G8: Erste Beobachtungen des Komitees für Grundrechte und Demokratie

grundrechtekomitee 11.06.2007 13:26 Themen: G8 Heiligendamm Repression
Das Komitee für Grundrechte und Demokratie wurde 1980 gegründet. Die Initiative ging aus von Personen, die am Zustandekommen des Russel-Tribunals über die Situation der Menschenrechte in der Bundesrepublik Deutschland (1978/79) beteiligt waren. Die damals formulierten Ziele sind nach wie vor seine Leitlinie: Couragiertes und menschenrechtlich erforderlichenfalls zivil ungehorsames Engagement für Menschenrechte aller Menschen und überall.

Die Gefährdung der Grund- und Menschenrechte hat viele Dimensionen. Die "neue Weltlage" macht angesichts des global gewordenen Kapitalismus couragiertes und zivil ungehorsames Engagement für ungeteilte Menschenrechte notwendiger denn je.

Erstes zusammenfassendes Resümee aus den Demonstrationsbeobachtungen des Komitees für Grundrechte und Demokratie während der Proteste gegen den G8-Gipfel:
Vom 2. bis 8. Juni 2007 trafen sich rund um Rostock und Heiligendamm Kritiker und Kritikerinnen der Politik der G-8-Staaten. Engagiert und informiert setzen sich internationale - vor allem jungendliche - Bewegungen für eine radikal andere, eine demokratische, menschenrechtliche und die Umwelt schützende und erhaltende Politik ein. Sie protestieren gegen die die Welt dominierende Politik der reichen und mächtigen Staaten, die Mensch und Umwelt rücksichtslos ausbeuten, Krieg und Elend zu verantworten haben und sich gegen diejenigen abschotten, die aus diesem Elend fliehen wollen. Im Detail unterscheiden sich die vielfältigen Bewegungen, in der Orientierung auf und dem Engagement für eine menschenrechtlich demokratische Verfasstheit der Welt besteht große Einigkeit.

Diese Proteste hat das Komitee für Grundrechte und Demokratie mit insgesamt 30 Demonstrationsbeobachtern und -beobachterinnen begleitet. Wir waren bemüht, an vielen Stellen zugegen zu sein, die vielen großen und kleinen Versammlungen und den polizeilichen Umgang mit ihnen beobachtend. Umfassend ist dies nicht gelungen, viele Beobachtungen müssen im einzelnen noch zusammengetragen und ausgewertet werden, aber ein erstes deutliches Resümee können wir ziehen:

Die Polizei ist dem Protest von Beginn aller Planungen an eskalierend und kriminalisierend begegnet. Sie selbst spricht entlarvend davon, dass Demonstrationen nicht länger an der langen Leine herumgeführt werden. Zugleich machten die Demonstrierenden deutlich, dass das Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit in seiner freiheitlichen Konzeption gestärkt werden muss. Alle Einschränkungen sind unnötig und verfassungswidrig. Als freiheitliches Grundrecht muss es verstanden und geschützt werden.

Früh wurde mit der Kriminalisierung des Protests begonnen - vor terroristischen Taten, vor Straf- und Gewalttätern wurde öffentlich und medienwirksam gewarnt und zugleich bei konkreteren Nachfragen zugegeben, dass keine konkreten Hinweise vorlägen. Die nebulösen Prognosen aber schafften der Polizei Handlungsspielraum. Darüber hinaus wurden in der Region rund um Rostock und Heiligendamm Ängste und Abwehr geschürt, der Protest delegitimiert. Die demonstrierenden Jugendlichen konnten diese Vorurteile nur langsam im konkreten Kontakt abbauen.

- Auf dem Hintergrund dieser Kriminalisierung konnte eine Allgemeinverfügung erlassen werden, die die Grundrechte auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit weiträumig außer Kraft setzen sollte. Weit über den von allen Freiheitsrechten ausgenommenen, von einem 12 km langen Zaun abgegrenzten Bereich um Heiligendamm sollten die Rechte auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit keine Geltung haben. Dieses weiträumige Demonstrationsverbot wurde von vielen Seiten und zunehmend auch aus den etablierten Parteien heraus - von den Grünen über FDP bis zur SPD - kritisiert.

