P: MigrationsAktionsTag - Grenztheater

Geht Nicht 08.10.2006 16:01 Themen: Antirassismus Weltweit
Am gestrigen Samstag haben sich AktivistInnen zum gemeinsamen Straßentheater in Potsdam eingefunden. Thema waren die europäische und deutsche Migrationspolitik.
Kostümiert als Grenzposten, Person mit und ohne Pass spielten die AktivistInnen ein Stück (Skript unten), das die alltäglich an Grenzen stattfindenden Geschehen, in den Wochenendbummel der Potsdamer PassantInnen tragen sollte. In dem Stummtheater wurde die Einteilung in "Menschen mit Pass" und "Menschen ohne Pass" an den Grenzen Europas dargestellt. Die PassantInnen reagierten interessiert, aber auch irritiert, oftmals wurden die Flugblätter nicht einfach nur mitgenommen, sondern auch auf der Stelle durchgelesen. Es gab längere Unterhaltung, die über Lei(d)tkultur, Grenzen und bis zum Migrations-Aktionstag reichten, aber auch recht platte Reaktionen, welche den AktivistInnen aber auch aufzeigten, wie die Erhaltungen von Grenzen funktioniert. So äußerte sich eine ältere Dame mit dem Satz: "Die Grenzen auf, finde ich schrecklich, dann gibt’s ja noch mehr internationalen Terrorismus." ‚Will Bleiben’, einE der AktivistInnen der Gruppe hierzu: "An dieser Äußerung wird deutlich, wie mit der durch Mediendiskurse erzeugten Angst eine repressive, nationalstaatliche Politik legitimiert wird."

Die TheateraktivistInnen führten das Stück nicht nur in den Fußgängerzonen Potsdams auf - ihr Weg führte sie auch bis in die Hallen des Potsdamer Hauptbahnhofs. Die von den AktivistInnen erwarteten Konfrontationen mit Security und der Staatsmacht blieben jedoch aus. ‚R. Eclaim’ hierzu: "Manchmal wird einem die Aneignung der öffentlichen Räume unerwartet leicht gemacht, das macht Lust auf mehr." Das dachten sich wohl auch andere AktivistInnen, denn an den Haltestellen am Bahnhof (aber nicht nur da) fanden sich einige Plakate (siehe Fotos), welche die Auswirkungen des Passzwanges auf die Bewegungsfreiheit eines Menschen zeigen. So heißt es an einer Stelle im Text: "Die 'Bevölkerung ohne Pass' wird hier in Lagern und Heimen untergebracht, dort dürfen sie dann ewig warten, auf eine 'Genehmigung' sich frei bewegen zu können oder sie wird von dort einfach zurückgeschickt, in das Land das ihr gerade Probleme macht." Des Weiteren wird im Text auch auf das Asylbewerberheim Bornim/am Lerchensteig am Rand von Potsdam hingewiesen, und "Bewegungsfreiheit und freie Wohnortwahl für die HeimbewohnerInnen" und auch für alle anderen gefordert. Dieser Forderung schlossen sich die TheateraktivistInnen auch an.

mehr Infos unter:
 http://hier.geblieben.net
 http://papiere-fuer-alle.org/

Skript: Theaterstück "Grenztheater"

Requisiten:
4 Maleranzüge besprüht (2xTarnfarbe,1xweiß,1xschwarz)
4 Schulterklappen für Armeekostüme
2 Grenzpfeiler (in Nationalfarben)
1 rot-weißes Flatterband (für zwischen den Grenzpfosten, als Streifen auf dem Boden)
1 überdimensionierter Pass aus Pappe
1 Schild "Ausweiskontrolle"

SchauspielerInnen:
2 Grenzposten (Anzüge mit Tarnfarbe, Schulterklappen, 1x mit Trillerpfeife)
Person mit Pass (weißer Anzug)
Person mit Pass (schwarzer Anzug)
Leute, die Flugblätter verteilen und mit umstehenden Leuten diskutieren

Das Stück:

