthodoxe Nationalisten sind das Problem. Wenn beide Regierungen nicht versuchen, massiv gegen IHRE Probleme vorzugehen, dann ist die Barberei nicht aufzuhalten.

Der Artikel selbst beschreibt die Protestsituation möglichweise etwas beschönigend (tut nahezu JEDER Protestartikel obejektiv betrachtet!), am Zaun rütteln und Steinwürfe gegen möglicherweise gepanzerte Soldaten sind jedoch kaum mit solch einer Brutalität zu rechtfertigen.
Mich würde vielmehr interessieren, wasm na so gerufen hat auf der Demo?
Friedensforderungen oder (evtl. auch) die Versgaung des Existentzrecht Israels?

@ich

allemallachen 11.05.2008 - 11:58
ich finde dieses Kommentar furchtbar. Erstmal "ich weiss alles besser denn ich war vor Ort", dann Lügen unterstellen und am Ende den obligatorischen Antisemitismusvorwurf mit der Forderung solche Beiträge aus Indymedia zu löschen, sonst sei ja das gesamte Indymedia antisemitisch.

Lächerlich.

Wenn ich den Beitrag lese, lese ich überhaupt nicht was du zu unterstellen versuchst.

Du schreibst sogar "Auf der Homepage  http://www.bilin-village.org/ vermeidet man es lieber auch, davon zu schreiben, dass die Demo friedlich war" - nach deiner Logik könnte ich dir auch eine Lüge unterstellen, auf der Seite steht nämlich klar "...peace activists conducted their weekly nonviolent protest...".

 http://www.bilin-village.org/english/articles/press-and-independent-media/The-Israeli-army-attacks-the-weekly-Bilin-protest-dozens-treated-for-tear-gas-inhalation

Dass du eine Demo mit Transpis, die am Zaun rüttelt und mit ein paar Kiddies, die Steine in Richtung Panzer schmeissen als Gewalt empfindest, ist deine Sache. Oder wie der antideutsche Kiddie unter dir, der gleich von "antifaschitischem Schutzwall spricht" und im nächsten Satz wie andere AD-Spinner wahrscheinlich israelische Panzer und die Gewalt zur Gründung des israelischen Staates als Emanzipazionsgewalt bezeichnet.

Eklig ist wie du hier Antisemitismus und Israelfeindlichkeit unterstellst wenn es klar um eine Demo geht mit Menschen aus Palästina, Israel und aus dem Ausland.

Kriegsverherrlicher, Nationalisten und deutsche Spiesser aus Indymedia wegfegen!

@ ich

duckbill 11.05.2008 - 12:36
@ ich

hier mal eine sachliche Ergänzung, von einer Person, die sich das fast jede Woche vor Ort anschaut.

Die Demo führt nicht jede Woche aus dem Ort heraus weil oft die israelische Armee schon am Ortsausgang auf die Demonstranten wartet und dort beginnt Tränengas und Gummigeschosse zu schießen. Meistens schaffen es die Demonstranten zwar bis zum Zaun, oder in die Olivenhaine dazwischen, werden aber von dort auch oft wieder ins Dorf zurückgetrieben. Gerade die ersten 5-6 Familien des Dorfes kriegen eigentlich regelmäßig Granaten ab.

Die Organisatoren der Demo tun alles dafür, dass die Demo friedlich ist und bleibt. Nicht aus Pazifismus, sondern weil sie wissen, dass die israelischen Gewalt gegenüber den Demonstranten sondern noch viel höher wäre. Meistens gegen Ende der Demo, wenn die meisten schon ins Dorf zurück gekehrt sind, versammeln sich ein paar palästinensische Kinder und Jugendliche und versuchen über ein paar hundert Meter Entfernung Steine auf die gepanzerten Militärjeeps zu werfen.

Die israelische Gewalt, beginnt allerdings oft schon, bevor die Demonstranten überhaupt das Dorf verlassen oder den Zaun erreicht haben. Entweder schießen sie, wie erwähnt, gleich ins Dorf oder sie errichten irgendwo willkürlich eine Straßensperre auf dem Weg zum Zaun, erklären die Felder der Bauern dahinter zum militärischen Sperrgebiet und beginnen zu schießen, wenn dieser Stacheldraht überschritten wird. Geschossen wird übrigens auf jeden, egal ob Journalist, Friedensoma, Verletzer oder jugendliche Steinewerfer.

