Nacht in Spanien: Rebellion gegen die Lügen (Fotos)

Silversurfer 14.03.2004 01:59 Themen: Medien Repression Weltweit
Wie bereits vor 2 Stunden bei Indymedia.de berichtet, steigt die Spannung in Spaniens Strassen. Im ganzen Land finden momentan Proteste gegen die Regierung und die Medien, deren Lügen und die Repression statt. Die Regierung erklärte die Proteste für illegal. Die unabhängige Webseite lahaine.org wurde mit einer DoS-Attacke ausser Gefecht gesetzt und verbreitet die News nun über Indymedia.Argentinien.
Zahlen von Mitternacht: Madrid: 7000 Menschen auf der Strasse, Valencia: 4000, Alicante: 2000 Menschen, Castellón: 1000, Galizien: 1000, Tarragona, Mataró und Figueres: jeweils mehrere tausend, in vielen anderen Stadten ebenfalls Tausende ... Die Proteste sind spontan, für Mitternacht wurden ebenso spontan per Mundpropaganda und SMS Treffpunkte für weitere Proteste ausgemacht.
In Madrid und Barcelona fanden neben den Protesten im Stadtzentrum auch die aus Argentinien bekannten Kochtopfdemos statt. Parolen wie "Es ist Euer Krieg gewesen, nicht unser", "Das Fernsehen lügt und manipuliert", "Rücktritt!", "Lügner" usw. werden gerufen.
In Madrid wo die meisten Menschen auf der Strasse sind, ist zwischenzeitlich von einer sehr hohen Polizeikonzentration die Rede. Als gegen 23.00 die Spannung stieg, verliessen die Vertreter der Mainstream-Presse den Ort!
Gegen 0.30 ist das Stadtzentrum von Madrid total von Demonstranten überflutet - Neueste Zahlen sind noch noch nicht bekannt. Gegen Mitternacht waren es 7000.

Mehr Berichte und Updates dann als Ergänzung oder in neuen Postings.


Update:Text von IMC Madrid
(gepostet bei Indy.de: 2:47 als Ergänzung)

Die Zivile Gesellschaft hat den Zustand der informationellen Belagerung und der Angst, in die man sich anmaßen wollte, sie einzusperren, gebrochen. In dieser Minute prangern Dutzende städtische Initiativen in den Straßen und vor den Sitzen des PP in ganz Spanien die informationelle Manipulation und die eigennützigen Lügen, mit denen die Regierung sich anmaßen wollte, sich zur einzigen Stimme zu erheben, welche die Angst und die Verwirrung seit dem Anschlag vom Tag 11 interpretiert und mit ihr umgeht.

Eine ungewöhnliche Einberufung, die mittels SMS realisiert wurde, (wahrscheinlich, die erste Demonstration der Geschichte, die mittels mobiler Kommunikation innerhalb von so wenigen Stunden einberufen wurde) rief dazu auf, sich heute vor dem Sitz des Partido Popular in Madrid schweigend und ohne Parteien zu versammeln. Und so ist es gewesen, außer, in puncto Schweigen: auf Tausende Menschen ist der Funke übergesprungen, der die Prärie entflammen könnte, von dem wie an diesem selben heutigen Tag gesprochen haben (IMC Madrid Text über den informationellen Staatsstreich). Ihre Geste multipliziert sich jetzt durch alle spanischen Städte, es wird Wahrheit und Demokratie" gefordert, und daran erinnert, dass "wir dem Krieg nein sagen", den Geist vom 15. Februar zurückgewinnend, den viele tot gesagt hatten: wir sind wieder zusammengekommen um mit Tausenden Menschen zu singen, dass "sie uns nicht repräsentieren" und "sie es Demokratie nennen, aber es keine ist". Rajoy versucht die Gefahr, mit der die zivile Gesellschaft ihn mit ihrer Präsenz auf der Straße konfrontiert abzuwenden: er hat die Versammlungen vor seinen Parteisitzen als "illegal", "verfassungswidrig" und als "Nötigung zur Wahl" qualifiziert. Für Mitternacht hat man gleichermaßen auf spontane und horizontale Weise ein Treffen an der Puerta del Sol einberufen. Die Auswirkungen des Protests der Stadt auf die Wahlen sind unvorhersehbar, aber der Funke der zivilen Rebellion gegen eine Regierung voller Lügen ist übergesprungen. Wenn einmal die Atmosphäre der Angst durchbrochen ist, ist die Zukunft offen, es hängt von uns ab.

