Solidemo für den angeschossenen Writer in Como

marcabru 01.04.2006 22:11 Themen: Repression Weltweit
Medienberichten zufolge stimmen die Zeugenaussagen in einem Punkt eindeutig überein: der Stadtpolizist, der dem writer Rumesh in den Kopf geschossen hat, hielt von Anfang an seine (nicht gesicherte) Pistole an Rumeshs hinterkopf. Heute Demonstrierten in Como über 1500 solidarische Menschen für den jungen Tamilen, der weiterhin im Coma liegt.
Übersetzung eines kurzen Indymedia-Berichts mit einigen Bildern von der Demonstration und eines längeren aus der website brianzapopolare.

Indymedia Italy,

Saturday, Apr. 01, 2006 at 2:49 PM

Como: Stadtdemonstration - Solidarität und Gerechtigkeit

von: antifascista comasco

Ungefähr Tausend, die Schüler, die auf die Straßen gegangen sind und breite Anteilnahne der Bürger, die sich mit der Demonstration solidarisierten (schon komisch, für eine verschlossene und schicki-mickimäßige Stadt wie Como)

Ungefähr Tausend Schüler sind den ganzen morgen durch die Straßen von Como gelaufen. Eine Demo mit sehr vielfältiger Beteiligung: alle Schulen waren dabei, einige Fans des F.C. Como, einfache Studenten, writers, Aktivisten, Kollektive, Eltern und Verwandte, Vertreter der Opposition, die Sri-Lanka Community, die Eltern von Rumesh, einfache Bürger. Es ist eine spontane Demo gewesen, jeder hat es geschafft, seinen Gefühlen freien Ausdruck zu verleihen, wenn auch, den Bitten der Angehörigen entsprochen wurde, die politischen Verantwortlichkeiten dessen, was geschehen ist nicht besonders zu betonen, so dass man sich darauf "beschränkte" Rumesh und seinen engsten Freunden und Verwandten Nähe zu bekunden.

Es ist nur der Anfang von einer Mobilisierung, die taugt, den Stand der Dinge anzuprangern und eins starke Kritik der Entscheidungen in Sachen „Kontrolle des Territoriums“, die von der Gemeinde Como im Zuge der regionalen Reform der Überwachung umgesetzt wurden.

Quelle:
 http://italy.indymedia.org/news/2006/04/1035334_comment.php#1035348


Como - Demonstration für Rumesh, der von einem Stadtpolizisten erschossenen writer

"Ich bin jung, erschießt mich"

Über Tausend Personen im Demonstrationszug. Solidarität und Wut seitens der jungen Frauen die seit Jahren zugesehen haben, wie in der stadt ein Repressions- und Hexenjagdklima aufgestiegen ist.

Heute morgen, Samstag, der 1. April. Über 1000, laut Radio Onda d' urto sogar 2000 Schüler, sind in Como für Rumesh, aka Ganesh, auf die Straße gegangen, dem jungen Menschen, den der Schuss den ein Beamter der Anti-writer-Truppe in Zivil in seinen Hinterkopf gesetzt hatte ins Koma geschickt hat.

Eine Demonstration, die von Freunden Rameshs und Schülern ganz allgemein organisiert wurde: "Einer wie du kann sich nicht von einem Feigling aufhalten lassen", lautete der Spruch auf dem Fronttransparent, dann folgten De André-Zitate: "Auch wenn ihr euch frei gesprochen fühlt, werdet ihr immer mit verwickelt sein", Sprüche wie: "Ich bin jung, erschießt mich" und "Writing tötet". Auf dem Flugblatt mit dem Demoaufruf stand: "Die Wände sind sauber, die Straßen aber blutverschmiert".

Die Anti-writer-Einheit ist vom Bürgermeister suspendiert worden, von dem aber viele den Rücktritt fordern, zusammen mit dem des Sicherheitsreferenten. Gefordert werden auch die Einsicht des von der Verkehsüberwachungskamera an der Ampel am Tatort aufgenommenen Films und eine Frage an den Bürgermeister und an alle Behörden, die sich auf die Vergangenheit des Leiters der Anti-Writer Einheit bezieht, der vor Jahren in einer anderen Schießerei verwickelt gewesen war und trotzdem an die Spitze der kürzlich eingerichteten Einheit gestellt wurde, die schon für viele Festnahmen und Durchsuchungen verantwortlich ist.

