Bochum: Solidemo am 9.6.

Bergmann Korte 10.06.2007 14:58 Themen: G8 G8 Heiligendamm Repression
Am Samstag, den 9. Juni demonstrierten in der Bochumer Innenstadt 150 Menschen unter dem Motto "Der Gipfel ist vorbei, der Protest geht weiter! Solidarität mit den kriminalisierten G8-GegnerInnen!" gegen die Polizeigewalt während der Proteste gegen den Gipfel der G8 in Heiligendamm.
Gegen 20 Uhr trafen sich die ersten TeilnehmerInnen am Bochumer Hauptbahnhof. Kurz bevor der erste Redebeitrag vorgetragen werden sollte, tauchten auch die ersten Polizeibeamte auf. Nach einem kurzen Gespräch über den Charakter der Demo und die geplante Route konnte die Veranstaltung ohne polizeiliche Anmeldung starten. Von da aus ging die Demonstration erstmal ins Bermudadreieck, wo ein weiterer Redebeitrag in Form eines ersten Fazits zu den erfolgreichen Protesten gegen das Treffen der G8 zog. "Die 48 stündige Blockade "Block G8" schätzen wir als großen Erfolg ein. Heiligendamm war daher auf dem Landweg von der Außenwelt abgeschnitten", so der Redner. Im Anschluss ging es weiter Richtung Amtsgericht, über den Massenbergboulevard zum Südring, wo auf der Kreuzung eine dritte Kundgebung abgehalten wurde. Dort berichtete ein Aktivist über seine Erfahrungen auf dem Camp in Reddelich und den Ablauf der Proteste. Gegen 21 Uhr kam die Demonstration wieder am Hauptbahnhof an und löste sich dort auf.

Betroffen sind wenige, gemeint sind wir alle
Von der Kriminalisierung unmittelbar Betroffen ist auch ein junger Bochumer Student. Im sog. beschleunigten Verfahren wurde er vom Amtsgericht Rostock zu neun Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Beweise konnte die Anklage keine vorlegen, sondern lediglich ein Vernehmungsprotokoll eines Berliner Polizeibeamten der 25. Einsatzhundertschaft. Diese PolizistInnen sind geschult darin, Zeugenaussagen so zu formulieren, dass sie vor Gericht bestand haben. Falschaussagen sind keine Seltenheit und die lügenden PolizistInnen können nur mit enormen Aufwand seitens der Verteidigung der Lüge überführt werden. Dies ist jedoch im Rahmen eines beschleunigten Verfahrens nicht möglich.
Wie unser Bochumer Mitstreiter und Freund sind auch weitere Personen betroffen und wurden in ähnlich zweifelhaften Verfahren verurteilt.

Als Radnotiz noch zu erwähnen wäre der eher komödiantische Auftritt eines NPD Funktionärs aus Hattingen, der, sichtlich angetrunken und von einer Handvoll Nazi-Hools begleitet, ernsthaft versuchte, an der Demonstration teilzunehmen. Es dauerte zwar ein wenig, bis er begriff, dass dies wohl nicht möglich sein wird, aber irgendwann schien auch diese Erkenntnis angekommen zu sein, so dass er still davon trottete. Andere Störungen wurden entweder von den mitlaufenden Polizisten schnell beiseite geschafft oder, zum Ende hin, zu einem kurzen Sprint durch den Bochumer Hauptbahnhof animiert.

"Insgesamt war es eine erfolgreiche Demo", wie einer der Veranstalter erfreut feststellte. Die in der Vergangenheit eher aggressiv auftretende Bochumer Polizei – so war auch eine Bochumer Hundertschaft am Donnerstag bei der brutalen Räumung der Blockade in Hinter-Bollenhagen beteiligt – zeigte sich sehr kooperativ und hielt sich auffällig im Hintergrund. "Wir danken allen GenossInnen und FreundInnen, die sich kurzfristig auf den Weg nach Bochum gemacht haben und uns, unseren Bochumer Freund und die anderen von Polizeigewalt und Kriminalisierung Betroffenen solidarisch zu unterstützen.", so einer der Veranstalter der Demonstration.
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Ergänzungen