Quelle: acp.sindominio.net/article.pl?sid=04/03/13/2243228&mode=thread&threshold=0
Saturday 13 de March 2004, a las 22:43h.
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Ergänzungen

Updates

Updater 14.03.2004 - 02:23
Zusammenfassung von Updates unter anderen Artikeln:


Die Proteste werden in den staatlichen Medien bisher nicht erwähnt. Da am Tag der Wahl politische Manifestationen verboten sind, erwarten viele eine Angriff der Polizei. Allerdings ist die Wahlkommission zusammengekommen und erwägt ein Aussetzen der Wahlen.


Zu den Protesten hatten so gut wie keine Parteien aufgerufen "Wie mehrfach berichtet wurde, haben sich die Menschen gegenseitig via SMS, mails und per Mundpropaganda Bescheid gegeben. In den SMS-Texten wurde auch dazu aufgerufen, keine Abzeichen oder Logos von Parteien mitzubringen"
Laut Indy-Argentinien waren dann auch tatsächlich kaum Parteibanner zu sehen.


Momentan gibt es Live-Berichte zu den Protesten gegen die PP auf Radio Klara, zu hören unter  http://servidor2.todoexitos.com:6030 ...


Die Polizei scheint sich zurückgezogen zu haben:
Die Puerta del Sol platzt aus allen Nähten, vor lauter Menschen, die "Rücktritt!" rufen und Lieder gegen den Krieg und den Partido Popular singen. Es kommen immer noch Leute dazu, Polizei ist nicht in Sicht und auch keine Gewerkschafts- oder Parteienpropaganda. Ein Plakat besagt: "Aznar ist in die Geschichte eingegangen: 200 Tote". Die Atmosphäre ist fröhlich und kämpferisch.


In Valencia strömten um 23:00 ebenfalls noch Menschen zur Plaza del Ayuntamiento, wo es einen Sitz des PP gibt. 4.000 Menschen haben laut gegen den medialen Staatsstreich protestiert. In verschiedenen Stadvierteln hört man die Cacerolas in den Straßen und auf den Balkonen.



Der Innenminister Acebes meldet gerade, dass es ein Videotape gibt, auf dem das Attenat auf das Konto von Al Kaida revindiquiert wird.
Der Wahrheitsgehgalt dieses Tape muss noch überprüft werden. Nach ersten Angaben soll es "ein Mann der wie ein Araber gekleidet ist und einen marokanischen Akzent hat" auf dem Tape sein. Und der von sich behauotet der Sprecher von Al Quaeda in Europa zu sein.
 http://www.repubblica.it/2004/c/sezioni/esteri/spagna3/spagna3/spagna3.html


Video von der Demo in Madrid:  http://argentina.indymedia.org/news/2004/03/182629.php



Faxe und e-mails sind angesagt. Die Menschen sind friedlich. Sie fordern zu Recht dass die Regierung sofort Stellung zu ihrem Handeln nimmt.

Mehr Updates

Updater 14.03.2004 - 04:56
Zusammenfassung von Updates unter  http://de.indymedia.org/2004/03/76954.shtml



Sonntag weiter Proteste angesagt
Der PP soll die Demonstranten der Demokratiefeindlichkeit bezichtigt haben. Der Kandidat Rajoy fand offenbar nichts besseres zu tun, als den Demonstranten zu drohen. Seine Partei soll alle, die in der Nacht weiter Protestieren werden anzeigen wollen. Die Leute sind weiter sehr sauer, für heute, Sonntag, den 14. März, sind in Kastilien, Andalusien, Navarra, Galizien, Katalonien und Euskadi Kundgebungen vor dem Wahlzentren einberufen.



