Argentinien: globaler Aktionstag am 20. Dezember

we are everywhere 23.09.2002 20:50 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Zwei Tage des sozialen Ungehorsams in Solidarität mit der argentinischen breiten Rebellion am 20. / 21. Dezember
Während Argentinien weiter in eine unberechenbare Finanzkrise fällt, breitet sich eine inspirierende Rebellion der Bevölkerung über das Land aus. Eine laufende Bewegung hat sich entwickelt die zu einem lebendigen Labor des Widerstandes geworden ist, ein Raum in dem die populäre Politik der Zukunft neu erfunden werden. Der zunehmende Aufstand ist am 20. Dezember 2001 ausgebrochen, als mehr als eine Million Menschen auf die Straßen gegangen sind und Töpfe und Pfannen schlagend die Regierung abgesetzt haben. In diesem Jahr rufen Menschen in Argentinien und überall auf der Welt zu einem Globalen Aktionstag am 20. Dezember auf, um zu zeigen dass diejenigen die Alternativen aufbauen gegen die Diktatur der Märkte nicht alleine sind.

Von der Bewegung der Erwerbslosen, den "piqueteros", die Strassen blockieren und soziale Projekte in ihren NachbarInnenschaften aufbauen - bis hin zu den "asambleas", den horizontal organisierten NachbarInnenschaftsversammlungen, die spontan in den Städten entstanden sind. Von den "Ahorristas", den wütenden SparerInnen die täglich die Banken angreifen um ihre Ersparnisse zurückzuerhalten - bis hin zum Tauschhandelnetzwerk, das 7 Millionen Menschen anstelle von Geld nutzen. Von den ArbeiterInnen in azhlreichen besetzten Fabriken die ihre Arbeitsorte selbst organisieren - bis hin zu den GymnasiastInnen die ihre Schulen besetzen und billigere Bustarife fordern; der Geist der Autonomie, das Feiern der Vielseitigkeit und die Praxis der direkten Basisdemokratie kann quer durch Argentinien beobachtet werden.

Alle sozialen Bereiche werden im Slogan "Que Se Vayan Todos" vereint, sie müssen alle gehen, d.h. die ganze politische Klasse soll die Bühne verlassen, jedeR PolitikerIn jeder Partei, das Oberste Gericht, der IWF, die Konzerne, die Banken - alle sollen gehen, damit die Menschen selbst entscheiden können was im ökonomisch gebeutelten Land geschieht. Angesichts stets zunehmender Armut und völligem ökonomischen Zusammenbruch haben die Menschen in Argentinien genug Hoffnung gefunden um weiter Widerstand zu leisten, und haben genug Kreativität gesammelt um anzufangen praktische Alternativen zur Hoffnungslosigkeit des Kapitalismus aufzubauen.

Von Angola bis Nepal, Boliviien bis Türkei, tauchen dieselben Brüche in der neoliberalen "Logik" auf, und Menschen leisten Widerstand während die Ökonomien zusammenbrechen und ihre Gesellschaften weiter ausgebeutet werden durch die Verschuldung. Ein Dutzend Länder könnte demnächst zum "nächsten Argentinien" werden, und einige von ihnen könnten näher sein als wir uns je vorgestellt haben.

Wir müssen vorbereitet sein, nicht nur um Widerstand zu leisten, aber um Wege zu finden die Gesellschaften wiederaufzubauen wenn die ökonomische und ökologische Krise zuschlägt. Wenn die breite Rebellion in Argentinien Erfolg hat, könnte er der Welt zeigen daß Menschen schwere Krisen durchleben können und auf der anderen Seite wieder auftauchen können, nicht nur überlebend, aber gestärkt und fröhlicher durch den Kampf um neue Wege des Lebens.

Während zwei Tagen im Dezember, wenn Zehntausende in Argentinien auf die Straße gehen um den Aufstand des vergangenen Jahres zu feiern, werden an vielen Orten auf der Welt Aktionen und Veranstaltungen in Solidarität mit den Menschen in Argentinien statt finden.

Was könnt Ihr an diesen Tagen tun? Hier sind einige Ideen: Nehmt Töpfe und Pfannen mit auf die Straßen und feiert den Klang des Cacerolazo, ruft zu einer NachbarInnenschaftsversammlung vor Ort auf, blockiert Straßen in Solidarität mit den Piqueteros, besetzt Euren Arbeitsort oder Schule und versucht es mit Selbstorganisierung, sozialisiert Tango-tanzend Güter, unterwandert den Geist des Konsumweihnachtens mit einem Tauschmarkt, usw. - die Möglichkeiten sind endlos...

