Italien. Für Antipsychatrie in den Knast

Antipsychatrie 22.10.2007 17:33 Themen: Repression Soziale Kämpfe
10 Monate Gefängnis wegen eines Solidaritätsschriftzugs mit Inhaftierten, die sich gegen die Zwangseinweisung einer "gefährlichen Unzurechnungsfähigen" widersetzt haben...
ANARCHISTEN IN BOLOGNA VERHAFTET

Am Samstag, 13 Oktober, wurde in Bologna um vier Uhr früh, also zu einer Zeit als niemand aufmerksam wurde, ein Mädchen gewaltsam gefesselt, um sie in die Psychatrie zu bringen, weil ihr Verhalten als abnormal eingestuft wurde. Die (wohl von irgendwem gerufenen) Ordnungskräfte hatten einen (im übertragenen Sinn) Krankenwagen, TSO (Tratamiento Sanitario Obligatorio), gerufen, um das Mädchen gemäss einer Gesetzesregelung, die besagt, dass jemand gegen seinen Willen für 7 Tage in die Psychatrie eingeliefert werden kann, wenn er geistig unzurechnungsfähig und gefährlich ist, abzutransportieren. Viele betrachten diese Regelung als blanke Freiheitsberaubung, bei der zudem zwangsweise Pshychopharmaka verabreicht werden.

Mehrere Personen, die den Vorgang mitbekamen, entschlossen sich spontan gegen diese Praktik zu protestieren und versuchten den Zugriff zu behindern. Die Reaktion der Polzei war äusserst aggressiv: Stockschläge und einer wollte gar die Pistole ziehen, bis schliesslich 6 Polizeiautos anfuhren und die fünf Anti-Psychatrie-Solidarischen festnahmen.

Gegen die AnarchistInnen wurden folgende Anschuldigungen erhoben: Raub unter Einsatz mehrfacher Gewalt (einer der Polizisten hatte seine Handschellen verloren), Beschädigung eines Polizei-KFZ´s und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Am Montag erging dann die Entscheidung, dass 3 Personen in Haft bleiben werden (Texino, Fede, Facco) und die zwei anderen (Madda und Manu) unter Hausarrest gestellt sind.

In der Nacht zum Sonntag wurden fünf weitere Anarchisten verhaftet, weil sie ihre Solidarität "schriftlich und bildlich zum Ausdruck gebracht haben" und das an Mauern, die als historisch wertvoll gelten. Daraufhin hat am Dienstag ein Schnellverfahren stattgefunden, bei dem wegen der Soli-Graffities,- und Schriftzüge folgende Urteile gefällt wurden:
10 Monate Gefängnis für Juan und Bogu (immernoch inhaftiert) und 4 Monate für David, Alessio und Belle (die sich zwar aufgrund fehlender Vorstrafen auf freiem Fuss befinden; aber unter der Auflage, die Stadt Bologna zu verlassen).

Am Samstag und Montag haben bereits zwei unangemeldete Demonstrationen im Stadtzentrum von Bologna stattgefunden, die ohne besondere Zwischenfälle verlaufen sind.

Der Konsens der solidarischen Personen ist, "genau zu wissen, dass es das wirkliche Vergehen der Inhaftierten und Verurteilten gewesen ist, den Mut besessen zu haben, sich gegen eine Welt der legalen Gewalt, Repression und sozialen Kontrolle zu widersetzen". Angeprangert wird auch die im -roten- Bologna gefahrene Politik "der Säuberung und Sicherheit, die sich gegen Marginalisierte und Immigranten richtet ".

Orginalbericht:
 http://www.klinamen.org/modules.php?name=noticias&file=comments
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Ergänzungen

