Solidarität mit Indymedia-Kolumbien

i.A. 19.03.2008 22:19 Themen: Weltweit
Die paramilitärische Gewalt in Kolumbien spitzt sich wieder einmal zu. Angesichts der Massenproteste gegen die Gewalt des Staats haben die Paras nicht eben wenige deren GegnerInnen zu "militärischen Zielen" erklärt, darunter auch Indymedia- Kolumbien...
WELLE DER GEWALT

Die sozialen Organisationen Kolumbiens sind einer Welle von Morden und Drohungen ausgesetzt. Die Betroffenen sind PromoterInnen des Marsches im Gedenken an die Opfer der Staatsverbrechen. Dem Aufruf der Bewegung der Opfer, MOVICE, waren am vergangen 06. März Hunderttausende im ganzen Land sowie auch Solidarische in verschiedenen Städten der Welt Teil gefolgt.

Unter den Ermordeten sind die GewerksschafterInnen Leonidas Gómez, Führer der Angestellten der Citybank; Carlos Burbano aus dem Gesundheitswesen sowie die LehrerInnen Carmen Cecilia Carvajal und Gildardo Gómez. Ausser ihnen sind noch drei weitere soziale Führungspersonen ermordet worden.

Mit den Drohungen der als "schwarze Adler" bezeichneten Paramilitärs sehen sich mindestens 27 Führungspersonen und AktivistInnen sowie Menschenrechtsorganisationen, die Indigenaorganisation ONIC, die Zentrale Gewerkschaft CUT, das Netz Frauen für den Frieden und Organisationen von Bauern und Opfern von Zwangsumsiedelungen konfrontiert.
Ausser ihnen allen sind auch noch Kommunikationsmedien bedroht worden, darunter Indymedia-Kolumbien...

Eine der auf Indymedia geposteten und an verschiedene Organisationen gesandten Drohungen lautete: "Alle diese Organisationen, Institutionen, diplomatischen Vertretungen und öffentliche Personen, die dieses virtuelle Kommunique erhalten, sind zu MILITÄRISCHEN ZIELEN erklärt".

Doch nicht genug, dass diese Art von Drohungen in Kolumbien schwerwiegend sind, wobei das wohl kaum so recht das tatsächliche Unmass benennt..., kommt noch hinzu, dass verschiedene der bedrohten Organisationen illegalen Durchsuchungen unterzogen worden sind und Computer und Informationen konfisziert wurden. Bei anderen haben erfolgreiche Angriffe auf deren Websits stattgefunden und ihre Informationen wurden vernichtet.

Es ist also ohne Zweifel notwendig und dringend geboten, in welcher Form auch immer, Solidarität mit Indymedia-Kolumbien, den kolumbianischen sozialen Organisationen und den Opfern der Mörder zu demonstrieren, zu artiklulieren und wahrnehmbar zu machen...

Mindestens E-Mails an die Botschaften und die Regierenden sollten ein erstes Zeichen hiervon sein. Das geht auch in Englisch ( Eine Protesbriefvorlage muss - leider- unterbleiben, um zu vermeiden, dass die Dringlichkeitsstufe dieser Nachricht untergeht. Es sei denn Jemand ist motiviert, eine solche in Ergänzungen zu posten...).

Quelle der (frei übersetzten ) Information:
 http://euskalherria.indymedia.org/es/2008/03/47514.shtml
de: tierr@

Aber ein paar Adressen kann ich schon noch liefern (doch aufgrund technischer Probleme keine Links "einschalten", also bitte halt abkopieren; und formatieren kann ich grade auch nicht mehr anständig) :

