Köln Kalk: Aus Trauer wird Wut.

Einige Kalker Linke 24.01.2008 14:08 Themen: Antirassismus Soziale Kämpfe
Gedenken an Salih wandelt sich zu Protest gegen Rassismus.

Nachdem vergangenen Freitag der 18 jährige Salih in einer Messerstecherei auf der Kalker Hauptstrasse in Köln zu Tode gekommen war, demonstrieren täglich mehrere Hundert Kalker Jugendliche in Andenken an Salih, für Gerechtigkeit, Wahrheit und gegen Rassismus.
Salih soll einen weißen, zunächst als Deutschen bezeichneten, jungen Mann angegriffen haben. Dieser habe sich mit einem Messer verteidigt und dabei Salih ins Herz getroffen. Die Staatsanwaltschaft erklärte bereits Samstag Mittag, dass es sich um Notwehr gehandelt habe. Das veranlasste die Angehörigen und FreundInnen von Salih zu der Frage, ob dieses Ergebnis genauso schnell zustande gekommen wäre, wenn der Tote ein Weißer und der Messerstecher marokkanischer Herkunft gewesen wäre. Der Version von Staatsanwaltschaft und Polizei schenken die Jugendlichen keinen Glauben, kennen sie doch die rassistische Ungleichbehandlung durch deutsche Behörden aus eigener, täglicher Erfahrung.
Vor dem Hintergrund der CDU Wahlkampagne, der Hetze um die Vorfälle in München und der allgemeinen rassistischen Stimmungsmache brachten die Ereignisse in Kalk das Fass zum Überlaufen.

Mittlerweile ist klar, dass der Messerstecher selbst migrantischen Hintergrund hat. Die Frage, was tatsächlich Freitag Abend auf der Kalker Hauptstrasse passiert ist, rückt aber mehr und mehr in den Hintergrund.
Stattdessen artikuliert sich auf den Demos der Unmut gegen den deutschen Alltagsrassismus, die Perspektivlosigkeit und der Frust, in heruntergekommenen, gewalttätigen Verhältnissen leben zu müssen. Die Jugendlichen, die meisten DemonstrantInnen sind zwischen 10 und 25 Jahre alt, haben ihre Situation ziemlich klar. Sie wollen keine Verschlechterung in Richtung französischer Banlieus, sondern fordern Gerechtigkeit, eine Perspektive, ein besseres Zusammenleben, erklärtermaßen unabhängig von Religion oder Staatsangehörigkeit. Nicht nur für Salih, sondern für alle, die wie er so sinnlos gestorben sind und noch sterben werden, gingen sie auf die Strasse, damit das aufhört, damit sowas nicht nochmal passiert.
Die Strategie der Polizei ist nicht klar erkennbar. Am Dienstag noch haben sie sich mit einer Hundertschaft ziemlich zurückgehalten und nur einzelne Strassen gesperrt. Am Mittwoch(gestern) bereits waren es mindestens zwei wenn nicht drei Hundertschaften, die auch wesentlich stärker Präsenz gezeigt und sich viel bedrohlicher und näher aufgebaut haben.
Die Dynamik der Proteste ist unvorhersehbar, es gibt bisher keine klaren politischen Forderungen, die Artikulation ist ziemlich wirr. Zwischen "Allahu akbar"- (Gott ist groß) und "Wir wollen Gerechtigkeit!" - Rufen gibt es immer wieder spontane Reden über Rassismuserfahrungen, soziale Stigmatisierung und verschwommene Forderungen nach einer "besseren Zukunft für unsere Jugend". Viele haben die Nase gestrichen voll davon, immer nur als die Bösen dazustehen ohne dass sich jemand sonst für ihre Lage interessieren würde. Ein mitgebrachtes Transparent "Widerstand gegen soziale Ausgrenzung und Rassismus. Kein Mensch ist illegal", das eigentlich nur als Seitentranspi gedacht war, wurde mit Begeisterung aufgenommen und dann als Fronttranspi übernommen.
Bei Zwischenstops während der Demo, bei denen sich alle auf den Boden setzen, können alle, die wollen, spontane Reden halten, was auch zahlreich getan wird.
Die Kölner Presse will das ganze mal wieder nicht verstehen und schreibt nach wie vor hauptsächlich dumme, wenn nicht hetzerische und rassistische Artikel zu der ganzen Angelegenheit.
Was aus dieser kleinen Bewegung von 300-500 Kalker Jugendlichen wird, ist ungewiss und wird sicherlich auch davon abhängen, ob sie konkretere Forderungen aufstellen können, wie die Solidarisierung seitens der restlichen Kalker und Kölner Bevölkerung ausfällt und ob sie sich längerfristig für ihre Belange organisieren.
Bisher ist alles sehr friedlich und diszipliniert verlaufen. Randale und Rachegelüste werden immer wieder ausdrücklich verurteilt. Hoffentlich bleibt das so, denn im Fall einer Eskalation mit bundesweiten Schlagzeilen haben die Kalker Jugendlichen alles zu verlieren und der Oberrassist Koch einen Wahlkampf gewonnen.

