Italien. Für Antipsychatrie in den Knast

Antipsychatrie 22.10.2007 17:33 Themen: Repression Soziale Kämpfe
10 Monate Gefängnis wegen eines Solidaritätsschriftzugs mit Inhaftierten, die sich gegen die Zwangseinweisung einer "gefährlichen Unzurechnungsfähigen" widersetzt haben...
ANARCHISTEN IN BOLOGNA VERHAFTET

Am Samstag, 13 Oktober, wurde in Bologna um vier Uhr früh, also zu einer Zeit als niemand aufmerksam wurde, ein Mädchen gewaltsam gefesselt, um sie in die Psychatrie zu bringen, weil ihr Verhalten als abnormal eingestuft wurde. Die (wohl von irgendwem gerufenen) Ordnungskräfte hatten einen (im übertragenen Sinn) Krankenwagen, TSO (Tratamiento Sanitario Obligatorio), gerufen, um das Mädchen gemäss einer Gesetzesregelung, die besagt, dass jemand gegen seinen Willen für 7 Tage in die Psychatrie eingeliefert werden kann, wenn er geistig unzurechnungsfähig und gefährlich ist, abzutransportieren. Viele betrachten diese Regelung als blanke Freiheitsberaubung, bei der zudem zwangsweise Pshychopharmaka verabreicht werden.

Mehrere Personen, die den Vorgang mitbekamen, entschlossen sich spontan gegen diese Praktik zu protestieren und versuchten den Zugriff zu behindern. Die Reaktion der Polzei war äusserst aggressiv: Stockschläge und einer wollte gar die Pistole ziehen, bis schliesslich 6 Polizeiautos anfuhren und die fünf Anti-Psychatrie-Solidarischen festnahmen.

Gegen die AnarchistInnen wurden folgende Anschuldigungen erhoben: Raub unter Einsatz mehrfacher Gewalt (einer der Polizisten hatte seine Handschellen verloren), Beschädigung eines Polizei-KFZ´s und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Am Montag erging dann die Entscheidung, dass 3 Personen in Haft bleiben werden (Texino, Fede, Facco) und die zwei anderen (Madda und Manu) unter Hausarrest gestellt sind.

In der Nacht zum Sonntag wurden fünf weitere Anarchisten verhaftet, weil sie ihre Solidarität "schriftlich und bildlich zum Ausdruck gebracht haben" und das an Mauern, die als historisch wertvoll gelten. Daraufhin hat am Dienstag ein Schnellverfahren stattgefunden, bei dem wegen der Soli-Graffities,- und Schriftzüge folgende Urteile gefällt wurden:
10 Monate Gefängnis für Juan und Bogu (immernoch inhaftiert) und 4 Monate für David, Alessio und Belle (die sich zwar aufgrund fehlender Vorstrafen auf freiem Fuss befinden; aber unter der Auflage, die Stadt Bologna zu verlassen).

Am Samstag und Montag haben bereits zwei unangemeldete Demonstrationen im Stadtzentrum von Bologna stattgefunden, die ohne besondere Zwischenfälle verlaufen sind.

Der Konsens der solidarischen Personen ist, "genau zu wissen, dass es das wirkliche Vergehen der Inhaftierten und Verurteilten gewesen ist, den Mut besessen zu haben, sich gegen eine Welt der legalen Gewalt, Repression und sozialen Kontrolle zu widersetzen". Angeprangert wird auch die im -roten- Bologna gefahrene Politik "der Säuberung und Sicherheit, die sich gegen Marginalisierte und Immigranten richtet ".

Orginalbericht:
 http://www.klinamen.org/modules.php?name=noticias&file=comments
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Ergänzungen

