Evo Morales: neuer Praesident in Bolivien

meine Wenigkeit 20.12.2005 17:53 Themen: Globalisierung Weltweit
Der Kokabauer Evo Morales ist überraschend mit einer Mehrheit von mehr als 51 Prozent als neuer Präsident von Bolivien gewählt worden. Es handelt sich um den deutlichsten Wahlsieg seit Ende der letzten Militärregierung 1982. Evo Morales ist außerdem der erste indigene Präsiden in Lateinamerika seit 150 Jahren. In den letzten Jahren kam es immer wieder Aufständen (siehe Berichte bei Indymedia oder Lateinamerika Nachrichten).

mehr über Evo Morales | MAS | Wikipedia | indy bolivia | PGA
Damit brechen in Lateinamerika wieder mal neue Zeiten an. Der aus armen Verhältnissen stammende Aymara- Indigena Evo Morales ist nicht irgendwer (nicht nur weil er mir mal die Hand geschüttelt hat ;-)), sondern war auch bei den Protesten der KokabäuerInnen führend mit dabei und seit Jahrzehnten in den sozialen Bewegungen aktiv, auch gegen den früheren Diktator Hugo Banzer.

Nun hat Lateinamerika nebst Hugo Chavez in Venezuela einen weiteren Präsidenten, der Freihandelsplänen kritisch gegenüber steht. Die USA wollten mit ALCA (FTAA) eine gesamtamerikanische Freihandelszone von Alaska bis Feuerland durchsetzen, sind aber mit ihrem Zeitplan weit hinterher. Anhaltende Gegenbewegungen von unten begleiteten den Verhandlungsprozeß. Im November 2005 tagte in Mar del Plata, Argentinien, ein weiterer Gipfel, der von großen Protesten begleitet wurde.

Klar ist es für einen lateinamerikanischen Präsidenten an der Macht dann schwierig, einen Kurs gegen die USA und den IWF durchzusetzen, das haben wir bei Lula in Brasilien gesehen, der nun aufgrund seiner fortgesetzten neoliberalen Politik viel Kritik seitens der Landlosenbewegung MST erntet, da von seinen schönen Wahlversprechen nichts übrig geblieben ist.

Harald Neuber schreibt in Telepolis über die geplante Politik Evo Morales: "Revolutionär ist das zwar keineswegs. Aber sein Prinzip bricht mit dem neoliberalen Dogma der vergangenen Jahre. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die US-Regierung das zulässt."

Auch wenn in den letzten Monaten vor der Wahl Skepsis gegenüber Evo Morales aufgetreten ist, zeigt auch das überraschend hohe Wahlergebnis dass er einen starken Rückhalt unter den sozialen Bewegungen in Bolivien hat. Seine erste Wahlfeier hielt er in Cochabamba in den Räumen der KokabäuerInnengewerkschaft. Eine Krawatte befand sich bisher nicht in seinem Besitz (wird sich wohl ändern). Die sozialen Bewegungen in Bolivien haben immer wieder mit Aufständen Strassenblockaden durchgeführt, gegen Privatisierungen gekämpft (zum Beispiel gegen Wasserprivatisierung den US-Konzern Bechtel des Landes verwiesen) und Regierungen verjagt, zuletzt in El Alto. Hinter den Protesten stehen immer starke indigene Gruppen, die sich jetzt erst mal freuen, zum ersten Mal in der Geschichte des Landes einen aus ihren Reihen als Präsidenten begrüssen zu können und ihm aufgrund seiner klaren Haltung für soziale Gerechtigkeit deshalb sehr viel mehr Vertrauen entgegen bringen als hierzulande gemeinhin wahrgenommen wird.

Auf jeden Fall sind beim Sozialforum in Caracas 2006 spannende Diskussionen zu erwarten zwischen dem "Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen" der Zapatistas und dem neuen scheinbar orthodoxen Weg einer Veränderung von oben vermischt mit ArbeiterInnenmitverwaltung und Stadtteilkomitees von unten in Venezuela. Zusammen mit den Erfahrungen mit besetzten Fabriken in Argentinien ergeben sich interessante Ideen und Widersprüche.

Mehr Infos:
Interview mit Evo Morales (Yvonne Zimmermann)
Krise in Bolivien vertagt (Ralf Streck)
Hintergrund zu Bolivien (anro)

Bericht bei indy Bolivia
Telepolis: "Neoliberalismus abgewählt (Harald Neuber)
ND: Ein Aymara an der Staatsspitze Boliviens
Die Zapatistas und die Staatsillusion
Venezuela: Zu den gesellschaftlichen Umwälzungen in Venezuela unter Hugo Chavez (Dario Azzellini)
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Ergänzungen

Das wichtigste fehlt

Durchbruch 20.12.2005 - 19:26
Du hast in deinem Bericht ganz vergessen, dass es sich hierbei um den ersten indigenen Präsidenten handelt.

