1,5 Mio gegen CPE - Generalstreik angedroht

cpe non! 19.03.2006 04:10 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
In 170 Städten haben heute wieder Demonstrationen gegen CPE und die Regierung Villepin stattgefunden. Insgesamt waren über eineinhalb Millionen Menschen auf der Strasse.
Die Regierung will immer noch nicht nachgeben. Die Gewerkschaften haben deshalb einen landesweiten Generalstreik angedroht.(ultimatum von 48 stunden wurde von vielen genannt)

im anschluss an die demos kam es in dutzenden von städten erneut zu krawallen. viva la revolution!
380'000 waren es in Paris, 130'000 in Marseille, 45'000 in Lille, 45'000 in Nantes, 30'000 in Rennes, 25'000 in Lyon. Weiterhin wird auch militant gegen die Staatsmacht gekämpft.
70 der 84 Unis sind bestreikt, mindestens 21 vollständig blockiert. Dazu kommen noch zahlreiche andere Schulen. Nach Umfragen sind 68% der Franzosen gegen CPE, ebenso zahlreiche Unirektoren. Villepin selber soll vor Vertrauten bereits eingeräumt haben, dass "es unmöglich zu halten sei".
Doch bislang bleibt die Regierung fest und versucht mühselig den Protest zu bekämpfen. Spaltungen zwischen Banlieue-Riotists und Studis/SchülerInnen sind nur noch müde Rhetorik und die Denunziationsversuche der Regierung wirken schlicht peinlich. Sarkozy hetzte gegen die "Krawalle", für die "die extreme Linke, die extreme Rechte, Hooligans und Gauner" verantwortlich wären. Auch der bisher nicht sehr erfolgreiche Einsatz von Faschotrupps zeugt von der Schwäche der Regierung.
Eine Gefahr stellen eigentlich nur die mächtigen Gewerkschaften dar, die dem Protest in den Rücken fallen könnten. Z.B. haben diese heute Demoschutz gemacht. Doch Anzeichen für einen grösseren Verrat gibt es nicht. Im Gegenteil: Für den Fall, dass die Regierung weiter an ihrem Plan festhalten will, schloss CGT-Generalsekretär Bernard Thibault nicht aus, dass die Gewerkschaften "zu einem landesweiten Generalstreik übergehen".
Die ganze Sache könnte sich also langsam zu einer revolutionären Situation hochhochen. Was ja höchste Zeit wäre...

Retrait, Retrait, Retrait du CPE!
Villepin, t'es foutu, la jeunesse est dans la rue!
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Ergänzungen

Ideologie-Quark

... 19.03.2006 - 09:49
Solche Berichte, die mit solchen Parolen kommen und zu 70% Propaganda sind, kann man sich auch sparen. Für sowas ist Indy eigentlich nicht gedacht.
Mal zur Aufklärung 2 Korrekturen: Es geht in erster Linie um Protest gegen den Sozialabbau, es geht den wenigsten um eine Revolution (Cohn-Bendit hat recht, wenn er die Proteste defensiv nennt). Die großen Gewerkschaften preschen nur deswegen vor, weil sie die Spitze der Proteste kontrollieren wollen. Sobald ein Teil der Forderungen erfüllt sind, werden sie eine Vollbremsung einlegen. Damit lösen sie eine Dynamik aus, die die Bewegung implodieren lässt. So läuft es seit Jahrzehnten in Frankreich.

Faselei

Antirassist 19.03.2006 - 12:44
So ein blödsinn... revolutionäre Situation? Was ist denn dass für ne schwachsinnige herleitung. Die Proteste richten sich doch gegen eine Änderung seitens der Regierung sind als reaktionär. Es ist vollkommen an den Haaren herbeigezogen wenn man von Revolution spricht nur weils brennt.

"Faschotrupps"

(muss ausgefüllt werden) 19.03.2006 - 13:08
Im Vorfeld wurde ja schon von den bewaffneten Faschotrups berichtet.Das diese mit Schlagstöcken und Metallstangen auf die Demonstranten los gegangen seien,und sogar zum Schutz Helme trugen.Ich frag mich nun warum gibt es solche Trupps natürlich auf anderer Seite nicht hier auf unseren Demos um sich gegen die Polizei zu wehren.wenn hier schon jeder 2te von Revolution spricht und davon dass unser Kampf militanter werden soll dann sollte man mal drüber nachdenken ob sowas nicht sinnvoll wäre.Die Orgnaisation wäre ja nur ein Kinderspiel.Allerdings wird die Anzahl der Demo besucher auch weniger,weils dann richtig zur sache geht, aber sich auf jeder Demo von der Polizei zusammenknüppeln zu lassen kanns ja auch nicht sein.Und so hätte die Polizei auch nicht mehr so ein leichtes Spiel wenn es darum geht Demonstranten aus dem Block zu holen um sie Festzunehmen.
Das soll nur eine Anregung sein.Und das is meiner Meinung nach eine berechtigte Frage.
Wie denkt ihr darüber??

