überflüssige in münchen: freie fahrt für @lle

ueberfluess-ich 28.03.2007 21:06 Themen: Freiräume Globalisierung Repression Soziale Kämpfe
dienstagabend 27.3. im herzen münchens:
++ 7 überflüssige dringen sanft in u- und s-bahnen ein
++ ihre botschaft: über 80.000 münchnerInnen können sich dank
hartz IV, sozialgeld &co. keine monatstickets mehr leisten
++ ..isoliert zuhause im offenen strafvollzug..
seit neuestem auch in münchen: rote kapuzen und weisse masken zeigen,
wo in der "weltstadt mit herzkatheder" das abgehängte prekariat seinen
platz hat: im off ...
- regelsatzvertriebene, an den sozialen und geografischen rand gedrängt.

++ warum das ?
denn wisse: das günstigste monatsticket für fahrten im münchner innenraum
kostet derzeit euro 35,40.
und nun siehe: hartz IV sagt: euro 18,11 müssen reichen, für alle fahrten
von beziehern von ALG II oder grundsicherung.
also wähle selbst:
"zuhause verzweifelt sich´s am schnellsten" oder
"gehen sie in das gefängnis" als schwarzfahrer.

++ was dann passierte:
17 uhr, mitten im feierabendverkehr: die überflüssigen drängen als
schwarz-/grau- und rotfahrer in die unterirdischen kanäle, welche
die nochwerktätigen mit ihren nochwohnungen verbinden.
sie stellen sich an die seite der nochfahrenden und mischen sich unter sie.
sie müssen mobil und schnell sein (wie vom kapital immer gefordert),
denn sie wollen nicht die stars im schäuble-tv und nicht die leichte
beute der bahnpolizei sein.

sie wollen heute nämlich ganz nah bei ganz vielen menschen sein.
wollen zeigen, dass wir alle im selben zug fahren:
die ausgebeuteten + die überflüssiggemachten.
und dass immer mehr nicht mehr das geld für irgendeinen zug haben.
kalt ausgeschlossen. eiskalt kalkuliert.
die überflüssigen sind mit diesen ausgegrenzten solidarisch.

auf ihren postern steht:
menschenwürde braucht mobilität -freie fahrt für alle.
ihre flublätter verraten:
wer aus dem kreis der verwertbaren fällt,
fährt bald nur noch in diesem zug:
im (offenen) strafvollzug!

die überflüssigen haben verdientes glück:
kein repressionsorgan stürzt sich auf sie, trotz mehrfachem umsteigen
und minutenlangem posieren in den u- und s-bahnschächten.
und: viele menschen lächeln in ihre masken, lesen die flublätter, nicken.
alles läuft ruhig und fast ehrfurchtsvoll, auch in den engen zügen.

dann staunen die überflüssigen:
sie entdecken den 3. münchner bürgermeister hep monatzeder,
kauernd im u-bahn-abteil. offensichtlich und zurecht ist ihm
nicht behaglich zumute. schnee-hepchen und die 7 zwerge?
nein, die überflüssigen outen ihn nicht, denn sie kämpfen ja
für datenschutz.
und sie nehmen keine geiseln, denn sie erleben jeden tag,
wie das ist als geisel des kapitals.

stattdessen ziehen sich die roten trainingsanzüge nach der
halbstündigen aktion geordnet und zufrieden zurück aus der höhle
des bayerischen löwen.
hunderte haben sie gerade hautnah erlebt.
rote pilze spriessen auch auf dem mit niedriglohn und hartz-IV-
repression wohlgedüngten sozialen boden in bayern.

viele meinten, von auf den tonlosen weissen lippen ein versprechen
abgelesen zu haben:
wir kommen wieder, keine frage.
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Ergänzungen

ergänzung münchen: das flugblatt.

ueberfluess-ich 29.03.2007 - 00:28

es wurden auch hunderte flugblätter bei der aktion mobilisiert.
siehe jpg-grafik.
und hier der text:


menschenwürde
braucht mobilität.
freie fahrt für alle!

Das abgehängte
Prekariat ...