Die Jugendlichen wollen sich auf unbestimmte Zeit weiter jeden Abend um 18h am Tatort Kalker Hauptstrasse Ecke Josephskirchstrasse versammeln um Salih zu gedenken und ihrem Protest Ausdruck zu verleihen.

Kommt vorbei, solidarisiert Euch, diskutiert mit den Leuten, knüpft Kontakte, bringt Euch ein. Es ist den ihnen total wichtig, dass da nicht nur "Schwarzköpfe" (Eigenbezeichnung) sind, sondern auch "Weiße" mitmachen.

Gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung.
Schluss mit der rassistischen Hetze gegen "kriminelle ausländische Jugendliche".
Für ein solidarisches Kalk.

PS: Die Fotos sind von der Dienstagsdemo.

PPS: Ein Blick in die schlimme Presse:

 http://www.ksta.de/html/artikel/1200142225742.shtml

 http://www.ksta.de/html/artikel/1200142228462.shtml

 http://www.ksta.de/html/artikel/1200697261739.shtml

 http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1200224780998.shtml

 http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1200224780800.shtml

 http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1200697261885.shtml

 http://www.express.de/servlet/Satellite?pagename=express/index&pageid=1004370693460&rubrikid=200&ressortid=100&articleid=1200128881404

 http://www.express.de/servlet/Satellite?pagename=express/index&pageid=1004370693460&rubrikid=200&ressortid=100&articleid=1200128876219

 http://ocs.zgk2.de/mdsocs/mod_movies_archiv/movie/sitzdemo/ocs_ausgabe/ksta

Es wird auch auif RTL und WDR berichtet.
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Ergänzungen

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xxx 24.01.2008 - 15:12
auf den demonstrationen wird nicht nur "allahu akbar"(gott ist groß)" sondern auch "es gibt nur einen gott" skandiert, und zwar vom großteil der demonstrantInnen. es stellt sich daher tatsächlich für linke die frage ob und wie unterstützenswert die demonstartionen sind. die richtige und wichtige kritik am deutschen alltagsrassismus und an rassistischen polizeikontrollen wird von solchen religiösen und islamistischen auslassungen gelinde gesagt konterkariert. eine kritik an kulturellen, nationalen oder religiösen zuschreibungen findet auf den demonstrationen nur bedingt statt. statt dessen artikulieren viele demonstrantInnen lautstark "ihre" islamische identität, grenzen sich also bewusst "vom rest" ab, was nicht als "irgendwie" verständlicher antirassistischer "reflex" verharmlost werden kann und darf.

dies soll kein plädoyer für eine anpassung von migrantInnen an die bedürfnisse des deutsch-rassistischen mobs sein, eine unterstützenswerte antirassistische und emanzipatorische kritik sieht aber leider anders aus.

