Hamm: Die antideutsche Einheitsfront

Aussteigerin 23.01.2004 20:31 Themen: Antifa
Die Antifademo am 17.1.2004 in Hamm kann als endgültiger Bruch in der antifaschistischen Linken NRWs, möglicherweise sogar bundesweit betrachtet werden. Die sich "antideutsch" nennenden Antifagruppen verteidigten nach der Demo entweder trotzig und inhaltlich schwach ihr Vorgehen, oder forderten dazu auf, nicht pauschal von "den Antideutschen" zu reden. Gerade dies mutet etwas seltsam an, sind pauschale Rundumschläge doch sonst ein Markenzeichen dieser Politik.
Die Vorgänge auf der Demo selber sind mittlerweile mehrfach ausführlich geschildert worden, verwiesen sei dabei besonders auf diesen zwar parteiischen, aber sachlichen und wahrheitsgetreuen Bericht:  http://de.indymedia.org/2004/01/72232.shtml

War im Vorfeld der Demo die Bitte geäußert worden, keine Israelfahnen mitzubringen, stieß deren Erscheinen bei der Auftaktkundgebung auf dem Bockum-Höveler Marktplatz aber auf keinen Widerspruch. Ist bei der Thematik der Nazidemo ("Solidarität mit Palästina") die Israelfahne doch durchaus eine angemessene Reaktion, auch wenn große Teile der restlichen Demo ihre Israelsolidarische Haltung nicht zum einzigen Thema und Postulat ihrer Politik und der Demo selber werden lassen wollten. Zudem stellt sich die Frage, inwieweit man die Nazis als Themen- und Taktgeber einer radikalen Linken akzeptieren möchte. Die antideutsche Haltung fällt damit wieder hinter längst vergessen geglaubte, rein reagierende Politikmuster zurück. Seltsam ist auch die Präsenz einiger Ruhrgebietsgruppen, die ihre Aktivität sonst allein auf unbedeutende Publikationen oder apodiktische Veranstaltungen gelegt haben und sich bei Aktionen kaum noch blicken lassen. Scheinbar ist in deren Wahrnehmungsfeld eine Nazidemo deutlich antisemitischer geprägt, wenn sich diese explizit dem Thema Israel widmet. Das verharmlost jede sonstige Nazidemo, ihre Aufrufe und Reden, die nur so von Lobreden auf die antisemitische Volksgemeinschaft strotzen und dem "Antikapitalismus" in Form eines Vernichtungsantisemitismus huldigen.

Nun hatten die Nazis aber mit dem Codewort gelockt und die Antideutschen waren ihrem Pawlowschen Reflex gefolgt. Die selbsternannte Avantgarde der Antideutschen, die Antifa Duisburg und die/der K(lub) I(ntim) Dortmund ließen es sich dann aber nicht nehmen, ihren großen Galaabend einzuleiten und entrollten einige USA Fahnen, sowie ein überdimensioniertes Transpa, das allein eine US Fahne darstellte. Selber nennen sie dieses kindische Gehabe "Denkanstöße", was aufschlussreiche Rückschlüsse auf ihre eigenen Denkstrukturen zulässt.

Dieses Vorgehen der Antifa Duisburg stellte aber bereits ihre Light-Version dar, hatten eben diese und Einzelpersonen und Gruppen aus Mühlheim und Dortmund intern eine Blockade der Antifademo angedacht, was sie mittlerweile auch offen zugeben ( http://de.indymedia.org/2004/01/72673.shtml), zuvor in Kommentaren auf Indymedia jedoch von antideutscher Seite als reine Erfindung abgetan wurde.
Ziel der Antifa Duisburg war nach internen Bekundungen, die Spaltung der Demo, wobei auch deren völliges Scheitern einkalkuliert bzw. gewünscht war.