Wer aus dem Kreis der Verwertbaren fällt, findet seinen neuen Platz
ganz unten.Über 80.000 MünchnerInnen kommen dort nicht mehr weg.
Dank ALG II/Sozialgeld oder vergleichbaren Einkommen werden sie
- unter das Existenzminimum und aus ihrem Umfeld gedrückt
- sozial gelähmt durch einen Hartz-IV-Regelsatz, der sie mit
monatlich 18,11 Euro für alle Verkehrsdienstleistungen
an Heim+Herd fesselt (beides schon so kalt wie diese Logik)

...fährt bald nur noch
in diesem Zug:

Wahlfreiheit 2007 für die entrechteten Erwerbslosen, die un-geduldeten
AsylbewerberInnen, die allein erziehenden Frauen in Niedrigstlohnjobs,
die Alten ohne Rente und die Kranken ohne 10 Euro Praxisgebühr ... :
• offener Strafvollzug zuhause (ARGE-Schnüffler als Bestattungshelfer?)
• oder doch lieber als SchwarzfahrerInnen in den Knast?!

im (offenen) Straf-Vollzug!

--
Die Überflüssigen tragen Trainingsanzüge,
denn sie haben noch viel vor ...
Die Überflüssigen setzen sich, wie viele kämpfende AktivistInnen weltweit,
weiße Masken auf. Dies dient nicht der Tarnung, sondern symbolisiert den
gesichtslosen, zur Ware gewordenen Menschen. Die Überflüssigen greifen
die Barbarei des Kapitalismus an, in der Menschen nicht als Menschen sondern
als gesichtsloser auszubeutender Rohstoff vorkommen.
Menschen, deren Vielfalt für Ausbeutung, Rassismus und Ausgrenzung
instrumentalisiert wird. Der Respekt und die Solidarität der Überflüssigen
gilt den Sans Papiers, Piqueteros, streikenden Frauen in Weltmarktfabriken,
Landlosen, Prekarisierten, Unsichtbaren
... denn wir alle sollen in einem profitfanatischen
System überflüssig gemacht werden.
kapitalismus ist überflüssig!
.alles für alle.

2 Video-DVDs: Die Überflüssigen in Berlin

freundeskreis videoclips 29.03.2007 - 11:30
- gibts fuer ne spnede bei freundeskreis videoclips, videoclips(at)gmx.net -
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Die Überflüssigen, Berlin, Teil 1: Aktionen Winter 2004/5

Länge: 53 min

(01) Berlin-Kreuzberg, 11.10.04 – Die Überflüssigen besetzten aus Protest gegen die Bereitstellung von
1-Euro-Jobs die Landeszentrale der Berliner Arbeiterwohlfahrt (AWO) (6:40)
(02) Berlin, 18.12.04 – Die Überflüssigen gehen im Nobelrestaurant Borchard umsonst essen (8:20)
(03) ARD, 12.01.05, 23 Uhr – polylux - Beitrag ueber den Mundraub im Borchardt (800.000 ZuschauerInnen) – (6:30)
(04) Berlin, 2003, Kurzfilm „Das Feinste vom Feinsten“ (produziert von WBKLinke) – (4:30)
(05) London, 16.10.04 - Interview mit sphinx zum indymedia-Konzept (7:00)
(06) London, 16.10.04 - Interview zur Beschlagnahme von indymedia-Servern durch das FBI (7:00)
(07) Berlin, 27.11.04 - Interview zum Projekt Independent Video Distribution Network (IVDN), Teil 1: Das Konzept (8:30)
(08) Berlin, 27.11.04 - Interview zum Projekt Independent Video Distribution Network (IVDN), Teil 2: Die Umsetzung (4:30)

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Die Überflüssigen, Berlin, Teil 2: Aktionen 2005

Länge: 62 min

(01) Berlin, 2003: Das Feinste vom Feinsten (produziert von WBKLinke) (4:30)
(02) 23.04.05: go-in der Überflüssigen in eine LIDL-Filiale (3:30)
(03) 27.09.05: Pressekonferenz der Überflüssigen: Tipps zum Krankfeiern, Teil 1 (6:35)
(04) 27.09.05: Pressekonferenz, Teil 2 (4:15)
(05) 29.11.05: Preisverleihung der Überflüssigen an die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft für neoliberale Propaganda
(5:00)
(06) Hamburg, 01.05.05: Aktion im Luxusrestaurant (2:30)
(07) Köln, 19.8.2005 - Sankt Prekarius auf dem Weltjugendtag (5:40)
(08) COR: 10000 Volt (produziert von Holly) (5:30)
(09) London, 16.10.04: Das Indymedia-Konzept (5:45)
(10) London, 16.10.04: FBI klaut Indymedia-Server (6:55)
(11) Berlin, 27.11.04: Das Videoprojekt IVDN, Teil 1 (8:25)
(12) Berlin, 27.11.04: Das Videoprojekt IVDN, Teil 2 (4:25)