- Eine solche Allgemeinverfügung - vom Verwaltungsgericht eingeschränkt, vom Oberverwaltungsgericht bestätigt - wurde nur deshalb vom Bundesverfassungsgericht bestätigt, weil es am Samstag, 2. Juni 2007 zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Polizei und einem verschwindend kleinen Teil - an der Zahl der Demon-strierenden gemessenen - von Personen kam, die diese Auseinandersetzungen mit der Polizei suchten. Sie agierten aus der Versammlung heraus, warfen Steine und Flaschen und gefährdeten damit die anderen Demonstrierenden - nicht nur durch ihre eigenen Würfe, sondern auch durch die darauf gerichteten Polizeiaktionen. Die Polizei trug mit ihrem Konzept den Konflikt ebenfalls mitten in die Versammlung hinein. Vor allem die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten - und in ähnlicher Weise agierende Polizeieinheiten anderer Länder - drangen immer wieder tief in die Versammlung ein, um einzelne Personen festzunehmen oder auch, um die Personen zu filmen, die während dieses provozierenden Agierens Steine und Flaschen auf die Polizei warfen. Sie schlugen während dieses Vorgehens rücksichtslos um sich. Wer aus solch einer breiten, internationalen, großen und heterogenen Versammlung - die zuvor weitgehend unbehelligt von der Polizei protestierend durch die Innenstadt von Rostock ziehen konnte - einzelne Menschen mit rabiater Gewalt herausgreift und abführt muss mit Protest und Empörung rechnen. Die Stimmung wird angeheizt. Mit der von der Polizei behaupteten Deeskalation hat dieses Vorgehen rein gar nichts zu tun. Wer in eine Versammlung hineingeht, um mögliche Straftäter zu verfolgen, handelt zumindest fahrlässig. Wer nur hineingeht, um Straftaten wie Steinwürfe filmen und die Täter später festnehmen zu können, gefährdet die öffentliche Sicherheit und Ordnung.

- Die der Auftaktveranstaltung am Samstag, 2. Juni 2007, folgenden Tage waren jeweils unter einen thematischen Schwerpunkt gestellt: "Globale Landwirtschaft", "Flucht & Migration" und "Gegen Militarismus, Krieg und Folter - G8 blockieren, Kriege verhindern". Es formierte sich ein breiter, unterhaltsamer, die Themen an symbolischen Orten aufgreifender Protest. Hier wurde deutlich, in welchem Maße die Demonstrierenden vielfältige Formen des deeskalierenden Eingreifens entwickelt haben. Vieles davon wurde zwar bereits Samstag versucht, blieb jedoch angesichts einer an Auseinandersetzungen interessierten Gruppe von schwarz gekleideten Vermummten und einer zumindest einseitig an Strafverfolgung und Sichtbarmachung von Straftätern interessierten, schwarz gekleideten und vermummten Polizei beschränkt. Clownsgruppen und "Clownsarmee" sorgten für Spaß und Ironisierung angespannter Situationen. Trommel- und Rhythmusgruppen, Musikwagen sorgten für Entspannung, Unterhaltung und Bewegung. Lautsprecherwagen sorgten für Information und Orientierung. Vor allem am Montag, dem Protesttag "Flucht & Migration", wurde die Geduld dieser Demonstrierenden auf eine harte Probe durch die polizeilichen Verunsicherungs- und Desinformationsbemühungen gestellt. An die immer wieder erfolgten Durchsuchungen von Rucksäcken beim Zugang zu Demonstrationen - hier zur Kundgebung am Flüchtlingslager Satowerstraße - hatten sich die meisten schon gewöhnt, manche größeren Gruppen konnten jedoch auch erfolgreich einen unkontrollierten Zugang einfordern. Selbst die seit Samstag immer wieder stattfindenden Festnahmen aus größeren Gruppen heraus führten nicht zu Eskalationen. Allerdings zu Empörung und mehr noch zu Ängsten um die betroffenen Personen, von denen andere oft überzeugt waren, dass sie keine Straftaten begangen hatten.