Weitere Infos zu Bolivien

Indy FR 20.12.2005 - 19:45
Einen sehr informationven und immer wieder aktuellen Blog zur Situation in Bolivien findet Ihr auf Englisch beim Democracy Centre direkt aus Cochabamba:

 http://www.democracyctr.org/blog/

das wichtigste

fehlt 20.12.2005 - 20:00
ja und es ist der erste indigene präsident überhaupt, nicht nur von bolivien sondern von ganz america, nord und süd......
mal sehn wie lange das Imperium und sein Imperator das zulassen werden, bestimmt is der cia schon dabei den putsch zu planen, da evo ja nicht gewählt wurde weil er koka bauer war sondern in erster linie weil er gegen den verkauf der erdgas konsetionen an die USA ist und ganz zu recht meint das der reichtum der in bolivien gefördert wird auch mal dem volke zugute kommen muss und nicht nur den paar familien die das land und die wenige industrie besitzen......
por una revolucion indigena, hasta la victoria siempre.....
vencerémos

hmmm

tagmata 20.12.2005 - 20:17
ist aber bislang nur ne hochrechnung, und die ist so knapp, daß morales die nötigen 50%+1 stimme noch knapp unterlaufen kann. aber selbst dann würde er halt im januar prez.

interessant ist es jedenfalls, daß afaik jeder kandidat versprach, die erdgasvorkommen zu nationalisieren: ein klarer sieg der sozialen bewegungen, die dafür fast 3 jahre lang gekämpft und geblutet haben.

und auch klar dürfte sein, daß egal was morales konkret machen wird und wie er sich gegen die oligarchen durchsetzen kann, er eher wie chavez und weniger wie lula (der ja im grunde genommen ein nach oben gespülter funktionär ist) ein ohr für die marginalisierten hat und weiß, wo ihnen der schuh drückt. allein diese tatsache: daß da jemand was zu sagen hat, der einem bislang unbeachteten teil der menschheit mal eine stimme geben kann, könnte schon eine menge bewegen.

und der trend zu linksgerichteten regierungen in lateinamerika scheint sich noch eher zu verstärken. am 15. januar ist chile dran; es sieht nicht so aus als ob der oligarch piñera (medien, fluggesellschaft etc) eine sonderliche chance gegen bachelet hätte. ihr bündnis ist zwar nicht radikal links, eher ein bißchen wie eine koalition von allem zwischen pds und schröder-spd, aber bachelets politische laufbahn begann im kielwasser von allende, und ihr freund und ihr vater wurden von pinochets schergen umgebracht. konkret wird es in chile aber eher interessant werden, wie die mehrheitsverteilung im parlament aussieht, und da hat sich doch einiges nach links verschoben. insbesondere im senat, wo die senatorenposten auf lebenszeit nun gestrichen werden, hat der linkssozialdemokratisch-sozialistische flügel erheblich dazugewonnen, und insgesamt die rechten/neoliberalen gut abgeloost. alles in allem befindet sich die chilenische politik auf einem beständigen weg nach links, der weitgehend unbemerkt ungefähr zeitgleich mit chavez' aufstieg begann - die politische landschaft in chile ist halt dadurch, daß sie im prinzip aus 2 großen blöcken dominiert wird, in denen wirklich von linkssozialisten bis pinochetfans alles irgendwo seinen platz hat, im äußeren eindruck eher etwas tranig und reaktionsträge, weil sich veränderungen als machtverschiebungen *in* und nicht *zwischen* den blöcken abspielen. die macht der "christdemokraten" - die so bürgerlich-mittig sind wie man das nur irgendwie sein kann - scheint jedenfalls so nach und nach wegzuerodieren.

und mal schauen; es wird interessant sein, inwieweit durch diese 2 wahlen eine kritische masse an regierungen erreicht ist, die die rolle der region im globalen kontext verändern kann. dann kommt lula auch hoffentlich mal aus den puschen... allerdings ist brasilien schon ein hartes pflaster; wenn lula so abgegangen wäre wie chavez, wäre er wahrscheinlich längst tot. in keinem südamerikanischen staat tritt die oligarchie so tolldreist auf wie in brasilien, was schlicht und ergreifend auch an der schieren größe des landes liegt; in der caatinga herrschen de facto nach wie vor die pistolheiros der großgrundbesitzer, und brasilia ist weit weit weg.

ein breiterer kontext wäre andererseits schon nötig, denn es ist fraglich ob chavez der verlockung, autoritär an die sache ranzugehen noch ein weiteres jahr widerstehen kann. die strategie der "escualidos" (des "elenden packs" aus oligarchen und rechtsputschisten), die wahlen zu boykottieren, geht eindeutig in die richtung: mit allen mitteln zu versuchen, daß die von ihnen herbeiphantasierte "kommunistische diktatur" wirklichkeit wird und dann auf irgendein cia-killerkommando warten, das kommen mag oder auch nicht, oder schlicht einen bürgerkrieg anzuzetteln.