Alvaro Uribe Velez
Präsident der Republik
carrera 8 no. 7 -26 palacio de nariño bogotá
fax. 5662071
 auribe@presidencia.gov.co

francisco santos
Vizepräsident der Republik
carrera 8 no.7-57 bogotá d.c.
 fsantos@presidencia.gov.co

juan manuel santos
Verteidigungsminister
avenida el dorado con carrera 52 can bogotá d.c.
 siden@mindefensa.gov.co
 infprotocol@mindefensa.gov.co
 mdn@cable.net.co

carlos holguin sardi
Innen,-und Justizminister
avenida el dorado con carrera 52 can bogotá d.c.
fax. 2221874
 ministro@minjusticia.gov.co

mario iguaran
Generalstaatsanwalt der Nation
diagonal 22b no. 52-01 bogotá d.c.
fax. 570 20 00
 contacto@fiscalia.gov.co
 denuncie@fiscalia.gov.co

wolmar antonio perez ortiz
Ombudsmann
calle 55 no. 10 - 32 bogotá d.c.
fax. 640 04 91
 defensoria@defensoria.org.co
 secretaria_privada@hotmail.com

edgardo jose maya villazòn
Generalprokuratur der Nation
cra. 5 no.15 - 80f bogotá d.c.
anticorrupción@presidencia.gov.co
reygon@procuraduría.gov.co

carlos franco
Präsidentiales Prgogramm für Menschenrechte und Internationales Humnitäres Recht
clle 7 n° 5 - 54 bogotá d.c.
fax. 337 46 67
 cefranco@presidencia.gov.co
 fibarra@presidencia.gov.co

Ein Beispiel für die Brutalität des kolumbianischen Staats gegen über sozialen Protesten vom Juni vergangenen Jahres:
Kolumbien: Cauca-Uni, Repression!
 http://de.indymedia.org/2007/06/180255.shtml

Aktuell auch:
Kolumbien, Ecuador, USA: News
 http://de.indymedia.org/2008/03/210938.shtml
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Ergänzungen

Ergänzung

tierr@ 20.03.2008 - 11:21
Die "Nationale Bewegung der Opfer der Gewalt des Staats" verdeutlicht die Einseitigkeit der Berichterstattung über die "Verbrechen der Guerilla" und beleuchtet damit die tatsächliche Gewichtung der Gewalt als "politisches Mittel" in Kolumbien...

So schrieb der auf Menschenrechte spezialisierte Anwalt, Direktor der Fundation "Manuel Cepeda Vargas" und Mitglied der genannten Bewegung der Opfer, MOVICE, Ivan Cepeda am 27, Januar 08 einen offenen Brief an Präsident Alvaro Uribe, in dem er klarstellte, dass nicht nur die FARC Personen entführt hat, sondern dass Tausende von Agenten des Staats und Paramilitärs verschleppt, ermordet und vertrieben worden sind. In seinem Schreiben verwies Cepeda auf eine Dokumentation, die gemeinsam von ihm und weiteren AnwältInnen erstellt worden ist und in der an die 40.000 Fälle schwerer Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien seit 1996 nachgewiesen werden.

"In weniger als einer Woche", so in dem BRIEF vom 27.Januar, "haben die, jetzt vage als irreguläre Gruppen bezeichneten Paramilitärs 12 Personen ermordet, 9 verschwinden lassen und weitere 120 vertrieben. Am 31. Dezember 2007 haben sie im Corregimiento El Palmar, Nariño, vier Erwachsene und ein Kind umgebracht. Der Ex-Gouverneur dieses Departements, Eduardo Zúñiga, hat zu dem Massaker der Paramilitärs beigetragen. Am selben Tag hat man in Medellín den Amwalt Víctor Hugo Gallego von der Kooperation Friede und Soziale Entwicklung, Corpades, verschwinden lassen, der in konstanter Weise Anklagen der paramilitärischen Vorgehensweise in Medellín formuliert hatte.

Während eines Familienfests am 11.Januar 2008 im Stadtteil ‘Once de Noviembre’ von Santa Marta, stürmten mehrer Bewaffnete das Fest und schossen um sich: Fünf Personen wurden getötet und weitere drei verletzt. Die Opfer waren Führungspersonen der Gemeinde.

Am 14. Januar informierte der Ombudsmann, dass eine paramilitärische Gruppe in Santa Mónica, Chocó, eingedrungen war und zwei Personen ermordet, weitere acht verschleppt und 120 Leute des Ortes vertrieben hatte.

Zu diesen schwerwiegenden Vorkommnissen muss hinzugefügt werden, dass vor Kurzem an öffentlichen Orten in Bucaramanga, Drohbotschaften der Gruppe Águilas Negras’ (Schwarze Adler) auftgetaucht sind. Der Bürgermeister des Ortes mass diesen keine Bedeutung bei und behauptete, die besagten Gruppen seien dort nicht präsent. In einem Info von 2007 hatte hingegen der Ombudamann bereits gewarnt, dass im Departement Santander die Existenz dieser Gruppen registriert worden war.

