Strike Bike Kampagne läuft

muss ausgefüllt werden 25.09.2007 20:29 Themen: Soziale Kämpfe
Seit einigen Tagen läuft die Kampagne zur Unterstützung der ArbeiterInnen des Fahrradwerkes von Bike Systems in Nordhausen. Zum ersten Mal in der Geschichte der BRD wollen versuchen ArbeiterInnen eines "in Abwicklung" befindlichen Betriebes diesen zu übernehmen. Schon seit Wochen halten sie die Hallen besetzt und nun endlich haben sie Mut gefasst die Produktion wieder auf zu nehmen.
Eine Firma ohne Chef und am Monatsende gehen alle mit dem gleichen Gehalt nach Hause. Es klingt wie ein Märchen, aber so stellen sich die Beschäftigten von Bike Systems in Nordhausen ihre Zukunft vor. Seit dem 10. Juli 2007 halten sie ihr Werk besetzt. Nun soll die Produktion wieder anlaufen, und zwar in Eigenregie. Handfeste Unterstützung bekommen die ArbeiterInnen von der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union, kurz FAU, die sich selbst als anarcho-syndikalistisch bezeichnet. Man strebe eine Gesellschaft an, in der die Produktionsmittel allen gehören, erklärt FAU-Mitglied Folkert Mohrhof die politische Zielrichtung.

Bei den FahrradbauerInnen aus Nordhausen gibt es keine Akzeptanzprobleme. Sie wollen alles versuchen. Das haben sie schon versprochen, nachdem sie bei Lone Star, dem Anteilseigner von Bike Systems, abgeblitzt sind. Selbst die Fahrt nach Frankfurt am Main zum Sitz von Lone Star Deutschland vor knapp drei Wochen reichte nicht, um den Geldgeber umzustimmen. Er hat Insolvenzantrag gestellt und will das Werk endgültig dicht machen. "Wir sind gar nicht unrentabel und das werden wir beweisen", heißt es nun unisono aus dem Betriebsrat. Nur deshalb habe man sich auf das Experiment mit der FAU eingelassen. Sie betreibt bundesweit bereits mehrere Projekte, in den anhängig Beschäftigte selbstständig wirtschaften. Das könnte auch in Nordhausen gelingen, versichert Folkert Mehrhof. Damit sich die Produktion überhaupt rechnet und die Lackierstraße in Betrieb genommen werden kann, müssen 1800 Fahrräder vorbestellt werden. Die FAU will bei der Kundensuche helfen, und zwar bundesweit Die 28-Zoll-Räder gibt es für Damen und Herren in der Streikfarbe Rot.
Astrid Schwarz-Zaplinski von der IG Metall begleitet die Werksbesetzung seit dem ersten Tag. Dass jetzt eine Konkurrenz-Gewerkschaft mithilft, stört sie nicht. "Hauptsache, die Beschäftigten geben sich nicht geschlagen." Ihnen droht in der strukturschwachen Region erst die Arbeitslosigkeit und dann Hartz IV. Doch die Bedingungen ihres Kampfes sind hart. Die Werkshallen sind nur noch bis zum Monatsende angemietet, und um die Räder bauen zu können, muss neues Material gekauft werden. "Das kann keiner der KollegInnen vorfinanzieren". Um dennoch das nötige Geld zusammenzubekommen, bitten die FAU und die FahrradbauerInnen die KundenInnen um Vorauskasse. Vor allem aber drängt die Zeit. Bis 2. Oktober müssen die Bestellungen vorliegen, ansonsten droht die Wiederaufnahme der Fertigung zu misslingen.


Mehr Info's unter:
www.fau.org
www.labournet.de
www.strike-bike.de (hier findet ihr auch ein Bestellvormular)

Radiojingel:
 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=18906
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Ergänzungen

Arbeiterkampf in Nordhausen

radio corax 25.09.2007 - 21:30
Es klingt wie der oft zitierte Kampf David vs. Goliath. Im thüringischen Nordhausen soll eine Fabrik geschloszen werden. Und die ArbeiterInnen machen kurzen Prozeß und sagen: NÖ. Sie reden nicht nur. Nein: Sie besetzen die Radfabrik Bike Systems: Trotz Kampfunerfahrenheit sind die Beschäftigten entschlossen, den Widerstand bis zu einer Lösung fortzusetzen. Wie kommt es, daß eine Belegschaft in der ostdeutschen Provinz ihren Betrieb besetzt? Ja mehr noch: die Produktion von Fahrrädern in Selbstverwaltung wieder aufnimmt. Diese Frage kann Folkert Mohrhof beantworten. Er ist Solidaritätskreises »Strike-Bike« der FAU. FAU ist die Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter Union.

tiefer gehen

horst 25.09.2007 - 23:18
das problem dabei ist nur dass dieser betrieb auf dauer eben nicht rentabel sein wird und nur mit politisch motivierter unterstützung sich halten könnte.
es ist aber auf jeden fall unterstützendwert als beispiel dass man auch ohne chef arbeiten kann.
und stößt dadurch hoffentlich auf viel solidarität.



Foto und Bestellformular

als PDF-Datei 26.09.2007 - 00:10
ein Rad kostet 275,- Euros incl. Steuern und Versand.