auch in ravensburg neulich

intubio 29.03.2007 - 19:12
Erst kürzlich war auch eine Aktion der Überflüssigen
in Ravensburg:
 http://de.indymedia.org/2007/03/170832.shtml

War eine nette Idee mit dem "Goldenen Meterstab".
....Die Zwangsumzüge gehen weiter...

Verfassungsschutzbericht

Peter-den-Bolzen 30.03.2007 - 03:05
Eure München-Aktion hat mich neugierig gemacht.
Desshalb wollte ich mehr über die Überflüssigen
rauskriegen, als nur die Slogans, die da im Internet
zu finden sind.
Und hab auch gleich was Passendes gefunden:

"VERFASSUNGSSCHUTZBERICHT BERLIN 2005
Die „Überflüssigen“ waren erstmals 2004 festgestellt worden.
In ihrem Selbstverständnis heißt es:
„Die Überflüssigen setzen sich, wie viele kämpfende
AktivistInnen weltweit, weiße Masken auf. Sie greifen die
Barbarei des Kapitalismus an, in der Menschen nicht als
Menschen, sondern als gesichtsloser auszubeutender
Rohstoff vorkommen und ihre Vielfalt für rassistische und
sexistische Unterdrückung instrumentalisiert wird. [...] Die
Überflüssigen stupsen sich aufmunternd an, während sie auf
die Trutzburgen der Kapitalfundamentalisten zustürmen –
denn sie haben eine ganze Welt zu gewinnen. Kapitalismus
ist überflüssig – Alles für Alle!“

Bei ihren Auftritten tragen die Aktionisten rote Kapuzenpullis
und weiße Theatermasken. So stürmten die „Überflüssigen“
in Hamburg am 1. Mai das Restaurant „Süllberg“,
bedienten sich dort am Buffet und verteilten Flugblätter. In
Berlin veranstalteten sie mit ca. 20 Personen am 20. Oktober
frühmorgens eine „Weckaktion“ vor dem Wohnhaus des
Landesvorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und verteilten
lärmend einen offenen Brief. Hintergrund waren die
Strafanzeigen gegen Mitglieder der „Überflüssigen“ wegen
ihrer Besetzung der AWO 2004. In dem Brief drohten sie
wiederzukommen, falls die Strafanzeigen nicht zurückgenommen
würden. Auch in anderen Orten der Bundesrepublik
sind die „Überflüssigen“ in Erscheinung getreten.
Teils handelt es sich um die Berliner Aktivisten, teils haben
andere das Konzept der Berliner übernommen."

Kann das sein, das ihr diese Masken doch dringend wegen was
anderem braucht?

Überflüssigen Presse

Bernado 31.03.2007 - 22:14
Die Überflüssigen auch anderswo zu lesen:

Die Überflüssigen: Freie Fahrt bei Hartz IV

Die Überflüssigen protestierten in München gegen zu hohe Fahrtkosten
Aktivisten der "Überflüssigen" protestieren gegen die überhöhten Fahrtkosten in München

Sieben masskierte "Überflüssige", bekleidet mit roten Kapuzenjacken und weißen Masken protestierten in München gegen die Fahrtkosten in den öffentlichen Verkehrsbetrieben. Die Protestierer fuhren bereits letzte Woche in den Münchener U-Bahnen mit und verteilten Flugblätter an die Reisenden. Da gehts weiter:  http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/0344e1990409bf80a.php

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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ticket to ride

lex bavaria 28.03.2007 - 23:30
Ja super!
aber ui ui ui, ihr wollt doch nicht etwa dem
Stoiber-Eddi seinen Abgang noch mehr verhageln?
Überfluss für Alle!