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Iratxo 23.10.2007 - 10:49

Gegenfrage und Feststellung

egal 23.10.2007 - 17:13
Frage: Haben die genannten AnarchistInnen überhaupt eine Ahnung, warum das Mädchen zwangseingewiesen wurde? Sprich, ob die Einweisung indiziert war oder nicht? Wenn sie nämlich von medizinischer Seite aus indiziert war, dann helft ihr der Betroffenen keineswegs durch solche Soli-Aktionen. Das hat nämlich in der Regel nichts mit willkürlicher Freiheitsberaubung zu tun, sondern geschieht entweder, weil eine Fremd- oder Eigengefährdung vorliegt. Zu den Gründen einer Zwangseinweisung können somit unter anderem eine akute Schizophrenie, Essstörungen bei denen die Gefahr besteht, dass das Mädchen verhungert (und das nicht aus dem Wunsch heraus, zu verhungern!), extrem aggressives Verhalten bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung etc. etc. pp. Bei dem Verabreichen von Psychopharmaka wie z.B. Sedativa, geht es keineswegs darum, die betreffenden Menschen "gefügig" zu machen und sie gesellschaftlich anzupassen, sondern darum, dem Patienten die Möglichkeit zu eröffnen, wieder eine Krankheitseinsicht zu erlangen.
Als Beispiel: Ohne seine Medikamente leidet ein Schizophrener an Halluzinationen (er hört z.B. Stimmen, die ihm einreden, Person xy habe vor, ihn zu töten), wahnhaften Zuständen (er bildet sich ein und ist davon überzeugt, dass genau diese Person xy ihn ständig verfolgt) und anderen psychopathologischen Symptomen. Dass es dabei dann irgendwann zu einer Überreaktion des Patienten kommen kann und er der Person xy, die gar nichts mit ihm zu tun hat und vielleicht nur zufällig sein Nachbar oder sonst was ist, Schaden zufügt, liegt auf der Hand und ist auf jeden Fall im Bereich des Möglichen. In den Medien ist dann häufig von "geistig Verwirrten" die Rede, die scheinbar grundlos jemand anderes getötet haben etc.
Der Patient erkennt allerdings leider nicht, dass er an einer psychiatrischen Erkrankung leidet. Folglich wird er sich möglicherweise zur Wehr setzen, wenn er dann der Psychiatrie zugeführt werden soll, so dass es für Außenstehende oftmals scheint, dass jemand grundlos überwältigt werden muss. Oft wundern die Betroffenen sich, dass sie jetzt "weggebracht" werden, aber Person xy weiter frei rumlaufen darf.
Wenn die Psychopharmakotherapie allerdings anschlägt (und das kann durchaus einige Wochen dauern), dann gewinnt der Patient (natürlich in Verbindung mit einer Psychotherapie - je nach Krankheitsbild) Krankheitseinsicht; er merkt also, dass etwas an seinem bisherigen Verhalten nicht so recht stimmte, Person xy nur sein Nachbar ist und keine gemeinen Pläne ausheckt, ihn zu ermorden, usw.

Jemand, der einfach nur nicht so tickt, wie der Durchschnitt der Bevölkerung und sich dieser nicht anpassen will, wird nicht gleich Zwangseingewiesen - zumindest nicht in der Regel. Solche Personen gelten auch nicht als "psychisch krank". Psychiatrische Krankheitsbilder sind sehr komplex, mensch kann nicht aus einer einzigen Eigenschaft eines anderen sagen, er sei "psychisch krank", so etwas setzt sich immer aus mehreren Symptomen zusammen.

Letzter Kritikpunkt: Durch solche Artikel und Aktionen schürt mensch auch immer die Angst vor der Psychiatrie, die in unserer Gesellschaft immer noch weit verbreitet ist. Auch in der Linken ist hin und wieder zu beobachten, dass vor allem Borderlinerinnen nicht als "krank" sondern als "unangepasst" und damit vernünftig gesehen werden, nur dass es nicht mehr viel mit Vernunft zu tun hat, zu ritzen oder sich gleich die Pulsadern bis zum Knochen durchzuschneiden (schon gesehen!). Den Mädchen wird im Nachhinein auch klar, dass solche Handlungen nicht aus Vernunft geschehen sind, sondern aus einem inneren, nicht widerstehbaren Drang heraus entstanden sind, über den sie keine Kontrolle hatten.

Noch eine Anmerkung: Der Begriff "krank" oder "Krankheitsbild" ist in der Psychiatrie natürlich mit Vorsicht zu gebrauchen. Schließlich definieren wir als Menschen uns hauptsächlich durch unsere Psyche, unsere Emotionen etc. Folglich hat es oft den Eindruck, als wenn mittels Psychopharmaka oder durch eine Psychotherapie etwas von unserem "Selbst" "wegoperiert" werden soll und wir so an die gesellschaftlichen Normen angepasst werden sollen. Andererseits sind psychiatrische Patienten nicht frei, da die Krankheit sie entsprechend einengt: Bei Zwangserkrankungen ist dies am offensichtlichsten. Auch der Leidensdruck für Angehörige kann enorm sein.
Sicherlich gibt es auch Eltern, die ihre Kinder in die Psychiatrie schicken wollen, weil sie nicht gesellschaftskonform sind, damit sie so werden, wie die Eltern.