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Iratxo 23.10.2007 - 10:49

Gegenfrage und Feststellung

egal 23.10.2007 - 17:13
Frage: Haben die genannten AnarchistInnen überhaupt eine Ahnung, warum das Mädchen zwangseingewiesen wurde? Sprich, ob die Einweisung indiziert war oder nicht? Wenn sie nämlich von medizinischer Seite aus indiziert war, dann helft ihr der Betroffenen keineswegs durch solche Soli-Aktionen. Das hat nämlich in der Regel nichts mit willkürlicher Freiheitsberaubung zu tun, sondern geschieht entweder, weil eine Fremd- oder Eigengefährdung vorliegt. Zu den Gründen einer Zwangseinweisung können somit unter anderem eine akute Schizophrenie, Essstörungen bei denen die Gefahr besteht, dass das Mädchen verhungert (und das nicht aus dem Wunsch heraus, zu verhungern!), extrem aggressives Verhalten bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung etc. etc. pp. Bei dem Verabreichen von Psychopharmaka wie z.B. Sedativa, geht es keineswegs darum, die betreffenden Menschen "gefügig" zu machen und sie gesellschaftlich anzupassen, sondern darum, dem Patienten die Möglichkeit zu eröffnen, wieder eine Krankheitseinsicht zu erlangen.
Als Beispiel: Ohne seine Medikamente leidet ein Schizophrener an Halluzinationen (er hört z.B. Stimmen, die ihm einreden, Person xy habe vor, ihn zu töten), wahnhaften Zuständen (er bildet sich ein und ist davon überzeugt, dass genau diese Person xy ihn ständig verfolgt) und anderen psychopathologischen Symptomen. Dass es dabei dann irgendwann zu einer Überreaktion des Patienten kommen kann und er der Person xy, die gar nichts mit ihm zu tun hat und vielleicht nur zufällig sein Nachbar oder sonst was ist, Schaden zufügt, liegt auf der Hand und ist auf jeden Fall im Bereich des Möglichen. In den Medien ist dann häufig von "geistig Verwirrten" die Rede, die scheinbar grundlos jemand anderes getötet haben etc.
Der Patient erkennt allerdings leider nicht, dass er an einer psychiatrischen Erkrankung leidet. Folglich wird er sich möglicherweise zur Wehr setzen, wenn er dann der Psychiatrie zugeführt werden soll, so dass es für Außenstehende oftmals scheint, dass jemand grundlos überwältigt werden muss. Oft wundern die Betroffenen sich, dass sie jetzt "weggebracht" werden, aber Person xy weiter frei rumlaufen darf.
Wenn die Psychopharmakotherapie allerdings anschlägt (und das kann durchaus einige Wochen dauern), dann gewinnt der Patient (natürlich in Verbindung mit einer Psychotherapie - je nach Krankheitsbild) Krankheitseinsicht; er merkt also, dass etwas an seinem bisherigen Verhalten nicht so recht stimmte, Person xy nur sein Nachbar ist und keine gemeinen Pläne ausheckt, ihn zu ermorden, usw.

Jemand, der einfach nur nicht so tickt, wie der Durchschnitt der Bevölkerung und sich dieser nicht anpassen will, wird nicht gleich Zwangseingewiesen - zumindest nicht in der Regel. Solche Personen gelten auch nicht als "psychisch krank". Psychiatrische Krankheitsbilder sind sehr komplex, mensch kann nicht aus einer einzigen Eigenschaft eines anderen sagen, er sei "psychisch krank", so etwas setzt sich immer aus mehreren Symptomen zusammen.

Letzter Kritikpunkt: Durch solche Artikel und Aktionen schürt mensch auch immer die Angst vor der Psychiatrie, die in unserer Gesellschaft immer noch weit verbreitet ist. Auch in der Linken ist hin und wieder zu beobachten, dass vor allem Borderlinerinnen nicht als "krank" sondern als "unangepasst" und damit vernünftig gesehen werden, nur dass es nicht mehr viel mit Vernunft zu tun hat, zu ritzen oder sich gleich die Pulsadern bis zum Knochen durchzuschneiden (schon gesehen!). Den Mädchen wird im Nachhinein auch klar, dass solche Handlungen nicht aus Vernunft geschehen sind, sondern aus einem inneren, nicht widerstehbaren Drang heraus entstanden sind, über den sie keine Kontrolle hatten.

Noch eine Anmerkung: Der Begriff "krank" oder "Krankheitsbild" ist in der Psychiatrie natürlich mit Vorsicht zu gebrauchen. Schließlich definieren wir als Menschen uns hauptsächlich durch unsere Psyche, unsere Emotionen etc. Folglich hat es oft den Eindruck, als wenn mittels Psychopharmaka oder durch eine Psychotherapie etwas von unserem "Selbst" "wegoperiert" werden soll und wir so an die gesellschaftlichen Normen angepasst werden sollen. Andererseits sind psychiatrische Patienten nicht frei, da die Krankheit sie entsprechend einengt: Bei Zwangserkrankungen ist dies am offensichtlichsten. Auch der Leidensdruck für Angehörige kann enorm sein.
Sicherlich gibt es auch Eltern, die ihre Kinder in die Psychiatrie schicken wollen, weil sie nicht gesellschaftskonform sind, damit sie so werden, wie die Eltern.

Zusammengefasst ist die Psychiatrie natürlich ein schwieriges Feld, aber mensch beschwert sich auch nicht bei einem Gastroenterologen, wenn dieser bei einer Darmspiegelung einen zufällig gefundenen potentiell bösartigen Polypen entfernt, und sagt dann, "das war aber ein Teil von mir", oder?