Als Beweggründe für diese Aktion werden u.a. die angebliche Beteiligung der indiskutablen Autonomen Antifa Lüdenscheid an Vorbereitung und Durchführung der Demo (nach Kenntnisstand der Duisburger sogar als Demospitze, oha!) und der Aufruf der Antifa Hamm ( http://www.antifa-hamm.de), der nicht explizit genug Israelsolidarisch sei, angeführt.
Wir können also festhalten:
- die Antifa Duisburg und Freundeskreis ziehen sich sonst aus jedem organisatorischen Zusammenhang zurück, wissen aber trotzdem bestens über diesen Bescheid (der Vorwurf in Bezug auf die AAL ist natürlich aus der Luft gegriffen)
- die Antifa Duisburg, hier als allgemeiner Vertreter antideutscher Positionen in Erscheinung tretend, darf bestimmten, ob ein Aufruf Israelsolidarisch genug ist und ihren sonstigen Ansprüchen genügt. Betrachtet man die Bedeutungslosigkeit der entsprechenden Gruppe(n), fragt man sich, woher sie diese Deutungshoheit nehmen. Zudem stand jeder Gruppe im Vorfeld eine Beteiligung am Vorbereitungsbündnis offen, nicht wahrgenommen haben diese Option die antideutschen Gruppen, die später einen eigenen Aufruf veröffentlichten ( http://www.no-nazis.de)

Die Präsenz der USA Fahnen rief aber nicht nur einige wenige unappetitliche Aussagen von vereinzelten Personen hervor (die im Anschluss natürlich auf den gesamten nicht-antideutschen Block übertragen wurden, dort aber ebenfalls auch Unmut stießen, nicht umsonst skandierte die Demospitze "Solidarität mit Israel", aber was man nicht hören und sehen will, wird halt nachträglich zurechtgebogen), sondern löste auch im antideutschen Block interne Streitigkeiten aus. Einige Gruppen fanden diesen "Denkanstoß" scheinbar gar nicht so produktiv wie die stars&stripes Schwenker und verließen die Demo teilweise sogar. Dies dürfte somit auch die Spaltung innerhalb der antideutschen NRW Gruppen vertieft haben, die sich unlängst zerstritten hatten, was deren NRW-Orga-Versuch zeriss. Infolge dieser Streitigkeiten planten einige antideutsche Antifagruppen auch einen weiteren Aufruf, da ihnen der www.no-nazis.de Aufruf nicht antideutsch genug war.

Von diesen Meinungsverschiedenheiten war auf der Demo aber nichts zu merken, vielmehr gab man sich nach außen als monolithisches, antideutsches Gebilde und verteidigte die USA Fahnen. Mit einer weiteren Verhärtung der Fronten versuchte der antideutsche Block, der sich vorher in keiner Weise an Vorbereitung und Organisation der Demo beteiligt hatte, sogar sich an die Spitze der Demo zu setzen und forderte dies weiterhin trotzig nach dem Scheitern dieses Versuches. Nicht nur angesichts der Zahlenverhältnisse eine Unverschämtheit und ein Witz zugleich.
Als nach der Demo dann allgemein "das antideutsche" Verhalten und Vorgehen kritisiert wurde, jammerten etliche Antideutsche rum und forderten eine differenziertere Sichtweise, schließlich hätten nicht alle Antideutschen eine US-Fahne getragen.
Es stellt sich die Frage, wieso die entsprechenden Gruppen, denen ein kritisches, distanziertes Verhältnis zu der Aktion der Antifa Duisburg gar nicht abgesprochen werden soll, eine solche Differenzierung zugestanden werden soll. Weder auf der Demo, noch im Nachhinein waren kritische Stimmen von ihrer Seite zu hören, ganz im Gegenteil, am 17.1. verteidigte man geschlossen die Präsenz der USA Fahnen und schmetterte jede Kritik daran als antizionistisch oder gar antisemitisch ab, in höhnischem Ton wurden die vermeintlichen Dorfantifas belächelt.

