Diskussionen

Indymedia eignet sich nicht als Online-Diskussionsforum. Wer eine Stellungnahme seiner Gruppe, sein Analyse der deutschen Linken oder seinen Aufruf an die Bürger, endlich die Revolution zu machen, gerne verbreitet und diskutiert sehen möchte, ist bei einem der bestehenden Diskussion-Foren richtig aufgehoben.

Eine Reihe von Online-Foren findet ihr hier verlinkt.

Einige inhaltlich und technische Gründe warum sich Indymedia nicht als Diskussionsforum eignet:

Ergänzungsfunktion ist nicht für Online-Diskussionen gedacht

Alle NutzerInnen können jeden Artikel bei Indymedia um weitere Informationen ergänzen, oder um ihre ganz subjektive Perspektive auf das beschriebe Ereignis. Oft wird diese Funktion aber von Außenstehenden dazu missbraucht, ihre ganz persönliche Meinung allgemein kund zu tun, oder das beschriebene Ereignis innerhalb ihres ideologischen Weltbildes einzuordnen. Dabei schätzen sie offensichtlich das Urteilsvermögen anderer LeserInnen sehr gering und ihre eigene Meinung extrem hoch ein.

Viele verweisen dabei immer wieder auf die selben Grunddogmen ihres politischen Weltbildes, die systematisch auf den zu kritisierenden Artikel angewandt werden. In der Regel ruft das VertreterInnen entgegengesetzter ideologischer Weltbilder auf den Plan, die die im Kommentar geäußerten Grundaussagen wiederum kritisieren und ihnen ihre eigenen Dogmen entgegenstellen.

Die daraus entstehenden Diskussionen verfolgen in der Regel nur noch die beiden Kommentarschreiber selbst. In der Regel gehen die beiden dabei kaum auf Argumente der Gegenseite ein. Meistens landen diese Auseinandersetzungen bei den immer gleichen Reizthemen, bei denen von beiden Seiten immer wieder die selben Argumente vorgebracht werden, ohne sich dabei auf den Inhalt des ursprünglichen Artikel zu beziehen.

Die Artikel-Ergänzungsfunktion ist nicht als Plattform für solche Auseinandersetzungen gedacht. Da es aber bei einigen wenigen Indymedia-Nutzern offensichtlich ein großes Bedürfnis gibt, die eigenen Meinung immer und immer wieder unter die unterschiedlichsten Artikel zu schreiben, musste die Sortierung nach "inhaltlichen Ergänzungen" (die sich auf den Artikel beziehen) und reinen Diskussionsbeiträgen geschaffen werden. Die wertvollen Zusatzinformationen würden sonst in der Masse der Kommentare untergehen.

Leider kommt es im Rahmen solcher Diskussionen immer wieder zu üblen Beschimpfungen und Diffamierungen, die entsprechend der Moderationsrichtlinien von indy.de entfernt werden müssen. Einige wenige dogmatische Kombattanten erzeugen so einen Haufen Extra-Arbeit für die ModeratorInnen bei Indymedia. Die würden sich viel lieber produktiv mit Medienaktivismus beschäftigen, anstatt Kindergärtner bei den Grabenkämpfen linker Splittergruppen spielen zu müssen.

Problem die sich aus dem Missbrauch der Ergänzungsfunktion als Diskussionforum ergeben:

  • Keine Threads
    Da die Ergänzungsfunktion nicht für eine Diskussion der Kommentarschreiber untereinander gedacht ist, werden alle Ergänzungen chronologisch aufgelistet. Einzelne Argumentationslinien sind dadurch nicht mehr erkennbar. Es ist unklar, wer sich auf was bezieht.

  • Keine feststehenden User-Namen
    Ergänzungen lassen sich ohne vorherige Anmeldung eingeben. Damit lässt sich im Laufe einer Diskussion beliebig die Identität wechseln. Niemand kann überprüfen von wem die einzelnen Kommentare stammen. Dies lässt sich im Rahmen von Auseinandersetzungen strategisch nutzen. Zum Beispiel indem einfach vermeidlich entlarvenden oder kompromittierende Postings unter dem Namen der Gegenseite gepostet werden. Außerdem sind Scheindebatten üblich, bei denen ein Autor unter verschiedenen Namen quasi mit sich selbst diskutiert.

  • Trolle
    Als Trolle werden Menschen bezeichnet, die mit provozierenden Beiträgen Online-Diskussionen stören wollen. Dabei geht es ihnen hauptsächlich darum, beachtet zu werden. Der einzig richtige Umgang mit Trollen ist, sie zu ignorieren. Meist führt das aber dazu, dass sie den Grad ihrer Provokation erhöhen. Im politischen Kontext bei Indymedia fällt es Trollen besonders leicht, durch stark polarisierender Extrempositionen ("Alle Veganer sind Faschisten!") tagelange Debatten vom Zaun zu brechen.
    Da kaum jemand ihre bewusst provozierenden Thesen unwidersprochen stehen lassen will, gelingt es ihnen regelmäßig immer neue Indy-NutzerInnen in Diskussionen zu verwickeln. Da das Veröffentlichen von Ergänzungen ohne vorherige Anmeldung möglich ist, ist es leider nicht möglich offensichtliche Trolle vom Veröffentlichen abzuhalten.

  • Psydoöffentlichkeit / Ersatz für echte Diskussionen und soziale Interaktion
    Viele KommentarschreiberInnen vermitteln sich selbst den Eindruck, sie würden aktiv politisch handeln, indem sie ihre Meinung unter Artikel bei Indymedia posten und sich mit anderen darüber streiten. Was sie dabei ausblenden, ist, dass sie sich nur an einen relativ kleinen Kreis ebenfalls Besessener wenden, die sich die Diskussionen unter den Artikeln überhaupt durchlesen.
    Anders als bei realen Diskussionen, bei echten sozialen Kontakten, laufen die Diskussionen meist sehr einseitig ab. Durch die Anonymität des Netzes vergessen viele, dass hinter den Vertretern anderer Meinungen tatsächlich Menschen stecken, die zumindest ein Minimum an Respekt und fairem Umgang verdienen. Entsprechend rücksichtslos und aggressiv werden dann Meinungsverschiedenheiten ausgetragen.

Bei bestehenden Online-Diskussionsforen gibt es Einrichtungen, die die oben beschriebenen Problem lösen oder entschärfen können. Die Übersichtliche Darstellung einzelner Diskussionsstränge als so genannte "Threads". Eine Anmeldung per Pseudonym, die das strategische Wechseln der Identität erschwert. Einen Verhaltenskodex für den Umgang miteinander, der den Wünschen und Bedürfnissen der NutzerInnen entspricht. Unter solchen Voraussetzungen ist ein konstruktiver Meinungs- und Ideenaustausch auch in Online-Foren möglich. Nutzt deshalb bitte solche Foren und nicht die Artikel-Ergänzungsfunktion, wenn ihr politische Inhalte online diskutieren wollt.