1. Streiktag an der Uni Hamburg

aie 14.01.2004 23:50 Themen: Bildung
3 Gebäude bestreikt, 48h Bildungsmarathon zu Ende, Jubeldemo, Alternativprogramm wächst, Besetzung der MOPO
Ab dem frühen Morgen wurden drei Gebäude bestreikt: Der Phil-Turm (Sprach- und Geisteswissenschaften), das Pädagogische Institut (PI, die neuen Lehrer) und das Geomatikum (Naturwissenschaften). Morgen soll zusätzlich noch der Pferdestall (Soziologie und PoWi), in dem heute ein 48h Bildungsmarathon zu Ende ging, bestreikt werden.
Um 12 Uhr startete eine lautstarke Jubeldemo vor dem Audimax, die über den gesamten Campus und durch Mensen und Gebäude zog.
Mit fortschreitender Streikdauer wächst auch die Zahl der von Studierenden oder Lehrenden angebotenen Alternativ-Veranstaltungen im Rahmen des Streiks.
Gegen 17 Uhr besuchten über 50 Studierende die MOPO und wollten ihren Artikel drucken lassen. 13 von ihnen wurden von der Polizei ED-Behandelt.
 http://de.indymedia.org/2004/01/71907.shtml
 http://de.indymedia.org/2004/01/71888.shtml
 http://de.indymedia.org/2004/01/71881.shtml

Bereits am Dienstag Abend versuchten Studierende die Tagesschau zu nutzen um ihr Millionenpublikum zu erreichen.
 http://de.indymedia.org/2004/01/71868.shtml
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Ergänzungen

warum wird in hh nie die Physik bestreikt!?!!

Manuel Hohman 15.01.2004 - 07:43
das ist echt doof!

Doch, wurde ;)

Langzeitstudent 15.01.2004 - 10:18
Hi Manuel,

beim letzten Streik (1997?, Verabschiedung des II. HRG) zeigte
sich die Physik sogar sehr streikbereit, und diverse Leute aus der Fachschaft brachten sich z.B. auch im Streik-Komitee des Asta ein ;) - Leider fing der Streik damals vor den Weihnachtsferien an, und hielt auch genau bis zur Woche nach diesen :(

Bei diesem Streik bringen sich auch jetzt schon einzelne Menschen aus
der Physik ein, ob sich - z.B. nach eine FB-VV - der Fachbereich
als ganzes einbringt bleibt abzuwarten, allerdings sehe ich die
Chancen hierfür - wenn es hochkommt - bei 50/50, weil es der Physik
ja im Gegensatz zu anderen FB's (noch) sehr gut geht, und in den
nächsten Wochen die Semester-Abschluß Klausuren geschrieben werden
(Scheinkriterium: keine Klausur: kein Schein).

So habe ich - gerade in Deinem Semester(!) - sehr solidarische Menschen
in der Physik erlebt, hatte aber im Gegensatz dazu gestern auch ein
Telefonat mit jemanden aus dem FB, der sich schon sehr massiv über
die evtl. Möglichkeit eines Streiks in der Physik und eines evtl.
Scheinverlustes beschwerte (zu den Punkten auf seinen Zetteln halte
ich mich mal zurück).

Aber lezendlich würde nur eine VV des Fachbereichs hier Klarheit
bringen - aber: so streikfaul sind Physiker eigentlich nicht ;)

Grüße, bis Freitag,

der Langzeitstudent ... ;)


Uniweiter Streik?

studi 15.01.2004 - 14:47
Von einem uniweiten Streik, wie er auf der Vollversammlung beschlossen wurde, kann wohl kaum gesprochen werden. Bestreikt (bzw. blockiert) werden ironischerweise fast ausschließlich die Geisteswissenschaften, die hier in Hamburg sowieso gnadenlos plattgemacht werden sollen, weil sie nicht "wirtschaftlich verwertbar" sind. Bei den wirtschaftlich verwertbaren Juristen, Wirtschaftswissenschaftlern etc. läuft der ganz normale Betrieb, vom Streik bekommen die wenn überhaut höchstens aus der Zeitung was mit.