Schlimm

Vlad Tepes 24.01.2008 - 19:50
Dieser Artikel erzeugt bei mir Würgereiz!!!
Sicher, es ist schlimm wenn ein Mensch stirbt, doch in diesem Fall ist das "Opfer" ein extremes Risiko eingegangen in dem es sich an einem gewalttätigen Überfall beteiligt hat.
Man könnte es damit vergleichen, wenn jemand im tiefsten Winter bei vereister Fahrbahn mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h über eine kurvenreiche Landstraße fährt, woraus man vernünftigerweise schließen kann, daß er für die Folgen seines Handelns selber verantwortlich war.
Solche Überfälle sind leider fast schon so etwas wie "Normalität" und werden auch aus falsch verstandener politischer Korrektheit meist nicht publik gemacht.
Lange Zeit wurde in der öffentlichkeit die Mär vom bösen deutschen Skinhead und dem friedlichen, und wenn dann höchstens durch seine Lebensumstände kriminell gewordenen Ausländer geschürt.
Dieses Vorgehen war grundsätzlich falsch!
Es hat gerade bei einer großen Anzahl von einheimischen Jugendlichen das Vertrauen in Presse und Öffentlichkeit zerstört, da die Realität auf den Schulhöfen und in den Straßen meist eine andere ist.
Gewalt von Zuwanderern gerade aus dem Moslemischen Raum resultiert wie fälschlicherweise behauptet nicht meist aus Diskreminierung, sondern findet ihre Ursachen oft in Erziehung und auch in kulturellen Aspekten.
Nur ein offener Umgang mit den Geschehnissen kann in unserer Gesellschaft wieder mehr Frieden und Akzeptanz stiften! Ursachen und deren Bekämpfung müssen frei von Ideologie diskutiert und angewandt werden und zwar auf die verschiedenen Teilbereiche Prävention, Umgang mit Ersttätern, mit Gelegenheitstätern und mit Intensivtätern. Dabei müssen Vorschläge aus allen Bereichen gehört werden und vor allem alles eingesetzt werden was Wirkung bringt, sei es Intensivpädagogische Betreuung, die Umstrukturierung von Jugengefängnissen in Richtung Arbeits-und Erlebnispädagogik (Damit meine ich nicht die so oft polemisierten "Erholungsreisen" sondern das Bewältigen hoher körperlicher Anforderungen um sich und seine Grenzen kennen zu lernen), frühes Herausnehmen aus erziehungsunfähigen Familien, zum Wohl des Kindes und der Gesellschaft, zeitnahe Aburteilung von Straftaten (pädagogischer Effekt). Im allerschlimmsten Fall, wenn ein Täter als nicht mehr therapierbar gilt, steht nach meiner Meinung der Schutz der potentiellen Opfer im Vordergrund, d.h. Sicherheitsverwahrung, bei nicht deutscher Staatsbürgerschaft auch Abschiebung.
Um wirklich gutes zu erreichen müßen wir den "Gutmenschenpfad" verlassen und für Klarheit und Struktur sorgen, nur dadurch können wir Jugendliche, egal ob ausländischer Herkunft oder deutsch vom kriminellen Pfad abhalten und zukünftige Opfer niederträchtiger Straftaten verhindern.
Es darf nicht für alles nur Verständniss gezeigt und aus vermeintlichen Ursachen heraus entschuldigt werden. Gerade Jugendliche Gewalttäter werten solch ein Vorgehen als Schwäche des Gegenübers und sehen sich dadurch in ihrem Verhalten bestätigt. Ob jemand aus einem der deutschen Kulturkreise, einem südeuropäischen, dem türkischen, dem arabischen, einem Afrikanischen oder was auch sonst für einem Kulturkreis stammt, jeder soll seine Kultur leben dürfen, doch jeder muß sich verbindlich an die Verhaltensmaßregeln in unserer Gesellschaft halten. Ein sächsischer Skinhead ist kein schlimmerer Gewalttäter als ein marrokanischer Schläger und umgekehrt! Beiden muß Gelegenheit gegeben werden sich von ihrem antisozialen Verhalten zu Verabschieden und auch die Gelegenheit Hilfe dafür anzunehmen. Sollten sie jedoch resistent für Hilfsangebote und beharrlich in ihrem Fehlverhalten sein, so muß in erster Linie die Gesellschaft vor beiden geschützt werden (oder eben auch jene vor sich selber, wenn sie sich nicht kontrollieren können, die Ursachen und die Vorgeschichte zählen hier nur sekundär)
Um auf den Vorfall zurück zu kommen: So schlimm er verlaufen ist, so soll er doch als warnendes Beispiel dienen für jene, welche oft nicht aus bitterer Veramrmung und daher Existenzerhaltung, sondern aus purer Freude an Chauvinismen und an der Freude am Erniedrigen von Personen aus anderen `Peer-Groups' haben.
Das Pendel kann nach hinten ausschlagen! Für Trauer habe ich Verständniss, kein Verständniss habe ich für die Verherrlichung von Verbrechern. Die Familie sollte einen leisen, würdigen Abschied begehen, sich dabei der guten Seiten Ihres Sohnes, Bruders, usw erinnern und nicht aus einem zivilisationsfernen, archaischen Faustrechtsgefühl heraus "Gerichtigkeit" zu fordern. So wie es aussieht wurde der Gerechtigkeit diesmal genüge getan (leider mit schlimmen Auswirkungen doch von einem Gewaltopfer in Angst-und Panik kann man nicht noch genaue anatomische Einschätzungen bei der Abwehr eines Gewaltverbrechers verlangen)!
Noch kurz zur Information, daß alles schreibe ich als mittlerweile erfahrener Pädagoge, welcher oft mit sozialverhaltensgestörten und gewalttätigen Jugendlichen Arbeitet. An meinem Pseudonym kann man erkennen, daß meine Herkunft nicht in Deutschland liegt und ich ebenfalls zwischen den Kulturen aufgewachsen bin.