@Homosapiens

Warhead 24.10.2007 - 04:35
@Homosapiens

Freu dich das du ungehindert Mist verbreiten kannst,vielleicht hast du ja noch ein paar Verschwörungstheorien auf Lager..."sie haben mir nen Chip eingebaut,ich bin jetzt ein Radio und muss tun was sie mir sagen"...Hier und woanders gibts genügend Leute denen man unbesehen jeden Mist andrehen kann und die das auch glauben.
Mit viel Liebe und Verständnis alleine wurde bisher noch keine Psychose zum Abklingen gebracht.
Der Arbeitswahn,die Konsumgesellschaft,der Casinokapitalismus...diese Faktoren sorgen für Neurosen,die Psychosen sind schon da.Die eingekapselte Psychose wartet gewissermassen auf das magische Schaltwort das sie ausbrechen lässt.Das kann alles mögliche sein,eine falsche Droge zum falschen Zeitpunkt...Set und Setting...ein zu scharf gewürztes Mittagessen in einer Vokü,der Sturz in einen Gulli,eine Vergewaltigung,keine Vergewaltigung,Trennung vom Partner,keine Trennung vom Partner,Artikel auf Indymedia,Hundebisse,Autounfälle,Operationen...die auslösenden Faktoren sind mannigfach und in JEDER Gesellschaftsform vorzufinden.
Und natürlich ist es Unfug zu behaupten die Leute würden nicht mehr aus sich herausgehen weil sie Furcht vor der Klapse haben.
Ich bin in keiner gelandet,obwohl ich schon oft genug durch die Straßen tobte.
Neeein,es gibt keine genetischen Defekte,das ist alles nur Einbildung.
Ich bilde mir mein ADHS also nur ein willst du behaupten??Das gibts gar nicht,pure Erfindung,ja??Alles nur Anpassungsdruck von aussen??
Die wenigsten,ausser natürlich die Betroffenen selbst,wissen wie sich das ADS-Dasein körperlich anfühlt.Nämlich beschissen,nicht nachlassender Dauerdruck,ständige Anspannung,permanentes Ziehen und reissen im Bauchmuskelbereich,dazu das diffuse Gefühl gleich passiert was bzw es muss was passieren.Mies gelaunt schon beim Aufwachen,mit einem Mörderblick die Freundin taxiert.Und so einem Zustand willst du mit Liebe und Verständnis begegnen,ich sag dir mal was,du hälst mich keine zwei Stunden aus da ergreifst du die Flucht...oder schlägst mir die Fresse ein.Und was soll ich da erst sagen,ich müsste mich so vierundzwanzig Stunden lang ertragen,Tag für Tag...oh ja,der eine oder andere findet das vielleicht spleenig oder exaltiert in seiner Liberalität,sehr lustig,danke auch Peter Lustig,der weiss wie es ist wenn die Körperchemie stimmig ist und man sich ausgeglichen fühlt,der das Glück hat Glück geniessen zu können.Und weil er es gerne weitergeniessen will verschwindet er immer ziemlich schnell wenn er mich sieht.
Aber dessen Dopaminstoffwechsel ist ja auch nicht so verkorkst wie der Meinige.
Seitdem ich täglich meine Amphetamine schlucke,nein kein Ritalin,sondern echtes L-Amphetamin,weiss ich wie normal tickende Menschen sich in ihrem Körper fühlen,kann ich ansatzweise erahnen was Glück und Ausgeglichenheit wohl bedeuten mögen,leider kommt das ein wenig spät,der tägliche Hass der mich angetrieben hat,hat ein zynisches Arschloch aus mir gemacht.Mich sperrt keiner ein,mich schmeisst auch keiner raus,nicht mehr,mich wird man nicht los,auch wenn sich das viele wünschen,wenn ich gezwungen bin mich zu ertragen dann kann ich mein Arschlochdasein auch mit guten Recht dem Rest der Welt aufoktroieren.
Und dieses Innengefühl ist nicht eingebildet,oder durch den Druck der leistungsgesellschaft entstanden,nein,das war von Anfang an da seit ich bewusst denken und fühlen kann.Ich hab mich immer gefragt wie andere Leute damit klarkommen,ich hab gedacht das sei vollkommen normal,extreme Stimmungsschwankungen,der Innendruck,die Rastlosigkeit,das Getriebensein,die permanent vorhandene diffuse Wut...neee,isses nicht.Fast vierzig Jahre bin ich so rumgelaufen.Seit den frühen Dreissigern hat das auch einen Namen und Behandlungsmöglichkeiten.Nur nicht in Deutschland,in Deutschland erzählen Kinderpsychologen was von Störung der Feinmotorik und verhaltensgestört...und verordnen orthopädisches Turnen,Spinnenfussball...Hass...am Boden rumkrabbeln wie ein Homunkuli.
Ich schwimme ne Stunde im Meer,gegen die Strömung,ich komme aus dem Wasser und zehn Minuten später ist der Druck wieder da.Ich laufe beim Marathon mit,und ne halbe Stunde nach dem Zieleinlauf nehme ich in einem hochenergetischen cholerischen Anfall meine Bude auseinander.Und du kommst mit nichts als Liebe und Spinnenfussball dahergelatscht,manmanman,und ich bin einer der leichteren,der sozialisierten Krankheitsfälle...nein,ne Krankheit ist das eigentlich nicht,Krankheit beinhaltet die Abwesenheit von Gesundheit,und ich bin kerngesund.Zustand wäre vermutlich passender,ein Zustand der einem die Fähigkeit wegnimmt mit seiner Umwelt sozial zu interagieren,ich bin hochsensibilisiert und ausgestattet mit zahlreichen sensorischen Sonderfunktionen...leider nutzen die einem in der Interaktion mit Menschen herzlich wenig,meine Wahrnehmung läuft schneller ab,ich denke schneller,rede schneller,handle schneller.Und nicht nur nicht,das geht vielen ADS'lern so.Wir sind gewissermassen,das hört sich brutal an,die evolutionäre Antwort an die Leistungsgesellschaft,Pilotprojekte gewissermassen.Leider sind die Körperfunktionen immer noch die der alten Auslaufmodelle,aber ich bin sicher die das die Nachfolgemodelle ein genetisches Update an Bord haben,dann brauchts auch keine Amphetamine,kein Ritalin oder Psychopharmaka für die anderen Modellreihen mehr.Dann kommen die verbliebenen NT's in die Klapse,die gehen da sogar freiwillig rein weil sie unsereinen nicht ertragen können,also NT steht hier für neurologisch typisch.