- Eskalationsverhalten der Polizei: Als sich am Montag, dem 4.6. der genehmigte Demonstrationszug mit einigen tausend TeilnehmerInnen vom Flüchtlingslager zur Innenstadt formierte, standen sie vor einer Armada hochgerüsteter Polizei und fünf Wasserwerfern. Über eine Stunde durfte dieser Zug nicht losziehen. Informationen der Polizei, gar Begründungen erfolgten allenfalls spärlich und widersprüchlich. Keine der Begründungen hätte einer Überprüfung standgehalten - mal waren 500 TeilnehmerInnen nicht durchsucht worden, dann wieder drohte Gefahr von außen oder es wurden Tausende von gewaltbereiten "Autonomen" von der Polizei in die friedliche Versammlung hinein imaginiert. Die Demonstrierenden dagegen sorgten mit ihren Unterhaltungs- und Informationsmitteln für Entspannung trotz aller Anspannung. Nach mehr als einer Stunde Wartezeit durfte der Demonstrationszug zumindest einen kleinen Teil des genehmigten Weges ziehen. Da der weitere Weg Richtung Innenstadt von der Polizei nicht zugelassen wurde, auch kein verkürzter Weg, musste der Versammlungsleiter die Versammlung auflösen. Vor Ort führte die Polizei als Begründung vor allem an, dass die Demonstration größer als angemeldet sei. Die 10.000 Teilnehmer - in diesem Fall eine interessierte Hochrechnung - könnten nicht in die Innenstadt gelassen werden. Gegenüber den Medien wurde zumindest teilweise berichtet, es befänden sich gewaltbereite Autonome in großer Zahl in dieser Versammlung. Diese hatten sich allerdings nicht zu erkennen gegeben und taten dies auch im weiteren Verlauf nicht. Jedenfalls formierte sich schnell - entgegen allen polizeilichen Drohungen von Durchsuchungen und Festnahmen - eine Spontandemonstration, die, ohne dass auch nur ein einziger Vorfall registriert werden konnte, in Ruhe zur geplanten Schlusskundgebung zum Stadthafen zog.

- Bürger und Bürgerinnen nehmen sich ihr Recht auf Versammlungsfreiheit: Die folgenden Blockadetage - Mittwoch und Donnerstag (6./7. Juni 2007) - haben dann gezeigt, mit welcher Disziplin und Konsequenz, mit wie viel Phantasie und unbedingtem Willen dieser Protest sich auszudrücken vermag. In die Demonstrations-verbotszone der Allgemeinverfügung wurde eingedrungen, vor dem Zaun und den Toren jedoch halt gemacht. Es ging nicht um eine Stürmung des Zauns, sondern um einen sichtbaren Protest an Orten, an denen er öffentlich wahrgenommen werden kann. In körperlich anstrengenden Märschen durch Weizenfelder und über Wiesen, sich aufteilend und wieder zusammenfindend wurden die Polizeiabsperrungen umgangen. Gegen diese Gruppen, die nichts als ihren Körper und ihren Willen zur Demonstration einsetzten, wurden mehrfach Wasserwerfer und sogar Gaspatronen eingesetzt. Hunde wurden aufs Feld geführt. Auf den angestrebten Straßen angekommen, konnten die Demonstrierenden sitzend blockieren - immer mal wieder aufgeschreckt vom unkommentiertem martialischem Auftreten der Polizei.

- Verbote und Einschreiten mit polizeilichen Gewaltmitteln oder Gewährenlassen nach polizeilichem Gutdünken: Zwei Sitzblockaden konnten Donnerstag bestehen bleiben, ein ungehinderter Zugang war möglich und der weitere Weg oder der Zaun wurde nur von wenigen Polizisten gesichert. So wenig polizeilicher Aufwand ist also notwendig, wenn Demonstrationen möglich sind! Dagegen rüstete die Polizei rund um das westliche Eingangstor martialisch auf. Die Polizei hatte die Straße besetzt, die Demonstrierenden befanden sich auf einer großen Wiese nebenan. Ohne konkrete Aufforderungen oder polizeiliche Ansagen wurden letztlich neun Wasserwerfer gegen die ca. 1.000 Demonstrierenden auf der Wiese eingesetzt. Eine Reihe von Verletzungen wurden so verursacht. Die Ansage nach mehrfachem Wasserwerfereinsatz "Bleiben Sie ruhig, wir verschaffen uns nur ein bisschen Platz" kann nur als zynisch verstanden werden. Flaschenwürfe gegen diesen Einsatz - vor allem von Plastikflaschen - waren wohl auch hier willkommene Anlässe zum videographieren von "Tätern", die dann wiederum eskalierend aus Versammlungen herausgegriffen werden können.