Zusammengefasst ist die Psychiatrie natürlich ein schwieriges Feld, aber mensch beschwert sich auch nicht bei einem Gastroenterologen, wenn dieser bei einer Darmspiegelung einen zufällig gefundenen potentiell bösartigen Polypen entfernt, und sagt dann, "das war aber ein Teil von mir", oder?

@Homosapiens

Warhead 24.10.2007 - 04:35
@Homosapiens

Freu dich das du ungehindert Mist verbreiten kannst,vielleicht hast du ja noch ein paar Verschwörungstheorien auf Lager..."sie haben mir nen Chip eingebaut,ich bin jetzt ein Radio und muss tun was sie mir sagen"...Hier und woanders gibts genügend Leute denen man unbesehen jeden Mist andrehen kann und die das auch glauben.
Mit viel Liebe und Verständnis alleine wurde bisher noch keine Psychose zum Abklingen gebracht.
Der Arbeitswahn,die Konsumgesellschaft,der Casinokapitalismus...diese Faktoren sorgen für Neurosen,die Psychosen sind schon da.Die eingekapselte Psychose wartet gewissermassen auf das magische Schaltwort das sie ausbrechen lässt.Das kann alles mögliche sein,eine falsche Droge zum falschen Zeitpunkt...Set und Setting...ein zu scharf gewürztes Mittagessen in einer Vokü,der Sturz in einen Gulli,eine Vergewaltigung,keine Vergewaltigung,Trennung vom Partner,keine Trennung vom Partner,Artikel auf Indymedia,Hundebisse,Autounfälle,Operationen...die auslösenden Faktoren sind mannigfach und in JEDER Gesellschaftsform vorzufinden.
Und natürlich ist es Unfug zu behaupten die Leute würden nicht mehr aus sich herausgehen weil sie Furcht vor der Klapse haben.
Ich bin in keiner gelandet,obwohl ich schon oft genug durch die Straßen tobte.
Neeein,es gibt keine genetischen Defekte,das ist alles nur Einbildung.
Ich bilde mir mein ADHS also nur ein willst du behaupten??Das gibts gar nicht,pure Erfindung,ja??Alles nur Anpassungsdruck von aussen??
Die wenigsten,ausser natürlich die Betroffenen selbst,wissen wie sich das ADS-Dasein körperlich anfühlt.Nämlich beschissen,nicht nachlassender Dauerdruck,ständige Anspannung,permanentes Ziehen und reissen im Bauchmuskelbereich,dazu das diffuse Gefühl gleich passiert was bzw es muss was passieren.Mies gelaunt schon beim Aufwachen,mit einem Mörderblick die Freundin taxiert.Und so einem Zustand willst du mit Liebe und Verständnis begegnen,ich sag dir mal was,du hälst mich keine zwei Stunden aus da ergreifst du die Flucht...oder schlägst mir die Fresse ein.Und was soll ich da erst sagen,ich müsste mich so vierundzwanzig Stunden lang ertragen,Tag für Tag...oh ja,der eine oder andere findet das vielleicht spleenig oder exaltiert in seiner Liberalität,sehr lustig,danke auch Peter Lustig,der weiss wie es ist wenn die Körperchemie stimmig ist und man sich ausgeglichen fühlt,der das Glück hat Glück geniessen zu können.Und weil er es gerne weitergeniessen will verschwindet er immer ziemlich schnell wenn er mich sieht.
Aber dessen Dopaminstoffwechsel ist ja auch nicht so verkorkst wie der Meinige.
Seitdem ich täglich meine Amphetamine schlucke,nein kein Ritalin,sondern echtes L-Amphetamin,weiss ich wie normal tickende Menschen sich in ihrem Körper fühlen,kann ich ansatzweise erahnen was Glück und Ausgeglichenheit wohl bedeuten mögen,leider kommt das ein wenig spät,der tägliche Hass der mich angetrieben hat,hat ein zynisches Arschloch aus mir gemacht.Mich sperrt keiner ein,mich schmeisst auch keiner raus,nicht mehr,mich wird man nicht los,auch wenn sich das viele wünschen,wenn ich gezwungen bin mich zu ertragen dann kann ich mein Arschlochdasein auch mit guten Recht dem Rest der Welt aufoktroieren.
Und dieses Innengefühl ist nicht eingebildet,oder durch den Druck der leistungsgesellschaft entstanden,nein,das war von Anfang an da seit ich bewusst denken und fühlen kann.Ich hab mich immer gefragt wie andere Leute damit klarkommen,ich hab gedacht das sei vollkommen normal,extreme Stimmungsschwankungen,der Innendruck,die Rastlosigkeit,das Getriebensein,die permanent vorhandene diffuse Wut...neee,isses nicht.Fast vierzig Jahre bin ich so rumgelaufen.Seit den frühen Dreissigern hat das auch einen Namen und Behandlungsmöglichkeiten.Nur nicht in Deutschland,in Deutschland erzählen Kinderpsychologen was von Störung der Feinmotorik und verhaltensgestört...und verordnen orthopädisches Turnen,Spinnenfussball...Hass...am Boden rumkrabbeln wie ein Homunkuli.
Ich schwimme ne Stunde im Meer,gegen die Strömung,ich komme aus dem Wasser und zehn Minuten später ist der Druck wieder da.Ich laufe beim Marathon mit,und ne halbe Stunde nach dem Zieleinlauf nehme ich in einem hochenergetischen cholerischen Anfall meine Bude auseinander.Und du kommst mit nichts als Liebe und Spinnenfussball dahergelatscht,manmanman,und ich bin einer der leichteren,der sozialisierten Krankheitsfälle...nein,ne Krankheit ist das eigentlich nicht,Krankheit beinhaltet die Abwesenheit von Gesundheit,und ich bin kerngesund.Zustand wäre vermutlich passender,ein Zustand der einem die Fähigkeit wegnimmt mit seiner Umwelt sozial zu interagieren,ich bin hochsensibilisiert und ausgestattet mit zahlreichen sensorischen Sonderfunktionen...leider nutzen die einem in der Interaktion mit Menschen herzlich wenig,meine Wahrnehmung läuft schneller ab,ich denke schneller,rede schneller,handle schneller.Und nicht nur nicht,das geht vielen ADS'lern so.Wir sind gewissermassen,das hört sich brutal an,die evolutionäre Antwort an die Leistungsgesellschaft,Pilotprojekte gewissermassen.Leider sind die Körperfunktionen immer noch die der alten Auslaufmodelle,aber ich bin sicher die das die Nachfolgemodelle ein genetisches Update an Bord haben,dann brauchts auch keine Amphetamine,kein Ritalin oder Psychopharmaka für die anderen Modellreihen mehr.Dann kommen die verbliebenen NT's in die Klapse,die gehen da sogar freiwillig rein weil sie unsereinen nicht ertragen können,also NT steht hier für neurologisch typisch.

