Programm des Weltsozialforums

Roberto Greco 15.01.2004 19:42 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Wie ist das Programm des Weltsozialforums gestaltet? Die vierte Auflage des Weltsozialforums, das von Porto Alegre in Brasilien nun nach Mumbai in Indien zog, soll den selbst organisierten und autonomen Initiativen einen breiten Raum bieten.
Das Programm

Wie ist das Programm des Weltsozialforums gestaltet? Die vierte Auflage des Weltsozialforums, das von Porto Alegre in Brasilien nun nach Mumbai in Indien zog, soll den selbst organisierten und autonomen Initiativen einen breiten Raum bieten. Die Strukturen des Sozialforum wie das Internationale Sekretariat und der Internationale Rat sowie das indische Vorbereitungskomitee zeichnen nur für einen Teil der Aktivitäten des Programms verantwortlich. Täglich finden diverse Veranstaltungen statt, die von der Basis organisiert, in den dafür zur Verfügung gestellten Örtlichkeiten abgehalten werden. Vorgesehen sind u.a.: eine Versammlung für 15-20000 Menschen, einen runden Tisch für 4000 Menschen, 3 Diskussionsrunden für 4000 Menschen, 200 Seminare für 50 bis 1000 Teilnehmer. Weiterhin ist Raum für spontane kulturelle Veranstaltungen gegeben, für Theater, Tanz und Lyrik, Filmvorführungen, künstlerische Ausstellungen. Es sind Plätze vorgesehen, die zur Herstellung von Allianzen und Debatten dienen sollen, andere sind Plätze des Widerstandes an denen über die Aktivitäten des sozialen und politischen Kampfes berichtet wird. Die Organisatoren haben für die Plenumsdiskussionen und runden Tische vorgesehen, dass sie sich entlang folgender Themanachsen konstituieren: Imperialistische Globalisierung, Patriarchat, Militarismus und Frieden, Integralismus und religiöser Fundamentalismus, Kastenunterdrückung und Rassismus. Alle anderen Veranstaltungen werden eigenverantwortlich von den Teilnehmern organisiert werden. Die Organisatoren haben lediglich die Funktion, die Seminare zu den gleichen Themenkomplexen einzuteilen.



Die Themenachsen

Militarismus, Krieg und Frieden

Diskussionen zu: Der globale und permanente Krieg; Strategien der USA und Widerstand; Das Recht der Völker auf Selbstbestimmung; Militarismus und Unterdrückung der Frauen; Krieg und Kontrolle der Naturressourcen; Die Rolle der UNO; Konsequenzen aus der Aggression gegen den Irak; Palästina; Globale und nukleare Abrüstung; Internationales Recht und Krieg; Staatsterrorismus, zivile und politische Rechte;

In diesem Kontext organisiert das Koordinationskomitee der demokratischen irakischen Opposition am 17. Januar die Konferenz "Für ein Ende der Besatzung im Irak". In Abstimmung mit den irakischen Delegierten werden einige amerikanische ONG's (American friends service committee, Global exchange, Center for changes, Center for research and social change) eine Versammlung abhalten mit dem Thema: "Globaler Krieg und Frieden oder Krieg und Imperium?" Während der vier Tage wird sich auch die internationale Antikriegsbewegung treffen, um über die aktuelle Situation zu diskutieren und Strategien auszuarbeiten.

Medien, Information, Bildung und Kultur

Diskussionen zu: Gegen die Vermarktung der Information; Kultur, Pluralismus und Konzentration der Massenmedien; Sponsoren und Zensur; Alternative Medien; Manipulation der Bilder, Krieg und Kriegsberichterstattung; Kunst und soziale Transformation; Die Kultur des Dissenses; Die Privatisierung von Wissenschaft und Bildung; Patente und Verlust von Wissen; Genetik - Ingeniering; Patente und Vielfalt des Lebens; Zugang zu Bildung für die dritte Welt; Technologie und Information: Opportunität und Herausforderung; Medien als Mittel der Ausgrenzung und Räume für den demokratischen Kampf;

Die Free Software Foundation Indien organisiert ein Treffen mit dem Titel: "Freiheit zählt!" Von 17. - 20. Januar werden Veranstaltungen zum Thema freie Software stattfinden. Attac Deutschland hat eine Veranstaltung zum Thema Globalisierung und Fernsehen vorgeschlagen.