Ach das vergass ich noch

Warhead 24.10.2007 - 06:06

Link auf Englisch

Kurt 25.10.2007 - 01:41

aha

oho 26.10.2007 - 10:16
"Seitdem ich täglich meine Amphetamine schlucke,nein kein Ritalin,sondern echtes L-Amphetamin,weiss ich wie normal tickende Menschen sich in ihrem Körper fühlen,kann ich ansatzweise erahnen was Glück und Ausgeglichenheit wohl bedeuten mögen,leider kommt das ein wenig spät,der tägliche Hass der mich angetrieben hat,hat ein zynisches Arschloch aus mir gemacht.Mich sperrt keiner ein,mich schmeisst auch keiner raus,nicht mehr,mich wird man nicht los,auch wenn sich das viele wünschen,wenn ich gezwungen bin mich zu ertragen dann kann ich mein Arschlochdasein auch mit guten Recht dem Rest der Welt aufoktroieren."

genaueres zu den gedanken die sich dieser mensch gemacht hat muss um festzustellen dass er "nicht normal tickt" und der kritik an all dem zeug dass er in der folge zusammenphantasiert; mit genauen ausführungen darüber, wie und warum ein solcher bürger trotzdem zu seinem Recht (siehe zitat) kommt:
www.gegenstandpunkt.com
"pychologie des bürgerlichen individuums"

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@egal

Peter Lustig 23.10.2007 - 18:38
Es ist unglaublich, was Du hier scheinbar sachlich von Dir gibst. Die Psychiatrie war geschichtlich gesehen nie ein Ort wo es vorrangig um das Wohl der Menschen ging, sondern der Menschenvernichtung (physisch, 3. Reich, USA, Russland) und Herrschaftssicherung (z.B. BRD/DDR). Wenn Knast nicht geht, geht immernoch Psychiatrie. Das war immerso. Es könnte mal anders werden, ist es aber noch lange nicht. Meistens wissen die "Ärzte" überhaupt nicht, was sie dort eigentlich tun. Das ging soweit, daß in den 90er Jahren sogar ein Postbote sich als "Arzt" ausgeben konnte und Jahre in der Psychiatrie als Oberarzt tätig war - ohne einen blassen Schimmer. Und da egal aus seiner polizeilichen Erfahrung schon berichtet: Wie ist es denn mit der Abwägung, ob etwas gefährlich ist? Wieviele wurden durch "psychisch Kranke" wirklich ernsthaft angegangen? Zählen auch Bettler als Gefährder? Bei Polizisten schon! Leider ist Betteln nicht verboten. Und wenn ich ein Alkeholproblem habe und dies in der Öffentlichkeit auslebe, weil mir Job und Wohnung genommen wurden? Alkeholismus ist ja eine Krankheit. Und wer die nicht in den eigenen vier Wänden kuriert, wird regelmäßig von Bullen eingeknastet. Wie das mit der zwangsweisen Einlieferung in die Psychiatrie, weiß ich nicht. Das könnte hier mal der Oberbulle berichten. Auf jeden Fall wird "gesellschaftlich schädliches Verhalten" (Fremdgefährdung) aufs Individuum geschoben und abtransportiert (Ausnüchterungszelle, Knast, Psychiatrie). Und damit hat man ein gesellschaftliches Problem schön wieder unterm Teppich gekehrt. Und das ist im Wesentlichen die Psychiatrie. Menschen, die tatsächlich Hilfe brauchen, bekommen den Stock.

@Peter Lustig

egal 23.10.2007 - 21:42
Das hier nicht der Eindruck entsteht, ich würde den ganzen Tag nur vor Indy hocken - tu ich nämlich nicht, ist nur Zufall, dass ich so schnell antworte ("schöpferische Pause" ;-) ).

