Mittweida – Ein Bürgermeister sieht rot

AntifaschistInnen aus der Region 09.05.2007 10:56 Themen: Antifa Freiräume
Was bisher geschah: Landkreis und Stadt Mittweida erwarben sich durch eine Vielzahl von Nazi-Überfällen, der Existenz einer neozazistischen Kameradschaft „Sturm 34“ sowie der Untätikeit und Ignoranz der politisch Verantwortlichen den Ruf eines „braunen Herzen“ Sachsens. AntifaschistInnen rufen zu einer Demonstration „Den Naziterror stoppen – alternative Freiräume schaffen!“ am 12.05.2007 in Mittweida auf. Zahlreiche UnterstützerInnen schließen sich an. Sachsens Innenminister Buttolo verbot nach einer erneuten Razzia die Kameradschaft Sturm 34. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit längerem wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Aber vor allem die Versagung von Bundesfördermitteln sowie die angekündigte Antifa-Demo erregen zur Zeit die Gemüter.
Was bisher geschah: Landkreis und Stadt Mittweida erwarben sich durch eine Vielzahl von Nazi-Überfällen ( http://de.indymedia.org/2007/04/173337.shtml), der Existenz einer neozazistischen Kameradschaft „Sturm 34“ sowie der Untätikeit und Ignoranz der politisch Verantwortlichen den Ruf eines „braunen Herzen“ Sachsens ( http://de.indymedia.org/2007/04/173039.shtml). Antifaschisten rufen zu einer Demonstration „Den Naziterror stoppen – alternative Freiräume schaffen!“ am 12.05.2007 in Mittweida auf. Sachsens Innenminister Buttolo verbot nach einer erneuten Razzia die Kameradschaft Sturm 34. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit längerem wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Vor allem die Versagung von Bundesfördermitteln sowie die angekündigte Antifa-Demo erregen zur Zeit die Gemüter.

Mittweidas Bürgermeisters Damm hätte gern noch bis September gewartet, in dem die Stadt ein antirassistischen Festes plant. Doch nun brachte die die Ankündigung der Demonstration eines antifaschistischen Jugendbündnisses Bewegung in den Landkreis ( http://de.indymedia.org/2007/04/174119.shtml).

Worum geht es:
„Die hinter dem Naziproblem stehenden gesellschaftlichen Ursachen zu erkennen, kann von Bürgermeister, Landrat und anderen Offiziellen der Stadt kaum erwartet werden. Wie üblich diffamieren sie lieber die Organisatoren der antifaschistischen Demonstration als Chaoten und Unruhestifter. Dabei sind die Stadtoberen nicht nur durch ihre jahrelange Ignoranz, sondern auch durch ihre unmittelbare Politik in der Verantwortung. Die Schließung der letzten alternativen Rückzugsräume in Mittweida - das selbstverwaltete Jugendhaus und die Skaterhalle - geht maßgeblich auf das Betreiben des jetzigen Bürgermeisters Damm zurück. Den beständigen Auseinandersetzungen mit den jugendlichen Nazi-Schlägern glaubte er nur noch durch Kriminalisierung und Vertreibung aktiv handelnder Nazi-Gegner Herr werden zu können. Das Fehlen eines antifaschistischen Widerstandes bestärkte die Nazis jedoch in ihrem Handeln und rasch suchten sie sich neue Gegner und Opfer.“
(PM der Demonstrationsvorbereitung 6. Mai).