- Auch die Medienvertreter und -vertreterinnen versuchte die Polizei ihren jeweiligen Interessen gemäß zu behandeln. Zumindest in entspannten Situationen durften sie sich ungehindert bewegen. In anderen Situationen wurden jedoch Kameraobjektive zugehalten. Als Sonntag, 3. Juni 2007, beim Aktionstag "Globale Landwirtschaft" der "Verdacht" bestand, ein Journalist hätte möglicherweise bei einer kleinen Protestaktion ein Foto gemacht, das die Polizei als Beweis nutzen könnte, sollte dieses sofort der Polizei "überlassen" werden. Erst deutlicher Protest gegen eine solche Beschlagnahme konnte dies verhindern. Donnerstag wurden die MedienvertreterInnen zwischen den ca. 1.000 Demonstrierenden auf der Wiese am Westtor gar aufgefordert, den Bereich zu verlassen. Sie hätten jetzt letztmalig die Gelegenheit, durch die Polizeikette auf die Straße zu gelangen. Anderenfalls gefährdeten sie sich und die Polizeiarbeit! Eine solche unverhohlene Drohung, die an Nötigung grenzt, gegenüber Medienvertretern, die ihrer Aufgabe der Berichterstattung nachgehen wollen, macht deutlich, wie selbstverständlich die Polizei jede öffentliche Kontrolle ihrer Arbeit zu verhindern sucht.

Viele weitere Beobachtungen von Situationen und Entwicklungen werden wir in den nächsten Wochen zusammentragen und aus diesen Mosaiksteinchen das Bild von dieser Woche genauer zeichnen. Vieles wird noch zu recherchieren sein, z.B. zum polizeilichen Einsatz am Samstag und erst recht zum Bundeswehreinsatz im Inneren während dieser Tage. Zu recherchieren wird auch sein, wie es um die Verletzungen tatsächlich bestellt ist, welche Taten den Festgenommenen vorgeworfen werden und wie dies belegt werden kann. Auf der Grundlage all dieser Erkenntnisse werden wir in jedem Fall baldmöglichst einen umfassenderen Bericht erstellen.

Schon jetzt ist festzuhalten, in welchem Maße das polizeiliche Vorgehen auf Eskalation angelegt war und nur aufgrund des deeskalierenden und besonnenen Verhaltens des weitaus größten Teils der Demonstrierenden auf wenig Resonanz stieß.

Die Polizei betreibt - gemeinsam mit BKA und Verfassungsschutz - zunehmend eine eigene Politik, die beängstigend ist, behält man Grundgesetz, die garantierten Grundrechte und die demokratische Verfasstheit im Auge. Sie schafft mit Fehlinformationen und grundrechtlich nicht legitimierbaren Aktionen und Eingriffen eine Lage, in der sie im selbst geschaffenen Ausnahmezustand gemäß ihrer unüberpüfbaren Kriterien agieren kann - z.B. Sitzblockaden hoheitlich zulassen oder Versammlungen mit (Wasserwerfer-)Gewalt und ohne Kommunikation auflösen. Die Kontrolle über die exekutive polizeiliche Gewaltausübung droht in solchen Ausnahmesituationen zu entgleiten. Voraussetzung hierfür sind eine Öffentlichkeitsarbeit, die polizeiliche und geheimdienstliche Erkenntnisse behauptet ohne sie zu belegen oder die nach den Auseinandersetzungen am Samstag, 2. Juni 2007, von 10 Schwerverletzten berichtet und erst später, auch nach der Bestätigung der Allgemeinverfügung durch das BVerfG, zugibt, dass nach den offiziellen Kriterien nur zwei Beamte schwer verletzt wurden, also stationär behandelt werden mussten. Auch diese konnten nach zwei Tagen das Krankenhaus verlassen. Diese Öffentlichkeitsarbeit schafft - das konnte in vielen Gesprächen mit PolizistInnen beobachtet werden - auch innerhalb der Polizei eine Stimmung, die die Gewaltbereitschaft der einzelnen PolizistInnen heraufsetzt. Vor allem aber ist es die Öffentlichkeit, die systematisch getäuscht wird, wenn z.B. berichtet wird, in der Versammlung "Flucht & Migration" seien gewaltbereite Autonome gewesen. Auch die Behauptung, die Clownsarmee hätte ihren Wasserpistolen Säure beigemischt, konnte nur durch Recherchearbeit widerlegt werden - tatsächlich hatten statt der behaupteten größeren Zahl zwei Polizeibeamte auf die Seifenblasenlauge allergisch reagiert. Dieser Fehlinformation der Öffentlichkeit entspricht auf der anderen Seite die Nicht-Kommunikation mit den Demonstrierenden. Sie wurden meist nicht über Forderungen und polizeiliche Maßnahmen informiert, sondern begegneten einer wortlosen Gewaltdemonstration, von der man nie wusste, wann und ob sie eingesetzt wird. Wer dann aber eine Blockade freundlich auffordert, die in der Blockade eingeschlossenen Polizeifahrzeuge durchzulassen (Donnerstag, 7. Juni 2007, auf der Straße vom Westtor nach Steffenshagen) - bleiben Sie ruhig, wir planen jetzt keine Maßnahme gegen Sie -, das Entgegenkommen dann aber nutzt, um sofort hinterher zu räumen und Räumpanzer für die Holzblockaden hineinzuführen, darf sich nicht wundern, wenn diese Jugend vor allem eines lernt: Wenn diese Polizei dann doch einmal kommuniziert, darf man ihr auf keinen Fall trauen.
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Ergänzungen

