Meldestelle lahmlegen!

Nichtmelderin 01.06.2004 19:49 Themen: Soziale Kämpfe
Heute startete die Initiative Meldestelle lahmlegen.
Am 5. April 2004 startete die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt ihre Mobilisierungskampagne „Ohne Regeln geht es nicht!“ und ruft zur aktiven Denunziation auf:
Ab sofort ist eine Meldestelle Lohndumping und illegale Beschäftigung eingerichtet und die Telefone frei geschaltet. Unter der gebührenfreien Rufnummer 0800-442 2802 kann jedermensch montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr und samstags von 9 bis 18 Uhr die Gewerkschaft erreichen und Hinweise auf beobachtetes irreguläres Geschehen auf Baustellen geben. Diese Meldungen sollen die Arbeit der Verfolgungsbehörden unterstützen.

Daraufhin begann eine Initiative am heutigen Dienstag unter dem Logo-meldestelle lahmlegen.
In der Stellungnahme dieser Ini heißt es:

"Die Aktion "OHNE REGELN GEHT ES NICHT!" der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) suggeriert der Bevölkerung eine Gefährdung von Arbeitsplätzen, welche von "illegaler Beschäftigung" ausgehe. Wir stimmen der Tatsache zu, dass die ArbeitgeberInnen "ihre" Arbeitsplätze mittels Lohndumping gegeneinander ausspielen - nach dem Motto: "Wer macht's noch für weniger Geld?".
Ist es aber nicht verständlich, dass wenn eben diese Kriterien wüten, lohnabhängige Menschen auf den katastrophalen Arbeitsmärkten über all auf der Welt versuchen auf jegliche Art und Weise an Jobs und eben auch an prekäre oder illegalisierte Beschäftigungen ranzukommen? Die IG BAU akzeptiert und fördert die massive Kriminalisierung von schutzlosen Lohnabhängigen, ohne jemals ihre Mitglieder und die Öffentlichkeit darüber aufgeklärt zu haben, dass den betroffenen ArbeitnehmerInnen Freiheitsstrafen, hohe Geldstrafen und eben bei "Nicht-EU-BürgerInnen" Abschiebungen in ihre Herkunftsländer ganz real und direkt drohen.

Alle bisherigen Verlautbarungen der IG BAU strotzen nur von Eigenlob auf die "tolle und erfolgreiche" Zusammenarbeit mit den staatlichen Verfolgungsbehörden und vermelden, dass ihre gewerkschaftliche Meldestelle von großem Erfolg gekrönt sei.
Es gibt bisher keinerlei Anzeichen dafür, dass die IG BAU ihre Denunziations-Meldestelle stoppt. Deshalb rufen wir dazu auf die Meldestelle mit konsequenter Kritik per Telefon und E-Mail zu konfrontieren. Wir bitten die KollegInnen der Meldestelle ihrem Arbeitgeber unmissverständlich klar zu machen, dass sie die Denunziation und Kriminalisierung nicht weiter unterstützen.

Vom Dienstag, den 1.6.2004 bis Samstag, den 5.6.2004 wird es hoffentlich eine Vielzahl von Protesten an die Meldestelle geben. Mal sehen ob die Verantwortlichen der IG BAU die Kritik so ohne weiteres wegstecken werden... "

weiteres unter: http://www.meldestelle-lahm-legen.tk/
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Ergänzungen

weitere Texte IG BAU Meldestelle etc

egal 02.06.2004 - 01:26
IG Bau Denunziations-Hotline
 http://de.indymedia.org//2004/05/84304.shtml

IG BAU Meldestelle 0800-442 2802 lahm legen
 http://de.indymedia.org//2004/05/84177.shtml

Patriotischer Antikolonialismus
von kai - 10.05.2004 20:54
Wie die IG BAU den Ersten Mai als "Tag der Arbeit" und der Osterweiterung feiert.
 http://de.indymedia.org//2004/05/83214.shtml


Die Kosten rebellieren
Internationale Versammlung zu Prekarisierung und Migration
PROGRAMM ab, 25.Juni 2004
 http://de.indymedia.org//2004/05/83945.shtml

IG Bau weiter "mutig"!