rolle der polizei

kalker anwohner 24.01.2008 - 20:48
Ich als Anwohner, der die Proteste täglich mitbekommt, finde hier das Verhalten der Polizei sehr widersprüchlich.


Einerseits wird von der Polizei gegenüber den Medien von Deeskalation gesprochen. Wobei hier die Frage ist, ob es bei den Protesten überhaupt eine aggressive Stimmung gibt.


Andererseits:
Als die erste Trauerzusammenkunft/Protest am Montag war, wurde ich von einem Polizisten darauf hingewiesen, lieber nicht als Deutscher an der Trauer teilzunehmen, bzw. friedlich nach Hause zu gehen.
Er meinte dass für mich als Deutscher durchaus "Lebensgefahr" bestehe.Da die Stimmung sehr aufgeheizt wäre, besonders gegenüber Deutschen.

Später habe ich erfahren, dass die Stimmung sehr friedlich war und in keinster Weise aggressive Stimmung aufgekommen ist.


Ist dass Deeskalation???


Hier stehen täglich schwer bewaffnete Polizisten, meistens mit mehreren Mannschaftswagen.
Die schwer bewaffneten Polizisten kesseln jedesmal die Demonstranten in der Josef-Kirch- Strasse ein.

Wobei anzumerken ist, dass die Polizisten immer in der Überzahl sind.


Ist dass Deeskalation???


Deswegen finde ich es sehr verständlich, wennn die Proteste noch eine Weile weitergehen.
Und es ist auch sehr verständlich, dass sich die Demonstranten von der Polizei hier ungerecht behandelt fühlen.


Ein Anwohner

Deutscher?