@ein genosse | argument

blub 26.09.2007 - 02:02
naja, einerseits das das Rad von glücklichen Arbeitern ist und andererseits dass die Arbeiter das Fahrrad in dem Bewusstsein fertigen dies für einen Unterstützer/Freund und nicht für irgendeinen chef zu arbeiten (was in guter Verabeitung resultieren sollte) ...

ist halt nen soli Fahrrad ;-)

Zwei Filme zum Kampf bei Bike-Systems

solidarity 26.09.2007 - 09:05
Zwei Filmzusammenschnitte zur Fabrikbesetzung in Nordhausen und zur Aktion in Frankfurt/M am 6.9. bei Lone Star:

 http://www.youtube.com/watch?v=fxBmxViFcAI

 http://www.youtube.com/watch?v=dk1HfKffHcE

Gute Aktion

Darwin 26.09.2007 - 10:26
aber man könnte jetzt seitenlang ausführen, warum solche Dinge in diesen Zeiten nicht (mehr) funktionieren.
Jeder Selbständige (und ich gehöre auch dazu) erlebt den Wandel, der sich vorallem in den Köpfen der Menschen abspielt. Auch wenn es Schrott ist, kauft man Räder für 99€ oder 149€ im Baumarkt; den Fernseher baut man schnell in den Einkaufswagen bei Kaufland - Röhre 80cm für 149,00 mit 3 Jahren Garantie.
Und wenn man sich heute wieder den stark gefallenen Konsumklimaindex anschaut und vorallem was ab 2008 in Sachen Pflegeversicherung, Krankenversicherung, Strom/Heizölpreise --- also die ganze Abzocke die uns beinahe monatlich überschwemmt --- ich verstehe die Menschen, auch wenn das Verhalten komplett bescheuert ist. Das System macht uns zu Trash-Konsumenten. Langfristig denkt keiner mehr, lieber ein Rad und 99€ weniger in der Tasche (auch wenn es nach 1-2 Jahren Schrott ist) als 300€ weniger und dafür die entsprechende Qualität und Haltbarkeit.
Schade-weil ich wirklich ein absoluter Qualitäts-Freak bin.
T O T A L F R E E D O M

Berlin:Veranstaltung zur Strike-Bike-Kampagne

classwar 27.09.2007 - 13:33
28 Sep 2007, 20:00
FAU-Lokal, Straßburgerstr. 38 (U2 Senefelder Platz), Berlin, 10405

Sein kommen zugesagt hat ein Vertreter der "Radspannerei" aus Berlin-Kreuzberg. Die "Radspannerei" hat das "Strike-Bike" entworfen und er wird Informationen über das Strike-Bike und dessen Entwicklung geben können. Außerdem werden VertreterInnen der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft FAU vor Ort sein, um die Kampagne, die die FAU gemeinsam mit den Beschäftigten in Nordhausen entwickelt hat, vorzustellen und Hintergründe zu erläutern.

500er Marke heute um 15. geknackt

fau'ista 27.09.2007 - 17:19
Laut Mitteilung aus dem Betrieb wurde heute um 15.oo Uhr die 500er Marke gecknackt. Das hört sich erst mal wenig an, aber für die Kürze der Zeit und in anbetracht der Tatsache das dies alles auch schon "bezahlte" Räder sind ist das schon ein guter Erfolg.
Es ist jetzt tatsächlich realistisch an zu nehmen das die 1800 Räder gestemmt werden können, denn noch stehen viele Bestellungen aus. In der Schweiz und in Österreich werden zum Beispiel noch von einigen KollegInnen Sammelbestellungen organisiert. Diese sollen dann erst im laufe des 01.10 oder gar erst auf dem letzten drücker am 02.10. bei den Kollegen in Nordhausen bestellt werden.
Die CNT in Sevilla (Mitglied in der anarchosyndikalistischen Internationalen IAA) und GenossInnen in Paris organisieren Losverkäufe und Tombolas, bestellungen aus den USA, Kanada, Südafrika und Tel Aviv (um nur mal einige Beispiele zu nennen) runden das Bild ab.
Negativ an zu merken ist allerdings das die NPD versucht auf den fahrenden Zug auf zu springen. Allerdings haben sich die KollegInnen aus Nordhausen eindeutig von solchen versuchen distanziert.

weiter updates folgen

Solidarität? Ja! - Perspektive? ... ???

fahrradschrauber 27.09.2007 - 19:33
Nachdem am 10. Juli die Geschäftsführung die Fahrradproduktion einstellen ließ und die Belegschaft daraufhin den Betrieb besetzte, schlug ihnen in der Region eine Welle von Sympathie und Unterstützung entgegen. Durch Besuche von Linken und Gewerkschaftern aus Köln, Hamburg, Salzgitter und Berlin und deren Berichten in kleinen linken Medien (Junge Welt, labournet, indymedia) wurde die Besetzung in linken Kreisen bekannt.

Außer Solidaritätsschreiben bekamen die BesetzerInnen viele gute Ratschläge:

* Lone Star solle enteignet werden
* der Betrieb sollte verstaatlicht werden
* sie sollten einen Mindestlohn und ein angemessenes Grundeinkommen fordern
* der beliebteste Vorschlag war: produziert weiter!
* die Grünen waren am Konkretesten: sie empfahlen die Produktion von ökologischen Fahrrädern, d.h. solargetrieben

Viel davon war absurd und eine recht gute Beschreibung der Situation findet sich unter
 http://www.labournet.de/branchen/sonstige/fahrzeug/bikewegner.html

Produktion in Selbstverwaltung ist rentabler!

Chilavertista 28.09.2007 - 09:23
Produktion in SElbstverwaltung ist von daher rentabler, dass die Personalkosten um ein deutliches reduziert werden können. Die Erfahruungen in Argentinien zeigen, dass der Wegfall von Managergehältern und der Verwaltung die Produktionskosten um bis zu 50% reduzierten (vgl. Nicolás Klimberg. Wie soll diese Form der Produktion also nicht rentabel sein.

Mainstreammedien berichten

verlinker 28.09.2007 - 17:36

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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argumentationshilfe — ein genosse

Besetzung? — egal

frage — von ihm

? — ?