Längster Streik - Besuch deutscher Mutterfirma

Ralf Streck 10.07.2005 11:42 Themen: Soziale Kämpfe
Viele hatten sich über einen bevorstehenden Besuch von streikenden ArbeiterInnen der Firma Caballito aus Vitoria-Gasteiz (Baskenland) informiert. Die Reise hat sich verzögert, findet nun aber statt. Ab Mittwoch werden die Gegend um Köln, Gummersbach unsicher machen und in Marienheide auch vor der Firma Pferd-Rüggeberg demonstrieren. Unterstützung haben die nötig.  http://de.indymedia.org//2005/04/111701.shtml
Die ArbeiterInnen streiken seit fast zwei Jahren für einen
Tarifvertrag und die Rücknahme von Kündigungen.  http://de.indymedia.org//2004/06/85272.shtml Zwei Frauen, wegen angeblicher "Unproduktivität" und weitere neun, die während des STreik gekündigt wurden und alle die Wiedereinstellungsverfahren gewonnnen haben. Caballito ist eine Tochterfirma des Multis Pferd-Rüggeberg, der seinen Stammsitz in Marienheide im Bergischen hat.

Etwa 50 der mehr als 100 streikenden ArbeiterInnen aus dem Baskenland wollen nun nach Marienheide fahren, um mit einer Dauerdemonstration vor dem Betrieb den Unternehmer zur Aufnahme von Verhandlungen zu zwingen. Die IGM unterstützt zaghaft ein wenig und macht Kontakte zur Presse. Mehr ist von denen nicht zu erwarten. Schließlich macht deren Betriebsrat bei den streikbrecherischen Sonderschichten in Marienheide mit.

Es ist noch unklar, wie die Aktion vor dem Betrieb aussehen werden. Ab Donnerstag geht es jedenfalls los. Näheres kommt noch. Hintergründe des Konfliktes und Berichte über Soli-Aktionen  http://de.indymedia.org//2004/10/96921.shtml


Weiteres bei:
 http://www.fau.org/caballito/

Interview mit Teo Mateo, Arbeiter bei Caballito
 http://de.indymedia.org/2005/04/111701.shtml

Mehrere links auf Labournet
 http://www.labournet.de/internationales/es/arbeitskampf.html
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Ergänzungen

Auch deutsche Gewerkschafter dabei?

Frage 10.07.2005 - 12:47
Daß die IGM sich eher zurückhält ist bekannt. In der Vergangenheit ugnorierte die IGM ja meist die Hilferufe von Kollegen aus dem Ausland und solidarisierte sich eher mit den Konzernchefs (besonders was Arbeitskämpfe gegen deutsche Firmen (die auch schon mal Gewerkschafter ermorden lassen) in Lateinamerika angeht. Gibt es trotzdem eine Mobilisierung von Linken oder Basisgewerkschaftern?
Wäre auf alle Fälle toll, wenns aus Marienheide noch einen Bericht dazu gibt.

Deutsche Konzerne und ihre Politik

Maxe 10.07.2005 - 13:25
Auch wenn es vielleicht Halb-Offtopic ist, sollte in diesem Zusammenhang einmal kurz erwähnt werden, was für eine Politik die deutsche Wirtschaft in anderen Ländern fährt. Dazu einfach mal ein paar Headlines aus  http://www.german-foreign-policy.com/ der letzten Tage:

- Die Deutsche Telekom will ihre dominierende Position in Ost- und Südosteuropa stärken und visiert Übernahmen in Serbien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien und Rumänien an.

- Der deutsche Energiekonzern Eon stößt mit der geplanten Übernahme der Gasversorgung in Ungarn auf "schwerwiegende wettbewerbsrechtliche Bedenken" der EU-Kommission

- Das Berliner Entsorgungsunternehmen Alba übernimmt die Mehrheit an der polnischen Wertstofffirma Atol und will weiter massiv im Ausland wachsen.

- Die TÜV Rheinland Group, bislang in 53 Ländern weltweit präsent, verzeichnet das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte und will künftig die Expansion des Auslandsgeschäfts forcieren.

- Berliner Außenpolitiker halten eine Totalübernahme der russischen Staatlichkeit durch westliche Interessenten nicht länger für ausgeschlossen. Russland erlebe gegenwärtig "eine zweite dramatische Auflösung seines einstigen historischen Territoriums und Einflussgebiets in der GUS", heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP).

- Für die Einflussarbeit in den Vereinigten Staaten geben deutsche Unternehmen hohe Millionenbeträge aus. Dies hat eine US-amerikanische Nicht-Regierungsorganisation recherchiert. Die deutschen Maßnahmen zielen auf Gesetzgebungsverfahren und sollen die Zusammenarbeit mit US-amerikanischen Behörden erleichtern. Demnach haben deutsche Firmen seit 1998 mehr als 72 Millionen US-Dollar in gezielte Interessensteuerung investiert.


Heutige Gewerkschaftsarbeit kann also nicht mehr rein lokal ablaufen, wie es uns die Herren von ver.di und IG Metall Glauben machen wollen...

Auch deutsche Gewerkschafter dabei?

Antwort 10.07.2005 - 22:00
Ja - soweit mensch bei der Freien ArbeiterInnen Union von einer "deutschen" Gewerkschaft reden kann.
Die AnarchosyndikalistInnen unterstützen den Streik seit dem ersten Tag, da ein (!) streikender Arbeiter Mitglied der anarchosyndikalistischen CNT ist. Die meisten anderen Arbeiter sind in der ELA, dem baskischen pendant zur IGM.
Beim Inter.Nat.Gewerkschaftstag in Brüssel (April 2004) waren die sozialdemokratischen ArbeiterInnen sehr erstaunt zu erfahren das die Caballito-Belegschaft seit (damals) ca 1 Jahr im Streik. Die KollegInnen wußten das nicht einmal.
Bisher kam fast die gesamte internationale Unterstützung aus den Reihen der AnarchosyndikalistInnen, welche mit der "Internationalen ArbeiterInnen Assoziation" seit 1922 über ein effektives Werkzeug zur globalen Unterstützung von Arbeitskämpfen haben.

mehr Info's zu Caballito:  http://www.fau.org/caballito/

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Ralf 11.07.2005 - 01:04
ELA ist sicher keine revolutionäre Gewerkschaft, aber sie mit der IGM zu vergleichen ist quatsch. Würde die IGM einen Streik unterstützen, der fast zwei Jahre geht? Das allein beantwortet schon die Frage. Ohnehin unterstützen alle baskischen Gewerkschaften und leider nur noch die kleine spanische USO den Streik.