Antifa 24.01.2008 - 23:26
Für alle die weiterhin behaupten die Polizei hätte den "Messerstecher" angeblich besser behandelt weil er "Deutscher" sei: Es war kein Deutscher, sondern ein Russe mit Behinderung!

 http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1201191987193.shtml

Kann es also sein, daß der Überfall ein behindertenfeindlicher Jugendlicher war?



Stellungnahme der/des AutorIn

AutorIn 24.01.2008 - 23:37
1. Antisexistische VorkämpferInnen diskutieren mit Kalker Jugendlichen auch darüber, dass sie beim Thema Frauenemanzipation, Homophobie und ANtisemitismus z.B. keinen Spaß verstehen. Sie machen sich auch keine Ilussionen darüber, dass die selben Leute da mit dabei sind, die auch auf der ekligen, antisemitischen Hisbollah Demo waren. Dennoch stellen sie fest, dass sie am Ende nun ein paar neue, durchaus gute Diskussionen hatten und eine Menge über die Lebensrealität der Leute gelernt haben und ausserdem auch einige Diskussionen gewinnen konnten.
2. Es stimmt einfach faktisch nicht, dass das alles Islamisten sind. Selbst unter denen, die die Demos in den vergangenen Tagen mitorganisiert haben, sind Leute, denen die Allahu akbar Rufe total auf die Nerven gehen (und die auch immer wiiieder vbersucht haben, das einzudämmen, Es ist gar nicht so leicht, gegen so eine Menge Tesosteron anzukommen). DAS lernt mensch zum Beispiel, wenn mensch sich ins Handgemenge begibt und zuhört, was da so geredet wird, oder wenn mensch die Leute drauf anspricht. Es gibt da auch Idioten, oh was für eine Überraschung! Tschuldigung für die Polemik, aber einige Fraktionen in der deutschen Linken hätten ihre Realität immer gerne so schön rein und widerspruchsfrei, da kann mensch sich nur wo einmischen, wenn alle vorher mindestens ein Kapitalseminar hinter sich haben und Fremdwörter benutzen können. Die Leute da sind froh, wenn sie sich auf deutsch halbwegs ausdrücken können. Fuck ihr KritikerInnen, ihr habt ja keinen Schimmer, wie weit ihr davon entfernt seid, den Alltag der Leute da auch nur zu erahnen! Aber ihr habt ne Menge schlaue Vorschläge vom Schreibtisch aus. Das ist so erbärmlich.
3. Wer lesen kann, hat lesen können, dass die Vorgänge des Freitag abends immer unwichtiger werden. Wer nichts verstehen will, kann das aber gerne weiter überlesen. Es geht den Leuten darum, dass sie endlich gleich behandelt werden wollen, um Gerechtigkeit. Die Kritik richtet sich an die deutschen Behörden. Dazu kommt eine eklatante Unkenntnis normaler juristischer Vorgänge, so dass einiges als Affront aufgefasst wird, was einfach normaler Polizeivorgang ist. Auch das galt es zu erklären.
4. Allein die Sprüche der Ekeldeutschen am Rand der Demo könnten einem/r einen Einblick davon vermitteln was "Schwarzköpfe" so jeden Tag erleben. Und was das mit Dir macht, wenn Du so leben musst. Und, wie z.B: der Tote, für 3€ die Stunde arbeiten gehst neben der Schule.
5. Damit jetzt nicht diese niveaulose Diskussion darüber losgeht, dass noch keine Lebenssituation es rechtfertigt, ein Arschloch (also Islamist, Nazi, Rassist, Totschläger, Gewalttäter, Räuber oder was immer ihr meint) zu sein: Es geht nicht darum, zu entschuldigen, was passiert ist und MigrantInnen zu den besseren Menschen zu machen (was auch in dem Zusammenhang doppelt absurd wäre, da sich zwei Migranten gegenseitig fertig gemacht haben), sondern es geht darum zu verstehen, was da los ist, wie die Dynamik funktioniert und ob es Möglichkeiten gibt, zumindest teilweise emanzipatorische Schritte zu machen. Zum Beispiel, in dem mensch versucht, andere Parolen vorzuschlagen und gegen diese Gottesrufe zu argumentieren. Und siehe da, das sind ja gar nciht, alle, die das gut finden.
Liebe deutsche Linke, so gern ich Euch habe: Die Realität ist komplexer, als ihr es Euch wünscht, und mensch kommt ihr nur näher, wenn mensch sich die Hände schmutzig macht und einmischt. Vom Schreibtisch aus schlaues Zeug reden, kann halt wirklich jedeR, aber das ist auch nicht besser als irgendein beschissener Kneipenstammtischdiskurs. Und eines bringt eineN in der Erkenntnis schon gar nicht voran: Schubladendenken, Vorverurteilungen und angstinduzierte Wahnvorstellungen.
Unsere Interventionen sind zwiespältig und schwierig. Aber ich habe sicherlich in den letzten 3 Tagen mehr über Kalker Kids gelernt als in den Jahren, die ich hier nun schon wohne. Und dass nur wer sich einmischt, die Möglichkeit hat, die zweifellos auch vorhandenen Islamisten in ihrem Einfluss auf die Sache zurückzudrängen. Warum nur wollt ihr immer aufgeben, bevor ihr Euch überhaupt vom Schreibtisch erhoben habt? Anders als beispielsweise bei der Libanondemo, die es zu bekämpfen galt, sehe ich hier durchaus sinnvolle Möglichkeiten der Intervention. Das ist halt auch so gutes altes Handwerkszeug: Analysen an der Realität überprüfen, nicht wahr?
see you on the streets.
PS: Es gibt wirklich keinen Grund, die Notwehrversion anzuzweifeln. Na und? Was ändert's? Es ging ja nie darum, Opfer und Täter gegeneinander auszuspielen. es ging um die Art, wie die Behörden damit umgegangen sind im Vergleich zu anderen Fällen wie München. Und nun geht es drum, "unserer Jugend eine Perspektive zu geben" (häufiges Zitat auf der Mittwochsdemo) Eine soziale Situation anzuprangern, in der Leute sich gegenseitig abziehen und abstechen. jetzt habe ich das so oft erklärt, ich hab schon das Gefühl, manche sind extrem schwer von Begriff.
PPS: Ja, und es gab auch die Spacken, die Rache wollten, die anderen gedroht haben. Das war da aber nicht so gerne gesehen. Ich lage auch nicht meine Hand ins Feuer für alle TeilnehmerInnen einer durchschnittlichen Antifademo. Da kannste auch viel Mist und viele schlechte Parolen hören, im Übrigen. So, jetzt reicht's mir, wer noch Fragen hat, soll selber hingehen und mit den Leuten da reden.