Das Herüberreichen von diesen Alkoholpads ist sicher keine medizinische Behandlung, das bekommt übrigens jeder der will, ob verletzt oder nicht, weil es einfach angenehmer ist das einzuatmen, als das Tränengas. Natürlich gibt es allerlei teilweise auch lebensgefährliche Verletzungen auf diesen Demos, aber diese Woche tatsächlich ausnahmsweise "nur" durch Tränengas. D.h. Leute übergeben sich, hyperventilieren, allergische Reaktionen Erstickungsgefühle usw.

Du schreibst, die Homepage würde nichts darüber schreiben, dass die Demo gewaltlos war: "...conducted their weekly nonviolent protest..."

Du sagst die Aussage, dass das Land für den Ausbau von Siedlungen benutzt werden soll, ist nicht belegt... Dann warst du vielleicht doch nicht in Bil'in. Dort siehst du nämlich ringsum das Dorf große Plattenbauten entstehen - und nein, dass sind keine Wohnungen für Palästinenser.

"Wer sich mit dem Friedensprozess beschäftigt, weiß, dass ein offizieller Baustopp in den Siedlungen herrscht" - Du hast dich anscheinend noch nicht viel damit beschäftigt. Momentan wird in paarund80 der 100paarund30 Siedlungen gebaut. Vor eineinhalb Monaten beschloss das israelische Wohnungsbaumministerium den größte Siedlungsprogramm seit 10 Jahren.

Ein paar wenige Meldungen von unserer Website dazu, wenn dir die Quelle nicht passt, such ich dir auch israelische heraus.



Menschenrechte gelten für alle

Menschenrechtler 11.05.2008 - 19:45
Jeder Mensch hat die selben Rechten so auch die Palestinänser und Israelis.

der Unterschied zwischen Israel und P

nachdenker 12.05.2008 - 09:22
In Israel darf man gegen etwas protestieren... versucht mal im Gazastreifen gegen Kassam Raketen zu protestieren, dann werdet ihr merken wie viel Frieden die Palästinenser wollen.
Macht endlich die Augen auf, verdammte Hippies!
Israel ist der letzte Versuch aller Jüdinnen und Juden den Kommunismus LEBEND zu erreichen!

Am Israel Chai!

FUCK THE FENCE

ANARCHIST YOUTH 12.05.2008 - 13:09
Wer auf deutschsprachigen indy-boards von "antifaschistischem schutzwall",somit auf faschismus reduzierten palestinänsern,sowie der kritiklosen unterstützung jeder staatlichen maßnahme israels(auch offen kapitalmaximierungs- und repressionsfördenden)schwafelt,den gillt es zu ignorieren!der antideutsche konsens muß sich zwangsläufig objektiv gegen staatswilkürliche repression aussprechen und kritisch die israelische praxis reflektieren.ich sehe mich ungern als sprachrohr der israelischen,realitätsfernen oberschicht right-wing-zionism nationaltheoretiker.auch in israel schlafen athiopische einwanderer auf parkbänken,WEIL SIE AUS ÄTHIOPIEN KOMMEN!antirassismus muss auch israelische zustände kritisieren ohne von oben gennanten auf anti-zionismuß reduziert zu werden!solidarität mit den anarchisten im besprochenem gebiet!informiert euch über deren maßnahmen ...must see:  http://www.youtube.com/watch?v=Vt557V2f0WI
HOCH DIE ANTINATIONALE SOLIDARITÄT!!!
NO BOARDER NOWHERE!!!

Zionismus ist kein Faschismus

Tourist 12.05.2008 - 13:22
Zionismus ist kein Faschismus

Bleibt doch bitte bei den richtigen Begrifflichkeiten: Zionismus ist kein Faschismus, egal was du damit ausdrücken willst, das ist schlicht falsch.

Und über die Wahrnemung von Gewalt zu streiten ist ebenso unsinnig: wenn du eine Kassam aufs Dach kriegst, wenn du ein Gummigeschoss an den Kopf kriegst, wenn du einen Stein ans Bein bekommst, wenn du Trännegas einatmest... es wird dir als Opfer immer mehr weh tun, als dem Verursacher, der es vermutlich immer verharmlosen wird.

Warum also immer der Wettbewerb, der-ist-böser-als-meine-Freunde Logik.. warum nicht mal nach vorne schauen und nicht immer versuchen das Rad auf 1947, 1967 etc.. zu drehen, sondern 2008, 2009 als Ziel für ein friedliches Miteinander?

Ist halt schwieriger seine Agressionen zu kontrollieren und produktiv Kompromisse zu erschliessen, als einfach mit der kindlichen Logik Hass zu sähen.

Aber vielleicht ist der Mensch ja doch nur ein Raubtier, nur dann solltet Ihr aufhören rumzuheulen...

Tourist.