Demokratie, Ökologie und ökonomische Sicherheit: Schulden und Handel

Beiträge und Diskussionen zu: Kritische Analyse des Weltwährungsfonds; Weltbank und WTO; Institutionen der kapitalistischen Globalisierung; Trennung von ökonomischem Wachstum und Verbrauch der Ressourcen; Die Macht der Finanzmärkte brechen; Landwirtschaftliche Abkommen und Nahrungsmittelsouveränität; Gleicher Handel; Nafta und weitere bilaterale Verträge;

Am 18. Januar wird International development economics associates eine Veranstaltung zum Thema "Instrumente des Imperialismus: Krieg, Handel und Finanzen" durchführen. Am 19. Januar trifft sich das Wissenschaftsnetzwerk Transform zum Thema "Globalisierung, Imperialismus und Imperium".

Demokratische und verträgliche Entwicklung

Diskussionen dazu: Erde und Landwirtschaft; Privatisierung der fundamentalen Dienstleistungen; Energie, Wasser, Transport, Telekommunikation; Klimawandel; Protokoll von Kyoto; Biosicherheit, genveränderte Lebensmittel; biologische Diversität; Armut der Frauen und Emigration; Demokratische Kontrolle der gesellschaftlichen Werte; Innovative Modelle einer verträglichen Entwicklung;

Am 19. Januar wird die Union der indischen Straßenhändler eine Veranstaltung zum Thema Straßenhandel und Globalisierung. Am 18. 1. trifft sich Human rights law network zum Deportation und urbane Entwicklung. Und am 18.1. diskutiert das Weltforum der sozialen Netzwerke zur Frage der Rolle Asiens in den Reformen der UN. Am 17.1. trifft sich das Forum der Zivilgesellschaften zum Thema Wasser. Am 19.1. werden die Stimmen der afrikanischen sozialen Bewegungen laut, organisiert vom Afrikanischen Sozialforum.

Arbeit, Beschäftigung und soziale Reproduktion

Diskussionen dazu: Das Schaffen und die unterschiedliche Verteilung des Reichtums: Geld- und fiskalische Politik für die Werktätigen; Die Logik des Profits in der Arbeit; Fabrikschließungen; Abwanderung von Produktion und gewerkschaftliche Bewegung; Gewerkschaft und informaler Sektor auf kleiner Stufenleiter; Protektionismus und Arbeit der Emigranten; Neue Technologien und Automatisierung; Die bedrängende Situation der Arbeiter und Arbeiterinnen; Das Ende der Arbeit und weitere Theorien; Wertung der Hausarbeit und der sozialen Reproduktion; Gewerkschaften beim Aufbau der globalen sozialen Bewegung;

Für den 18. Januar hat die Föderation der internationalen Metallarbeitergewerkschaft ein Seminar zum Thema "Arbeit und verträgliche Entwicklung" angesagt.

Soziale Bereiche

Diskussionen dazu: Ernährung, Gesundheit, Erziehung, soziale Sicherheit; Auswirkungen der sozialen Dienstleistungen; GATS; soziale Sicherheit; Renten und Gesundheitswesen; Vermarktung von Gesundheit und Bildung; Das Recht auf Kindheit; Politische Konzepte der Geburtenkontrolle; Reproduktion, Gesundheit, soziale Rechte;

Am 18. Januar referiert das kommunale Sekretariat für Bildung aus Porto Alegre zum Thema: "Schule für den Bürger: ein Bildungsprojekt für die Emanzipation der Bevölkerung; Am 17. Januar hat die italienische Provinz Toscana eine Veranstaltung mit dem Thema angesagt: "Die Landwirtschaft nach Cancun".

