MOPO-Besetzung in HH (Fotos)

Claudi Mopo 14.01.2004 21:47 Themen: Bildung Medien
Heute besetzten über 50 Studierende die Redaktion der Morgenpost in Hamburg.
Kurz vor 17 Uhr gingen über 50 Studierende in die Redaktionsräume der Hamburger Morgenpost. Dort forderten sie die Gestaltung der Titelseite und einen Artikel in der nächsten Ausgabe.
Die Situation war zwiespältig. Während ein MOPO-Mitarbeiter verkündete, dass die Polizei gerufen sei, begann ein anderer mit den Besetzern zu verhandeln.
Als die Besetzer das Gebäude freiwillig verlassen wollten blockierten die ersten eingetroffenen Beamten die Tür. Zwischen Besetzern und MOPO war es zuvor zu einer ?Einigung? gekommen. Bericht über die Besetzung und Interview/Gespräch zwischen Studierenden und MOPO-Redakteuren. Die MOPO war scheinbar nicht von der Polizeiaktion begeistert. Ihr war daran gelegen, dass die Leute schnell und freiwillig das Gebäude verlassen. Der Polizeieinsatz störe nur den Redaktionsschluß der MOPO und der Betrieb sei durch die Studenten nicht gestört.
An der Tür kam es zu einer kurzen Rangelei. Danach ergriff die Polizei die Initiative und nahm die im Gebäude verbliebenen 13 Studierenden fest. Vor dem Gebäude waren inzwischen über 100 Beamte aufgefahren. Der Rest der Besetzer war durch Fenster und Hinterausgänge entkommen. Die 13 Festgenommenen wurden zur ED-Behandlung ins Polizeipräsidium nach Alsterdorf gebracht und werden inzwischen nach und nach frei gelassen.


Die Hamburger Morgenpost ist nicht mit der Berliner Morgenpost zu verwechseln. Die Hamburger MOPO gehört nicht zum Springer-Konzern, sondern ist relativ eigenständig mit einer gewissen Nähe zu Gruner+Jahr.
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Ergänzungen

50 Studierende besetzen Mopo

ag sozialer Ungehorsam 14.01.2004 - 21:51
Am Mittwoch den 14.1.04 um 17 Uhr haben über 50 Studierende die Redaktionsräume der Hamburger Morgenpost besetzt. Die Studierenden forderten in der aktuellen Ausgabe eine Seite mit ihren Inhalten zu füllen, um die Forderungen des Unistreiks in die Öffentlichkeit zu tragen.