Ach das vergass ich noch

Warhead 24.10.2007 - 06:06

Link auf Englisch

Kurt 25.10.2007 - 01:41

aha

oho 26.10.2007 - 10:16
"Seitdem ich täglich meine Amphetamine schlucke,nein kein Ritalin,sondern echtes L-Amphetamin,weiss ich wie normal tickende Menschen sich in ihrem Körper fühlen,kann ich ansatzweise erahnen was Glück und Ausgeglichenheit wohl bedeuten mögen,leider kommt das ein wenig spät,der tägliche Hass der mich angetrieben hat,hat ein zynisches Arschloch aus mir gemacht.Mich sperrt keiner ein,mich schmeisst auch keiner raus,nicht mehr,mich wird man nicht los,auch wenn sich das viele wünschen,wenn ich gezwungen bin mich zu ertragen dann kann ich mein Arschlochdasein auch mit guten Recht dem Rest der Welt aufoktroieren."

genaueres zu den gedanken die sich dieser mensch gemacht hat muss um festzustellen dass er "nicht normal tickt" und der kritik an all dem zeug dass er in der folge zusammenphantasiert; mit genauen ausführungen darüber, wie und warum ein solcher bürger trotzdem zu seinem Recht (siehe zitat) kommt:
www.gegenstandpunkt.com
"pychologie des bürgerlichen individuums"

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