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Nazi-Plattform Wikipedia

ich 14.12.2007 21:38 Themen: Medien
Wikipedia ist für jedeN offen, jedeR kann dort sein Wissen mit anderen teilen. Leider ist Wikipedia auch für Idioten offen und auch diese können dort ihre braunen Hirngespinste teilen, bisher völlig ungestört, sie scheinen sogar herzlich willkommen zu sein.
Als die Linken-Politikern Katina Schubert vor einigen Tagen gegen die deutschsprachige Wikipedia Strafanzeige stellte, war das Geschrei groß. Von Einschränkung der Meinungsfreiheit war die Rede, von Zensur usw. Schließlich sei es ja ein Prinzip der Wikipedia, dass jede und jeder dort Inhalte, die ihr oder ihm nicht gefallen, von selbst löschen kann. Das Einschalten der Justiz sei gar nicht notwendig. So klingt es in der Theorie, die Praxis sieht leider vollkommen anders aus.
Schuberts Anzeige war längst überfällig. Der Artikel, auf den sie sich bezog, war der über die Hitler-Jugend. Zum Zeitpunkt der Anzeige war dieser ein unglaubliches Sammelsurium hochaugelöster Grafiken von Nazi-Symbolen. Glasklar, perfekt zum Ausdrucken. Hakenkreuzfahnen in allen Formen, Abzeichen ohne Ende, alles was Opa an die früheren Lagerfeuerabende erinnert, in höchster Qualität, perfekt zum Ausdrucken und an die Wand hängen. Eine enzyklopädische Relevanz ist bei dieser Auflistung beinahe sämtlicher von der HJ jemals benutzter Abzeichen, Flaggen, Schulterklappen usw. natürlich nicht mehr gegeben. Seriöserweise würden hier zwei oder drei typische und damit aussagekräftige Objekte angeboten werden. Nach scharfer Kritik zog Katina Schubert ihre Anzeige zurück. Sie begründete dies damit, dass nun eine Diskussion in Gang gesetzt worden sei. Da hatte sie Recht, allerdings die Vorstellung, diese Diskussion würde zu einem Umdenken führen, war weit gefehlt. Auf der Diskussionseite zum HJ-Artikel entbrannte vor allem eine Diskussion über die Person Katina Schuberts. Der Volksmob war sich einig, die Zahl der Grafiken in einem mittleren zweistelligen Bereich sei absolut in Ordnung und für die Enzyklopädie äußerst wichtig. Besonders hervor tat sich ein Benutzer mit dem Namen "EscoBier", welcher Frau Schubert sogar offen verdächtigte, natürlich nichts gegen die Logos der RAF einzuwenden zu haben, denn die mordeten ja für die "richtige Sache". Bei der kurzen Durchsicht der "Arbeit" des Benutzers in der Wikipedia fiel nun vor allem auf, dass dieser wohl ausschließlich zu dem Zweck dort unterwegs war, seine politische Ideologie zu verbreiten. Großen Eifer legt er in seine Editierung auf Artikeln über linke und antifaschiste Organisationen und Personen. Eine ausführliche Darstellung der Sicht des Verfassungsschutzes ist ihm dort äußerst wichtig, da kennt er auch keine Kompromisse. Genauso wichtig waren ihm wohl vor einiger Zeit seine Löschanträge zu Artikeln über gewichtige Vertreter der deutschen Neonaziszene. Inhalte, die sich kritisch mit diesen Personen auseinandersetzten, sollten natürlich verschwinden. Gipfel des Ganzen war aber wohl eine Diskussion zu einem Artikel über einen antifaschistischen Journalisten, der unter Pseudonym Artikel über die Nazi-Szene veröffentlich. "EscoBier" begann hier eine Diskussion, er nennt es "Darstellung des Diskurses" über den Klarnamen der betroffenen Person. Dort zitierte er munter aus einschlägigen Publikationen der extremen Rechten und trug so dazu bei, dass die Ergebnisse eines Outings auf einer der derzeit bedeutensten und meistbesuchten Internetseiten verbreitet werden. Davon ließ er sich auch nicht abbringen, vielmehr meinte er, die Situation um den Journalisten sei identisch mit der Debatte darüber, ob man den Klarnamen Atze Schröders nennen dürfte.

Bald wurden mehrer Benutzer auf diese Aktivitäten aufmerksam und forderten die Administratoren zum Handeln auf. Wer nun glaubt, dass es Verwarnungen und Sperren hagelte, der liegt richtig. Allerdings nicht gegen "EscoBier", sondern gegen all diejenigen, die das Problem ansprachen. Vorwurf: "Persönliche Angriffe". Grund war, dass darauf aufmerksam gemacht wurde, dass "EscoBier" Nazi-Methoden anwendete bzw. ihre Ergebnisse verbreite. Gegen die betroffenen Benutzer wurde eine Hexenjagd ohne Gleichen eröffnet. Wilde Verschwörungstheorien machten die Runde, "EscoBier" mobilisierte in dieser sehr eigendynamischen Community, wie er nur konnte. Und er hatte Erfolg. Kernaussage der Admins: Wir dulden alle Meinungen, was wir nicht dulden, sind persönliche Angriffe. Motto: Sei freundlich zum Nazi, sonst interessiert es uns nicht.

