Durchsuchung bei Indymedia Israel

translator 31.12.2003 13:29 Themen: Indymedia Netactivism Repression
Die Vereinigung für Zivilrecht in Israel ACRI (The Association for Civil Rights in Israel) gibt in einem Brief an den israelischen Justizminister an: "Die Durchsuchung bei Indymedia Israel war ein Einschüchterungsversuch, ein Angriff auf die Redefreiheit im Internet."
26. Dezember 2003

Die Ermittlungsbeamten der Polizei versuchte die BetreiberInnen von Indymedia Israel für die Veröffentlichungen im Open Publishing System ihrer Internetseite verantwortlich zu machen. Dieses sei illegal und gegen die Vorschrift eines professionellen Komitees des israelischen Justizministerium.
Die Internetseite Indymedia Israel bietet eine freie und offene Bühne für Internet-SurferInnen. Vor ca. drei Wochen veröffentlichte eine Person von außerhalb Israels eine Karikatur in der Open Publishing Rubrik der Seite, die den israelischen Premierminister darstellte wie er leidenschaftlich den Führer Nazideutschlands küsste. Daraufhin ordnete der israelische Justizminister wegen Aufwiegelung und Beleidigung einer öffentlichen Person eine Untersuchung der AdministratorInnen der Webseite an.

Heute schickte der Anwalt der Vereinigung für Zivilrecht in Israel (ACRI) Avner Pinchuk einen Brief an den israelischen Generalstaatsanwalt, in dem er ein sofortiges Einstellen der Investigationen fordert. Anwalt Pinchuk behauptet, dass es von dem Moment an rechtswidrig war die BetreiberInnen der Seite mit einem Untersuchungsverfahren zu belästigen, als die Polizei realisierte, dass der Beitrag nicht mehr auf der Seite zu sehen war. Schlimmer noch. Die Ermittlungsbeamten versuchen die BetreiberInnen davon zu ‘überzeugen’ sich zu regelmäßiger Zensur der Open Publishing Rubrik der Seite zu verpflichten. So schwenkte der Untersuchungsausschuss von der Auflage seiner Behörde ab in dem Versuch dem israelischen Internet-Bereich Normen aufzuzwingen, die sowohl gegen das Gesetz als auch gegen die meisten professionellen Arbeiten auf diesem Gebiet, eines besonderen Komitees des Justizministeriums in Israel und auch außerhalb des Landes verstoßen.

Elektronische schwarze Bretter, wie z.B. Indymedia Israel, sind im Internet weit verbreitet und werden von Einzelpersonen und Gemeinschaften genutzt, die Informationen und Meinungen frei austauschen wollen. Im Gegensatz zum globalen Prozess der Konzentration auf Medien und Debatten einiger weniger, bietet die offene Plattform des Internets einen einzigartigen Platz für einen freien und demokratischen Dialog an. Tatsächlich können im Open Publishing Bereich einige offensive Ausdrücke erscheinen, wie z.B. Beschimpfungen oder Verletzung der Privatsphäre. Die allgemeine Meinung von Richtern und Rechtssprechern auf der ganzen Welt jedoch hält daran fest, dass in den meisten Fällen nicht den BetreiberInnen dieser Service-Dienst Seiten die Verantwortung angehängt werden sollte, die die Open Publishing Bereiche allen Internetsurfenden zur Verfügung stellen. Das ist auch die Meinung eines Sonderkomitees der israelischen Justizbehörde, das sich gerade mit diesem Thema auseinandersetzt.

Während jetzt Gesetzgeber und Richter auf der ganzen Welt abstreiten, dass BetreiberInnen von Webseiten Verantwortung für “Gast”-AutorInnen tragen und gerade in diesem Moment in dem dieses Komitee des Justizministeriums das Modell eines Gerichtsbeschluss’ diskutiert, der explizit diese Konzeption gesetzlich verankert, arbeitet der Untersuchungsausschuss der Polizei nach seinen eigenen Regeln und klagt kriminelle Verantwortung an und schlimmer noch, drängen darauf ihnen eine belästigende und schikanierende Untersuchung der Webseiten-BetreiberInnen aufzuerlegen und fordern ein Verhalten nach der ‚rechtlichen Methode’, die sie selbst erfunden hat.

