Streikwelle an italienischen Unis

Weit über 50.000, nach anderen Angaben sogar über 100.000 Studierende, Schüler, Lehrer und Angehörige des akademischen Mittelbaus demonstrierten heute in Rom. Parallel dazu gingen auch in Genua und Mailand Studierende auf die Strasse. Die Demonstrationen sind der bisherige Höhepunkt einer massiven Streik- und Protestwelle an den italienischen Universitäten und Schulen – der größten seit 15 Jahren. Zahlreiche Fachbereiche, zum Teil ganze Universitäten sowie viele Schulen sind seit Tagen besetzt und blockiert. Auslöser der Proteste ist ein neues Gesetz, das vor allem für die wissenschaftlichen Mitarbeiter Verschlechterungen bedeuten wird. Hintergrund der massenhaften Proteste aber ist der über Jahre angestaute Unmut über die Auswirkungen von Studiengebühren, Bachelor- Masterstudiengängen und Anwesenheitspflicht bei Seminaren. Darüber hinaus sind die Unterrichtsformen an italienischen Universitäten deutlich antiquierter als in Deutschland, der Einfluss der Wirtschaft auf Lehre und Forschung noch weiter fortgeschritten und das Studium weitestgehend auf die vermeintlichen Erfordernisse des Arbeitsmarktes ausgerichtet. „Wir brauchen Zeit für uns, um zu leben, um zu kritisieren!“ fordern italienische Studierende gegenüber dem immer stärkeren Leistungsdruck.
Der neoliberale Umbau der Universitäten ist in Italien bereits deutlich weiter fortgeschritten als in Deutschland. Die aktuelle Studierendenbewegung zeigt aber, dass selbst unter diesen Bedingungen massenhafter Protest möglich ist.
Um die neuen Gesetze der Regierung zu verhindern, blockierten die Protestierenden mit einem sit-in das italienische Parlamentsgebäude. Am Rande der Demonstration kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, mehrere DemonstrantInnen und 2 Journalisten wurden verletzt.
Die Besetzungen sollen mindestens bis zum Wochenende aufrechterhalten werden. Nächster Höhepunkt der Proteste ist der 17.11.: An diesem Tag soll es in allen italienischen Universitätsstädten erneut große Demonstrationen geben.