Funktionär 02.06.2004 - 09:37
Neueste "mutige Tabubrüche" der IG Bau:

1. Freiwilliger Lohnverzicht

"Über den DGB an der Hartz-Kommission beteiligt, nimmt sie nun ausgerechnet die Einführung des Arbeitslosengeldes II zum Anlaß, »in der Tarifpolitik neue Wege zu gehen« (IG-BAU-Vorsitzender Klaus Wiesehügel) und bietet in der Tarifrunde Bauhauptgewerbe Lohnzurückhaltung gegen Beschäftigungssicherung – als ob Verzicht je Arbeitsplätze gerettet hätte. Als Anreiz für eine mindestens zwölfmonatige, durchgehende Beschäftigung (ein durchaus ehrenvolles Motiv) sollen die Betriebe, die ihre Arbeiter und Angestellten im Laufe des Jahres nicht kündigen, eine »Beschäftigungsprämie« erhalten. Finanziert werden soll dieser Bonus durch eine zweiprozentige Lohnerhöhung, die nicht an die Beschäftigten, sondern an die Sozialkasse des Baugewerbes fließen soll. Im kommenden Frühjahr werde der Bonus dann an die Betriebe ausgezahlt, die auf Kündigungen verzichtet haben. Damit ist endgültig realisiert, daß wir Geld zur Arbeit mitbringen."


2. 30 Millionen Euro für die Jagd auf Schwarzarbeiter aus dem Lohn der Arbeiter einbehalten

"Als ob dies nicht reichte, sollen 0,2 Prozent der Bruttolohnsumme – rund 30 Millionen Euro – für die Finanzierung von gemeinsamen Aktivitäten zur Kontrolle der illegalen Beschäftigung verwendet werden. Damit sollen die Bau-Kollegen nicht nur ihre Arbeitsplätze, sondern auch die unsägliche Denunziationskampagne der IG BAU bezahlen, die u. a. die Migranten und Wanderarbeiter trifft."

 http://www.jungewelt.de/2004/05-29/011.php

Zur Doku: Genormte Antwort der IG BAU

herr müller 02.06.2004 - 13:36
Witzig, witzig: der "linke" Tonfall dabei...


"Hallo Herr Müller,

die IG BAU schämt sich nicht für diese Hotline und erst recht nicht für ihre Politik und ihrer Vergangenheit.

Mit dieser Hotline werden nicht einzelne Arbeitnehmer denunziert, es werden Firmen angezeigt, die Menschen zu sklavenähnlichen Bedingungen halten und beschäftigen, die ihre Arbeitskraft ausnutzen, um noch mehr Kapital zu anzuhäufen. Wir wollen mit dieser Kampagne Bewusstsein schaffen. In der Bevölkerung aber auch - und gerade - bei den Beschäftigten. Aus diesem Grund freue ich mich auch über Ihre E-Mail und würde es begrüßen mit dir in einen Dialog zu kommen. Weil Bewusstsein schaffen ist keine Einbahnstraße.

Die Kampagne zielt nicht auf die klassische Schwarzarbeit ab. Wir wollen nicht den Kumpel der nebenbei noch eine Garage hochzieht oder die Kollegin, die ein Zubrot als Putzfrau verdient anschwärzen. Die Kampagne verfolgt das Ziel illegale Beschäftigung, kriminelle Machenschaften von Unternehmen zu erschweren und perspektivisch unmöglich zu machen.

Wir wollen deutlich machen, dass, obwohl es dem Baubereich seit Jahren schlecht geht, immer noch richtig Geld verdient wird. Das es einige wenige Gewinner und viele Verlierer gibt. Die Gewinner sind nicht auf der Seite der lohnabhägig Beschäftigten. Sondern auf Seiten der Kapitalisten. Auf dem Rücken der ArbeitnehmerInnen und mit großer Unterstützung neobliberaler Politik wird Kohle in schwindelerregender Höhe verdient. Die, die mit den Ängsten der Menschen spielen, diejenigen, die diese Menschen in ihrer Not bis aufs Blut aussaugen, diese Unternehmer/Mafiosos wollen wir anzeigen und ihre Machenschaften unterbinden und ihre Macht einschränken. Die ArbeitsmigratInnen, die in der Gegend in der sie wohnen keinen Job bekommen aber ihre Familie ernähren müssen und ihre Arbeitskraft in der Ferne anbieten, werden von uns unterstützt, ihnen helfen wir. Das ist unser Job als Gewerkschaft.

Aber mit Verlaub: Es ist mittlerweile egal, wo ein Arbeitnehmer herkommt: Arbeitsmigration in der Bau-, Forst- und Landwirtschaft sind usus. Und zwar seit Jahrhunderten. Der Unterschied sind die immer unverschämter werdenden kapitalistischen Verwertungsinteressen. Weltweit.

Wir haben ein z. B. ein Außenbüro in Polen, wo wir polnische ArbeitsmigrantInnen in der Bau- , Forst- und Landwirtschaft beraten, sie bei Rechtstreitigkeiten im Arbeitsrecht sowohl vor polnischen als auch deutschen Arbeitsgerichten vertreten. Wir unterstützen Bau- und Agrar- Gewerkschaften in den osteuropäischen Ländern, um ihnen beim Kampf gegen die Einführung amerikanischer Betriebs- und Unternehmenspolitik zu helfen. Wir haben mobile Teams, die den ArbeitnehmerInnen auch vor Ort zur Seite stehen. Wir haben z. B. auch schon Streiks rumänischer GurkenpflückerInnen in Bayern unterstützt...