Dieser ganze Streik 3 Wochen vor Semesterende, der nur von einer Minderheit der Studenten getragen und befürwortet wird, ist faktisch wohl eher eine "Aussperrung" und bringt leider gar nichts. Mit 3 Wochen Unistreik lassen sich die politisch Verantwortlichen wohl kaum unter Druck setzen. Für sehr viele Studenten bedeuten diese 3 Wochen Streik aber keine Scheine, d.h. Verlust einens ganzen Semesters, was für viele BäföG-Empfänger gleichtzeitig auch den Verlust ihrer finanziellen Existenzgrundlage bedeutet.

geomatikum wird nicht mehr vollbestreikt

sal 15.01.2004 - 15:37
auf der heutigen vollversammlung der studenten des geomatikums wurde beschlossen, den blockadestreik zu beenden.
nur ca. 1/3 der 120-150 anwesenden hatten für eine fortsetzung des vollstreiks plädiert- jedoch herrschte einigkeit, weitere aktionen (auch und vor allem in der öffentlichkeit) durchzuführen.
als kleinster gemeinsamer nenner für die proteste wurden die forderung nach demokratischer mitbestimmung und selbstbestimmtem studieren von allen akzeptiert. eine deutliche mehrheit steht jedoch auch hinter den anderen auf der uni-vv beschlossenen forderungen.


leider fehlte bei vielen völlig das verständnis, dass der streik für intensive und vor allem von vielen getragene proteste unerlässlich ist -- vielleicht auch auf den miserablen informationsfluss zum geomatikum zurückzuführen.
schade insgesamt, aber mit derartig wenig rückhalt ist ein vollstreik wenig produktiv und wäre über kurz oder lang eh zusammengebrochen...

Geomatikum hat sich halt dagegen entschieden

Mathematiker 15.01.2004 - 16:03
Das Geomatikum hat sich auf der VV nunmal dagegen entschieden, und zwar mit einer noch deutlicheren Mehrheit, als der gesamte Streik sie auf der VV am Dienstag hatte. Und das Geomatikum hat auch, mit sehr großer Mehrheit, entschieden, Aktionen durchzuführen aber den Unibetrieb trotzdem aufrechtzuerhalten. Die erste Aktion fand gleich im Anschluss statt, die nächste morgen. Unser Dekan hat den Professoren geraten, den Stoff der nächsten Zeit so zu gestalten, dass ausreichend Raum für Aktionen bleibt und ggf. Nachholveranstaltungen anzubieten. Das Geomatikum ist also dennoch aktiv, und dass wir nicht streiken, im Sinne von blockieren und Veranstaltungen ausfallen zu lassen, bedeutet nicht, dass wir kein Solidaritätsbewusstsein haben.

Zu "uniweiter Streik ?"

PSE 15.01.2004 - 19:11
Hallo Studi, da hast du wohl etwas nicht ganz mitgekriegt:
Zum einen:
Der Streik an sich ist nicht das Druckmittel, mit dem die politisch Verantwortlichen unter Druck gesetzt werden sollen oder können, sondern die Aktionen, die gemacht werden, wenn gestreikt wird. Insofern macht dieser Streik sehr wohl Sinn, denn er sorgt für Raum und Zeit, in dem diese Aktionen geplant und durchgeführt werden können. Wir haben angesichts der vorgezogenen Bürgerschaftswahlen jetzt die Möglichkeit aktiv in den Wahlkampf einzugreifen und damit auch die Möglichkeit dafür zu sorgen, daß unsere Forderungen in der Politik der nächsten Jahre umgesetzt werden. Wenn du dich aktiv am Streik, bzw. an den Aktionen oder inhaltlichen AG's beteiligen würdest, die ihn begleiten, anstatt zu Hause zu sitzen und destruktive Statements zu posten, dann könntest auch du diesen Druck erhöhen.
Zum anderen solltest du vielleicht einmal überprüfen, ob an dem Gerücht, dich könne dieser Streik deine Scheine, bzw. das "ganze Semester" oder sogar deine Existenzgrundlage kosten, wirklich etwas dran ist. Die Streik-Erfahrungen der letzten Jahre hat dies nämlich nicht gezeigt! Kein Mensch nimmt dir dein Bafög, bloß weil du dich am Streik beteiligt hast! (Ganz nebenbei: ich sprech da aus Erfahrung!)
Wenn du ehrlich um deine, bzw. vielleicht sogar auch um die Existenzgrundlage deiner Kommilitonen und -innen besorgt bist, dann ist genau jetzt die Zeit für dich gekommen deinen Arsch hochzukriegen und dich konstruktiv in die Aktivitäten im und um den Streik einzubringen!!!

@studi

der nestscheißer 15.01.2004 - 19:22
auch bei den ökonomisch verwertbaren jurist/innen fallen ca. 25% der studienplätze weg, scheinbar akzeptieren diese das jedoch - was "gesetzlich" ist, wird vom juristisch konditionierten subjekt in aller regel nicht hinterfragt. aber auch darüber hinaus ist die haltung unter studis (und anderen menschen in der brd) weit verbreitet, dasjenige, was von oben kommt, hinzunehmen - frei nach der devise "wenn sie mir den kopf abschlagen, freue ich mich darüber, dass ich den rest des körpers behalten darf"

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