Anti-Atom-Demos in Frankreich

moi 17.03.2007 23:24 Themen: Atom Weltweit Ökologie
Heute am Samstag in fanden in fünf verschiedenen Städten in Frankreich gegen die Wiederbelebung der Atom-Energie und den Bau einer neuen Reaktorgeneration, genannt EPR, statt. Was die Anti-Atombewegung betrifft, so war diese in Frankreich bisher eher berhalten aktiv – doch nun scheint sich das zu ändern.
Die dezentralen Demonstrationsorte waren Lille, Lyon, Rennes, Strasbourg und Toulouse. Insgesamt beteiligten sich 60.000 TeilnehmerInnen an den Demonstrationen (Angaben der VeranstalterInnen – von den Medien übernommen).

Die grösste Demo war in Rennes, das durch die Nähe zum geplanten Standort des neuen Reaktors, Flamanville am Ärmelkanal, unmittelbar betroffen sein wird. Die zweitgrösste Demo fand bei schönem Wetter in Lyon statt. Das breite Organisatorenbündnis erhofft sich durch das Datum einige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen damit die Debatte über einen Ausstieg Frankreichs aus der Atomenergie erneut anzufachen und den Bau des neuen Reaktortyps in Frankreich noch zu verhindern.

Französische Energiepolitik
Die Ölkrisen in den 70er Jahren führten in Frankreich zu einem neuen Konzept der Energiegewinnung. Mangels eigener fossiler Energieressourcen wurde beschlossen, massiv in die Kernenergie zu investieren, mit dem Ziel diese Atomenergie letztendlich irgendwann zu exportieren. Nach rein ökonomischen Gesichtspunkten ging diese Rechnung auf ; Frankreich exportiert seinen vergleichsweise billigen Atomstrom heute u.a. nach Deutschland und Italien. Der Atomstrom in Frankreich wird an den Mensch gebracht, indem in vielen Wohnungen Elektroheizungen oder Elektrowasserboiler installiert werden.

Welchen Anteil nimmt die Kernenergie an der gesamten Stromprodultion ein. Auf den Stromrechnungen des französischen Staatsmonopolisten EDF (Electricité de France) ist die Herkunft des Stroms vermerkt :
85,5 % Atomenergie
4,7 % erneuerbare Energien (davon 4,2 % Wasserkraft)
4,1 % Kohle
3,2 % Gas
1,8 % Öl
0,4 % andere Herkunft
(Zahlen für 2005)
Ähnliche Anteile der Kernergie an der Energieproduktion bringt weltweit sonst nur noch Litauen zustande.

Frankreich hat 58 Reaktoren, die sich auf 19 Orte verteilen. Dazu kommt die Wiederaufbereitungsanlage in La Hague, die dezentralisierten Forschungszentren der militärischen Nutzung von Atom und schließlich die Zwischen- bzw. Endlager für die strahlenden Abfälle. Nicht weit von der deutschen Grenze liegt der Ort Bure. Dort befindet sich das sogenannte « Forschungslabor », das de factoo aber eher die Rolle eines Endlagers einnimmt. Ganz Frankreich ist somit mit einem Netz atomarer Nutzung überzogen (siehe Karte).

Vielleicht ist es ja jetzt an der Zeit, dass die frische Brise der Anti-Atombewegung in Frankreich neuen Wind in die Debatte in Deutschland bringt.
Und mit Blick auf Frankreich kann mensch ruhig auch mal mit Genugtuung festsstellen, was für einen hohen Moblisierungsgrad, welche vielseitigen Aktionsformen und auf welche langen Traditionen die Anti-Atombewegung in Deutschland blicken kann. Bleibt zu hoffen, dass auch hier der Wind wieder auffrischt und die Anti-Atombewegung den Merkel’schen und anderen Lobbymärchen à la Atomenergie = die klimafreundliche Energie entschlossen und selbstbewusst die entsprechende Antwort gibt.
In diesem Sinne :
Sortons du nucléaire !


Bilder aus Lyon folgen!
Links:
 http://www.stop-epr.org/spip.php?rubrique66 (der Aufruf auf deutsch)
 http://www.sortirdunucleaire.org/
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Ergänzungen

nächste Schritte hierzulande...

euro-fighter 18.03.2007 - 02:09

Bei aller "Genugtuung" über die Geschichte der hiesigen anti-atom-Bewegung,
es gibt wenig Grund, sich hierzulande bequem zurückzulehnen und ich kann mich nicht erinnern, wann zuletzt bundesweit 60.000 Menschen an einem Tag gegen Atom auf der Straße waren.


Anlässe, auch im hiesigen Umfeld wegen atomaren Angelegenheiten auf die Straße zu gehen gibt es aber einige.

Der G8-Gipfel in Heiligendamm hat als ein Thema die globale Energie"sicherheit".
Was sich die Regierenden darunter vorstellen und mit welchen Mitteln sie dies (auch militärisch) im Zweifelsfall durchsetzten wollen, darf durchaus zu Gedanken und Handlungen Anlaß geben.

Verschiedenste Anti-Atom-Initiativen beteiligen sich daher aktiv an den Protesten gegen den G8-Gipfel.
Dies sowohl an den Gipfeltagen im Juni, aber auch im Vorfeld.

