COCA, Heiligtum der Anden

selva 09.05.2004 22:44 Themen: Biopolitik Globalisierung Weltweit
Die Indigen@-Assoziation "Pachamama" (Mutter Erde) erklärt den Unterschied zwischen COCA und Kokain anhand einer Chronologie und Einblicken in das soziale Gefüge der Indigen@-Gemeinden

i MAMA - COCA: die illegalisierte Basis einer anderen Kultur!
COCA, das heilige Blatt für unsere indigenen Völker der Anden
(Coca, la hoja sagrada para nuestros pueblos indígenas andinos)
Asoc. Pachamama - Lima, Peru - Posted on Apr-26-2004

Viele Menschen verwechseln die COCA mit Kokain. Kokain ist ein Derivat der COCA und wird auf chemischem Weg produziert - dieser Prozess ist es, den die Regierenden zu unterbinden suchen. Er hat mit dem Anbau der COCA nichts gemein .... einer Pflanze deren spezifische Geschichte seit der conquista (Eroberung) der Inkas beobachtet wird.
Die ersten Aufzeichnungen über den COCA-Anbau wurden zw. 2500 und 1800 v.Ch. in Huaca Prieta , an der Nordküste Perus entdeckt. Viele Anzeichen sprechen dafür , dass die COCA die erste Kulturpflanze der neuen Welt gewesen ist. Ihr Gebrauch erstreckte sich auf weite Gebiete von Peru , Bolivien , Ecuador , Chile, Kolumbien , Argentinien, Paraguay und Brasilien ....

Die erste Erwähung auf dem europäischen Kontinent stammt von dem Dominikanerpriester Tomas Ortiz und ist datiert mit 1499. Andere Chronisten , wie Cieza de Leon, schreiben dass die 4.Inkakönigin Mayta Caoa den Titel " Mama COCA " als den heiligsten aller Namen verlieh.Acosta schrieb im Jahr 1588: " Ich neige dazu zu glauben , dass die ( ich übersetze " nativos " mit Indios ) durch eine Hand voll COCA eine andere Kraft , einen anderen Geist erlangen : sie können tagelang wandern oder tägliche Arbeit verrichten ohne Nahrung zu benötigen ; und : die Würdigen benutzen die COCA als Utensil ,Geschenk und als Rauchopfer für ihre Göttinnen/Götter ....

Die Chronisten berichten ausserdem , dass die COCA von den WürdenträgerInnen der Inkas angewandt wurde zur Heilung verschiedener Krankheiten und als Opfergabe. Die COCA wurde zu Hilfe gerufen bei Überschwemmungen/Dürren , Frösten/Hagel und bei sonstigen besonderen Lebensumständen / Krisen in Verbindung mit Pachamama ( Mutter Erde ) und für Fruchtbarkeit
Deshalb war und ist die COCA eine Heilige Pflanze mit magischen Kräften die , im Ramen spezieller Riten , Kontakt mit dem Übernatürlichen gewährt ( eigene Anmrkg: Die COCA ermöglicht eine kommunikative Ebene des Austausches im Gegensatz zur passiv-bedienenden Aufopferung und Erwartung innerhalb der hirachischen Vatergottstruktur der Conquistatoren/rinnen )....

Die ökonomische Umwandlung während der Kolonialisierung veränderte den Nutzen der COCA. Fundierte Untersuchungen zum Thema belegen , dass die COCA Silber und Gold ersetzte. Poma de Ayata : " Die COCA wurde von den Spaniern als Zahlungsmittel akzeptiert.
Die kath.Kirche schilderte die COCA als das grösste Ereigniss innerhalb ihrer " Mission ". 1569 ordnete das Konzil die Ausrottung der COCA an - da ihr "satanische " Kräfte zugeschrieben wurden.
Im Gegensatz hierzu verweisen die Chronologien auf den wachsenden Anbau aufgrund der sozialen Relevanz für die Indigen@s .Aufgrund dieser signifikanten Wichtigkeit nutzten die Spanier die Situation aus und verwandten die COCA als Lohnzahlungsmittel an die UreinwohnerInnen. Dadurch gewannen parallel die Plantagen an Bedeutung ; insbesondere in der Goldminenregion Greater Potosi. König Felipe II von Spanien erklärte das " Produkt " COCA als sozialen Bestandteil der Indi@s ; die Kirche nahm ihr Verbot zurück - und : erhob 10 % Steuerabgaben auf die COCA ( Anmkg: eine politische Vertonung von Pablo Nerudas" Grossem Gesang" hierzu : und so verkaufte man die Welt...an die Coca Cola Corporacion , Ford Motors und andere...Es heisst aber auch : " es ist des Pumas Schritt und das Blattwerk " - " der kleine , rote Puma der sich erhob ...." )

Während der republikanischen Periode verlor die COCA dennoch nicht ihre Gemeinnützigkeit. Im Gegenteil wurde ( 1830 ) die sehr starke Vereinigung der LandeigentümerInnen von Yungas gegründet, welche sowohl die nationalen als auch die regionalen Wahlen beeinflusste.
Die COCA wurde zur Priorität der Minenindustrie ; denn ohne sie verweigerten die Arbeiter die Fron.Die Verbindung zwischen beidem war eng - eines bedingte den Preis des anderen.In einem Dekret vom "4 de agosto de 1940 "( ev.ein Fehler im Original?eher 1840 ) wurde die Vergabe der COCA in den Minen und bei der Eisenbahn mandiert.