Der erste indigene Präsident Amerikas....

ana 21.12.2005 - 02:28
war um 1860 Benito Juárez in Mexiko....

Das mit dem ersten indigenen Präsidenten ...

anmerker 21.12.2005 - 10:02
sollte wohl auf Bolivien bezogen sein. In Peru ist z.B. Alejandro Toledo Präsident und der ist meines Wissens nach auch indigener Abstammung.

weitere artikel zu den wahlen (englisch)

der nestscheisser 22.12.2005 - 11:48
hier:  http://www.internationalviewpoint.org/mot.php3?id_mot=116 (aktuelle artikel weiter unten auf der seite)

Revolutionär

Anfänger 30.12.2005 - 04:10
Du hast einige interassante, aber eher ernüchternde Zeilen aus dem Telepolis -Artikel unterschlagen:


"Sein designierter Vizepräsident Alvaro García Linera propagiert einen "andinen Kapitalismus". Ziel der Politik müsse zunächst die Entwicklung der Binnenökonomie sein. Immerhin arbeiteten 70 Prozent der Menschen in den Städten in Familienunternehmen, auf dem Land seien 95 von der Landwirtschaft abhängig. García Linera will an das soziale Entwicklungsprojekt der Revolution von 1952 anknüpfen und einen "starken Staatskapitalismus" fördern."

Wie Chavez und Kirchner (Argentinien) wird Morales auch eher einem sozialdemokratischen Keynsianischem Kurs folgen, ob das die Bedingungen für antikapitalistische Kämpfe fördert oder sogar hemmt, ist diskussionwürdig.

Indymedia Bolivia y Argentina:Muchas Gracias

valhalla 05.01.2006 - 04:56
Prolog: Wenn Sie bitte indymdia.ar und indymedia.bo dazuvergleichen wollen ?
Es war ein glücklicher Wahlausgang.
Dialog:
Evo figuriert auf der Präsidentenphotowebseite des Irans mit Machmud ex aequo.

Epilog: Wer gewinnt am Persischen Golf? Die antwort folgt unten :
Habt Ihr das blutverschmierte GI Gesicht mit Fliegen drauf gesehen? Auf dem Feld der Ehre gefallen. Seine "remains" beim Gegner als Fussball durch die Strassen gekickt. Da wusste ich, dass es mit der Kameradschaft in der US Armee nicht weit her sein kann.

Wündebar Sieg

Celestino Claracuta 07.01.2006 - 18:57
REvolution is gut gegen die imperialism
Kann Präsident Evo, macht das?
Ich weiss nicht, aber aymara und die andere: Indio, Proletarier, Student und so weiter sind alles zufrieden.

Bolivia hat demokratic umwechseln. Unglaublich klingen
die Volksverbundenheit billingen der Wahlsieg (54% Ergebnis)
Das fascim (Tuto Kiroga) sagt, von evo: Ein narcoterrorist, aber Hugo Banzer(Die Tuto Oberherr, ist tot leider nicht) war ein groos Drogenhändlerin. Lessen gewählt Diktator von Martin Sivak.

Umarmen Evo, die jungen leute hat viel hoffnung.

Evo Morales Kokabauer...

Yo 20.01.2006 - 16:15
Bemerkenswert finde ich das Evo Morales immer wieder betont hat das der Kokaanbau in Bolivien nur zu traditionelen Zwecken (lange bevor die Spanier Bolivien gewaltsam eroberten kauten die Ureinwohner Boliviens schon auf den Kokablättern rum) endienen soll und nicht zu anderen Zwecken, d.h. zur synthetischen Kokainherstellung in Labors, etc...Was die MAS betrifft, sollte man diese Partei gegen jegliche Feinde (US-Regierung, mögliche wirtschaftliche Boycotts, Großgrundbesitzer im eigenen Land verteidigen, etc...), aber die Führung und das Programm der MAS in Puncto Frauenrechte, Umgang mit dem Feminismus,demokratische Einbeziehung der Basis, etc.. kritisch beobachten.Wahlplakate der MAS in der Hauptstadt warben mit einen überdimensionalen Busenansatz einer weißen, nicht gerade indigenen Frau die für Sozialismus warb.

@durchbruch

0 04.08.2006 - 13:31
"Es handelt sich um den deutlichsten Wahlsieg seit Ende der letzten Militärregierung 1982. Evo Morales ist außerdem der erste indigene Präsiden in Lateinamerika seit 150 Jahren. "

STEHT SCHON IN DER ÜBERSCHRIFT BZW. IM ERSTEN ABSATZ.... WER LESEN KANN IS KLAR IM VORTEIL :P

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

danke — und

na da freuen sich ja in erster — sozialismus schönkoksen

warum? — muh kuh

@ dr. seltsamer — ich

@dr. seltsamer — stein

Prost! — abc