Am Sonntag, 29. April, kurz nach dem Tschernobyl-Jahrestag, laden Anti-Atom-Initiativen dazu ein, mal am Zaun in Heiligendamm spazieren zu gehen.

Und eine andere G8-Vorfeld-Sache ist die Großdemonstration in Berlin, die schon in einer Woche am Sonntag, 25.März stattfindet.
Anlass ist, dass die Bundesregierung den Geburtstag "50 Jahre Europäische Gemeinschaft" als große Image-Veranstaltung zu feiern angekündigt hat.
Neben einer "Europa-Fanmeile" am Brandenburger Tor sind auch Staats- und Regierungschefs mehrerer Länder vor Ort.
(übrigens auch aus Dänemark...)


Dies alles gibt Gelegenheit nach Berlin zu reisen und sich der EU- und G8-kritischen Demonstration anzuschließen.
Mehr zur Demo siehe:
 http://www.anti-eu.info ( auch Artikel zu EURATOM auf der Startseite )
und
z.B. der Aufruf vom atomic café :
 http://www.anti-eu.info/aufruf_atomic_home.php

Also dann, Sonntag, 25. März 14:00 Uhr am Alexanderplatz Berlin

Interessante Links und Anmerkungen zur Berlin-Demo gab es auch im Laufe eines Indymedia-Beitrags vor einigen Tagen:
 http://de.indymedia.org/2007/03/170935.shtml

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nochmal zu Frankreich:

Die Koordinatoren des Aktionstags in Frankreich verschickten am Ende des Samstags übrigens folgende Mail:

" Merci à toutes et à tous pour cette formidable mobilisation historique
contre l¹EPR et pour des alternatives au nucléaire.

Merci tout spécialement à tous les organisateurs locaux des collectif STOP
EPR de Lyon, Rennes, Lille, Strasbourg et Toulouse sans qui rien n¹aurait pu
se faire.

La couverture médiatique a également été formidable (nous ferons une revue
de presse la plus exhaustive possible).

J¹attends vos témoignages écrits des manifestations ainsi qu¹une sélection
de vos meilleures photos.

Pour les photos, pensez à bien préciser de quelle manif il s¹agit.

Nous publierons tout ceci sur le site STOP EPR.

Encore bravo à toutes et à tous !

Très cordialement,

Collectif International STOP EPR "




Libertärer Antikapitalistischer Block!

antinationalist 18.03.2007 - 20:58
Über 5000 Menschen demonstrierten in Strasbourg für alternative Energien, gegen Atomkraft und gegen den neuen “EPR”-Reaktor.

Hauptsächlich französische, aber auch einige deutsche DemonstrantInnen zogen in einem langen, bunten Zug durch Strasbourg: sämtliche linken Parteien, Antiatom-Gruppen aus Bure, Südbaden, dem Elsass, Greenpeace, Attac und unzählige Einzelpersonen.
Neben Redebeiträgen, einer Trommelgruppe, fahrbaren Skulpturen, und Jazzmusik gab es auch ein „Die-In“.

Insgesamt waren es in ganz Frankreich am gestrigen Aktionstag weit über 60 000 Menschen, die gegen Atomenergie und den „EPR“-Reaktor auf die Straßen gingen: 40 000 in Rennes ( in dessen Nähe, in Flamanville, soll ein EPR errichtet werden ), 8000 in Lyon, 5000 in Toulouse, 5000 in Strasbourg und 4000 in Lille. Aufgerufen dazu hatte das Bündnis „Reseau Sortir du Nucleaire“, das aus 765 Gruppen besteht.

Für die Demonstration in Strasbourg hatten die Federation Anarchiste de Strasbourg und die Antifaschistische Aktion Offenburg [Ak Antiatom] zu einem libertären Block aufgerufen, an dem sich über 100 Menschen beteiligten. Ziel war es, libertäre und antikapitalistische Positionen in die Demo einzubringen und Teil der Demo zu sein. Es wurden zweisprachige Flugblätter verteilt und Parolen in deutsch und französisch gerufen.

Nach dem 1.Mai 2006 war dies die zweite grenzüberschreitende, öffentliche Aktion der beiden Gruppen. Die dritte wird wieder am 1. Mai diesen Jahres stattfinden.

Gegen die Atomenergie!
Gegen den Kapitalismus!
Für Selbstbestimmung in allen Lebensbereichen!

Antifa Offenburg [Ak Antiatom]

Libertärer Block in Strasburg

anarchiste 19.03.2007 - 14:24
Le samedi 17 mars quelques 5 000 personnes ont manifesté à Strasbourg dans le cadre de la journée de mobilisation contre l’EPR. A l’initiative du groupe de Strasbourg de la Fédération Anarchiste et des camarades allemands de l’Antifaschistische Aktion Offenburg [AK AntiAtom], le cortège rouge et noir (No Pasaran, AL, CNT) a rassemblé une centaine de personnes.

Avec 40 000 manifestants à Rennes, 8 000 à Lyon, 5 000 à Toulouse, 5 000 à Strasbourg et 4 000 à Lille, ce sont au total 62 000 personnes qui ont manifesté à travers toute la France contre le réacteur EPR et pour des alternatives au nucléaire.

Dénonçons la poursuite de la logique nucléaire !

Dénonçons le capitalisme et les États qui jouent avec nos vies !

Fédération Anarchiste - groupe de Strasbourg