Sicherlich, unter dem Deckmantel der Psychiatrie wurden (und werden vielleicht noch - habe ich keine genauen Informationen zu und kann dem entsprechend keine sachliche Antwort hierzu liefern) menschenverachtende Verbrechen begangen. Das dies nicht nur in der Psychiatrie der Fall war, sondern auch in anderen Bereichen der Medizin, sollte hier allen klar sein. Auch muss jeder Arzt (vor allem in der BRD!) sich darüber im Klaren sein, dass vieles, auf welches sich modernes ärztliches Handeln stützt, aus der NS-Zeit stammt, und sich damit auch kritisch auseinandersetzen - ganz im Sinne kritischer Wissenschaft (ein Umstand, der in den letzten Jahren - zum Glück - auch immer mehr Berücksichtigung im medizinischem Curriculum findet - nur mal am Rande).

Weiter im Text: Deinen "Subtext", ich sei ein Bulle, ignoriere ich mal wohlwollend, da du mich nicht kennst und wir uns vermutlich politisch sonst relativ gut verstehen würden. Und nein, ich arbeite nicht für den Staat!

Die große Frage, die mir so im Kopf rumspukt, ist, ob die wirklich Ahnung hast, wovon du da redest. Ich weiß nicht, woher du deine Vorstellungen von der Psychiatrie nimmst, also ob aus Filmen wie "Girl-Interrupted" (aus der Sicht einer Borderlinerin), "Einer flog übers Kuckucksnest", oder ob du denkst, es würde immer noch wie in 60ern abgehen.
Ich empfehle dir, mal einfach ein Praktikum auf einer "Geschlossenen" zu absolvieren, dann merkst du, was "Selbstgefährdung" meint (die häufigste Indikation für eine Zwangseinweisung). Wie schon gesagt: Menschen mit psychiatrischen Syndromen sind NICHT frei, sie haben keine freie Wahl! Sie sind unter Umständen falschen Eindrücken ausgeliefert, die keine Realität sind (die Sache mit Person xy, oder z.B. der sogenannte Kontrollwahn, bei dem die Patienten z.B. der vollkommenden Überzeugung sind, dass sie blos Kraft ihres Willens den auf sie zufahrenden Zug zum Halten bringenkönnen).
"Psychopharmakazombies" sind Geschichte. Nur in Ausnahmefällen werden Menschen heutzutage noch fixiert oder so weit sediert, dass sie völlig fertig sind.

Im Gegenteil, ich habe die Psychiatrie als den Teil der Medizin erlebt, bei dem als einziges angemessen auf den ganzen Menschen eingegangen wird - somatisch, psychologisch, sozial.

Sorry, was du von dir gibst, sind nichts weiter als uralte Vorurteile gegen die Psychiatrie, welche zum großen Teil aus der "gutbürgerlichen" Gesellschaft stammen.

Und noch was rein wissenschaftliches: Bei einigen psychiatrischen Krankheiten finden sich in der Tat pathologische biochemische Veränderungen. Und mit der Weiterentwicklung der bildgebenden Verfahren wie den PET- oder fMRT-Untersuchungen finden sich auch zunehmend morphologische zentrale Veränderungen bei PsychiatriepatientInnen.

Als letztes noch ein Punkt, um dem Argument der Willkür seitens Psychiatern zuvor zu kommen: Keine andere Fachrichtung der Medizin ist so darin bemüht, die zunächst subjektiven Untersuchungsergebnisse zu objektivieren, wie die Psychiatrie. Diese - mensch darf es schon Errungenschaft nennen - nennt sich "Psychopathologischer Befund". In diesem wird ganz objektiv geschaut, welcher der folgenden Punkte in welcher Art und Ausprägung bei dem betreffenden Patienten vorhanden sind (das folgende hab ich einfach mal abgeschrieben, da die Psychiatrie nicht meine Fachrichtung ist, da ich keinen Spaß daran habe):

1. Erscheinungsbild (Zusammengesackte Haltung, Bewegungslosigkeit, Motorische Verlangsamung, Verlangsamte Sprache (bei Nicht-Muttersprachlern natürlich nicht wirklich zu beurteilen), Schleppender Gang, negativistische Haltung (Patient sitzt z.B. ohne Grund mit dem Rücken zum Untersucher etc.))