UPDATE 25.01.2008

Kalk 25.01.2008 - 20:20
heute deutlich weniger leute, maximal 200 teilnehmer, was wohl vor allem an den rassistischen kontrollen der cops gelegen haben wird. als (vermeintlicher) deutscher konnte man sich frei bewegen, jede/r der/die nicht in dieses muster passte, hatte sich einer kontrolle zu unterziehen, platzverweise wurden einige erteilt

die demo wurde zu beginn von der polizei blockiert, nachdem sie angemeldet wurde, konnte sie losziehen

in reden davor wurde nochmal betont, dass man aufklärung fordert. auf den spruch allahu akbar und die kritik daran wurde bezug genommen, dies sei ein ruf, der ihnen kraft und stärke gebe, er sei nicht als islamischer schlachtruf gemeint, dazu wieder die erläuterungen "es gibt nur einen gott" und alle menschen seien vor ihm gleich

gleichzeitig gab es eine klare absage an politische vereinnahmungsversuche, mit diesen wolle man nichts zu tun haben

die cops haben nochmals aufgerüstet, mittlerweile dürften mehrere hundertschaften im einsatz sein, neben kölner zügen auch bullen aus bochum und dortmund. das ganze viertel ist in einer unangenehmen art und weise aggressiv mit bullen vollgeklatscht