Reaktion von Faschos?

Billard 19.03.2006 - 13:13
Gibt es eigentlich irgendwelche Statements von Le Pen und den Nasen von der Front National zu CPE?Würd mich mal einfach interessieren was die so dazu ablassen...

Daniel Cohn-Bendits Analyse

Leistungskurs Geschichte 19.03.2006 - 15:50
Hier Cohn-Bendits Einschätzungen:
 http://news.ft.com/cms/s/5e338bf2-b5ef-11da-9cbb-0000779e2340.html

Cohn-Bendit redet Quark. Dem war ja letztes Jahr sogar die "Kapitalismusdebatte" von Müntefering schon zuviel, und er wollte lieber mehr "Reformen". Er ist heute eben ein moderner neoliberaler Grüner.

Die Bewegung ist deshalb "defensiv", weil neoliberale Politik verhindert werden soll, und kleine Errungenschaften des Mai 68 verteidigt werden. Offensiv ist sie in dem Sinn, das diese Politik offensiv angegriffen wird. Die Forderung, keine "Wegwerf"-Jugend sein zu wollen, ist doch nicht rückwärtsgewandt. Eine Politik, die 40 Jahre später genau den gleichen Bullshit wieder macht, ist rückwärtsgewandt. Die Analyse von Cohn-Bendit stösst einfach genau ins gleiche Horn wie die Regierungsmedien. Gegen die sich wiederum heute die Besetzer der Uni Bourgogne in einem offenen Brief an France 2 gewendet haben:

 http://paris.indymedia.org/article.php3?id_article=54398

Was Cohn-Bendit angeht, so ist auch die Einschätzung des Situationisten Rene Vienet in seinem Buch vom Juli 68 interessant:

"...Unter ihnen war Cohn-Bendit, der sich bereits dadurch eine Art Ruf erworben hatte, daß er sich entschuldigte, einen Minister beleidigt zu haben [...] Von ungenügender Intelligenz, unklar informiert über die theoretischen Probleme der Epoche [...], geschickt genug, um ein Publikum von Studenten zu unterhalten [...] war er ein ehrlicher Revolutionär, wenn auch ohne Genie. Er wusste viel weniger, als er hätte wissen müssen, und von dem, was er wusste, hat er nicht den besten Gebrauch gemacht. Obendrein akzeptierte er ohne wirkliche Kritik die Rolle des Stars, der sich den ein- und ausgehenden Reportern der spektakulären Information stellte. Deshalb musste er natürlich zusehen, wie seine Äußerungen [...] im Sinne der letzteren verdreht wurden, was dieser Art von Kommunikationinhärent ist."

Vienet, "Paris, Mai 68". , S. 25 - 27

Juttha Dithfurth hat beschrieben, wie er später zusammen mit Joschka Fischer und Frankfurter Spontis die Grünen "realpolitisch" und "pragmatisch" machte, und sich als linker Feudal-Macho aufführte. Heute nennt er eben den sozialen Protest "rückwärtsgewandt" und "negativ". Aber der Mai 68 war für ihn positiv? Nun gut, was ist dann mit den Forderungen aus dem Mai 68, es ist ja nicht so, dass diese irgendwie erfüllt worden wären.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Mai_68

Andere Verhältnisse

Lars 19.03.2006 - 19:58
Ich kann ja verstehen das Du durch die für Deutschland inzwschischen ungewohnten Verhältnisse eine Vorrevolutionäre Situation siehst, aber dafür herschen in Frankreich einfach andere Verhältnisse. Zum einen hat es nicth mal ansatzweise das Modell der Sozialpartnerschaft wie in Deutschland gegeben(mal unabhängig wie man dazu steht), so daß es für die Franzosen immer klar war wenn man was möchte dann muß man dafür "kämpfen". Zum anderen können die Franzosen auf Erfoge frühere "Bewegungen" zurückschauen. Mehr als einmal mußten Regierungen ihre vorhaben zurückziehen bzw. Neuwahlen ausrufen. Auf ähnliche Ereignisse kann man, meines Wissens, in Deutschland nicht zurückschauen. Diese beiden Punkte zusammen lassen eine Mobilisation natürlich einfacher machen und auch "aktiver" Widerstand hat dabei immer dazu gehört. Übrigends hat sich France 2 heute in den 13:00 Nachrichten mal die Mühe gemacht die bösen "Randalierer" näher zu betrachten und siehe da die These von an der Bewegung unbeteiligten läßt sich damit wohl nicht aufrecht erhalten. Die Befragten waren sowohl Studenten, Gymnasiasten, zum anderen Jugendliche aus den Banlieus die ihre Aktionen durchaus als politisch betrachten(und entgegen zu sonst gemeinsam wirken) und es läßt sich wohl die Prognose wagen das dies auch nicht von heute auf morgen enden wird. Die Gewerkschaften haben der Regierung ein Ultimatum bis Montag gesetzt und wollen ansonsten einen generalstreik ausrufen. An vielen Unis wird auch nächste Woche definitv kein Lehrbetrieb stattfinden. Außerdem hat heute eine landesweite Konferenz stattgefunden um da weitere Vorgehen von Studenten u.a. abzustimmen und zu planen.