2. Bewusstsein (
a)quatitativ: Wachheitsgrad;
b)qualitativ: Bewusstseinstrübung (z.B. im Delir), Bewusstseinseinengung (Einengung von Denkinhalten, spricht nicht auf Außenreize an), Bewusstseinsverschiebung (die klassische Bewusstseinserweiterung durch halluzinogene Substanzen))

3. Orientierung (zeitlich, örtlich, situativ, zur eigenen Person ("Wer sind Sie?"))

4. Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen (Aufmerksamkeitsstörungen, Auffassungsstörungen (Nicht-Begreifen der Bedeutung von Wahrnehmungen), Gedächtnisstörungen (Amnesie, Hypermnesie, Hypomnesie, Paramnesie (Deja-vu, Jamais-vu, Trugerinnerungen etc.), Ekmnesie (Vergangenheit wird als Gegenwart erlebt), Zeitgitterstörungen (Chronologie von Dingen wird durcheinander gebracht), Konfabulationen (Patient füllt Erinnerungslücken mit Einfällen, hält diese aber wirklich für Erinnerung))

5. formale Denkstörungen (Denkverlangsamung, Denkhemmung, umständliches Denken, eingeengtes Denken (Menschen, die nur ein Thema haben... [butAlive]), Perseverationen (Patient bleibt an zuvor gemachten Wörtern oder Angaben haften), Grübeln (denkt ständig und fast immer über unangenehme Sachen nach), Gedankendrängen (ständig neue Einfälle und Gedanken), Ideenflucht (super viele Einfälle, daher gehen die Assoziationen ständig verloren oder wechseln), Vorbeireden (Patient ignoriert die Fragen des Untersuchers und redet weiter über das Wetter etc.), Gedankenabreißen (flüssiger Gedankengang reißt plötzlich ab), Zerfahrenheit (für einen Außenstehenden hat das Denken und das Sprechen des Patienten keinen verständlochen Zusammenhang), Neologismen (Wortneubildungen - Patient erfindet einfach neue Wörter und benutzt sie, ohne dass irgendwer anders weiß, was er meint))

6. Zwänge (Patienten erleben Zwänge als "Ich-fremd" - sie führen sie gegen einen inneren Widerstand aus!) (Zwangsdenken, -impulse & handlungen)

7. Wahn (an Wahninhalten halten Patienten einfach fest, auch wenn ihnen das Gegenteil bewiesen wird: z.B. der Patient, der der Überzeugung ist, Aliens hätten ihm etwas hinters Ohr implantiert. Der Arzt sagt ihm, dass er spinnt. Patient geht nach Hause, kommt später wieder zum Arzt mit ner klaffenden Wunde hinterm Ohr und einigen Muselfasern, die daraus hervorgucken und sagt nur: "Sehen sie, da war doch was!" - ähnliche Fälle gab es WIRKLICH schon!) (Wahneinfälle & -wahrnehmungen) (hier gibt es alles: vom Verfolgungswahn, über den Beziehungswahn (ALLES wird auf sich bezogen), bis zum phantastischen Wahn (Patient glaubt, er sei ein Werwolf - wunderbar in einer "Emergency Room" Folge dargestellt))

8. Sinnestäuschungen (Illusionen, Stimmenhören (die sind für die Patienten wirklich da, als wären sie im gleichen Raum und real!), andere Geräusche, optische Halluzinationen (von Lichtblitzen bis zu ganzen Szenen mit Ton, Geruch und allem, was dazu gehört, damit es komplett real für die Person ist), taktile Hallus, Pseudohallus (hier erkennt der Patient, dass der Inhalt der Sinnestäuschung nicht real ist); übrigens: beim Einschlafen eines jeden Menschen sind solche Sinnestäuschungen nichts unnormales...)

9. Ich-Störungen (Derealisation (alles erscheint fremd und unwirklich), Depersonalisation (das gleiche auf den Patienten selbst bezogen, es gibt auch Patienten, die sich im Zuge dessen einfach mal den Penis abschneiden...), Gedankenausbreitung (alle wissen, was der Betroffene denkt), Gedankenentzug (dem Patienten werden die Gedanken "abgesaugt"), Gedankeneingebung (die Gedanken werden dem Patienten von außen aufgezwungen))

10. Affektivitätsstörungen (Ratlosigkeit, Gefühl der Gefühlslosigkeit, Affektarmut, Vitalgefühle herabgesetzt, Deprimiert, hoffnungslos, ängstlich, euphorisch, dysphorisch (missmutig), gereizt, unruhig, Insuffizienzgefühle (vermindertes Selbstwertgefühl), gesteigertes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Verarmungsgefühle, Ambivalenz von Gefühlen, Affektlabilität (von tiefster Trauer zu Euphorie in Sekundenbruchteilen...), Affektinkontinenz (kann sich überhaupt nicht beherrschen), Affektstarrheit)

11. Störungen des Antriebs und der Psychomotorik (Antriebsarmut, Antriebshemmung, Antribessteigerung, Motorische Unruhe, Parakinesen (wirklich skurrile und komplexe Bewegungen - muss mensch gesehen haben), Stupor (bewegt sich gar nicht merh spontan - sitzt nur in der Ecke (ja, OHNE Psychopharmaka)), Hyperkinesen, Akinese, Hypokinese, Raptus (sitzt ruhig da, springt dann auf, tanzt im Kreis, setzt sich hin und sitzt ruhig da, als wäre nix gewesen), Manieriertheit (normale Handlungen sind total verschnörkelt und wirken poserhaft), Mutismus (sagt einfach gar nix), Logorrhoe (sprachlicher Durchfall...))