Regierung plant Autonomen-Datei

X 11.06.2007 - 15:07
Die Tage der kritischen Berichterstattung in den Medien sind vorbei, ab heute heisst es wieder: "Gewalt ging von den Autonomen aus, die Polizei verhilet sich zu 100% korrekt". Und gleich dazu gibts diese Meldungen:
Nach den Gewaltausbrüchen am Rande des G-8-Gipfels fordern immer mehr Politiker eine europaweite Datei für militante Autonome. Als Vorbild könnte die bundesweite Datei "Gewalttäter Sport" dienen, in der Hooligans registriert sind.
 http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/3/117872/

Autonomen Datei

der doberaner 11.06.2007 - 15:48
Ich bin für eine Autonomen-Datei. Hierzu gehören für mich unbedingt auch die Autonomen die in grüner und/oder schwarzer Kampfmontur auf friedliche und harmlose Demonstranten mit Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöckern einprügeln! Und auch die, die friedliche und nichtauffällige TeilnehmerInnen einer angemeldeten Demonstration ohne jegliche Begründungen in Gewahrsam nehmen! Für die einen sind es Polizisten, für die anderen die wahrscheinlich schlimmsten AUTONOMEN der Welt!

Ich möchte mich auf diesem Wege bei allen Beteiligten der Anti-G8 Demonstrationen bedanken! Ich bin ein Anwohner aus der unmittelbaren Nähe von Heiligendamm! Ich habe die Möglichkeit genutzt, mir einige Aktionen, u.a. die Demonstration am 02.06. in Rostock, die Aktionen in Hinter Bollhagen am 06.06. und die Abschlußkundgebung im Stadthafen am 08.06, anzuschauen! Seit spätestens Freitag weis ich, das dieser Staat KEIN Rechtsstaat ist, wie er immer angepriessen wird! DANKE FÜR DIE AUFKLÄRUNG!

@ der doberaner

"autonome" immer-alles-besser-wisserin 11.06.2007 - 16:25
lieber doberaner,
schön, dass du mitbekommen hast, dass demokratie und rechtsstaat begriffe sind und mehr nicht.(mein ton soll nicht so zynisch klingen, wie er das vielleicht tut...)
ich würde dir aber auch bei anderen begriffen darum bitten, diese den herrschenden medien und darstellungen nicht unhinterfragt abzunehmen.
AUTONOME SIND NICHT GLEICH GEWALTTÄTER_INNEN!!!
und vielen von ihnen könnte es weh tun, mit den cops verglichen zu werden. autonome handeln aufgrund eigener politischer premissen(daher autonome), bullen sind befehlsempfangene berufsschläger_innen.
um dich zu informieren möchte ich dir ein gutes buch ans herz legen(werbung!...):
A.G.Grauwacke: Autonome in Bewegung. ( http://www.assoziation-a.de/neu/Autonome_in_Bewegung.htm)
aber vorsichtig bei der lektüre. informieren führt (gerade auch bei dieser lektüre) dazu als terrorist beschimpft zu werden.