„Eine offensive Intervention gegen diese unerträglichen Zustände ist dringend notwendig. Deshalb fordern wir:
- Nazis entschieden entgegentreten, faschistisches Gedankengut nicht tolerieren, Zerschlagung rechtsextremer Strukturen
- Förderung emanzipatorischer Gegenkultur, schaffen alternativer Freiräume
- kritischen Umgang der Medien mit der Situation in der Region
- Beschleunigung der Ermittlungsverfahren gegen Nazitäter
Mit der Demonstration am 12. Mai wollen wir klar und deutlich zum Ausdruck bringen, dass wir diese Zustände hier entschieden bekämpfen werden!“
(aus dem Aufruf des antifaschistischen Jugendbündnisses Mittweida)

Folgende „Begleiterscheinungen“ kennzeichnen die Zustände in der sächsischen Provinz. Hier: Beispiel Mittweida.
Die vom Landkreis beantragten Bundes-Fördermittel aus dem Programm „Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ wurden vom Bundesfamilienministerium Ende April abgelehnt. Daraufhin geht Landrat Andreas Schramm in die Offensive: „CDU-Landrat schießt gegen Ministerium“ meldet die Chemnitzer Morgenpost am 04. Mai. Da wird der Naziterror jahrelang ignoriert und totgeschwiegen und dann soll der lokale Aktionsplan ohne Plan einfach locker 100.000 € in die klamme Landkreiskasse spülen. Noch am 26.04. ließ CDU-Kollege Bürgermeister Matthias Damm in der Presse verlauten es gebe keinen Naziterror in Mittweida, maximal Straftaten mit rechtem Hintergrund. Schramm hingegen versucht noch einmal den schwarzen Peter an das Ministerium zurückzuspielen „Wenn man in Berlin nicht weiß, was der „Sturm 34“ ist, kann ich auch nichts dafür“. Doch vergebens: Die Anträge waren vermutlich das Papier nicht wert, auf dem sie geschieben wurden. Die lapidare Antwort des Ministeriums: „Es gab andere Bewerbungen, die klarer, eindeutiger und zielorientierter formuliert waren.“

Aufgrund der Medienschelte springt nun der Landkreis und der Freistaat in die Bresche: Innenminister Buttolo und Landrat Schramm kündigen an, Geld für Anti-Rechts-Projekte zur Verfügung zu stellen, konkrete Ideen – Fehlanzeige. Koordinieren soll das ganze offenbar ein Rat dem Innenminister Albrecht Buttolo (CDU), Polizeipräsident Uwe Reißmann sowie Mittweidaer CDU-Politiker angehören.

Währenddessen Landratspolitiker wie der Grüne Johannes Lichdi oder der SPD-Fraktionsvorsitzende Cornelius Weiss Bürgermeister Damm wegen seiner Ablehnung der antifaschistischen Bündnisdemonstration am 12. Mai rügen und noch immer zur Teilnahme auffordern, kann es sein, dass die VeranstalterInnen und UnterstützerInnen der Antifa-Demo das nun nicht mehr wollen. Hatte sich Damm in der Presse doch mehrfach gegen die Anliegen der Demonstration ausgesprochen. Am 4. Mai gibt er in der Chemnitzer Morgenpost bekannt, dass es sich dabei nur um Profilierungsversuche der PDS handele und der Termin „wegen des Feuerwehrfestes äußerst ungünstig ist“. Unvergessen auch die Äußerung im Stadtrat, wonach Damm es bedauerlich findet, „dass es zu einer solchen Eskalation kommt" und damit nicht auf den permanenten Naziterror sondern auf die Demonstration abzielt. Zur Schaffung eines alternativen Jugendzentrums in Mittweida bemerkt er schließlich in der gestrigen Freien Presse Mittweida: "Das kann nicht das Thema sein, wenn es heißt, wir wenden uns gegen Rechts". FDP-Stadtrat Volkmar Türpe muss beim Wort „alternativ“ hingegen an Connewitz denken, meint es aber so: „Und Randale wie dort vor dem 1. Mai sind das Letzte, was wir hier gebrauchen können." (Freie Presse Mittweida 28. April).

