Schwarzer Block im Rückblick.

saul 28.06.2007 14:10 Themen: Repression
Wozu dieses Posting? Nun im Zusammenhang mit G 8 wo der Schwarze Block fett durch die Medienlandschaft ging. Als 80 der Begriff Schwarzer Block in die Welt gesetzt wurde, ahnte noch niemand, welches mediale Eigenleben das führen würde und das der Begriff um die Welt gehen würde. Entstanden ist das alles in Frankfurt und nach einigen Aktionen die diesen Schwarzen Block zugeschrieben wurden gab s Festnahmen. Einer konnte die Klappe nicht halten und das führte zu Verhaftungen von vier Leuten. Gegen die Kriminalisierung wurde zu einer Demo mobilisiert und am 10.8.81 demonstrierten ca 2000 durch Frankfurt. Hier wieder mal unveröffentlichte Pics.
Diesmal hatte der Asta mitaufgerufen und auch die Spontis beteiligten sich. Was bei den Autonomen zu einigen Mißtrauen führte. Man hatte die Spontis bisher als ablehnend erlebt und das die sich auf einmal recht hilfsbereit gaben, na man traute dem Frieden nicht. Zumal von dieser Seite die Aufforderung kam, stillzuhalten um die Verhafteten nicht zu gefährden. Das sahen einige anders umd meinten, es darf keine Ruhe geben, sonst haben sie mit der Verhaftung ja erreicht was sie wollten.
Die Spontis hatten dazu aufgerufen sich schwarz auszustatten, taten einige auch, die Autonomen dagegen, wie sie halt immer rumliefen. Diesmal waren es also mehr als die gewohnten 300 die durch die Stadt demonstrierten. Am Eschenheimer Turm wurd der Verehr blockiert und der Asta wollte ab hier keine Verantwortung mehr für die Demo tragen. Wiegt ja auch was so ne Verantwortung. Nun es ging weiter ins Westend, etwas Bullenstress gab s, einige Scheiben mußte dran glauben und nachdem sich das beruhigt hatte, suchten die Grünen noch im Park nach Leuten die sich mitnehmen könnten. Unterm Strich gesehen aber eher ne friedliche Demo. Im Rückblick zeigen die Pics ein etwas ungewohntes Bild. Das soll der Schwarze Block gewesen sein? Das ist eben die Wirkung von Bildern. Man hat sich an das Medienbild von den Hasskappenautonomen gewöhnt und mit der Zeit wurden die Autonomen dem Medienbild auch immer ähnlicher. Doch gelegentlich zeigen scheinbar unspektakuläre Pics eine andere Realität.

PS: Etwas später im Zusammenhang mit dem Hungerstreik der RAF und dem Versuch, deren Politverständniss den Leuten aufzudrücken, brach die Szene auseinander. Die Verhafteten wurden als Geiseln der Staatsanwaltschaft unwichtig und kamen wieder frei. Reste der Autonomen retteten sich in die Startbahnbewegung und damit schien der Schwarze Block Geschichte. Na gelegentlich geht die Geschichte ihre eigenen Wege.

Siehe auch:
 http://de.indymedia.org/2003/04/48299.shtml
 http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Block
 http://de.wikipedia.org/wiki/Autonome
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Ergänzungen

Generationenwechsel.

saul 01.07.2007 - 00:40
Zwei Chronisten, drei Meinungen. Kennt man ja. Die Spontizeit wurde nachdem einige es zu Amt und Würden geschafft hatten, etwas idealisiert. Klar, die Sieger schreiben die Geschichte. Doch es gibt auch eine andere Story. Als sich Ende der 70iger erste Gruppen bildeten aus denen schließlich die Autonomen hervorgingen, war der Häuserkampf der 70iger längst Geschichte und ihre Vertreter in die Jahre gekommen.

Die Alternativen und Müslihippies schienen das Feld zu bestimmen doch nicht alle zog es aufs Land oder in die alternative Töpferei.

Es gab etliche, die noch jung genug waren und noch nicht von allem die Nase voll hatten. Die Spontis dagegen hatten der Militanz abgeschworen und sie in der Vergangenheit ein Museum errichtet, da waren sie dabei gewesen. Das war ihre heldenhafte Kampfzeit von der sie mal ihren Enkeln erzählen würden (Welche Enkel? Die wenigsten hatten überhaupt Kinder). Daher verkündeten sie, nun ist Schluß mit Putz und Straßenschlacht.