Rainer Wendt im Christiansen-chat

ixaxux 11.06.2007 - 16:29
Ja, es ist zulässig, sich Sorgen zu machen.

Das hat der Auftritt von Leuten wie Wendt und Beckstein bei Madame Christiansen aufs Neue bestätigt.

Rainer Wend hat auch noch im Christiansen-Chat [1] manche krasse Aussage gemacht.

Für ihn scheint die offizielle Einrichtung einer internationalen Limo-datei beispielsweise schon gemachte Sache zu sein. (Inoffiziell gibt es die ja längst, das haben u.a. frühere G8 Gipfel gezeigt).

Im Chat bei Frau Christiansen sagt er dazu: "Wir werden die teilnehmer europaweit in einer Datei erfassen und ähnlich wie Fussballraudis ihre Bewegungen verfolgen".

In der Sendung schien er auch so genannte Distanzwaffen für abgemacht zu halten. Er sagte: "und sie WERDEN weh tun... sie MÜSSEN nweh tun..." Im Chat bestätigte er dann, dass Phaser [2] jetzt schon in Gebrauch sind. Dass sie zumindest mitgeführt werden, kann ich bestätigen, weil ich am 30. April in Berlin mehrmals so ein Gerät im Halfter einer Zugführerin beobachten konnte. Hier folgen nun Frage und Antwort aus dem Chat in Sachen Phaser:

***

Namenolser Frager:

"Ist der Einsatz von Phasern geplant/in der Erprobung?"

Rainer Wendt:

Phaser werden in Spezialeinheiten erprobt und auch schon erfolgreich verwendet. Darüber hinaus gibt es keine Pläne.

***

Wie er sich "Personenfilterung" im Vorfeld vorstellt zeigt seine Aussage zu Schwerin. Von Wegen "aussortieren"!. Da wurde en block gekesselt [3].

Frage und Antwort hierzu lauteten:

***

katrin:

"weshalb werden nicht schon im vorfeld an bahnhöfen und zufahrtswegen zu demonstrationsplätzen eine aussortierung von vermumten demonstarionsteilnehmern vorgenommen um eine vermischung mit friedlichen demonstranten zu vermeiden?"

Rainer Wendt:

"Sie haben völlig recht. Diese Maßnahme ist in Rostock unterblieben. In Schwerin allerdings ist dies erfolgreich gemacht worden".

***

Unbeteiligte gibt es laut Herrn Wendt ja auch gar nicht, das zeigt sich am Folgenden Wortwechsel:

***

der_Porto:

"Wie kann es passieren, dass die Polizei gegen offenbar unbeteiligte/nicht gewaltbereite Demonstranten mit solch einer Härte vorgegangen ist?"

Rainer Wendt:

"Demonstrationen werden aufgelöst, die Anwendung von Gewalt angekündigt. Dann kann es keine Unbeteiligten geben".

***

Wasser in den Wave-Tanks mit Reizstoffen versetzen ist natürlich für den Herrn auch völlig normal:

***

Rainer Wendt:

"In Einzelfällen wurde dem Wasser Tränengas beigemischt. Dies ist ein übliches Verfahren zur Wirkungsverstärkung".

***

Und Leute in Schlauchbooten fast umbringen ist auch kein Problem. Sie sind ja selber Schuld, wenn sie so handeln, dass man sie festnehmen will. Frage und Antwort lauteten hier:

***

Mozey

Finden sie es gerecht das ein Polizeiboot ein Greenpeaceboot überfährt oder so lange rammt bis es kentert?

Rainer Wendt

Der Einsatz war völlig in Ordnung. Dies war keine Bootstour, sondern eine Festnahme.

***

Die Wunderbare Welt des Rainer Wendt enthält ganz bestimmt noch mehr schaurig-böse Gruselbilder. Schäuble und Hanning dürfte der Mann spätestens nach Christiansen ja richtig ans Herz gewachsen sein ;)

Ach ja: der Leserlichkeit halber wurden die meisten Tippfeler des Polizeichatters entfernt.