12. Suizidhandlungen oder -gedanken (damit ist nicht ein normales Nachdenken über "was wäre, wenn ich jetzt aus dem Fenster springe" oder "wie fühlt sich das wohl an" gemeint, sondern wirklich (und ich meine richtig wirklich!) detailierte Pläne über das eigene sich selbst beigebrachte Ableben.)

Ok, wer jetzt noch bei mir ist, jetzt kommt das aller, aller, aller Wichtigste:
Jeder wird das ein oder andere Symptom bei sich entdeckt haben, aber ein solches Symptom macht noch keine psychische Störung! Für die Diagnose und damit auch für eine Zwangseinweisung über den Abtransport durch die Bullen hinaus, müssen mehrere dieser Symptome in relativ bestimmter Kombination zusammenkommen UND eine daraus resultierende Fremd- oder Selbstgefährdung zustandekommen. Ansonsten landet keiner so einfach in einer "Geschlossenen" (heute nennt sich das übrigens Akutstation!) oder wird spätestens am nächsten Tag durch den (dann vermutlich derbst angepissten) Oberarzt vor die Tür gesetzt, da es Menschen gibt, die das Bett nötiger brauchen!
Ja, richtig, 70% der Patienten, die ich auf der Akutstation erlebt habe, waren überhaupt nicht damit einverstanden, dort zu sein. Oder zumindest waren sie nicht glücklich über die Situation. Aber, wie schon gesagt, eine Krankheitseinsicht ist oft erst spät im Verlauf zu erwarten.

Naja, hoffentlich konnte ich zumindest vermitteln, dass es vielen psychiatrischen Patienten aufgrund ihrer Störung wirklich schlecht geht (das dem ein manisch-depressiver in seiner manischen Phase nicht zustimmt, ist klar. Klar ist allerdings auch, dass er es einem danken wird, wenn mensch ihn davon abhält, sich super hoch zu verschulden etc.).

Das Allerwichtigste ist aber, dass mensch sich doch auch mal mit den Dingen beschäftigen sollte, die er oder sie ablehnt, denn bei einigen Leuten innerhalb der radikalen Linken kommt mir das in letzer Zeit echt zu kurz (nicht bei allen, wohlgemerkt!)...

@egal

Peter Lustig 24.10.2007 - 00:03
Noch ein Fall, der durch die Medien ging. In der BRD! ist (schätze 70er oder 80er Jahre) eine Frau in der Pubertät von den Eltern in die Psychiatrie gebracht und dermaßen mit Psychpharmaka zugedonnert worden über Jahrzehnte, daß sie heute im Rollstuhl! sitzt. Sie hat auf Schadensersatz geklagt, aber da ist entweder nichts oder nur eine lächerliche Schadensersatzleistung erfolgt. Auf jeden Fall ist die Frau doppelt gearscht. Rollstuhl, arbeitsunfähig und keine Knete. Außerdem: Ich weiß, daß jederzeit mit verweis auf Eigengefährdung die Betreuten vom Betreuer eingeliefern werden können. Das ist eine Wahnsinnsmacht! Der Betreute könnte nichts dagegen tun! Er hat ja keine Krankheitseinsicht hähä. Und mit dem Psychodoktor kommt man schon klar. Der glaubt dem Betreuer natürlich und nicht dem Betreuten. Und noch ein Irrtum. Betreuungen werden vom Gericht angeordnet auf Basis von Gutachten. Und ich sage Dir, da ist alles möglich. Wahrscheinlich sind alle Psychoärzte in Wahrheit Postboten. Es ist ein Witz! So siehts aus. Die Krankheitsbilder, die Du schilderst, alles schön und gut. Aber Psychiatrie ist und bleibt Herrschaftsmittel. Du glaubst wahrscheinlich auch, daß der Staat zu unserem Schutze ist! Die meisten Verbrecher haben ja auch keine Krankheitseinsicht und sind alle unschuldig. Also wegsperren! Und wer Verbrecher oder Kranker ist, bestimme ich (Staat).
Und daß sich jemand verschulden könnte, auweia! Wenn eine psychische Erkrankung gefunden oder erfunden wurde, kann man das rückwirkend abwickeln. Sind wir nicht alle etwas gaga?

Augen auf!

Homosapiens 24.10.2007 - 00:24
Ich war selbst schon Patient in verschiedenen psychiatrischen Anstalten und weiss wovon ich rede.
Die Genossen aus Italien werden sicher wissen, warum sie das Mädchen befreien wollten und hätten ihr Liebe und Unterstürzung gegeben. Es ist ausserdem eine Tatsche, dass manch eine(r) die Psychiatrie im Sarg verlässt, sei es durch sogenannte Nebenwirkungen von Psychopharmaka oder in den Selbstmord getrieben. An dieser Stelle meine Solidarität für die eingesperrten AnarchistInnen und das eingesperrte Mädchen.