Dieser Fall ist nicht der einzige. Heute sah ich eine erneute Meldung über das Verwenden von "Nazi-Codes". ( http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia_Diskussion:Vandalismusmeldung#Nazi-Codes)
Einige Zitate aus dem Dargebrachten:
- "Ich finde es zwar seltsam und etwas obszön, dass sich jemand den Nachnamen eines KZ-Arztes als Benutzernamen wählt, hätte dagegen aber nichts einzuwenden – das mag ja der selbstgestellten Aufgabe, eine Biographie über die Person zu schreiben, geschuldet sein."
- "Zudem mögen ja auch Neonazis mitschreiben, wenn sie sich an die Regeln halten."
- "Ich habe daraufhin eben alle derzeit blauen Namens-Links in Dachauer Prozesse durchgesehen: Grobe Verzerrungen sind IMO nicht festzustellen, teils (nicht durchgehend) Abschwächungen durch "angeblich", "soll" zu Anklagepunkten, manchmal (Beispiel Otto Moll durch Benutzer:Moll18 [ http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Otto_Moll&diff=36246218&oldid=28461108 keinesfalls zu beanstanden."
- "Das waren aber in der Regel ganz eindeutige Fälle (Benutzer:Adolf88 oder ähnliches) - hier ist das IMO nicht so extrem." ("hier" meint die Verwendung von Namen von KZ-Ärzten, teilweise mit den Zahlen 18 und 88 ergänzt.)

Einer der Accounts legte heute einen Artikel über den KZ-Arzt Oskar Schröder an:  http://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Schr%C3%B6der Dass dieser ein KZ-Arzt war, wird nicht deutlich. Vielmehr scheint es sich um einen anerkannten Wissenschaftler gehandelt zu haben, der zum Wohle einfacher Soldaten gelegentlich "Humanversuche" durchführte. Die Vorgänge gegen ihn in den Nürnberger Ärzteprozessen werden hingegen äußerst kontrovers diskutiert. Bisher haben sich einige andere Benutzer an der Erweiterung des Artikels beteiligt. Das Wort "KZ-Arzt" kommt noch immer nicht vor. Ein Löschantrag wurde natürlich auch nicht gestellt.

NPOV-Neutral Point of View
Der NPOV ist das allgemein herrschende Paradigma. Es bedeutet, dass Artikel neutral sein sollen und nicht aus einer einseitigen Sicht der Dinge entstehen. Dieses Paradigma wird stoisch durchgesetzt. Schon Günter Schuler hielt in seinem Buch "Wikipedia inside" diesen "NPOV" für den Hauptgrund der Anfälligkeit für Nazi-Aktivitäten. So könnte es beispielsweise heißen: "Nach Ansicht der meisten Historiker wurden in der Zeit des Nationalsozialismus ca. 6 Millionen Juden planmäßig ermordet." In diesem krassen Fall gibt es natürlich diesen "NPOV" nicht, aber doch in vielen anderen Fällen. Immerhin findet sich aber zum Artikel über den Holocaust, der sich explizit nicht mit dem Begriff, sondern mit dem Völkermord an den Juden beschäftigt, schon in der Einleitung den Satz: "[Als Holocaust] bezeichnet man heute im deutschen Sprachraum VOR ALLEM den Völkermord an mindestens 5,6[1] bis 6,4[2] Millionen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus." Da hat wohl die sächsische NPD-Fraktion ihren "NPOV" mit eingebracht. Auf der Diskussionsseite zum Artikel "Holocaustlüge" darf immerhin angemerkt werden, dass sich der Artikel nur aus einer "einseitigen verurteilenden Position" aufbaut. Da will wohl jemand den NPOV durchsetzen.
Sämtliche Beispiele habe ich gerade eben per Zufallssuche gefunden, alle meine Ideen, in welchen Artikeln ich mal nachschauen könnte, waren Treffer.

Wikipedia ist die derzeit meistbesuchte Seite im Netz. Vielfach herrscht die Meinung vor, dass das, was bei Wikipedia steht, gültig und wahr ist. Werdet aufmerksam, ändert die Nazi-Propaganda. Ich kann es nicht, ich bin ja gesperrt. Ich war nicht freundlich zum Nazi und habe durch mein Aufmerksammachen auf das Problem ja für Unmut und Unfrieden gesorgt.
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Ergänzungen