Die Mutter von Ganesh hat sich bei allen Anwesenden bedankt und die Tamil-community hat Gerechtigkeit eingefordert. In Como war es lange her, Jahre, dass man eine solche Demonstration gesehen hatte. Bewusst war sie ohne Partei- Gewerkschafts- und sonstige Symbole. Die Demonstration hat die Solidarität und Wut der jungen Frauen und Männer zum Ausdruck gebracht, die seit Jahren zugesehen haben, wie in der Stadt ein Repressions- und Hexenjagdklima aufgestiegen ist, das sich gegen die writer als Sündenbock für eine soziale Schicht, die offenbar dem Diktat des "Produziere, verbrauche und sterbe!" Der opulenten Stadt Como nicht konform ist richtete – es waren nämlich viele, die betont haben, dass das, was passiert ist, das Ergebnis von "Null-Toleranz" Politiken ist, die ihren Schwerpunkt auf die Repression von Erscheinungen wie eben dem writing setzen, aber auch auf das "Herumstreunen", das Gruppen von Jugendlichen in der Stadt vorgeworfen wird, die lediglich schuldig sind, in der Stadt herumzulaufen, womöglich nach der Uhrzeit, die als "Sperrstunde" betrachtet wird. Auch die lokalen Blätter, die jetzt den Rücktritt des Bürgermeisters fordern, haben entschieden zur Schaffung des beschriebenen Klimas gesorgt.

Unter den Kids gibt es welche, die Wut und Entsetzen ausdrücken, solche die den spontanen und von der „Politik“ weit entfernten Charakter der Demonstration betonen, welche die eine größere Kontrolle solcher Einheiten, die mit Hilfe der Erfindung eines passenden Schreckgespinstes ad-hoc eingerichtet wurden fordern und welche, die radikaler den gesamten Militärisierungsprozess in Frage stellen, dem der von der Lega Nord eindringlichst geforderte Umstrukturierungsprozess der lokalen Polizeikräfte den Weg geebnet hat.

Anwesend waren auch andere Spektren, wie das der selbstorganisierten Studenten, die aber keinen eigenen Block hatten: nach politischen Zusammenhängen strukturierte Initiativen wird es am Montag, den 3. April auf dem Domplatz geben.

Quelle:  http://www.brianzapopolare.it/sezioni/societa/20060401_como_giovane_sparatemi.htm
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Ergänzungen

Weitere Berichte

m 01.04.2006 - 22:51
Italienische Polizei erschiesst Sprayer

 http://de.indymedia.org/2006/03/142780.shtml


„Polizisten kommen nicht in den Knast“

 http://de.indymedia.org/2006/03/142845.shtml

Ein "Subkarabinierat zweiter Klasse"

m 01.04.2006 - 23:38
Im Folgenden ist die Einschätzung eines immerhin kritischen mailändischen Stadtpolizisten. Sie wird zum Informationsgewinn angeboten, wobei die Problematisierung an vielen Stellen ohne weiteres ein vielfaches schärfer ausfallen könnte. Was die neue Strukturierung der Kontrolle im Territorium bedeutet, wie sie gestaltet ist, mit welchen Motiven und welchen Zielen dürfte erst in den kommenden Zeiten bitter gelernt werden. Das Problem mit den Vigili Urbani, dieses "Subkarabinierat zweiter Klasse" ist ein Spiegel eines Musters, nach dem Eliten immer mehr den "Schutz" der Eliten übernehmen, während allerhand "Drecksarbeiten" im Bereich der sozialen Kontrolle, die propagandistisch als "Schutz" der Bürger verkauft werden, von immer dubioseren Subjekten bzw. nicht angemessenen ausgebildeten Leuten erledigt werden. Eine ganz direkt zum Problem dieses "Outsorcing" von Kontrolle, Überwachung und Repression gehörende Tatsache, die so gut wie gar nicht besprochen und im wesentlichen nicht einmal wahrgenommen wird, ist das Geschäftsvolumen, das mit der Anschaffung der Aufrüstungen und Neuausstattungen für öffentliche wie private "Sicherheits" Apparate einher geht. Aus der Sicht der Leute, die an dieser Politik, die leider auch im Begriff ist, eine wahre, fatale "Kultur" zu schaffen reich werden und jede Menge Politiker aug die eine oder andere Weise in der Hand haben, sind Opfer wie Rumesh nichts als völlig unbedeutende Kollateralschäden.

Die Übersetzung folgt hier:

Il Manifesto

Für Andrea Barbato (SinCobas*) „wollen Bürgermeister und Politiker, dass wir Bösewichte sind“

Andrea Barbato, ein mailändischer Vigile (Stadtpolizist, d. Ü.), historischer SinCobas-Sprecher und eingeschworener Feind des Bürgermeisters Albertini, prangert seit jeher die polizeiliche Entfremdung der Vigili Urbani** an. „Früher oder später musste es passieren. Sie haben einem Kid in den Kopf geschossen. Ich habe mit einer Tragödie in der Art gerechnet. Das Regionalgesetz und viele Bürgermeister, unter denen nicht nur Rechte sind, führen seit geraumer Zeit eine absurde Politik der Militarisierung der lokalen Polizeikorps fort. Die Vigili sind inzwischen eine Art unterkarabinierat zweiter Klasse geworden. Früher waren sie mal den Bürgern für die kleinen Dinge nützlich, die am Ende da wahre Problem der Sicherheit sind - in Mailand gibt es jährlich 100 Tote durch Verkehrsunfälle! Heute sind die Vigili Urbani in Trüppchen aufgeteilt worden, um die mit der Mikrokriminalität verbundenen Probleme zu lösen, aber es bloß ein propagandistischer Einfall. In Como arbeitete das Antiwriter-Trüppchen. Normal. In Mailand gibt es Antiterror-Gruppen, die werde Instrumente noch Ausbildung besitzen, die die U-Bahn patrouillieren, Ermittlungstrüppchen, die auch nicht ganz saubere Operationen abgewickelt haben, berittene Vigili, Antiprostitutionsgruppen, die den Freiern Geldstrafen erteilen, die dann von der Justiz wieder aufgehoben werden. Es ist absurd, dass eine Anti-writer Gruppe bewaffnet unterwegs ist... Aber wenn man Dem Korps der Vigili das Gesicht ändert, um ihn in Polizei umzuwandeln, passiert es, dass irgendwer wirklich daran glaubt“.