Wahlen finden statt
Die Wahlkommission soll beschlossen haben, dass die Wahlen wie vorgesehen heute, Sonntag den 14. März stattfinden.
 http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/76613/index.php




Update 3:30 aus IMC Italy
Es ist 3:30 Uhr aber die protesta popolare (der Volksprotest, d.Ü.) und die Wut der bürger gegen die Regierung hört nicht auf: In diesem augenblick sind etwa 10.000 Leute immer noch vor dem Sitz des Pp während mehrere Tausend vor dem Sitz der Abgeordnetenkammer sind. Die Spannung ist hoch, aber es hat keine weiteren Polizeiangriffe gegeben. Die Demonstrationen sind vollkommen spontan, unter Beteiligung von Jungen und Alten.

Gleichzeitig geht die Mobilisierung auch in Pamplona (Baskenland, d.Ü.) weiter. Uns liegen Nachrichten über Polizeiangriffe in der Stadt Navarra vor.

Die Demonstrationen sind jedenfalls im Begriff, sich aufzulösen, über die Lage in anderen Städten haben wir keine Informationen.

Ein Teil der Demonstranten in Madrid versucht, El Pozo del tio riamundo zu erreichen, einer der Orte, die von den Anschlägen getroffen wurde.




Valencia: Demo löste sich um 03:00 auf. Ein Foto hier:  http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/76705/index.php




Antiterrorchef scloss ETA schon am 11.3. aus
Leitende Beamte der Antiterrorpolizei sollen privat Unmut über die politische Benutzung des Anschlags durch die Regierung zum Ausdruck gebracht haben. Acebes soll vnm ersten Augrenblick an sehr bedeutende Fakten unterdrückt haben. Der Generalkommissar der Antiterrornachrichtendienste Jesús de la Morena soll daraufhin mit Rücktritt gedroht haben, verlautete es aus polizeilichen Kreisen. De la Morena gilt aktuell als der größte Experte in der Terrorbekämpfung und über ETA. Er war der Meinung, dass nicht die Etarras
Urheber der Anschläge waren. Diese Information besaß Acebes seit Donnerstag 12:00, trotzdem schrieb er den Anschlag bei seinem ersten Auftritt "ohne Raum für Zweifel" ETA zu. Einige Polizeiangehörige sollen keine Zweifel daran gehabt haben, die Informationen, die Acebes der Bevölkerung gab als "manipuliert und zu beanstanden" tituliert zu haben.

Quelle:  http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/76706/index.php unter Hinweis auf  http://www.elperiodico.com/default.asp?idpublicacio_PK=5&idioma=CAS&idnoticia_PK=105083&idseccio_PK=4&h=040314



Bekennervideo von Al-Kaida

Sülze 14.03.2004 - 10:34
Mittlerweile ist ein Video von Al-Kaida aufgetaucht, in dem sich die Organisation zu den Anschlägen bekennt... Die Echtheit wird derzeit noch überprüft.

Was bewirken diese Attentate?

W. Buchenberg 14.03.2004 - 11:00
Am 11.9.2001 hatte ich zu den Attentaten auf das World-Trade Center in New York geschrieben:
Was immer die Motive der Täter der heutigen Anschläge in den USA waren, die Folgen solcher Anschläge sind notwendig menschlich und politisch katastrophal:
Die revolutionären Ziele erscheinen im Licht solcher Taten nicht als Emanzipation der Lohnarbeiter und Rettung der Menschheit vor dem Kapital, sondern vielmehr als Bedrohung für die Masse der Bevölkerung.
Die herrschende Klasse jedoch steht nach so einem Attentat nicht da als Ausbeuter und Unterdrücker, sondern erhält reichlich Gelegenheit, sich als Beschützer der Bevölkerung aufzuspielen und nebenbei die Unterdrückung aller revolutionären Bestrebungen zu verschärfen.
 http://www.marx-forum.de/geschichte/usa/attentat.html

Jedes dieser Worte trifft auch auf die Attentate in Madrid zu.