Umsonstläden

inga 29.03.2007 - 23:24
Hallo,

ich wollte noch mal darauf aufmerksam machen, dass es nämlich in München welche Peinlichkeit !!!!!!! keinen Umsonstladen gibt und in allen anderen Städten schon längst gibt. Sind die Mieten zu teuer? Interessiert das niemand? Diese Stadt geht mit ihrer sozaialen Brüsterei so auf den Wecker. Eine so asozial totalitär kapitalistische Stadt wie München gibts keine in der Republik Deutschland. Ich war im Gebrauchtwarenhaus von der Inneren Mission, sie nehmen nur Spenden an, kaufen einem nichts ab und ich finde diese Läden verkaufen auch recht teuer. Sie haben das Argument Arbeitsplätze zu schaffen, mir dieses gesagt, aber Vollarbeitsplätze schaffen Sie im Allgemeinen nicht, derzeit sind dort nach den letzten Meldungen nur 1 Euro -Arbeitsplätze vakant. Also da spart die Kirche ja ganz vornehm, denn die evangelische Kirche ist nämlich der Träger der Inneren Mission. Und in allen sogenannten sozialen Einrichtungen wird kräftig abkassiert, auch im Eine -Welt -Haus.
Und das ärgert mich jetzt, weil ich jetzt einige brauchbare Sachen zu verschenken habe, ich wollte es im Gebrauchtwarenhaus abgeben aber dann dachte ich mir, geb´ich was umsonst sollen die es auch umsonst haben, die es brauchen können. Oder hat in München nur dann etwas einen Wert, wenn frau/man dafür zahlt?
Also in München sollte frau/man unbedingt einen Umsonstladen einrichten, denn es gibt in München Arme aber die schämen sich für ihre Armut und trauen sich nicht aus ihrer Umgebung. Oder werden vertrieben, naja Obdachlose stören das saubere Stadtbild München.


Mit solidarischen Grüßen,


Inga

Keine Chance

Tina 31.03.2007 - 14:01
Fügen Sie sich - Widerstand ist zwecklos
------------------------------------------

Meine Grosseltern hatte ich gefragt, "wie konnte sowas wie der 2. Weltkrieg
und das 3. Reich passieren?"

Meine Eltern fragte ich, wie eine Leistungsgesellschaft denn funktionieren kann,
wenn man für die Schwächsten keine Lösungen hat, sie in Würde als Mensch leben
zu lassen.

Schon viel zu lange fage ich meine eigene Generation, wieso es denn nicht erkennbar sei,
dass es so NICHT geht.

Heute frage ich mich selbst, ob der sanfte Widerstand der Überflüssigen etwas bewegen kann.
Ein sanfter Widerstand, den ich bewundern könnte -- und auch die Reaktion verwundert
beobachte:

Gelassene und fragende Neugierde, keine Aggression und erstaunlich viel Verständnis für diese
rot-weissen Gestalten, und ich frage mich als beobachtender MoDemo-Teilnehmer, ob das was
bringen kann.

NEIN, kann er nicht. Damit sind meine Fragen an die Grosseltern und meine Eltern beantwortet:
Menschen unserer Gesellschaft sind so, und es wird sich daran nichts ändern.

Aber versuchen etwas zu ändern, das bleibt zu tun. Die Montagsdemo, egal wie sinnlos sie ist,
immer wieder darauf hinweisen, dass es so nichtgeht, egal wiviel Schönfärberei verwandt wird.

@tina: schanzen-erhöhung

schief-lieger 31.03.2007 - 15:31
keine chance?
natürlich werden wir uns NICHT fügen,
widerstand ist weder zweck- noch zwicklos.

wir haben eine welt zu gewinnen, nicht zu
verlieren. wie sollte das scheitern?
denn
es genügte ja nicht, nur keine chance zu haben,
man/frau müsste auch unfähig sein sie zu nutzen.

also:

"while the holocaust rages around you -
be the eye of the storm!
and though the extent of disater
astounds you ..
forearmed ist forewarned!"
(von peter hammill, das stimmt aber auch auf deutsch)

halten wir uns fit für die bessere welt-
widerstand, ziviler ungehorsam, renitenz und süsse
konspiration sind unsere trainingsgeräte.

auch die überflüssigen trainieren ja nur.
sie sollen denen hoffnung machen, die nicht mal
mehr spüren, ob diese schon gestorben ist.