Bist du gerade dabei, uns durch die Blume zu sagen, dass es besessene Vigili gibt?

„Die Gefahr besteht, und wie. Sich ohne eine angemessene Ausbildung in Polizisten umzuwandeln bedeutet, dass man großer Gefahr preis gegeben wird. Wenn ein Vigile die Kontrolle verliert, oder ein Exhaltierter ist, dann kann das, was in Como passiert ist, eintreten. Wer garantiert und, dass alle Vigili psychologisch auf das Tragen von Waffen vorbereitet sind? In dr Lombardei hatten die Vigili auch die Ausstattung mit neuen Teleskopschlagstöcken und Pfefferspray gefordert. Weißt du warum das nicht passiert ist? Weil der Innenminister Pisanu, nicht einer von Mittelinks, bei der x-ten Anfrage, nein gesagt hat. Er hat gemerkt, dass die Sache den betreffenden Bürgermeister aus der Hand geriet und zu einer tickenden Zeitbombe werden konnte. Dass bestimmte Haltungen rechts wie links identisch sind, ist dramatisch. Es war der Bürgermeister von Cremona (Mittelinks), der als Erster den Gebrauch von Pfefferspray und Schlagstock gefordert hat. Überall benutzen die Politiker die Vigili für die Repression im Territorium, aber es ist nicht so, dass man mit dem Problem der Sicherheit in einer Stadt umgeht. Ich hoffe, dass Mailand sich mit dem neuen Bürgermeister (in wenigen Tagen wird gewählt, d.Ü.) dessen bewusst wird.

Bist du dir sicher, dass deine Kollegen die auf diesem Terrain folgen würden?

In Mailand sind die Vigili Urbani – um es euphemistisch auszudrücken – mit ausländischen Bürgern nicht sehr lieblich. In Mailand dürften auf 3000 Vigili 200 kommen, die Polizisten sein wollen. Aber das Problem existiert, es ist zwecklos, es zu leugnen. Um auf die Trüppchen zurück zu kommen, die Vigili werden auch für die Jagd auf ambulante Händler ohne Lizenz benutzt. Für Ausländer wird es zu einer vitalen Frage. Dass der Kontakt manchmal sogar mehr mit den Vigili als auch mit den Polizisten problematisch wird, ist unvermeidlich. Ich würde daraus aber keine Rassismusproblematik ableiten. Die Vigili drücken oft ein Auge zu. Wir verbüßen leider eine autoritäre Tendenz, die von fast allen lokalen Verwaltungen aufgezwungen wird.

* SinCobas: eine Basisgewerkschaft

** Siehe Anhang zum Interviw in "Polisten kommen nicht in den Knast" oder Ergänzung von 20 Uhr 28 in "Italienische Polizei erschiesst Sprayer"

ha ha april april

XXXX 02.04.2006 - 02:05

man hat echt einen schreck bekommen das das mit der Sperre echt währ.. , wenn wir wirklich so weit waehren , ich meine na ja alles ist möglich GUTE NACHT !!

Demo auch in Monza

. 02.04.2006 - 19:01
Auch in Monza demonstrierten knapp 100 Menschen. Die geringe Teilnehmerzahl wurde durch einen bunten, lauten Auftritt und gute inhaltliche Arbeit wett gemacht. Es wurden Flug- und Faltblätter verteilt, die grafisch gut aufbereitet waren und in einer klaren, offenen, gut zugänglichen Sprache, die soziale Situation thematisierten und ausführlich kritische Stellung zur Lega Nord nahmen, die bei der autoritären Wende in der Region - die auch nach sich gezogen hat, dass Ramesh angeschossen wurde - eine ganz wichtige Rolle gespielt hat. Das Faltblatt zur Lega Nord stellte anschaulich dar, wie sich diese populistische Partei zur einer regelrechten Rechtsextremen entwickelt hat.

Das Faltblatt zur Lega Nord ist für Leute, die Italienisch verstehen, hier abrufbar:  http://www2.autistici.org/recos/pieghevole.pdf

Aktionstage gegen den Anti - Graffiti- Kongre

Gegen Repression 03.04.2006 - 11:29
Mehr infos zur Repression gegen Writer:
www.pro-graffiti.tk

Aktionstage gegen den Anti-Graffiti-Kongress 22-30.April
Demo | 22.April | 16 Uhr | Rosa Luxemburg Platz | Berlin