Arcaden

stefan S. 27.01.2008 - 02:05
Habe gehört, dass Freitag Abend einige in die Arcaden gehen wollten und Ärger zu veranstalten. Weiß da einer was näheres?
Auch bei einem Gespräch mit der Polizei habe ich raushören können, dass sie am liebsten die Veranstaltung auflösen würden und sehr verärgert über die Versammlung sind.
Auch habe ich gehört, dass es sich nicht um einen deutschen Stecher handelte sondern um einen Deutschtrussen?! Bitte um Aufklärung

Die Stimmung scheint auch vor Ort ruhiger zu werden, wobei ich aus Polizeiquellen entnehmen kann, dass es einige Personen gibt die versuchen würden an den Stecher heranzukommen!

Ich weiß ja nicht, was das alles werden soll, aber ich finde diese ganzen Umstände katastrophal. Wie soll das nun weitergehen????
Die islamischen Mitbewohner werden keines Falls akzeptieren, dass es sich um Notwehr handelte, wobei es dabei keine Zweifel gibt, da ja auch der andere keine Aussage machen möchte. Wenn ich mich so in die Situation hinein versetze, dann hätte ich in aller Not auch ein Messer gezogen...
Ich kenne diese Situation überfallen zu werden...
Aber ist es für den Angreifer dann nicht einfach dumm gelaufen? Nach dem Gesetz muss ja nur eine Verhältnismäßigkeit gegeben sein und es darf nur das schwächste Mittel eingesetzt werden. Wer weiß, vielleicht war der Michael eine typische Opferperson und hätte sich nicht mit den Fäusten wehren können!!
Was wäre es wenn es sich um eine Frau gehandelt hätte, dann wäre die Attacke mit dme Messer definitiv als Notwehr anzusehen

Kaum zu glauben

Neutraler 27.01.2008 - 20:13
Wenn ich den Grossteil der Berichte hier lese, bekomme ich aus verschiedenen Sichtweisen das K***** (Vorab: Jede Art von Gewalt lehne ich ab!):

1) Wenn ein Rentner zusammengeschlagen wird, dann heisst es, der hat mich provoziert, der "Scheiss Deutsche", aber man ist ja im Recht
2) Wird man selbst als Araber mal Opfer, dann sind alle Deutschen Faschos und unschuldige müssen nun wieder Angst haben auf die Strasse zu gehen.
3) Hatte der Täter einen Migrationshintergrund, womit die Beschimpfung der "Scheiss Deutschen" gar nicht nachzuvollziehen ist.
4) Egal wer sich auf welche Seite bei den Berichten schlägt, es werden immer Nationalitäten als Schuldige und Opfer genannt. Und das selbst ist echt dumm! Wir sind alle Menschen, egal wo wir herkommen...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Tatsachenverdrehung — Robert

@xxx — politische Arbeit

umgekehrter rassismus — ..............

dsf — sdf

@politische arbeit — Auch ein linker Kalker

@AutorIn — dreimal laut gelacht

@t Anna — Arthur

hiut — hiut

rassismus antirassismus — dortmunder

Gott ist groß! — Christian

oops — oops

mensch leute! — Helms klamm

nicht abholen, rausholen — kalker kommunist

Linke? — Willy

Rechte Demo? — PH

Es gibt nur einen Gott. Allah. — prenzelberger

@AutorIn — .

@autorin — kalker kommie

SOLIDARITÄT — super ding

Es gibt... — Murat

@Nobody — Antifaschist

@Nobody — KaKo

Wie geht's nun weiter? — unwichtig

@Murat — Gottloser