Vorsitzender einer türkischen Hafenarbeitergewerkschaft festgenommen

isci 30.06.2006 19:14 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Am 11. Juni wurden Cem Dinc, Vorsitzender der Hafenarbeitergewerkschaft Limter-Is (1. von links) und der Bildungssekretär Kamber Saygili (2. von links) vom türkischen Staat festgenommen und ins Gefängnis geworfen.
Sie hatten einen Arbeiterwiderstand auf der Werft Tuzla/Istanbul, in dem Unternehmen DESAN angeführt.
Die Firma hatte die Löhne ihrer insgesamt 55 Arbeiter nicht gezahlt und die Arbeiter fordern ihre Bezahlung. Auf den Werften von Tuzla wird intensiv und flexibel gearbeitet, die Bosse verdienen dort Millionen von Dollars, aber sie zahlen nicht einmal die Löhne der Arbeiter. Es kommt außerdem fast täglich zu „Arbeitsunfällen“, da nicht einmal ein Minimum in Schutzmaßnahmen investiert wird.

Am 24. Mai 2006 haben die Arbeiter die Arbeit niedergelegt und begannen einen Widerstand. Obwohl der Boss und die lokalen staatlichen Behörden die Arbeiter heftiger Repression aussetzten, setzten diese ihren Widerstand fort. Sie errichteten Straßenblockaden, organisierten Demonstrationen auf der Werft und besetzen schließlich, am 07. Juni, das Schiff, das sie gebaut hatten. Bei all diesen Aktionen griff die Polizei die Arbeiter mit Tränengas und Schlagstöcken an, prügelte auf sie ein und verhaftete sie. Auch Cem Dinc und Kamber Saygili wurden vier Mal verhaftet.

Die einzige Forderung der Arbeit war die Auszahlung ihrer Löhne. Insgesamt handelt es sich um eine Summe von 80.000 YTL (etwa 53.000 US-Dollar), auf die die Arbeiter ein Recht haben und die die Bosse sich zu zahlen weigern.

Am 11. Juni wollte der Chef der Werft verhindern, dass die Arbeiter vor der Werft stehen und die Polizei griff die Arbeiter und Gewerkschaftsführer brutal an. Cem Dinc und Kamber Saygili wurden brutal geschlagen, man kann sagen, dass sie vor den Augen der anderen Arbeiter gefoltert wurden, um diese einzuschüchtern. Das Foto oben wurde direkt nach dieser Prügelszene aufgenommen, Cem Dinc ist am Kopf verletzt.

Der Staatsanwalt vor Ort steckte die beiden Gewerkschaftsführer von Limter-Is mit der Behauptung ins Gefängnis, dass sie „Widerstand gegen Polizeibeamte“ geleistet hätten. Momentan werden Dinc und Saygili im H-Typ Gefängnis in Kartal gefangen gehalten.

Doch trotz des Angriffs der Polizei und der Verhaftung der Gewerkschaftsführer setzen die Arbeiter gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft Limter-Is ihren Widerstand fort. Am 21.06.2006 sind die Gewerkschafter und Arbeiter in der Zentrale von Limter-Is in den Hungerstreik getreten. Zahlreiche Gewerkschaften, demokratische Organisationen, Vereine und Plattformen haben sich mit der Gewerkschaft Limter-Is und deren verhaftetem Vorsitzenden und Bildungssekretär solidarisch gezeigt. Einige haben sich dem Hungerstreik angeschlossen. Sie fordern die Freilassung der beiden Gewerkschafter.

Dieser Angriff des türkischen Staates richtet sich gegen die ganze Arbeiterbewegung. Der Staat will keinen Widerstand aus dem Arbeiterbereich dulden. Der Widerstand der Arbeiter ist legitim und richtig.

Wir rufen alle Gewerkschaften, alle demokratischen Organisationen dazu auf, sich mit den verhafteten Gewerkschaftern solidarisch zu zeigen. Bitte schickt eure Proteste an folgende Adressen und verbreitet diesen Aufruf:

Minister für Arbeit und Soziale Sicherheit Murat Basesgioglu
E-Mail:  mb@basesgioglu.org
Tel. des Ministeriums: 0090 312 296 60 00
Innenminister Abdulkadir Aksu, E-Mail:  aaksu@icisleri.gov.tr
Premierminister der Türkei Tayyip Erdogan
E-Mail:  bimer@basbakanlik.gov.tr

Schickt eure Solidaritätsbotschaften für die Gewerkschafter an:
Cem DINC
H Tipi CEZAEVI, KARTAL/ISTANBUL, TÜRKEI
Oder per E-Mail an:  agif@gmx.net und  varyos@ttnet.net.tr
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