Ausgrenzung, Diskriminierung, Würde, Recht, Gleichheit: Nation, Staat, Staatsbürgerschaft, Gesetz und Recht

Diskussionen zu: Staat, Zivilgesellschaft und Nachtteile der Kastenlosen; indigene Populationen; ethnische, linguistische und religiöse Minderheiten; Situationsbedingte Veränderungen und legale Szenarien durch Arbeit und Recht in der Globalisierung; Verlust der ökonomischen Souveränität in der Globalisierung; Liberalismus und Auswirkungen auf benachteiligte gesellschaftliche Bereiche; Rasse, Migration und Staatsbürgerschaft; Auswirkungen der Globalisierung auf legale, institutionelle Szenarien der Entscheidungsfindung; Militarisierung des Staates und Erosion der zivilen Freiheiten; Wohnungsmangel und Diskriminierung; Flüchtlinge, Schutzsuchende, Migration, Rassismus und Menschenrechte; Alternative Visionen, Experimente und Kampf für eine pluralistische, radikale und einbeziehende Demokratie; Autonomie, Loslösung, Versöhnung;

Am 19. wird die Koalition der Bewegung Habitat eine Veranstaltung unter dem Thema Charta des Stadtrechts abhalten. Am 20. veranstalten All India human rights und Citizen opion eine große Konferenz zur Frage des Respekts vor den Menschenrechten. Es werden 20000 Menschen erwartet.

Kaste, Rassen und andere Formen der Ausgrenzung

Diskussionen dazu: Ausgrenzungen durch den Markt; Analyse neuer Formen der geschlechtlichen Ausgrenzung; Die doppelte Ausgrenzung der Frauen in marginalisierten Gesellschaften; Wiedergeburt der Stereotypen; neue Stimmen der sozialen Bewegungen;

Die Plenumsdiskussion am 19 Januar, veranstaltet von der indischen Konferenz der Organisationen Dalit, ist dem Weltforum der Würde gewidmet.

Religion, Kultur, Identität

Globalisierung, Homogenität und Pluralismus; Kulturimperialismus und Identitäten der Subordination; Globalisierung und kultureller Widerstand; Fundamentalismus und sexuelle Identität; Ausbreiutng der Stereotypen;

Am 19.1. findet ein Konvent "Religiöse Identität und Demokratie" statt.

Patriarchat, Geschlecht, Sexualität

Patriarchat und Kapitalismus; Rechte der Frauen; Das globale Szenarium; Privatsphäre, Konstitution und Menschenrechte; Frauen und Männer, von der Gleichheit der Rechte zur effektiven Gleichheit; Gegen Geschlechtertrennung bei der Arbeit; Die Freiheit der Frauen innerhalb der Gesellschaft; Recht auf sexuelle Identität: von der Forderung nach Rechten zur Forderung nach Identität:

Am 17. Januar veranstaltet Asr resource centre eine Diksussion zum Thema Frauen in Konfliktsituationen. Am 18. Januar rufen die demokratischen Assoziationen indische Frauen zu einer Diskussion mit dem Thema auf: Sich dem Imperialismus widersetzen: Frauen und ökonomische Rechte.
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Ergänzungen

Einbindung etc.

HanZ 16.01.2004 - 14:24
Die sozialen Bewegungen, die im Sozialforum repräsentiert werden, sind zu groß, um ignoriert oder unter Druck gesetzt zu werden. Die Regierenden versuchen es daher mit Umarmungs- und Eibindungsstrategien. Bestimmte Teile der Bewegungen werden von staatlichen Institutionen unterstützt, um so Einfluss auf die Bewegungen zu bekommen.
Renate Müller aus dem Auswärtigen Amt ist beispielsweise auf dem WSF, um am Beispiel Deutschlands zu erläutern wie gerecht die Globalisierung sein kann (!!!). Mich würde interessieren, wie die Reaktionen beim WSF auf Politikerauftritte sind.