Nachdem beim letzten Treffen des Mittweidaer Bündnisses „Für Menschenwürde – gegen Rechtsextremismus“, dem mehr als 70 Personen und Vereine angehören, eine von der CDU-Verwaltung gewünschte Umbenennung in Bündnis „ Für Menschenwürde – gegen Extremismus“ mit überwältigender Mehrheit abgelehnt wurde, bastelt Bürgermeister Damm nun an einem eigenen Bündnis. Dieses dürfte sich mit dem Koordinierungsrat des Landrates decken.

Die von Bürgermeister Damm für den 12. Mai geplante Kundgebung „Für ein weltoffenes Mittweida – für Demokratie und Menschenwürde, gegen Gewalt und Extremismus“, die gestern im Mittweidaer Amtsblatt (s. Abb.) angekündigt wurde, kann daher durchaus als Gegenveranstaltung zur parallel stattfindenden Demonstration angesehen werden. Zudem wird die Kundgebung auf der Route der Demonstration angekündigt und das ohne versammlungsrechtliche Anmeldung. Gelingen soll dies mit dem Winkelzug, dass Damm nun auf die früher geäußerten Wünsche zur Teilnahme reagieren will. Die Kundgebung wird daher „anlässlich“ der Demonstration angekündigt, von welcher er sich im Vorfeld immer distanzierte. Das kann nur als Spaltungsversuch der antifaschistischen Bündnisdemonstration verstanden werden. Höhepunkt dieses „Bekenntnisses zur demokratischen Grundordnung“ soll das Befestigen eines Banners mit Unterschriften am Rathaus sein.

Der gestern in der Freien Presse Mittweida geäußerte Wunsch der „Stadt Mittweida“, sich mit der „Kundgebung sowie einer Plakat- und Unterschriftenaktion (...) sich in die am Samstag stattfindende Demonstration gegen Rechts (zu) integrieren“ - besser diese zu spalten und zu verhöhnen - zeigt lediglich einmal mehr das mangelnde Demokratieverständnis der im Landkreis Mittweida verantwortlichen Politiker. Von einem eklatanten Mangel an Verständnis für demokratische Abläufe bei Landrat Schramm zeugte bereits die Schlagzeile "Kreischef genehmigt Veranstaltung am 12. Mai" der Freien Presse Mittweida am letzten Donnerstag. Demonstrationen müssen nach den geltenden Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland angemeldet werden (Art. 8 des Grundgesetzes). Eine Genehmigung hingegen, die Schramm vermeint gegeben zu haben, ist nicht erforderlich.

Das antifaschistische Jugenbündnis und mit ihm mehr als 40 Initiativen und Gruppen rufen unverändert zur Demonstration "DEN NAZITERROR STOPPEN – ALTERNATIVE FREIRÄUME SCHAFFEN" auf. Inhaltlich wird es um natürlich um die Zustände in der Region gehen, es geht um die Schließung des früheren Jugendzentrums in Mittweida und um die Notwendigkeit von alternativen Freiräumen. Weiterhin werden der 8. Mai - der Tag des Sieges über den Hitlerfaschismus - Thema sein sowie die Zustände die sich aus dem "Extremismus" als politischen Kampfbegriff nicht nur von CDU ergeben.

Die VeranstalterInnen weisen ausdrücklich darauf hin, dass in den Auflagen ein SPRINGERSTIEFELVERBOT und ALKOHOLVERBOT ausgesprochen wurde.

Treffpunkt: 12. Mai, 14 Uhr Denkmal für die Opfer des KZ Flossenbürg, Feldstraße, Mittweida.
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Ergänzungen

Andere Aufrufe zur selben Demo

MW 09.05.2007 - 22:41
ICh will nur darauf hinweisen dass auch das Bündnis Mittweida gegen Rechtsextremismus mit einem eigenen Aufruf zur Demo einläd. Genaueres hier  http://www.buendnis-mittweida.de ! Wem der Aufruf "Naziterror stoppen" nicht gefällt, der kommt eben unterm dem Motto des Bündnis: "Gegen Gewalt und für Menschenwürde"!