Mal ganz ehrlich wen interessiert eigentlich was der "pseudo-revolutions-clown" Cohn-Bendit zu sagen hat. Ich denke da sagt der Beitrag Leistungskurs Geschichte alles. Und was eine Merkel und Konsorten dazu sagen interessiert doch auch nicht oder???

Der Artikel von Bernard Schmid

bei telepolis 19.03.2006 - 22:22

Revolution?

so'n Quatsch 20.03.2006 - 12:45
Wer hier eine Revolution (vermutlich sogar vom Schreibtisch in Dland aus) herbeiphantasiert, der hat von französischen Verhältnissen einfach keine Ahnung, geschweige denn davon, wie eine revolutionäre Situation auszusehen hätte. Aus Dland gesehen wirken diese ganzen Proteste wirklich sehr mächtig und kraftvoll, aber mensch muss sich klarmachen, dass es hier um einen reinen Abwehrkampf geht, um Besitzstandswahrung. Revolutionäre, also emanzipatorische Positionen, sind äußerst selten anzutreffen und selbst dann oft unreflektiert. Viele erlebnisorientierte Kids rennen auf den Demos rum und finden es supergeil, endlich mal wo gegen zu sein. Die häufigsten Symbole sind neben dem Pali-Lappen Hammer und Sichel, Che Guevara und ähnlicher Kinderkram. Möglich ist, dass die Proteste und vor Allem dann die Verhandlungen mit den Gewerkschaften das cpe stoppen. Aber dann sind alle wieder glücklich und gehen nach Hause. Tja, und das wars dann mit der Revolution.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@CPE-Kindskopf

egal 19.03.2006 - 14:26
Du machst auch aus jedem Demonstranten, der von der Polizei zusammengeschlagen wurde, einen revoluzionären "Krawallmacher", Kindskopf! Die Polizei prügelt keine revolutionären Massen auseinander, sondern Franzosen, die das Bürgerrecht in Anspruch nehmen, sich zu versammeln und gemeinschaftlich ihre Meinung zu sagen. Die Sarkosy-Bullerei prügelt gegen die bürgerliche "Meinungs- und Versammlungsfreiheit" und nicht gegen eine "revolutionäre Situation"!
Dein kindisches "Hoch" an die Jugend "La jeunesse est dans la rue!" erinnert auch eher an ähnliche Fascho-Parolen über die italienische oder spanische Jugend, die "die neue Ordnung" errichten wird, an "Jeunesse doree" und den "Juppie-Reformismus" der Jugendlichen aus gutem Hause!
Eine proletarische soziale Revolution macht das revolutionäre Proletariat, aber nicht die muntere Jugend!

einschränkung

tagmata 19.03.2006 - 15:01
"Mal zur Aufklärung 2 Korrekturen: Es geht in erster Linie um Protest gegen den Sozialabbau, es geht den wenigsten um eine Revolution (Cohn-Bendit hat recht, wenn er die Proteste defensiv nennt). Die großen Gewerkschaften preschen nur deswegen vor, weil sie die Spitze der Proteste kontrollieren wollen. Sobald ein Teil der Forderungen erfüllt sind, werden sie eine Vollbremsung einlegen. Damit lösen sie eine Dynamik aus, die die Bewegung implodieren lässt. So läuft es seit Jahrzehnten in Frankreich."

Völlig korrekt. Aber ein Vergleich mit der Dynamik solcher Prozesse in Deutschland ist sehr lehrreich, zum einen. Zum anderen erhält es den "protorevolutionären" (oder wie auch immer) Elan der Leute; die wenigsten grundlegenden sozialen Umwälzungen in der Geschichte entstanden spontan, meistens ging ihnen eine Zeit immer wieder hochkochender sozialer Konflikte voraus. Das Procedere a la francaise erhält eine grundlegende Dynamik in der Gesellschaft am Leben, das Procedere auf deutsche Hausmacherart unterdrückt diese. Oder, anders formuliert: in Frankreich "leben" die Grundlagen, aus denen irgendwann eine "Revolution" (ein großes Wort, das viel zu leichtsinnig verwendet wird in der deutschen Linken IMHO) erwachsen kann, in Deutschland sind sie so tot wie seit 20 Jahren nicht mehr.

frage

fragender_AA 19.03.2006 - 19:45
Wie siehts eigtl. mit der Akzeptanz von militanten Aktionsformen in dem Groß der Demonstranten aus? Also wenn z.B. ARD drüber berichtet, heisst es immer, dass "die Studenten" das eigtl. nicht wollen, und es sogar verabscheuen Gewalt einzusetzen.
Wie ist da so die allgemeine Lage?

(Ansonsten sind ja auch die Randalierer keine Betroffenen von CPE sondern nur Hooligangs, Vorstädtermigranten oder einfach Hohlroller, WENNS nach ARD und Co. geht.)