Attorney Pinchuk fährt fort: wenn die BetreiberInnen von Webseiten dazu gezwungen würden alle Beiträge die auf dieser offenen Plattform veröffentlicht werden zu überwachen und zu zensieren würde das dazu führen dass die meisten Internetseiten aufgegeben würden. Viele Seiten, die nicht über Ressourcen verfügten, könnten die Ansprüche eines Checks vor Veröffentlichung nicht erfüllen und würden das Open Publishing System auf ihrer Seite nicht mehr anbieten. Andere Internetseiten versuchen mögliche Anklagen und Verhöre zu vermeiden indem sie aggressiv zensieren, nur um sich gegen Einschüchterung, Anklagen und andere Strafen zu schützen. Deshalb, entsprechend was anderen öffentlichen Seiten geschah, werden Dialoge im Internet reduziert werden durch Kontrollen und Überwachung von und für diese wenigen..

Die Angst vor Missbrauch im Internet, sagt Anwalt Pinchuk, muss nicht die Zerstörung der Plattform selbst mit sich bringen. Wir können davon ausgehen, dass die Erfindung von Flugzeugen Kriminellen oft zu ihrer Flucht verholfen hat, doch die Lösung dieses Problems liegt in der Auslieferungspolitik und internationalen Abkommen, nicht in der Zerstörung von Flugzeugen oder dem Zuschreiben von Verantwortung an die PilotInnen oder Stewardessen.

Deshalb fordert Anwalt Pinchuk ein dauerhaftes Ende dieser Untersuchung und der Einstellung der Belästigung der Seiten BetreiberInnen wegen Beiträgen die von anderen Personen auf der offenen Plattform der Internetseite veröffentlicht wurden.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Zensur

Gegen Die Relativierung 31.12.2003 - 18:18
Also ich finde, dass es logisch sein sollte, dass indymedia eine art von regelmäßiger "zensur" betreibt, nämlich um zu verhindern, dass Beiträge mit rassistischem, sexistischem, antisemitischen, nationalsozialistischem oder sonstwie menschenverachtendem Inhalt auf der seite erscheinen. Diesen Beitrag würde ich auf jedenfall als solchen bezeichnen.
gegen jegliche verharmlosung des deutschen terrors gegen Juden

Zensur?

Anti-Herrschaftsmensch 01.01.2004 - 15:11
Zensur kommt immer im Gewand der eindeutigen Fälle daher und verkauft sich als Retter des Guten. So kommen aber letztlich alle Systeme daher und alle Formen der Herrschaft wickeln die Menschen über die Behauptung ein, es geschähe zum Guten. Wenn aber erstmal grundsätzlich anerkannt ist, daß es diese Herrschaftsausübung gibt, kann sie gegen alles Mögliche angewendet. Dem Ruf nach Zensur liegt daher eine verkürzte Herrschaftskritik zugrunde. Wenn es zu solch ekligen Karrikaturen wie der beschriebenen kommt, daß ist Intervention nötig, d.h. das Einmischen von Menschen, die es anders sehen. Das kann Denkprozesse fördern. Zensur kann das sowieso nicht - zudem ist sie eben gefährlich als Instrument. Wie alle Herrschaft, auch wenn sie erstmal toll klingt in den Ohren der vielen HerrschaftsanhängerInnen: UNO, internationale Gerichte, Umweltpolizei, Friedenstruppen blablabla ...

Schwarzes Brett vorm Kopp

saul 01.01.2004 - 16:08
IMC Israel ist vorübergehend offline, wg. Systemwechsel? Steht da. Alledings ist die Seite nicht nur ein schwarzes Brett zum Infoaustausch sondern vor allem eine Plattform unseres selbsternannten Cartoonisten. Nicht schwer zu erraten wer diese Zeichnung verbrochen hat. Das ausgerechnet die besten Stürmercartoons IMC Israel zumüllen spricht für grenzenlose Toleranz. Oder was soll man sonst davon halten? Vermute eh, die meisten Poster auf dieser Seite wohnen eh nicht in Israel, müssen sie nicht. Im www schrumpt die Welt auf einen Klick zusammen. Hat offenbar in Israel wer die Geduld verloren? Kein Grund zur Beunruhigung, das kommt hier auch mal vor oder siehe die vorübergehende Abschaltung von IMC Schweiz.
Und wenn ik schon dabei bin. *Werbefläche*

"Zivilrecht" soll heißen "Bürgerrechte"

besserwessi 01.01.2004 - 17:14
Civil rights heißt nicht Zivilrecht, sondern Bürgerrechte. Ganz unabhängig vom Inhalt, diese Fehlübersetzung ist ziemlich sinnentstellend.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Keine Mods? — Warner

Zeigt mal wieder — Freeman

Schweinerei — Trantor