Das heisst, dass in vier Departement des Landes und im Verlauf von weniger als 15 Tagen, die Paramilitärs zwei Massaker, mehrere gewaltsame Verschleppungen begangen und durch einen bewaffneten Einfall eine gewaltsame Vertreibung verursacht haben!

Es hat den Anschein, als wären die Opfer nicht exsistent, während es gleichzeitig keine Beweise dafür gibt, dass sie noch am Leben sind. Man wird ihre Überreste auf die örtlichen Müllhalden oder in die Flüsse werfen. Weder die Gremien der Unternehmen noch die Kirchen, weder die BürgermeisterInnen noch die GouverneurInnen haben zu Bürgerprostesten in Ablehnung dieser Verbrechen aufgerufen. Und ebensowenig haben sie gefordert, dass die Verschwundenen lebendig zurückkehren sollen.

Was kann von den Beamten und Institutionen erwartet werden, wenn die Handlungsweise der nationalen, Regierung von Schweigen und Zurückweisung gekennzeichnet ist? Anstatt diese Angriffe zu verurteilen, versuchen Sie, Herr Präsident, dem Land selbst und der Welt weiszumachen, dass diese paramilitärischen Gruppen in Kolumbien nicht existieren. Dies bestätigt jedoch nur, dass Sie die Tatsachen in unfruchtbarer Weise verfälschen.

Wann werden Sie die von den Paramilitärs an der Menschheit verübten Verbrechen eingestehen? Wann werden Sie die gewaltsamen Verschleppungen öffentlich verurteilen, deren Opfer auf zahllosen Müllhalden und in klandestinen Gräbern verschwunden sind? Und wann wird die nationale Regierung Stellung nehmen, zu den gewaltsamen Vertreibungen, die Millionen KolumbianerInnen landlos gemacht hat?

Es ist eine unumstössliche Tatsache, dass Entführung eine kriminelle Praktik ist, die von der kolumbianischen Gesellschaft unter keinen Umständen geduldet werden darf. Aber es existieren in Kolumbien nicht ausschliesslich die hunderte Entführten seitens der Guerrilla. Es gibt tausende von Staatsagenten und Paramilitärs Zwangsvertriebene, Verschwundene und Ermordete. Sie werden erinnern, dass die Paramilitärs seit mehr als einem Jahrzehnt von den Sicherheitsunternehmen der Convivir Unterstützung erhalten haben. Diese Realität lässt sich nicht durch das sture Bestehen der Regierung auf einer eindimensionalen Konzeption des Terrorismus verleugen".

Quelle:  fm_cepeda@yahoo.fr
 http://www.nodo50.org/tortuga/article.php3?id_article=7413
freie Übersetzung: tierr@

Links zum Thema Menschenrechte in Kolumbien:
www,nuevacolombia.de
www.dhcolombia.info

Informationsstelle Lateinamerika
 http://www.ila-web.de

staatsterrorismus

kanalB 21.03.2008 - 17:36
Interview-Ausschnitt mit dem oben genannten Ivan Cepeda Varga. ER antwortet auf die Frage warum die linken Intellektuellen davon sprechen, dass es sich bei KOlumbien um ein staatsterroristisches Regime handelt:
 http://kanalb.org/clip.php?clipId=1352

Veranstaltung zu Kolumbien in Göttingen

25.03.2008 - 16:17
Vortrag & Diskussion mit Raul Zelik

27.März 18.45 Uhr im Cafe Kollektiv Kabale, Geismarlandstrasse 19, Göttingen
Kolumbien: Terroristische Formen der Inneren Sicherheit
Raul Zelik / Kolumbienkampagne

Die kolumbianische Gesellschaft ist seit Jahrzehnten von Krieg und
seit 25 Jahren von der Gewalt paramilitärischer Gruppen geprägt. Ein
beträchtlicher Teil der Bevölkerung hat Vertreibung, Misshandlung,
Folter und Mord erlebt.