Wal

genau WAL!!

opium 14.03.2004 - 11:43
aber leider ziehen viele aus solchen richtigen erkentnissen nicht die richtigen schlüsse, der kampf dem politischen islam heissen muss. diese bewegung ist zutiefst anti-emanzipativ und reaktionär, warum tolerieren viele linke diese immer noch oder zeigen gar verständnis für bin laden und co, bis hin zur heimlichen freude über attentate im irak oder für den 11.9.?? es geht hier nicht um antideutsche pro-usa scheisse, keineswegs, aber wer die hoffnung auf die revolution nicht aufgeben möchte, muss auch dessen feinde bekämpfen, und die heissen u.a. auch al-kaida und konsorten!!

Und nun spricht Otto

Mensch aus Glas 14.03.2004 - 12:57
Ausweitung der Informationsaustauschbefugnisse der Geheimdienste (Aber Europol ist auch dabei). Genau DIE technisch-ermittlerisch-operative Hürde, an der 2003 schon so intensiv (weiter) gearbeitet wurde.

im Westen nichts Neues

Norbert 14.03.2004 - 12:57
Sollten es tatsächlich die "Islamisten" gewesen sein, so bedeutet das nur, dass es auch heute noch schwierig für einen modernen Staat und seine Untertanen ist, tausende Kilometer von der "Heimat" Krieg gegen einen bestimmten Feind (ganz egal, um welchen es sich dabei handelt) zu führen, ohne selbst etwas vom blutigen Kriegskuchen abzubekommen.

Wie widerwärtig dieser antiimperialistische Anschlag auch sein mag - vielleicht haben die 10 Euro-Spenden unserer Antiimperialisten ihn sogar mitfinanziert, logisch wäre das schon - er ist doch leider nichts anderes, als ein normaler Kriegsakt auf dem Territorium des Feindes und gegen "seine" Bevölkerung.

Da die überwiegende Mehrheit der spanischen Bevölkerung zur "Arbeiterklasse" (nach der Marxschen Definition) gehört, ist es auch selbstverständlich, dass es die "lohnarbeitende Bevölkerung", also diejenigen, von denen es am meisten gibt und die am ungeschütztesten sind, am verheerendsten trifft. Und zwar ganz unabhängig davon, ob die konkreten Opfer für oder gegen den Krieg im Irak gewesen sind oder nicht, ob es sich um Spanier oder Migranten handelt. Diese Wahllosigkeit ist auch ein Kennzeichen der normalen Kriegsführung gegen die Menschen.

Auch das "Widerstandskämpfer" und "Partisanen" von ihren Feinden regelmässig als "Terroristen" bezeichnet werden, ist nichts Neues. Die deutschen Faschisten und ihre französischen Kollaborateure haben z.B. die Pariser Stadtguerilla zu Anfang der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts als "Terroristen" denunziert und viele Pariser stimmten dieser Einschätzung durchaus zu.

Es ist ein Fehler, bei den Kriegen des Kapitals Partei zu ergreifen. Sowohl die kriegsführenden Staaten, als auch die (noch oder wieder) staatenlosen Widerstandskämpfer sind Meister darin, die Bevölkerungen ihrer jeweiligen Gegner abzuschlachten. Ich denke nicht, dass es richtig ist, sich mit einer Seite, gegen eine andere in diesem globalen Krieg zu solidarisieren.

Das alle Seiten versuchen, terroristische Akte gegen die Zivilbevölkerung für sich zu instrumentalisieren ist auch bekannt.

