Neuer Text von IMC Madrid

Übersetzung 12.03.2004 16:44 Themen: Medien Repression Weltweit
Dieser Text wurde um 14.04 nach der Entwicklung des Nachrichtenstands und nach der Asaemblea (Rat, Versammlung) der Bewegung von Madrid gestern Abend in Hinblick auf die heutigen Demonstrationen und Räte und auch auf die Mobilisierung gegen den Krieg am 20. März. Im spanischen Netz kursieren zahlreiche Aufrufe, in Barcelona und Madrid, wo gigantische Demonstrationen erwartet werden, möglichst zahlreich mit Pace-Fahnen zu erscheinen. Es sind auch Proteste vor PP-Sitzen vorgesehen, um klare Mißbilligung der schändlichen Versuche, die Tragödie wahltechnisch zu funktionalisieren zum Ausdruck zu bringen.
Unsere Fragen aufbauen und behaupten

Während die Zählung der Toten und Verletzten fortgeführt wurde, bröckelte die kategorische Behauptung (nicht denn eine ''Hypothese'' oder eine ''ermittlerische Linie''), dass die Urheberschaft der barbarischen Anschläge mit der ETA übereinstimme. Zahlreiche Indizien deuteten viel eher auf das El Kaida-Netz, das sich in einem an eine britische Tageszeitung zugesandten Brief selbst den Anschlag als Racheakt für die Kollaboration der Aznar-Regierung mit der Bush-Regierung zuschrieb. In diesem Fall hätten uns die selben, die uns das Märchen von den Massenvernichtungswaffen erzählt haben und von den Mysterien des Prestige (das Öl-Desaster in Galizien, A.d.Ü.) und vom Streik, den es nie gab erzählten uns erneut fürchterlich angelogen, um einen Konsens zu produzieren, der aus Angst und weichen Knien gemacht ist, während sie in der Zwischenzeit jene, die ihre Zweifel publik machten, als ''Verseucher'' anprangerten. In diesem Fall, hätten wir die Politiker der Linken in Flagranti mit ihren all zu klaren und all zu prompten Dingen bei ihrem zinnsoldatenartigen Befolgen nicht nur der Interpretationen, sondern auch der (politischen) Weisungen ertappt, die der Partido Popular aus ihnen (den Dingen, A.d.Ü.) folgerte. In diesem Fall, wird der Kontext des Ereignisses keinem entgehen, der permanente globale Krieg, ein Krieg, der außerhalb eines bestimmten territorialen Raums andauert, dessen Bühne die ganze Welt ist, ein Krieg, in dem der Feind stets ein zersetztes Profil aufweist. Auch wird es keiner verfehlen, unmittelbar die Rolle zu erfassen, die Spanien seit sofort (von anfang an, d.Ü.) in dieser Landschaft inne hatte und seine Gründe.

Gestern sind viele Leute gekommen, die es nicht ertragen haben, passiv fernsehnzuschauend zu Hause zu bleiben, sie sind raus gegangen auf die Straße, um sich mit anderen zu treffen und über ihre Zweifel und Ängste zu sprechen, um sich darüber Gedanken zu machen, was man ab jetzt machen könnte, damit nicht alle kritischen Stimmen und alternativen Praktiken neutralisiert werden. So wie viele Menschen am 11. September mit klarer und lauter Stimme sagten, dass die Tragödie auf keine Weise ein ''Blankoscheck'' für die Regierung der USA sein dürfe und dass sie auf keinen Fall wollten, dass nur Bush sich dadurch ausschließlich seine Ängste zu interpretieren legitimieren könne. Dass Demokratie nicht dadurch verteidigt wird, in dem sie dadurch vernichtet wird, dass die Grundfreiheiten durch Sondergesetze und Maßnahmen des Ausnahmezustands widerrufen werden, in dem die Kontrolle über alle Lebenssphären intensiviert und Panik in die globale Psyche injiziert wird und direkt oder indirekt Pogrome gegen den ''Feind'' promotet werden - gegen die ''Anderen'' (Araber, Migranten ohne Aufenthaltserlaubnis).

Was wird heute bei der Demonstration passieren, zu der aufgerufen wurde, um den Anschlag zu verurteilen (und zugunsten der Verfassung)? Sehr viele Leute, die auf die Straße gehen werden, werden mit absoluter Sicherheit die selben sein, die gegen den Krieg gegen den Irak protestiert haben, und sie werden Träger des gleichen Geistes sein. Werden die Politiker das Alles formatieren können, werden sie die Zivilgesellschaft in einen Stummen Reflex des Staates konvertieren und die soziale Vielfalt in ein (in der Hauptsache, obwohl Dutzende Migranten mit oder ohne Aufenthaltsgenehmigung gestorben sind, ''spanisches'') Volk, das eine einzige Stimme hat und ihn rentabel machen? Was wird man hören können? Wird man andere Fragen stellen können? Wir werden sehen. Auf jeden Fall gibt es am 20. eine Demonstration, zu der vom sozialen Forum in Paris aufgerufen wurde, gegen den globalen Krieg. Eine Demonstration, diesmal, die von den sozialen Bewegungen einberufen und organisiert wurde, die jetzt die immense Verantwortung haben, diese in eine offene, plurale und multitudinäre Demonstration gegen die Logik des globalen Krieges zu verwandeln, die sich gestern auf brutale Weise in Madrid konkretisiert hat.

Madrid ist heute versehrt erwacht, der Himmel hat sich verfärbt und der Regen stopft die Seelen voll mit Traurigkeit und Schweigen. Werden wir in der Lage sein, nach vorne zu blicken, werden wir in der Lage sein, über das was geschehen ist, nachzudenken und von Unten das Wort, den Ausdruck, die Initiative und die Hoffnung zurückzugewinnen?


 http://acp.sindominio.net/article.pl?sid=04/03/12/144241&mode=thread&threshold=0
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Ergänzungen

Weiterer Text

Mac 12.03.2004 - 19:57
Alternativdemos in Barcelona und Valencia

Heute Abend demonstrieren soziale Bewegungen und Linke vor dem Katalanischen Sitz der Partei Aznars. Aus IMC Barcelona

 http://de.indymedia.org/2004/03/76816.shtml