Bürgermeister bekennt sich zu Faschisten

joerg 09.05.2007 - 23:57
Am Tag der Befreiung erklärt ausdrücklich der Bürgermeister von Mittweida, Herr Damm, dass er für Rechtsextremismus und Naziterror steht. Anders kann man diese Zeilen nicht interpretieren.

“Eine Beteiligung am Zug durch die Stadt lehnt Bürgermeister Matthias Damm (CDU) aber weiterhin ab. Als Grund dafür nannte er gestern in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz unter anderem das geänderte Motto, unter dem die Veranstaltung steht. Statt dem ursprünglichen “Für Demokratie und Toleranz - gegen Rechtsextremismus” heißt es jetzt “Naziterror stoppen - alternative Freiräume schaffen”.”

Klarstellung

Fried 12.05.2007 - 10:49
Also: Ich studiere in Mittweida und habe definiiv auch ein gehöriges Problem mit den Herren in Braun. Was hier allerdings über Hernn Damm (Bürgermeister) geschrieben wird ist ja der Gipfel der journalistischen Fehlinterpretation. Von seiner Aussage auf rechte Hintergründe zu schließen zeigt die Einseitigkeit des Verfassers. Es ging Hernn Damm darum, dass die Stadt eine Demonstration durchführt in der Sie deutlöich macht, dasss Nazis in dieser Stadt nicht erwünscht sind und das ein Zusamenhalt der Bürger Mittweidas entsteht. Doch dann kommen Faktoren hinzu:
1) Die PDS untersagt Hernn Damm eine Rede zu halten (typisch "linker" Zug wenn man mich fragt)
2) Das Motto wird abgeändert und im gleichen Atemzug kündigen sich Großaufgebote der Antifa an, deren Absicht klar ist: BAMBULE machen!

Das ein Bürgermeister aber kein Interessedaran hat, dass seine Stadt permanent negativ in den Medien erscheint (erst kürzlich wegen "Sturm 34" in der Tagesschau), distanziert er sich von der Demonstration, die zu einer Eskalation gewaltbereiter Linker zu werden droht.

Oft genug sprach er sich aber deutlich gegen Nazis aus: ÖFFENTLICH! (Unter anderem im lokalen Radiosender 99drei Radio Mittweida).

Also bitte: mit Übertreibungen, falschen Mutmaßungen und journalistischer Niveaulosigkeit hilft man der Stadt Mittweida sicherlich nicht!

gegenklarstellung

friedvoll 12.05.2007 - 12:16
lieber fried,

deine sorge in allen ehren, aber was du hier schreibst entspricht nicht den tatsachen.

der einzige, der ständig von der gewaltsamkeit der demonstration und von krawalltouristen redet ist der bürgermeister. wenn das die friedlichen demonstranten als provokation auffassen, kann ich das voll und ganz nachvollziehen. seine kundgebung auf dem markt hat der bürgermeister auch nicht anlässlich der naziprobleme angekündigt, sondern aus anlass der demonstration. das kann man praktisch nur als spaltungsversuch werten (zumal er eine kundgebung nach geltendem recht auch hätte anmelden müssen, was er nicht hat)

ich kann die ausladung für herrn damm verstehen, denn wie sollte man jemanden zu leuten sprechen lassen, die derselbe vorher ständig als gewaltbereite extremisten beschimpft hat?

Was für ein Nazi

Fried 13.05.2007 - 11:49
ok: ich geh zwar davon aus das dieser Beitrag auch wieder "versteckt" angezeigt wird (ein Hoch auf die Meinunsgvielfalt auf dieser Seite) - aber tatsächlich: dieser Bürgermeister KANN nur eindeutig ein Faschist sein:

"Auf einer eigenen Veranstaltung enthüllte Bürgermeister Matthias Damm Plakate mit Unterschriften gegen Rechts."

(Quelle: www.mdr.de - Artikel vom 13.05.2007)

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II — fried