Dialog eines Coca-bauern und eines Gringo der DEA

benaan 23.06.2003 22:07 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Dialog eines Coca-bauern und eines Gringo der DEA

Aus Ollanta, einer peruanischen Zeitung (14- taegig), Maerz-ausgabe diesen Jahres
gefunden, uebersetzt und kommentiert
von benaan

Das Thema der Coca ist wie ein kompliziertes Labyrinth, sowohl fuer Peru als auch Bolovien. Waehrend in Peru ein langer Kampf gegen Toledo zum Einhalten der gewaltsamen Vernichtung der Cocafelder fuehrte, hat erst Anfang dieser Woche ein weiterer Anschlag in Chapare, Bolivien zwei staatlichen „Ausradierer“ (erradicadores) das Leben gekostet. Die Serie der Widerstandes der Coca-bauern gegen die Kampagne gegen die heilige Pfanze bricht nicht ab, seit die Regierung Sanches die gewaltssame Ausradierung weiter Teile der Felder angeordnet hat. Die alternativen Entwicklungsprogramme fuer die Coca-bauern bringen keine Kompensation. Die oekonomische Krise trifft die Bauern um so schmerzlicher angesichts einer invadierenden Touristenindustrie. Mir wurden in Chapare erst kuerzlich 100 Orangen fuer 3 Bs. angeboten !! Die Fruechte vergammeln, weil sich die Ernte nicht mehr lohnt, kein Gewinn einbringt. Verzweifelt, ratlos und aeussert misstrauisch begegnen uns die (ehemaligen) Coca-bauern, in einer Region, in der es eine zeitlang kein Messen des Geldes mehr gab, Autos gekauft, Haeuser gebaut wurden, und die Leute ohne existentiellen Sorgen lebten.
Der wichtigste bolivianische Oppositionsfuehrer, Evo Morales, war Coca-bauer und wurde im Zuge der Widerstandes gegen die Vernichtung der Felder zum Vertreter des bolivianischen Volkes.

- Sie produzieren Coca, und tragen dazu bei, dass die Narcos meine Landsleute vergiften.
- Die Narcos zahlen uns gut. Auf der anderen Seite, wenn Sie von Vergiftung sprechen: mit eurem Porno- und Gewalt-fernsehen zerstoert ihr die Moral meines Volkes und mit eurer Chemie verseucht ihr unseren Amazonas.
- Warum produzieren Sie nicht an Stelle von Coca Papayas?
- Und Sie kaufen unsere Papaya zum selben Preis wie die Narcos unsere Coca?
- Sie kennen die Gesetze der Markwirtschaft nicht! Wie glauben sie, dass wir fuer die Papayas genauso viel zahlen wie die Narcos fuer die Coca?
- Aus den Papayas macht man Saft, sie haben wenig Eigenwert, und sind deshalb billig, waehrend das Kokain einen hohen Mehrwert hat und teuer ist. Und bedenken Sie, es ist ausserdem ein verbotenes Produkt und mit grosser Nachfrage.
- Na dann, kaufen Sie unsere Coca zum dem Preis den die Narcos zahlen!
- Und was machen wir dann mit der Coca?
- Verbrennen!
- Aber werden wir Millonen fuer ein Produkt ausgeben, um es dann zu verbrennen? Sind Sie verrueckt? Sie verstehen nichts von Oekonomie!
- Wie! Und ihre von den Narcos vergifteten Landsleute?
- Hmm, haben Sie auch wieder Recht, Was fuer ein Problem!
- Ich habe eine Idee! Warum transformieren Sie die Coca nicht statt sie zu verbrennen in Kokain?
- Noch mal? Und was machen wir dann mit dem Kokain? Wir lagern es? Das waere ein enormes festgelegtes Kapital! Ist Ihnen das klar?
- Das ist mir klar. Und Ihre Regierung kuemmert sich wirklich um seine Landsleute? Sie sind ein so maechtiges Land, warum verhindern Sie nicht, dass das Kokain in ihr Territorium gelangt?
- Naja, weiss nicht. Vielleicht schadet das Kokain doch nicht so sehr…
- Dann konsumiert es eben weiter.
- Hmm… Wussten Sie, dass das Kokain das rentabelste Geschaeft ist, und nur von Oel uebertroffen wird?
- Nein, wusste ich nicht. Aber, wussten sie, dass man hier sagt, dass die Narcos die Torte backen, Sie teilen und essen sie, und lassen die Kruemmel den Narcos?
- Na und? Was ist da schlecht dabei? Die grossen Geschaefte muessen doch wir kontrolieren.
- Fuer uns bleibt es sich gleich ob wir sie Ihnen oder den Narcos verkaufen, immer und dann, wenn sie das selbe zahlen- mal sehen…
Die Wahrheit ist, dass die Coca, ihre Transformation in Kokain und der Einzelverkauf Millonen Leuten Arbeit gibt, und die Dividenden sind fabelhaft. Dieses Geschaeft wird von 2 Arten der Mafia gefuehrt: die der “Elaboration” und die der “Distribution” Die erstere entscheidet ueber die Quantitaet, die Laender, die es zu invadieren gilt, und die Preise des Gross- und Klein-handels. Die zweite, in den Haenden der Narcos der reichen Laender, entscheidet den Preis in ihren Maerkten. Und dieser Preis ist kein Witz; es handelt sich um ein Produkt, das verboten ist, und nach dem eine grosse Nachfrage besteht, in einer Gesellschaft mit so viel Geld. Konsequenterweise sind es die grossen Haendler, die die Torte essen, weil sie ein Monopol sui generis haben, und die Produzenten bekommen die Kruemel. Wenn so die Kruemel sind, wie ist dann die Torte! Und diese Torte ist Macht “der grossen Cocadollarwaescher”: Dutzende von Banken, die in den Laendern des Nordens oder in den Fiskalparadiesen operieren, alle des britischen Commonwealth.
Aber waere es nicht besser fuer den Narcogringo sowohl die Distribution als auch die Produktion zu kontrollieren? Scheint nicht noetig. Wofuer, wenn die Einnahmen fabelhaft sind? Jedoch hoeren wir sie sagen: “Und wenn die Narcos, diese Latinos (sudacas hijos de la guayaba) in unsere Maerkte eindringen, die Preise zum fallen bringen und die oeffentliche Meinung sich alarmiert bei so viel Angebot?”
“Klar” sagen sie,” wir koennen der Polizei einen Tip geben, dass sie sich einiger Ladungen annimmt. So erhalten wir das Preisniveau und die Anzahl der Konsumenten bleibt gleich. Aber das ist ein Glueckspiel. Lieber kontrollieren wir auch die Produktion.” Und sie sind entschlossen; dazu haben sie in Peru einen “Almagro” Nils Ericsson als “Anti-drogen Zar”, einen “Pizarro“ Belaúnde Moreyra als „Anti-Korruption Zar“ (der in 21 Monaten keinen einzigen verhaftet hat), und eine Mafia von NGO, angefuehrt von Gringos ehrhaft wie Al Capone.
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