Psychische Krankheit, psychischer Zusammenbruch, eine Antwort auf die Leistungsgesellschaft: schneller, stärker, schöner, besser, effektiver. Jeder soll zur Arbeit gezwungen werden. Wer sich ausruhen will, wer Zeit braucht, um mit dem ganzen Wahnsinn klar zu kommen, wird als krank angesehen, wer sich anpasst als gesund.
Doch Wahnsinn, Krankheit im positiven Sinne ist die einzige menschenwürdige Art in einer
menschenunwürdigen Gesellschaft zu leben. Wenn man auch nur einen kleinen Teil von dem ernst nimmt, was hier von einem verlangt wird, was einem von den Medien und einem grossen Teil der Mitmenschen täglich um die Ohren fliegt, dann ist man abgestumpft, dann sind Liebe und Lust abgetötet.
Es ist nicht einfach, für sich selbst eine Alternative dazu zu entwickeln, denn täglich sagen einem eigene und fremde Stimmen, dass man schwach und unwichtig ist, dass das, was in einem vorgeht, was man empfindet, nichts zählt. Für einen Grossteil der Menschen muss man schon etwas verrückt sein, um sich davon zu befreien. Man darf aber auch nicht zu verrückt sein, denn sonst wird man schnell eingesperrt in Knast oder Psychiatrie.
Das Individuum zählt hier nichts, wird nicht gefördert, Individuen stören die Förderbände der Gesellschaft. Jeder, der auch nur ein bischen nachdenkt, wird als Gefahr für die Gesellschaft angesehen, weil er dann dem alltäglichen Wahnsinn in die Augen sieht. Solche Menschen sollen gebrochen werden, wenn sie zu laut werden.
Unsere lieben Mitmenschen, auch viele Freunde, tragen mit Verachtung und Diskriminierung dazu bei, den Rest besorgen Psychiater oder der Knast, ein gutes Mittel zur schleichenden Euthanasie sind Psychopharmaka. Wehe dem, der einmal über die bürgerlichen Stränge geschlagen hat und sich dann nicht gegen staatlich gewollte Langzeitabhängigkeit von Nervengiften auflehnen kann. Doch viele stehen zwischen angepasst sein und Aufnahme in ein Euthanasieprogramm:
Sie haben sich schon einmal getraut in eine andere Realität zu blicken als die verordnete Langeweile und Angst oder ihnen hat sich eine andere Realität, eine Welt geöffnet, die intensiver war, in der es mehr Gefühl und Protest gab. Sie haben von dem staatlichen Kontrollsystem wie Rechtssystem und Gesundheitswesen ihre Schläge bekommen oder sind ihnen knapp entgangen. Wer zum Bespiel schon mal Patient in einer Psychiatrie war, der vergisst das nicht so schnell. Diese Leute trauen sich nicht mehr aus sich herauszugehen und werden vom Sog des Allgemeinen und den öffentlichen Instanzen folglich in die Knie gezwungen.
Der Norm entkommt keiner, der sich nicht in irgendeiner Form gegen sie auflehnt. Protest, Widerstand, Handeln sind die einzigen Formen der Auflehnung. Wünsche, Sehnsüchte, Gefühle, die man nicht rauslässt, machen einen kaputt. Gleichzeitig wird man von Aussen kaputtgemacht, weil die Sehnsüchte tagtäglich von einer Umgebung unterdrückt werden, die grösstenteils schon aufgehört hat, zu träumen und nachzudenken, die sich unwissentlich zerstörerischen Bedingungen unterwirft.
Doch auch hier gibt es Ausfälle für das System. Auch wenn viele nicht wissen warum, sie leiden trotzdem an den gesellschaftlichen Bedingungen. Sie werden krank. Krankheit, egal ob physisch oder psychisch, wobei das immer zusammenhängt, ist immer eine Form des Protestes, in dem Sinne, als sie das System behindert. Jeder ist krank, weil jeder unter den Lebensbedingungen leidet und wenn alles so weiter geht, wird die Menschheit sich selbst in absehbarer Zeit in den Untergang reissen, weil die Menschen kaputtgehen, aber nicht wissen warum, sich ablenken lassen von der täglich ablaufenden Manipulation und freiwillig zu Ärzten gehen und sich für doof, genetisch defekt, zur individuellen Fehlkonstruktion erklären lassen. Damit unterstützen sie den Profit des Gesundheitswesens und hören nicht auf das, was ihnen ihr Körper und Geist sagen möchte. Dies sind einfache Opfer für die Handlanger des kapitalistischen Systems. Leute, die Krankheit in bewussten Protest umwandeln, ausdrücken sind keine leichten Opfer, weniger leichte Opfer sind auch schon Leute, die zumindest teilweise wenigstens ihre Lage erkennen, wenn vielleicht auch nicht wesentlich daraus aktiv werden.
Diesen Leuten soll wenigstens das Gefühl vermittelt werden, dass sie ohnmächtig sind, dass jegliche Art der Auflehnung für sie alles nur noch schlimmer macht.