Links:

[1]  http://www.sabinechristiansen.de/154/sendung/232/index.html

[2]  http://www.evolver.at/kolumnen/Ausweiskontrolle_Gotcha_/

[3]  http://de.indymedia.org/2007/06/180178.shtml

[4]  http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/9/0,4070,5548521-5,00.html

Details zu den Kampfbooten:  http://www.koelnische-rundschau.de/html/artikel/1179817123857.shtml

Die Autonomie

der doberaner 11.06.2007 - 17:47
Vielen Dank für den Hinweis über das Thema "die Autonomen"! Es ist auch ein sehr schwieriges Thema und für Außenstehende sehr schwer zu differenzieren! Deswegen habe ich in der vergangenen Woche versucht, mir mein eigenes Urteil durch Teilnahme an diversen Aktionen bilden zu können! Meine Meinung habe ich meinem vorigen Beitrag bereits kund getan!

Für alle, die nicht mehr in unserem schönen Bundesland verweilen. Gerade ist in "unseren Medien" folgende Meldung ergangen:
Heute ist "ein grüner" verstorben, der am Freitag auf dem Weg nach Hause einen Verkehrsunfall auf der A19 hatte. In der Meldung hieß es: "Grüner ist im G8-Einsatz gestorben!" Er ist nicht im Einsatz (bei einer Demonstration o.ä.) "zu Schaden" gekommen, sondern durch einen Autounfall!!!

[4] - Ergänzung 16:29 h

ixaxux 11.06.2007 - 22:24
[4] die Links gehören zum Textabschnitt "Leute in Schlauchbooten fast umbringen"

Datei für militante Autonome

furz 12.06.2007 - 00:46
Man nahm mich bei der anti G8 demo in genua fest. die bullen folterten uns und wir wurden gezwungen eine luegenaussage zu unterschreiben, sprich; ich bin ein randalierer , habe bullen getreten, barickaden gebaut etc. etc.
ich wurde freigesprochen von diesen vorwuefen, da ein ganzer wohnblock meine aussage bekraeftigten.
als ich nach kanada gereist bin gab man mir ein visum fuer zwei monaten,(normal sind sech) weil ich , gemaess der aussage des flughafenbullen, als randalierer in genua registriert bin.
also die Datei für militante Autonome existiert demnach schon seit jahren.
big brother is watchin you

Berichtserstattung

G aus DBR 12.06.2007 - 01:34
Also heute fand ich war ein schöner Artikel welcher meiner Wahrnehmung her sehr neutral und zweiseitig war.Habe selbst in den letzten Wochen viele Aktionen verfolgt(Hamburg, Rostock und Blockade Galopprennbahn).
Habe viele tolle Bilder mit genommen und leider auch einige schlechte Sachen.
Zum einen ist die Polizeigewalt(Wir kennen es von Fussballspielen)sehr schnell vorhanden.
Allerdings habe ich auch viele Demonstranten wahrgenommen welche diese Gewalt provozieren. Wobei die Clownsarmy immer noch am besten provoziert hat.
Meiner Meinung nach ist es wichtig sich zu informieren und zwar ohne die reine Medienerstattung.
Diese Chance habe ich genutzt und werde selbst am Protest in Italien 2009 teilnehmen, da ich hier bei uns einen farbfreudigen und friedlichen Protest erlebt habe.
bis auf weiteres

es gibt trotzdem noch was zu verlieren

ixaxux 12.06.2007 - 01:36
Dass die internationale Limo schon längst existiert, hatte ich weiter oben auch schon angedeutet. Die ist bisher aber nur mit Einschränkungen verwertbar, weil sie "offiziell" ja gar nicht existiert. In Genua kursierten die schwarzen listen deshalb auch nur als "Geheimdienstprognosen", was der Polizei trotz allem nicht ganz den gewünschten Spielraum ließ. Wird so eine Datei was ganz offizielles, ist da einiges mehr drin. Deutschland hat über bilaterale Verträge schon manches auf der Ebene internationalen Austausches erreicht, die ganze Kiste mit den bilateralen Verträgen ist unterm Strich aber ziemlich mühselig. Eine internationale Limo-Datei via Heiligendamm durchzusetzen wäre für die, die von ihr als Vollwerkzeug träumen, wirklich eine feine Sache, deswegen sollten die Vorstöße in diese Richtung grundsätzlich sehr ernst genommen werden.

Ein umfassender und sachliche Bericht

fali 13.06.2007 - 01:19
ist hier vom Grundrechtskomitee abgeliefert worden. Sehr gut ! Hier erkennt man noch einen Standpunkt, der auf das Grundgesetzt und die FdGO zurückgeht. Erfrischend, so etwas zu lesen.

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