In den Medien, aber auch der Länderforschung wird die Gewalt als von
"Staatszerfall" und "Bandenkrieg" behandelt. Doch gerade die brutale
Gewalt der Paramilitärs ist keineswegs blind oder archaisch. Sie ist
ökonomisch und politisch funktional.

Der Vortrag diskutiert die Frage, inwiefern der paramilitärische
Terror in Kolumbien als „informeller Ausnahmezustand“ verstanden werden muss
und wie auf diese Weise Staatlichkeit und verbesserte Investitionsbedingungen
durchgesetzt werden. Dabei geht im Entwicklungen, die über das
Fallbeispiel Kolumbien hinausweisen: Die Irregularisierung und
Privatisierung von Kriegen sowie die Bedeutung gesellschaftlicher
„Schocksituationen“.

Die Veranstaltung findet im Rahmen einer Kolumbien-Fotoausstellung von
Oscar Paciencia (Italien) statt, die bis Ende März im Cafe Kabale
gezeigt wird.



livebericht

polo 28.03.2008 - 22:45
wie wir heute bei einer veranstaltung von indigenas beim polo democratico alternativo in bogota erfahren haben, wurden vor einer woche die autonomen salinen (salzgewinnungsanlagen an der karibikkueste nahe venezuela) der indigenas von den "agilas negras" (den schwearzen adlern) bedroht.

hintergrund: die indigenas leben in besonders fruchtbaren, rohstoffreichen und dadurch strategisch-wichtigen gebieten leben und von multi-nationalen konzernen und paras verdraengt werden.

Morde an GewerkschafterInnen

Entdinglichung 30.03.2008 - 16:19
bleibt anzumerken, dass seit Jahresbeginn mindestens 10 GewerkschafterInnen in Kolumbien von "Unbekannten", d.h. von staatlichen oder parastaatlichen Kräften ermordet wurden, ansonsten sei auf die aktuelle Ausgabe der "Insurrección" (pdf), der Zeitung der ELN verwiesen, welche versucht, die ganze momentane Situation eingehender zu analysieren

Entwicklungen um den Kriegstreiber Kolumbien

Ralf 04.04.2008 - 09:08
Ecuador und Kolumbien erneut auf Konfrontationskurs

Ralf Streck 04.04.2008
Während Kolumbien weiter Ecuador der Unterstützung der FARC bezichtigt,
schlägt Ecuador nun mit einer Klage in Den Haag zurück
Ein glückliches Ende gibt es im Streit zwischen Kolumbien und Ecuador doch
noch nicht (Glückliches Ende des Duells in Santo Domingo). In den letzten
Wochen hat er sich sogar wieder zugespitzt, da Kolumbien zugeben musste,
dass bei dem völkerrechtswidrigen Angriff auf ecuadorianischem
Staatsgebiet auch ein Ecuadorianer getötet wurde, bei dem nach Indizien
die USA direkt beteiligt waren. Doch die Regierung unter Álvaro Uribe
fährt damit fort, die Regierung unter Rafael Correa zu beschuldigen, mit
der FARC zu kollaborieren. Sie nutzt dafür weiter Dateien, die angeblich
bei dem getöteten Guerilla-Führer Raul Reyes gefunden wurden. Correa
platzt langsam der Kragen. Er hatte eine diplomatische Offensive
angekündigt und nun wurde Kolumbien vor dem Internationalen Gerichtshof in
Den Haag angeklagt. Interessant wird auch, ob sich Uribe einen Winkelzug
ausführt, um die Bemühungen zur Freilassung von Ingrid Betancourt erneut
zu verhindern.

 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27647/1.html

das morden geht weiter

antonia rot 21.04.2008 - 15:08
En el transcurso del 2008 han sido asesinados 21 sindicalistas, 12 de ellos a partir
del 6 de marzo, lo que coincide con el señalamiento hecho por José Obdulio Gaviria,
asesor del presidente Álvaro Uribe Vélez, a quienes participamos en la marcha en
homenaje a las víctimas del terrorismo de estado. Han sido asesinados más de 2584
desde 1991 a 2008 y muchos de los autores intelectuales aun siguen en los espacios
de poder en el gobierno, en algunas transnacionales y en cuarteles de los ejércitos.