Jeder Mensch - egal aus welchem Land - hat für seine ordentliche Arbeit ordentliches Geld zu verdienen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort.

Auch wenn einem als Linken bei dem Wort "Regeln" die Fußnägel hochklappen... "Ohne Regeln geht es nicht!". Ohne Tarifverträge, ohne Gesetze die die Arbeitsbedingungen regeln, ohne Spielregeln, Betriebsverenbarungen, etc, macht das Kapital das, was es will. Die Zeiten, ich habe sie selber nie erlebt, dass Arbeitgeber aus Dankbarkeit oder wegen super Leistung einem noch nen Bonbon geschenkt haben oder freiwillig auf Arbeitssicherheit, auf ordentliche Arbeitsverhältnisse, auf ordentliche Entlohnung ihrer Beschäftigten Wert gelegt haben sind vorbei.

Mir kann niemand erzählen, dass man für 3,50 € in der Stunde - letzte Woche war ich in NRW auf einer Baustelle - in Deutschland leben kann. Egal wie lange, egal woher. Es waren in meinem Fall keine ausländischen Arbeitnehmer, es waren ostdeutsche Kollegen. Wir haben viele deutsche KollegInnen, die im Ausland als Lohn- und Sozialdumper von deutschen Unternehmern eingesetzt werden. In England, Irland, in den Niederlanden, in der Schweiz, da gelten deutsche oder aus Deutschland kommende ArbeitnehmerInnen als Bedrohung, da sie zu billigeren Löhnen arbeiten. Das Problem ist nicht auf Deutschland beschränkt, es ist international. Und um dieser internationalen Problemen gerecht zu werden, bauen wir wir gerade mit schnellen Schritten die internationale Zusammenarbeit in unseren Brachen. In wenigen Wochen werden wir - wenn alles funktioniert einen ersten internationalen Tarifvertrag für deutsche und polnische Arbeitnehmer haben.

Die Fratze des Kapitals, der Interessengegensatz Kapital - Arbeit wird immer schärfer, je weniger Menschen sich gewerkschaftlich organisieren. Genau aus diesem Grund werben wir in unseren Publikationen für die Mitgliedschaft in der IG BAU, um betriebliche und gesellschaftliche Gegenwehr zu erzielen. Nur so, wenn wir alle Kräfte bündeln national und international, eng zusammenstehen und kämpfen, haben wir eine Chance auf ordentliche Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Ich halte es mit einem Zitat aus unseren Internationalen: "Diese Welt muss unser sein, unser Blut sei nicht mehr den Raben und der mächtigen Geier Fraß! Erst wenn wir sie vertrieben haben, dann scheint die Sonne ohne Unterlaß!!"

Ich freue mich auf einen Dialog.

Mit solidarischen Grüßen

IG BAU-Heini"

IG Bau und Schwarzarbeiter

C&P 02.06.2004 - 20:20
Eine treffende Kritik an der IG BAU-Kampagne gegen Schwarzarbeiter gibt es bei Labournet von Nadja Rakowitz, "Die IG BAU und die illegalisierten Bauarbeiter":  http://www.labournet.de/diskussion/wipo/migration/igbau.html

Über die Heuchelei von gewerkschaftlich unterstützter/betriebener Hetzjagd auf Schwarzarbeiter bitte bei Wildcat weiterlesen, "Die Razzien des Arbeitsamts helfen nicht uns,
sondern nur den Unternehmern!":  http://www.wildcat-www.de/zirkular/18/z18razzi.htm

Ein positiveres Beispiel von gewerkschaftlichem Engagement gibt m.E. nach der amerikanische Gewerkschaftsdachverband AFL-CIO ab. Hier ein älteres Interview dazu auf Labournet:  http://www.labournet.de/diskussion/gewerkschaft/bacon-i.html

Themenseite Schwarzarbeit bei labournet:

working poor 02.06.2004 - 21:53

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Gleicher Lohn für Gleiche Arbeit... — Anarcho-Syndikalist

so ein blödsinn — mmmmh

mmmmmmmh ist klug — ichso

jaja so klug — mmhhhh

gut — ichso

@mmhhhh — malocher

da werde ich mal anrufen — aber erst nächste woche

Vielen Dank — Log

@Log — na und?

aua — C

Danke — Boss

Ihr seid schlecht informiert — Blöder malocher & Steuerzahler

Gute Nacht — smash capitalism