Seit der conquista hat die COCA nicht an Bedeutung verloren - die Anwendung erstreckt sich über Bolivien, Peru , den Norden Argentiniens und Teile von Kolumbien. Eine Zählung , angestrengt von Carter und Mamani in den ländlichen Gebieten von Altiplano,Bolivien , zeigt auf , dass 92% der Männer und 89% der Frauen COCA benutzen , und dass 82 und 62 % sie regelmässig " kauen " ....
( Das Wort " Chew" ist jedoch ein unzutreffender Terminus da die Blätter nicht gekaut werden - sondern die trokene COCA wird mit Speichel befeuchtet ; ein Bällchen zwischen Zahnfleisch und Wange geschoben wo es langsam und sanft ausgedrückt wird und sich seine Inhaltsstoffe absorbieren. Manchmal wird die COCA mit Zitrone angereichert um die Alkaloide zu aktivieren. )

All` die angeführten Aspekte verdeutlichen , die OFFENE HERAUSFORDERUNG AN DIE WELT, welche die Indigen@s für diesen Gebrauch diskriminiert und kriminalisiert ..dieser Gebrauch ist ein mächtiges Symbol der gemeinschaftlichen Idendität und Solidarität und spaltet klar in Jene , welche die Indigen@s unterstützen und Jene , welche ihnen widersprechen ....

Die COCA bietet ein vielfältiges Anwendungsspektrum : auf sozialer Eebene wird sie dazu benutzt , um verwandtschaftliche/familiäre - und Gruppenkontakte zu intensivieren. So genügt bspw. eine Hand voll bei jeglicher Art von Bedarf an Hilfe, dass diese , ohne Gegenleistung, gewährt wird . Die Annahme oder Ablehnung der COCA als Geschenk gilt als Ja oder Nein bei Heiratsanfragen an die Famile. Viele kommunalen Aktivitäten werden unter Gebrauch von COCA und Alkohohl abgehalten.
Wenn in den Yuncas Boliviens ein Paar heiratet , baut es sein Haus nahe der COCA-Felder.Mit dem Anwachsen der Familie wächst der Anbau der COCA und mit der Reduzierung der familie ,bei Verlassen der Kinder des Elternhauses , dezimiert er sich wieder auf den restlichen Bedarf ( der alternden Eltern ) .
Sämtliche Rituale und Zeremonien drehen sich um die COCA - ihr wird die Kraft entliehen , vor schlechten Einflüssen geschützt zu werden ; Unglück abzuwenden und in die Zukunft sehen zu können. Die COCA wird mit religiösem Gefühl und in Demut verwandt um zu danken ; Glück zu erbitten oder als Opfer an die göttlichen Wesenheiten. Während einer Zeremonie " kauen " alle Teilnehmenden COCA unter Anleitung eines Wissenden. Die COCA ist unabdingbar als Opfergabe ; für Dienste an den Vorfahren und für Mutter Erde zur Danksagung für reiche Ernte; für Gesundheit und die gesamte Qualität des Lebens " ( Jallalla COCA ) "

Die COCA wird immer und in allen wichtigen Momenten andinen Lebens präsent sein - denn sie ist nicht irgendein " Produkt " .... sondern ein Erbe. Sie bedeutet nicht nur das wichtigste Element des Überlebens -
sondern sie representiert das Heilige - die Kultur - die Traditionen - den Widerstand gegen ihren Mißbrauch und gegen die Ausbeutung ( seit mehr als 500 Jahren : AUSBEUTUNG )

Eine Studie der Havard Universität von 1975 vergleicht die COCA mit Getreide , Gemüsen und Früchten und weist nach , dass sie viele Nährwerte beinhaltet - vergleichsweise mit Reis , Mais ; Paprika ; Bananen ; Avocados; Äpfeln ( Reihe abgekürzt )

COCA NÄHRWERTE
kcal Proteine Fette
Hydrocarbonate Kalzium (mg)
Phosphor (mg) Eisen (mg) Vitamin A (iu) Vitamin B1 (mg) Vitamina PP (mg) Vitamin C (mg) Vitamin B2 (mg) 305 19.9 3.3 44.3 1749 637 26.8 10000 0.58 3.7 1.4 1.73 279 11.4 7.9 37.9 99 270 3.6 135 0.58 2.2 13.0 0.18
Quelle : URL: Asoc. Pachamama
 http://www.quechuanetwork.org/news_template.cfm?news_id=1613&lang=s

AKTUELLE LAGE DER COCALERAS IN PERU :
 http://de.indymedia.org/2004/05/82073.shtml

RASSISMUS und Drogengesetze
 http://de.indymedia.org/2004/05/82076.shtml

Prekäre AUSBEUTUNG ( vielfachstens von MigrantInnen )
 http://de.indymedia.org//2004/05/82414.shtml
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Ergänzungen