Grenzposten: stehen mit verschränkten Armen zwischen den Pfählen an der Grenze
Person mit Pass: geht auf die Grenze zu
Grenzposten 1: pfeift
Grenzposten: stoppen Person mit Pass
Grenzposten 2: zeigt auf Schild "Ausweiskontrolle"
Person mit Pass: holt (überdimensionalen) Pass raus, zeigt ihn den Grenzbeamtinnen;
spaziert über die Grenze, macht noch einen Radschlag drüber
Person ohne Pass: geht auf Grenze zu
Grenzposten 1: pfeift
Grenzposten: stoppen Person mit Pass
Grenzposten 2: zeigt auf Schild "Ausweiskontrolle"
Person ohne Pass: zuckt mit den Schultern, weiß nicht was damit gemeint ist, versucht durchzugehen
Grenzposten: weisen Person ohne Pass zurück
Person ohne Pass: geht kurz zurück und schaut nochmal aus Distanz auf die Grenzer,
geht wieder zur grenze
Grenzposten 1: pfeift
Grenzposten: stoppen Person mit Pass erneut
Person ohne Pass: tastet sich an der Mauer aus Luft entlang
Person mit Pass: Person geht durch Grenze an Person ohne Pass vorüber
Person ohne Pass: verweist die Grenzer auf Person mit Pass; schaut fragend, versucht an der Stelle, an der die weiß gekleidete Person passierte durchzugehen
Grenzposten: greifen Person ohne Pass, schleudern diese zurück
Personen mit und ohne Pass: fassen sich an den Händen und versuchen gemeinsam über die Grenze zu kommen,
Grenzposten: greifen sich die Person ohne Pass und trennen sie von der Person mit Pass
Person mit Pass: kommt über die Grenze
Grenzposten: schleudern Person ohne Pass zurück
kein HAPPY END! (noch nicht)
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Ergänzungen

Flyertext

Tippser 09.10.2006 - 04:27
Hab mal versucht den Flyertext abzutippen.

Flyertext:

Bewegungsfreiheit!

Sie werden es vieleicht nicht merken,aber Sie können sich freier bewegen als sehr viele andere.Sie werden vielleicht auch nicht merken warum.

Ein Grund dafür:Sie besitzen wahrscheinlich einen europäischen Pass mit dem Sie sich fast überall auf der Welt frei bewegen können.Ihnen gefällt es wahrscheinlich sich als Tourist einen netten Urlaub zu gönnen,irgendwo in der Welt. Vielleicht bleiben Sie auch ein wenig länger im Urlaubsland oder Sie lassen sich nieder,weil das Leben Ihnen dort besser gefällt.

Wer sind den nun eigentlich die Leute die sich hier weniger frei bewegen können als Sie?

Die Frage ist einfach zu beantworten,es sind oftmals diejenigen ohne einen europäischen Pass,Leute aus Ländern außerhalb Europas,in denen womöglich gerade Kriege,Armut und Hunger herrschen,in denen sie politisch verfolgt werden,weil sie gerade nicht die "richtige" Meinung haben. Vielleicht wollen sie auch nur einen anderen Teil der Welt kennenlernen, so wie Sie wenn sie in den Urlaub fahren,vielleicht wollen sie,genau wie Sie,auch dort bleiben.
Die "Bevölkerung ohne Pass" wird hier in Lagern und Heimen untergebracht,dort dürfen sie dann ewig warten,auf eine "Genehmigung" sich frei bewegen zu können oder sie wird von dort einfach zurückgeschickt,in das Land das ihr gerade Probleme macht.Bewegen wie sie es wollen,können sie sich in den Lagern und Heimen nicht.Ihre Unterbringung wird zusätzlich noch isoliert liegen, isoliert von der "Bevölkerung mit Pass".
Oder wußten Sie,daß es nicht weit von hier ein Asylbewerberheim gibt,das Heim Bornim/am Lerchensteig, hier wartet die "Bevölkerung ohne Pass" darauf sich freier bewegen zu können,so wie Sie. Helfen Sie die Grenzen und die Bedingungen für Grenzen aufzulösen. Unterstützen Sie die Forderung nach:
Bewegungsfreiheit für alle!
Bewegungsfreiheit und freie Wohnortwahl für die HeimbewohnerInnen von Bornim/am Lerchensteig!

mehr Infos:
 http://www.hier.geblieben.net
 http://de.indymedia.org/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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schöne sache — impolite