Solange aber "die Antideutschen" jede Abweichung von ihrer Position mit allen Mitteln bekämpfen und mittlerweile auch in Israelsolidarischen Teilen der Linken die "antisemitische Internationale" ausmachen, kann ihnen kein differenzierter Blick zugestanden werden.

Eine Zusammenarbeit zwischen antideutschen und nicht-antideutschen Antifas wäre auch in Hamm realisierbar gewesen, zerstört hat diese Möglichkeit die antideutsche Dogmatik und die Unfähigkeit der kritischeren Gruppen, sich von Hardlinern wie der Antifa Duisburg zu distanzieren und sich damit andere Handlungsmöglichkeiten, außer simpler Provokation und Polemik offen zu halten. Solange dies nicht geschehen ist, gilt es weiterhin die Antideutschen zu bekämpfen, als Ganzes, so wie sie sich nach außen geben!
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Ergänzungen

antideutsche ausm pott

sxe 23.01.2004 - 20:35
"Man kennt sie, die Leute, die vor aller Öffentlichkeit verbrennen, was sie einmal angebetet, und anbeten, was sie einmal verbrannt haben, weil sie sich geändert haben, aber auch, weil sie das Bedürfnis haben, dort gesichtet zu werden, wo sie den Zeitgeist vermuten. Was sie nicht wollen: unsichtbar bleiben oder als Verteidiger einer Sache gelten, die sie für verloren halten. Wer hätte etwas gegen Lernprozesse? Gegen die Korrektur von Überzeugungen und Meinungen, die der sich Ändernde als irrig erkannt hat? Gegen die Kontrolle der Theorie mit Hilfe erfahrbarer Praxis? Aber gegen den ostentativen und aggressiven Hemdenwechsel, dem kein Sauberkeitsbedürfnis zugrunde liegt, läßt sich wohl doch dieses und jenes einwenden, schon gar dann, wenn er mit der Denunziation der vermeintlich unsauberen Hemden einstiger Gesinnungsgenossen verbunden und von einem gewissen Opportunismus nicht ganz frei zu sein scheint."
Walter Boehlich

Artikel ist völliger Humburg

Anmerker 23.01.2004 - 21:04
Die Antideutschen sind Teil der K-Gruppen-Szene und als dieser nicht besser oder schlechter als irgendwelche Mao- oder Stalin-Sekten.
Mit antiautoritären oder libertären Linken gabs nie Gemeinsamkeiten. Was soll also das Gefasel von wegen "Bruch"???

siehe auch

hier 24.01.2004 - 00:19

Antideutsch ist Amokdeutsch

einer 24.01.2004 - 10:20
Die Anti-Deutschen sind in erster Linie Deutsche, und zwar, wie sich bei näherem Hinsehen zeigt, von der übelsten Sorte. ...etc?

Lust weiter zu lesen? Dann nutz den Link :p

 http://www.trend.partisan.net/trd7802/t167802.html

die Mauer muss weg

Frontstadt Hooligan 24.01.2004 - 11:14
Eigentlich ist das ganze Trara ein bißchen übertrieben, aber vielleicht erreichts ja auch mal ein paar Leute in der Szene die sonst außer halb der Diskussionrunden stehen.

Diesen Bruch gabs schon länger nicht nur in NRW, längerfristig ist sollte mensch daraufhin arbeiten, die Strukturen ohne die AntiDs (zumindest die Hardlinerfraktion) funktionieren zu lassen. Auf lokaler Ebene ist es aber teilweise noch unumgänglich, bzw, auch ok wenn die halt noch Anti-Nazi-Arbeit machen. Zumal nicht alle AntiDs so ein Verhalten zeigen, und sich durchaus auch einfach nur an Antinazi-Aktivitäten beteiligen. Da find ich einen künstlichen Bruch nicht nur unnötig, sondern auch absolut schädlich. Wie zum Beispiel bei den venceremos-Leuten aus dresden  http://venceremos.antifa.net

Also die, die nicht mehr mitspielen wollen und nur noch rumstänkern, außen vor lassen. Ansonsten nix überstürzen.