Insofern ist die PP mit ihrem Aznar auch nicht schlechter und zynischer als andere Regierungen. Trotzdem wäre es nicht schlecht, wenn sich die Mehrheit der Spanier wenigstens einmal gegen diese Partei stellen würde.

Norbert

religion & opium

weist 14.03.2004 - 13:09
Für Islamterroristen ist diese Welt ein an Zielen reiches Schlachtfeld (target-rich environment sagen die Oliven). Die Typen können also gar nicht so viel bomben, wie sie es wollen würden. Das Gerede über eine 'verschäfte Sicherheitslage' in der BRD, 'dringenden Handlungsbedarf' etc ist übelster repressiver Schwachsinn; zynisch gesagt: bevor in Berlin gebombt wird, sind erst mal noch Rom und London dran!
Ergo scheint die beste Möglichkeit zu sein, dem Terrorismus ein Schnippchen zu schlagen, sich nicht auf irgendwelche 'Kreuzzüge' gegen den Islam einzulassen - und was ein Kreuzzug ist, definieren ja nun immer noch die Betroffenen! Der 'Westen' müßte sich nunmehr anstrengen, mit der islamischen Welt seinen Frieden zu finden; es ist vielleicht für viele hier ungewohnt, aber eine solche Situation gab es halt noch nie: nach dem Zusammenbruch des Moskaukommunismus hat 'der Westen' eben wieder einen ihm ebenbürtigen Gegner, nämlich die in verschiedenen islamischen Glaubensrichtungen auftretenden fundamentalistischen Bestrebungen; es ist ungewohnt, daß 'wir' für 'unsere' (realen oder wahrgenommenen) Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden, aber es war letztlich nur eine Frage der Zeit.
al-Qaida spielt die Rolle des Vermittlers; die Hauptaktivität dieser Organisation besteht darin, verschiedene islamterroristische Organisationen zu der Einsicht zu bringen, daß der Islam als gemeinsame Basis schwerer wiegt als irgendwelche Unterschiede zwischen Sunniten, Schiiten, Wahhabiten, Alawiten etc und ihre Aktivitäten entsprechend zu koordinieren.

Der beste Kampf gegen diesen Terrorismus besteht darin, klar und deutlich darzustellen, daß man selbst nicht zuu den Reihen der 'Kreuzritter' gehört, einige Auswüchse des Islam nicht dulden möchte, sich damit aber anders, nämlich im friedlichen Disput, auseinandersetzt.

Wie jede reaktionäre Bestrebung ist auch der islamische Fundamentalismus als linksprogressiver Sicht abzulehnen - aber nicht überzubewerten: zwischen der Schädlichkit einer mörderischen Ideologie wie der bin Ladins und dem deutschvölkischen Obrigkeitsstaatsdenkens der CDU/CSU oder dem Neoliberalismus der Großen Koalition der 'Volksparteien' besteht insofern aus 'unserer' Sicht kein Unterschied, als daß sie allesamt verwerflich sind und abgewehrt werden müssen - tatsächlich ist es ja auch so, daß wir vielleicht nicht die Opfer globalkapitalistischer Exzesse sehen, aber anderswo auf der Welt werden diese Toten wahrgenommen, und jeder einzelne von ihnen wiegt nicht schwerer oder leichter als eienr der Toten von Madrid!

Wir müssen also anfangen, aus dem Antagonismus westliche Welt - islamische Welt auszubrechen, und das auf eine Weise, die für diejenigen, die wir erreichen und von der Unterstützung dieses Terrorismus abbringen wollen, auch überzeugend ist.