Lautstark und mit mehreren Transparenten besetzten die Studierenden das Gebäude. Die Verhandlungen zwischen den Studierenden und dem Chefredakteur waren erfolgreich. Es wurde die Zusage gemacht eine Seite mit den studentischen Protesten zu gestalten. Obwohl sich mit der Geschäftsführung der Mopo darauf geeinigt werden konnte, dass keine Anzeige erstattet wird, handelte die Polizei eigenmächtig, indem sie in einem Großeinsatz 13 Studierende in Gewahrsam nahm und erkennungsdienstlich behandelte.
Bereits am Dienstag wurde das Büro des Uni-Präsidenten Lüthje besetzt, nachdem die Vollversammlung der Studierenden einen uniweiten Streik beschlossen hatte. Am selben Abend wurde versucht die Tagesschau zu stürmen. An diese Aktion knüpft die heutige Besetzung der Mopo an. Die Sprecherin der AG Sozialer Ungehorsam Claudia Petersen erklärt: „Wir können es uns nicht länger leisten den drastischen Einschnitten an der Universität tatenlos zu zusehen. Wir kämpfen jetzt mit sozialem Ungehorsam für unsere Rechte.“
Die Besetzung der Mopo richtet sich gegen die Umstrukturierung der Hochschulen. Die Freiräume, die in den Auseinandersetzungen von 1968 erkämpft worden sind, werden immer kleiner. Durch die Einführung des mit VertreterInnen aus Politik, Kultur und Wirtschaft besetzten Hochschulrates sollen die Interessen der Unternehmen noch uneingeschränkter durchgesetzt werden. Mit der Androhung von Exmatrikulation bei „universitätsschädigendem Verhalten“ und der Einführung von Studiengebühren sollen die Studierenden diszipliniert werden. Tausende von uns werden sich den Abschluss ihres Studiums nicht mehr leisten können und wie viele andere auch in Billigjobs und die Arbeitslosigkeit gedrängt. Claudia Petersen erklärt: „Wir wollen uns nicht auf die Diskussion einlassen, wie Bildung finanzierbar ist, denn Geld ist genug da. Wenn Professuren weggestrichen werden, während Prestigeprojekte wie die Hafencity bereitwillig finanziert werden, dann verdeutlicht das nur eines: Der angebliche Sparzwang dient lediglich dazu, die Universität grundlegend umzukrempeln und einer gnadenlosen Verwertungslogik zu unterwerfen.“
Claudia Petersen stellt den Streik an der Uni in Kontext mit den Kämpfen gegen Sozialabbau und Ausgrenzung: „Wir sind nicht nur als Studierende, sondern auch als prekär Beschäftigte, als MigrantInnen, als Kranke sowie als Väter und Mütter von den Kürzungen betroffen. Wir spüren sie mittlerweile bei Arztbesuchen und in den Kitas.“
Alles für alle und zwar umsonst!

Artikel in der Mopo

Zeitungsleser 14.01.2004 - 22:53
Studenten besetzen MOPO
SASCHA BALASKO

Rund 50 Protestler stürmten die Redaktion / Sie wollten Platz für Texte erzwingen

Die Verzweiflung scheint groß zu sein - die Entschlossenheit auch. Gestern Nachmittag stürmten etwa 50 Studenten die MOPO-Redaktion, um Platz für selbst verfasste Texte zu erzwingen. Damit weiteten sich die Uni-Proteste gegen die aktuelle Hochschulpolitik aus. Am Abend zuvor war bereits eine Gruppe von Studenten vergeblich auf das Gelände des NDR eingedrungen, um eine Presseerklärung vor der Kamera zu verlesen.

Am Nachmittag war auch das Büro des Universitätspräsidenten Jürgen Lüthje bis in die späten Abendstunden besetzt worden (MOPO berichtete). Derweil bestreiken die Studenten den Philosophenturm, den Pferdestall, das Pädagogische Institut und das Geomatikum.

"Bildet Euch! Bildet andere! Bildet Banden!" lautete das Motto der Protestler in der MOPO-Redaktion. Lautstark forderten sie: "Gebt uns eine Seite!" Das lehnte MOPO-Chefredakteur Josef Depenbrock ab. "Wir lassen uns keine Texte aufzwingen. Die MOPO ist eine souveräne und unabhängige Zeitung." Als sich die Protestler darauf weigerten, die Redaktion wieder zu verlassen, machte die Geschäftsführung von ihrem Hausrecht Gebrauch und rief die Polizei.

Der Protest richtet sich gegen die Sparpolitik im Bildungswesen, Elite-Universitäten, Auswahlverfahren und Studiengebühren. Die Hochschüler protestieren zudem gegen die Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen und für den Erhalt kleiner Studienfächer.

Am Dienstag soll auf einer Vollversammlung über die Fortführung der Proteste entschieden werden.

liebe studenten

lambrusco 17.01.2004 - 10:32
ich vergesse alle neidgefühle, weil ich immer zu doof zum studieren war. mein respect für euch steigt hoch. ich will heute auch auf die demo gehen, mir ist nämlich die monatskarte gestrichen worden und ich muß 2mal praxisgebühr zahlen. mir reichts. bleibt dran.