Wow, EscoBier ist mir ein Begriff

Hansi 15.12.2007 - 01:37
Krasser Typ, bei allen möglichen Artikeln, die irgendwie was mit linken oder alternativen Dingen zu tun hat, fälscht er und verletzt die POV, in dem er diverse Adjektive einfügt. Dabei liefert er sich regelrechte Editwars, die er dann zu seinen Gunsten entscheiden kann, weil einer seiner Leute Admin bei Wikipedia ist. Es gibt leider von Nazis (besonders das Umfeld von Politically Incorrect, Junge Freiheit und PRO) Versuche Wikipedia und diverse Internetforen zu dominieren (Telepolis ist ein beispiel wo sie mittlerweile auch dominieren und die Admins auf ihrer Seite haben).
A B E R: Wikipedia ist keine Naziplattform, weil da Nazis temporär eine Handvoll Artikel dominieren! Dieses typisches linke "Alles Nazis ausser Mutti" sorgt dafür, daß man von unbedarften Leuten nicht mehr ernst genommen wird und sich die eigene Glaubwürdigkeit zerstört. Dein Artikel ist in der Formulierung absolut kontraproduktiv. Die Wut kann ich verstehen, aber sie sollte nicht beim Verfassen von Nachrichten ausgelassen werden.
Übrigens: Nazis haben deswegen Erfolg, weil sie geschickter agieren, weil sie sich untereinander absprechen und Strategien entwickeln, während Linke im Netz Einzelkämpfer sind, die bald frustieriert aufgeben. Vielleicht mal ein Punkt, drüber nachzudenken.

Befreundeter Admin von EscoBier

Wikipedianer 15.12.2007 - 03:12
Handelt sich um "Eike Sauer", ist aber nicht der einzige in seinem Dunstkreis. Da Escobier 24/7 online ist, wird vermutet, daß der Account von mehreren Personen geteilt wird. Er verändert immer wieder Artikel zu Indymedia, Nadir, Puk, IGDR oder Junge Welt zu deren Ungunsten und löscht teilweise ganze Passagen. Bei Indymedia löchte er immer wieder den Absatz zu "Auszeichnungen" und fügte Vokabeln wie "linksextrem" ein.

wikipedia, telepolis

ra0105 15.12.2007 - 09:32
Der Nachrichtenwert des Artikel geht gegen null.
@hansi: bei telepolis dominieren die Nazis und haben die Admins auf ihrer Seite???
Wohl heute morgen n bisschen zu heiß geduscht oder ;)

"EscoBier" und Indymedia

ich nochmal 15.12.2007 - 12:35
Der Artikel über Indymedia ist ein Paradebeispiel für die Aktivitäten von EscoBier. Aus den Editwars im Artikel selbst hat er sich wohl zurückgezogen, da er scheinbar Begriffe wie "linksextrem", "Verfassungsschutz" usw. in ausreichender Zahl platzieren konnte. Aktiv ist er nun auf der Diskussionsseite. Dort beschäftigt er sich auch ausschließlich mit dem Thema "Linksextremismus". Alles andere um Indymedia scheint ihn nicht zu kümmern. Mittlerweile hat er sich dort ein stattliches Netzwerk aufgebaut und hat auch auf diesen Artikel hier panisch reagiert und versucht sämtliche Admins zusammenzutrommeln. Als so unbedeutend da "linksextrem", wie er Indymedia immer bezeichnet, scheint es dann doch nicht zu sein. Auch Nazi-Vorwürfe gegen "EscoBier" scheinen keine Neuheit zu sein.

"EscoBier" und Indymedia, 2

Der Eine 15.12.2007 - 13:55
Ich konnte das kaum glauben, was hier steht und haben selbst nachgeschat. Escobier scheint bei Wikipedia auf der Diskussionsseite Passagen zu löschen.

Leute, dient ihr damit eurer Sache...?

Eike Sauer 15.12.2007 - 14:53
Weil hier hinter dem Rücken anderer Leute über sie hergezogen wird...
(Leute, dient ihr damit eurer Sache...?)

Ich kann mir kaum ein besseres Zeugnis für meine Bemühungen um Neutralität denken, als innerhalb eines Tages sowohl als Anhänger der PDS/Linkspartei als auch als Gegner der WASG/Linkspartei bezeichnet zu werden. Später wurde ich auch als Anhänger der WASG, aber Gegner der PDS "geoutet". Ich wurde schon (von einem altgedienten Nutzer) für einen CDU-Anhänger gehalten und von einem erklärten Linken für "rechts". Ein Antifaschist hält mich wohl für einen Helfer von Neonazis ("Da können sie dann umso unbehelligter ihr Unwesen treiben!"), und ein Anhänger von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sogar für "rechts bis rechtsextrem".
(Mit Verlinkung gibt's den Text unter der angegebenen Webadresse.)

komisch

tagmata 15.12.2007 - 15:18
auf der en.wikipedia haben wir dieses problem nur in verschwindend geringem ausmaß. nicht daß sie es nicht versuchen würden. {{editproteted}} bringt rein gar nichts, man muß halt einfach wenns zu bunt wird ein {{disputed}} drüberklatschen und es auf der talk mano a mano austragen. wer quellen hat ist klar im vorteil, aber selbst dann gehört ein "linksextrem" öfter in anführungszeichen als man gemeinhin denkt ;-)

(auf der en. gilt: wer einen {{disputed}}-tag entfernt solange kein konsens besteht, macht sich schnell unbeliebt)

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