Jetzt aus indy-Kommentaren zu schließen, daß die AntiDs sich unreflektiert verteidigen, ist etwas gewagt, da überhaupt nicht klar ist wer da schreibt mit welchem background, und woher überhaupt. Auf indy gibt halt jeder gern sein Senf dazu. ;-)

das ende der Fahnenstange

anti 24.01.2004 - 13:17
Unabhängig vom Inhalt des Beitrags ist dieser im
speziellen und die Demo in Hamm im allgemeinen wieder
einmal ein super Beispiel wie innerhalb der Antifa mit
internen Informationen umgegangen wird.
Die Tatsache dass Indymedia von Nazis gelesen/benutzt wird
und auf jeder zweiten Kameradschaftsseite verlinkt ist,
scheint im Ruhrgebiet wohl gerade denjenigen, die ihre
Hauptarbeit im Antinazikampf sehen, weitestgehend egal zu
sein. Im Gegenteil werden ständig Steilvorlagen für
Anti-Antifa-arbeit fabriziert (dass die Kameradschaft Hamm
auf ihrer Seite Indymedia-Texte in der Rubrik
Feindbeobachtung veröffentlicht ist nur der sichtbare Teil
der Geschichte)
Es hat schlichtweg keineN der/die nicht in die Strukturen
eingebunden ist zu interessieren welche Gruppen aus
welchen Städten was besprechen und welche
Organisationsformen, -projekte oder ähnliches innerhalb
der Strukturen diskutiert werden (wie schlimm oder gut die
VerfasserInnen dies auch finden mögen) solange sie nicht
von den Gruppen selbst öffentlich gemacht werden.
Das gleiche gilt für Ergebnisse aus Vorbereitungstreffen
die schon im Vorfeld der Demo veröffentlicht wurden oder
für irgendwelche "Ergänzungen" zu den Vorfällen bei der
Info-Veranstaltung.
Einziger Zweck dieses Verhaltens ist Profilierungsdrang
und billige Stimmungsmache (und das unter dem Namen
irgendwelcher nicht-existierender Gruppen (bsp. a.g.r.o.)
die für derartiges handeln nichtmal verantwortlich gemacht
werden können)
Wofür haben Gruppen eigentlich e-mail adressen???
Wofür gibt es denn die Treffen und den internen
Austausch???
Wer diesen existenziellen Grundsatz für eine wie auch
immer inhaltlich ausgerichtete Antifa-Arbeit nicht
begreift sollte sein/ihr antifaschistisches Engagement
beim Verfassungsschutz ausleben.

Angesichts solcher Zustände kann man nur noch dankbar
sein, dass die Auffassungsgabe/ das Halbwissen der
SchwätzerInnen anscheinend nicht ausreicht die Situation
wahrheitsgemäß wiederzugeben. Rechtfertigungen und
inhaltliche Antworten auf solche Texte zu geben würde bedeuten das Spielchen mitzuspielen.



während ihr euch zofft...

danke! 24.01.2004 - 15:15
...machen die nazis in hamm stress! greift den leuten vor ort unter die arme, anstatt auf deren rücken diskussionen auszufechten!

-->  http://de.indymedia.org/2004/01/72741.shtml

Ich wollte nur neutraler Weise sagen, daß....

che 24.01.2004 - 23:49
die "Solidarität mit Israel" (www.no-nazis.de) Demo in Hamm (die ja eigentlich ein ganz anderes Motto hatte) auch auf der Page www.juden.de verlinkt wurde.
Das ist in der Weise interessant, weil sonst nicht viele Antifa Seiten darauf verwiesen und das die wohl näheren Kontakt haben und Leute jüdischen Glaubens die, die Antideutschen unterstützen...

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