Andere Sicht der Dinge

Ein Augenzeuge 17.12.2004 - 03:56
Ich bin Mopo-Mitarbeiter und möchte verständlicher Weise unerkannt bleiben. Zur Zeit der Besetzung der Mopo war ich anwesend. Daher möchte hier ein paar Kleinigkeiten klarstellen. Die Polizei wurde durch die Mopo gerufen. In meinem Beisein sprach die Mopo-Leitung mit den ersten dort eingetroffenen Polizeibeamten. Die Mopo-Mitarbeiter erzählten den Polizisten, dass einige Studenten Büromaterialien gestohlen haben. U.a. seien PC-Mäuse entwendet worden. Weiter wurde den Polisten gesagt, dass die Mopo-Leitung wolle, dass die Studenten schnell verschwinden, aber vorbehalten wollten noch Anzeigen gegen die Studenten wegen Hausfriedensbruchs und Diebstahl zu machen. Ein Polizist erklärte mir, dass sie dadurch gezwungen werden vorerst eine Anzeige zu fertigen, auch wenn diese später nicht verfolgt werde. Als dann die ersten 20 Studenten die Treppe zum Ausgang herunter kamen, wurden sie freundlich von den einzigen 3 anwesenden Polisten angesprochen. Einer der Polizisten erklärte ihnen, dass die Mopo sich vorbehält Strafanzeigen gegen sie zu stellen und sie bis zu entgültigen Klärung, die Personalien jedes Studenten festhalten wollen. Daraufhin sammelten die Polisten von etwa 15 Studenten die Ausweise ein. Das lief alles friedlich ab und die Polizisten diskutierten ruhig mit den Studenten über die Sache.
Plötzlich kamen aber etwa 20 oder mehr Studenten die Treppe runter. Als die die Polizei sahen, fingen einige aus der Menge an zu pöbeln und zu drängeln. Eine ganze Menge der Studenten liefen dann weiter die Treppe runter und flüchteten aus dem Hoffenster. Einige andere drängelten an den ersten Studenten und der Polizei vorbei und aus der Tür. Dabei hielten die Polizisten nur die fest, die einfach abhauen wollten. Dann drängten die ganzen Studenten auf die drei Polizisten ein und auf der Treppe gab es ein größeres Gerangel. Durch das Gedrängel der Studenten wurde sogar die große Glastür, die aus dem Foto zu sehen ist, aus den Angeln gehoben.
Die Polizisten ließen, dann sogar die paar Studenten auf der Treppe abhauen, weil es sonst wahrscheinlich zu aggressiven Auseinandersetzungen gekommen wäre. Was beim dem Gerangel passiert war, kann ich nicht sagen, aber als alles vorbei war, bekam ich mit, dass sich einer der Polizisten dabei an einer Hand verletzt hatte.

Als das Gerangel vorbei war, waren nur noch 13 Studenten im Eingangsbereich. Das waren nur die, von denen die Polzei vorher die Ausweise eingesammelt hatte. Die wären sonst bestimmt auch abgehauen.
Als nur noch die 13 Leutchen da waren,kamen erst viel mehr Polizisten mit Kampanzügen. Da war aber alles schon lange ruhig und die 13 Studenten wurden dann von der Polizei mitgenommen.

Ich kann nicht sagen, dass ich besonders polizeifreundlich bin. Aber ich war an diesem Tag dabei. Und irgenwie empfand ich es ungerecht, wie die Geschichte hier dargestellt wurde. Denn in Wirklichkeit, hat die Mopo die Polizei in diese Lage gebracht. Und dass sich dann 50 Studenten auf 3 Polizisten stürzten und sich dann auch noch aus der Verantwortung stahlen, fand ich nicht gerade heldenhaft. Ich habe es auch sehr unkollegial gegenüber den 13 Studenten empfunden. Rund 37 Studenten hauen ab und lassen, die 13, von denen die Polizei die Ausweise hatte, zurück. Das ist feige.

Wenn mann solch eine Aktion durchführt, dann sollte man auch dazu stehen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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