Daher kam ihr Hass auf alle die auf einmal wieder Häuser besetzten und es nicht bei friedlichen Latschdemos beließen. So erlebten die Autonomen in Frankfurt die Spontis mit ihren Alternativstrukturen als feindlich. Man war eben auf sich allein gestellt, mit denen als Helfern war nicht zu rechnen. Zudem waren viele autonome auch anders drauf als die Spontis. Man wollte nicht alte Fehler wiederholen und hatte die Nase voll von Politikformen in denen die Menschen nur ausführende Organe sind und noch mehr vom ideologischer Predigt. Das Motto lautete, versuch nicht erst die Massen zu überzeugen ob es gerechtfertigt ist ein Haus zu besetzen, tu es einfach. Die Spontis dagegen waren in ihrer Ideologie keineswegs so weit von den verhassten K Gruppen entfernt wie sie hinterher verkündeten. Lässt sich in der Wir Wollen Alles locker nachlesen. Doch die lernten aus ihrem Scheitern und vor allem aus ihren müde gewordenen Knochen eines. An die Zukunft denken, an ihre versteht sich. So war vieles wohl als Altersvorsorge zu verstehen und dabei störten einige Bekloppte die noch 81 für volle Auftragsbücher der Glaser sorgten. Erinnerten sie zwar an ihre Jugend, kamen aber recht ungelegen. Zu allem Überfluß war mit vielen einfach nicht zu reden. Jedenfalls nicht in der gewohnten Art. Die hatten nicht das Kapital auswendig gelernt und linke Buchläden konnten an denen auch nix verdienen, nicht mal klauen wollten sie die Bücher. Das waren einfach Arbeiterjugendliche. Schon ein Treppenwitz, da hatten auch! die Spontis mal versucht die Arbeiter zu agitieren, einige gingen deswegen sogar in die Betriebe (Opel z.B.), das überließen sie keineswegs nur den K-Gruppen. Das endete zwar wie zu erwarten, nicht allzu erfolgreich. Doch mit den Arbeiterjugendlichen die dann aktiv wurden, konnten sie nichts mehr anfangen. Bei denen reichte es für einen Piratensender (Radio Isnogud), schrauben hatten sie gelernt, einige verstanden sogar was von Schaltplänen. Flugblattschreiben war nicht ihr Ding. Das übernahmen die Germanistikstudentinnen, die Prolos waren mit gesprühten Sprüchen und Bullenklopperei weniger überfordert. So klappte zunächst die Arbeitsteilung. Was es gebracht hat? Einige Hausbesetzungen und Räumungen, ein pauschales Demoverbot des Oberbürgermeisters das regelmäßig ignoriert wurde und zu regelmäßigen Schlagzeilen in der Lokalpresse führte. Das klappte einige Zeit bis die Autonomen auseinanderbrachen. In der Startbahnbewegung machten sie weiter und sorgten für die erste radikale Aktion, als sie einen Zaun mit dem Seil öffneten. In weiteren Aktionen waren die Autonomen so erfolgreich, das sie sich überflüssig machten. Die Jugendlichen aus der Region übernahmen deren Aktionsformen und ohne die wäre die Startbahnbewegung schnell versandet. Genutzt wurde die Bewegung dann von den Spontis die sich als Obergurus der Grünen von dieser Welle tragen ließen. Ohne Startbahn mit Sicherheit kein hessischer Umweltminister Fischer. Nun das kann man sich eben nicht aussuchen. Oft erreicht man sogar was, aber nicht unbedingt das was man wollte.

Als wegen den Benzinflaschen von 76 und einigen geklauten Fotos die Geschichte wieder hochkochte, weil Fischer ja mittlerweile Außenminister war, wurden Fischer und Anhang im nachhinein zu Militanten hochgehypt die sie tatsächlich schon lange nicht mehr waren, schon lange vor der Entstehung der Grünen.


PS: Was die lausigen Bilder angeht, zu der Zeit zu fotografieren konnt schnell zu Ärger führen und kaum einer schleppte ne Kamera auf Demos mit. Fotografieren war Sache der Agentur und Zeitungsknipser oder der Polizei. Wenn man heut die G 8 Videos sichtet, wie exzessiv da gefilmt und abgelichtet wurde, das wäre zu der Zeit auf ne Mutprobe hinausgelaufen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Danke — blocker

style alter*gähn* — marion musterfrau

Danke für die Bilder — jajajanenene

style — murphy

hm — nichtidentisches

Aber interessant — Dov Landau

Danke, Saul!!! — Libertärer

*** VIELEN DANK! *** — aldasakk

Putzgruppe — Wikipedia

Frankfurter Häuserkampf — Black is beautiful