Dann nämlich haben wir nicht mehr von diesen Mördern zu befürchten als das in einer komplexen und diversen Welt nun mal unvermeidliche Restrisiko - wer eine Flugreise macht, denkt schließlich auch nicht daran, daß das Flugzeug abstürzen könnte; AKWs werden trotz der seit fast 20 Jahren durch die Realität bekannte Gefahr eines Super-GAU weiterhin gebaut etc. Terroristische Spinner wird es immer geben, aber was es nicht geben muß ist eine konzertierte islamterroristische Bedrohung, die im Zweifelsfall doch den längeren Atem hat, weil sie eine weitaus größere Operationsfreiheit besitzt als die Gegenseite - ess ei denn, diese entschließt sich, ihre Freiheit für eine trügerische 'Sicherheit' aufzugeben und verwirkt damit sowohl ihre Freiheit als auch ihre Sicherheit. Benjamin Franklins Aphorismus bestätigt sich in diesen Tagen auf eindrucksvolle Weise: all die Überwachungs- und Repressionsmaßnahmen, der Einsatz paramilitärischer Verbände in der 'inneren Sicherung' des Staats, konnten den Anschlag von Madrid nicht verhindern.

Es ist dringend an der Zeit, aus der perversen Logik, die sowohl Kreuzritter als auch Jihadisten antreibt, auszubrechen und sich für den 3. Weg zu entscheiden - den einzigen, der eine realistische Chance bietet, in Frieden, Freiheit und Sicherheit zu leben, und zwar nicht nur hier, sondern überall!

Aus dem Bekennervideo: "Whoever attacks you, attack him in the same way that he attacked you, and trust Allah and know that Allah is with those who put their trust [in Him]." (Koran 2:194) - ergo: kein Angriff, oder zumindest kein Angriff mit Bomben und Unterdrückung - kein terroristischer backlash. Ich würde diese Typen, bei allem, was sie verbrochen haben, eher beim Wort nehmen als irgendeine unserer tollen Regierungen, denn im Gegensatz zu letzteren haben die Freaks von 'al-Qaida' immerhin noch starke moralische Hemmungen, als wortbrüchige und ehrlose Hunde ihrem Schöpfer entgegenzutreten!

dpa-meldung im Welt.de-ticker

Kuddel 14.03.2004 - 16:09
Madrid (dpa) - Die ersten Festnahmen nach den Bombenanschlägen von Madrid waren noch frisch, da zogen bereits Tausende Demonstranten vor die Parteizentralen der regierenden konservativen Volkspartei (PP). «Lügner, Mörder!», skandierte die Menge.

«Vor der Wahl wollen wir die ganze Wahrheit wissen!», hieß es immer wieder. Als sich die Hinweise auf eine Täterschaft islamischer Terroristen immer mehr verdichteten, nahm die Protestwelle zu und erreichte mehr als zwei Dutzend Städte in ganz Spanien. Über Internet und Handy war dazu aufgerufen worden.

Das angebliche Bekenner-Video El Kaidas bestärkte die Demonstranten schließlich in ihrer Überzeugung, getäuscht worden zu sein: Die Regierung habe aus Furcht, Stimmen zu verlieren, nicht zugeben wollen, dass nicht die baskische Untergrundorganisation ETA hinter dem Blutbad steckte. «Ich fühle mich betrogen, mit den Toten spielt man nicht», meinte eine junge Frau in Madrid.

Die Regierung wies die Anschuldigungen energisch zurück. Aber selbst die ihr freundlich gesinnte Zeitung «El Mundo» ging am Sonntag mit Ministerpräsident José María Aznar und Innenminister Angel Acebes hart ins Gericht: «Ihre fahrlässige und voreilige erste Reaktion ist nicht zu rechtfertigen.» Acebes hatte all jene als «verächtlich» bezeichnet, die an der Schuld der ETA Zweifel hegten.

Dass in einer solchen Atmosphäre der Trauer, des Zorns und der Ungewissheit am Sonntag überhaupt Parlamentswahlen stattfanden, hielt so mancher für fehl am Platz. «Am besten wäre es gewesen, die Wahlen zu verschieben», meinte Kioskbesitzer Juan. «Quatsch», entgegnete ein Zeitungskäufer. «Genau das wollen doch diese Hurensöhne von Terroristen, dass wir nach ihrem Rhythmus tanzen.»

Inwiefern die Anschläge das Wählerverhalten und die Beteiligung beeinflussen würden, war schwer zu sagen. Fest steht aber, dass jeder in der Wahlkabine die schrecklichen Bilder vom Donnerstag im Kopf hatte. «Ich bin so verwirrt, dass ich eine ungültige Stimme abgegeben habe, ich konnte mich einfach nicht entscheiden», erzählte der 19- jährige Manuel in der Madrider Infanta-Elena-Schule, die als Wahllokal diente. An seinem Pulli trug er wie viele andere im Zeichen der Trauer eine schwarze Schleife. Manuel war einer von fast zwei Millionen Erstwählern - von ihnen hing einiges ab.

Denn für den Ausgang der Wahl spielte es eine große Rolle, wer hinter dem Blutbad gesteckt hat. War es tatsächlich El Kaida, so drohten der vor den Anschlägen als großer Favorit geltenden Volkspartei Aznars Stimmverluste. Die Sozialisten konnten in diesem Fall dagegen mit Zugewinnen rechnen: 90 Prozent der Spanier und alle anderen Parteien hatten die Unterstützung der Regierung für den Irak- Krieg strikt abgelehnt. Dass es - wie von El Kaida angedroht - dafür Vergeltungsschläge in Spanien geben könnte, stand dabei auch stets im Raum.

So verwundert es nicht, dass Aznar schon bei dem riesigen und von ihm selbst ausgerufenen Protestmarsch am Freitag in Madrid ausgepfiffen worden war. In Barcelona mussten Vizeregierungschef Rodrigo Rato und der katalanische PP-Vorsitzende Josep Piqué sogar von der Polizei vor wütenden Demonstranten in Schutz genommen werden. «Ihr Mörder», schrien sie. «Nein zum Terrorismus, nein zum Krieg», lautete bezeichnenderweise das Motto der Kundgebung in der von den Sozialisten regierten Mittelmeer-Metropole.

«Die größte Ehre, die den Toten erwiesen werden kann, ist es, die Wahrheit herauszufinden und sie mitzuteilen», schrieb am Sonntag die linksliberale Zeitung «El País». In diesem Zusammenhang stieß auch eine von dem Blatt zitierte Anweisung von Außenministerin Ana Palacio auf Kritik, wonach alle Botschafter im Ausland angehalten wurden, jede Gelegenheit zu nutzen, um die Hypothese der ETA-Täterschaft zu vertreten. Ministerpräsident Aznar appellierte indes am Sonntag bei seiner Stimmabgabe an die Spanier, sich nicht beeinflussen zu lassen: «Ich hoffe und rechne damit, dass sie in Freiheit wählen.»


Frage

f. rage 14.03.2004 - 16:22
im übersetzten text vom IMC madrid steht "Rajoy versucht die Gefahr, mit der die zivile Gesellschaft ihn mit ihrer Präsenz auf der Straße konfrontiert abzuwenden...". kann jemand kurz erklären wer Rajoy ist? Aznar oder jemand aus der PP/Regierung? danke!

Der Nachfolger von Aznar

Kuddel 14.03.2004 - 17:47
Der konservative Ministerpräsident José María Aznar hatte nach zwei Amtszeiten freiwillig auf eine neue Kandidatur verzichtet. Der neue Spitzenkandidat der konservativen Volkspartei (PP) ist der frühere Vizeregierungschef Mariano Rajoy ...


greetings

Demo in Valencia

Luka 14.03.2004 - 19:19
Bilder 2 und 3 sind aus Valencia. Ab 20 Uhr demonstrierten ca. 500 Menschen, als die Demo an der Parteizentrale der PP am Rathausplatz ankam, waren es ueber 3000. Mindestens 1000 Menschen blieben bis 2 Uhr und darueber hinaus. Es wurden 2 Farbbeutel geworfen, die aber leider die PP-Banner verfehlten. Die Polizei hielt sich zurueck, "schuetzte" lediglich den Eingang.

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