Die Ziele der Aktionstage des zivilen Ungehorsams beinhalten u.a.:

1) Aufzuzeigen daß die Bewegung der Bewegungen gegen Kapitalismus sich bewegen kann jenseits von Aufständen hin zu tatsächlicher sozialer Revolution. Eine soziale Revolution, die aus tausenden von Revolutionen besteht, in denen Menschen anfangen das leben das sie möchten aufzubauen und sich darauf vorbereiten, es zu verteidigen anstatt einfach nur gegen das was sie nicht wollen zu protestieren. Und aufzuzeigen daß Argentinien ein inspirierendes Modell davon ist.

2) Ein kräftiges globales Netzwerk der solidarität mit Argentinien aufzubauen. Den Bewegungen in Argentinien droht die Isolation; ohne die Sicherheit und die gegenseitige Begeisterung der internationalen Solidarität werden sie weitere Repression erleiden. Auch wenn viele in der Bewegung der Bewegungen weltweit gesagt haben "zum Glück gibt es Argentinien", da unsere Hoffnungen wieder belebt wurden nach den dunklen Tagen des 11.9.01, haben viele Menschen auf den Strassen in Argentinien keine Ahnung dass sie zu soch breitem Optimismus beigetragen haben. In dem sie sehen daß die sozialen Bewegungen weltweit gleichzeitig und solidarisch mit ihrem Kampf handeln, werden die Menschen in Argentinien inspiriert, ihren Kampf fortzusetzen.

3) Um von den Ereignissen in Argentinien zu lernen und die Erfahrungen beim Aufbau unserer eigenen autonomen Räume, NachbarInnenschaftsversammlungen, alternativen Ökonomien, selbstorganisierten Arbeitsorten, usw. anzuwenden.

4) Um die Geschichten und Informationen zu den Bewegungen in Argentinien weiter zu verbreiten an soziale Bewegungen vielerorts auf der Welt.

Um bei der mailing-Liste mitzumachen, schickt eine e-mail an:  list@raaf.be

Viele Gruppen planen bereits Aktionen/ Veranstaltungen: von den Disobbedienti in Italien über direkte Aktionsgruppen in Belgien, den Wombles in Großbritannien, Yomango in Spanien bis hin zu Gruppen in Jordanien, Finnland und Deutschland.
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Ergänzungen

wann, wo gibt es aktionen

brian 28.09.2002 - 21:13
wo gibt es denn aktionen oder Veranstaltungen, wo könnte man sich evtl auch als Gruppe mit daran beteiligen, mich würde da vor allem NRW interessieren.

wann,wie,wo,wer...

stÖÖpsel 01.10.2002 - 10:30
mich würde das für den raum berlin interessieren...

genau!

menelmacar 06.10.2002 - 13:50

dasselbe gilt für münchen,
macht da wer was oder braucht da noch wer unterstützung?

mm.

Mhhh

Mhh-Macher 06.10.2002 - 14:13
Ich denke, das hängt von uns ab. Wenn ich was mit 3 leuten mache, wird waskleines passieren. Wenn Ihr auch was mit Freunden macht, wird mehr passieren. Dann machen vielleicht noch ein paar hundert leute mehr was und das würde mehr reissen, als wenns irgendwo nur ne Demo gäbe.

Sozialer Ungehorsam in Hannover?

Django 07.11.2002 - 12:27
Läuft denn was in Hannover am 20. oder 21. Dezember? Schließlich war die Stadt während der Jahre der Chaos- Tage mal so etwas wie die Hochburg des Sozialen Ungehorsam. Ich denke eine Metropole wie Hannover wäre auch eine gute Anlaufstelle für Leute die von etwas weiter anreisen.
Wär sicher auch gut für die ANTIFA-Szene, die seit dem Ende der Chaos-Tage in dieser Stadt ja leider etwas an Schwung verloren hat.

sozialer ungehorsam in Leipzig

Marco 17.11.2002 - 12:38
...ich wollte mal fragen ob für den 20./21. 12. auch aktionen in leipzig geplant sind???

Ich könnt ja jetzt fragen ...

bilbo 19.11.2002 - 10:46
... ob es an den Tagen in Bielefeld auch was gibt, aber ich schlag euch lieber was anderes vor: Sucht euch einen funktionierenden PC mit Drucker - Entwerft eines unserer formlosen Einladungsplakate - ruft darauf auf zu einem Vorbereitungstreffen am übernächsten Samstag - hängt das fertige Plakat mehrfach im örtlichen alternativen Zentrum auf (in Bielefeld wäre das dann das AJZ) - geht zu dem von euch vorgeschlagenen Zeitpunkt zum von euch hoffentlich auch vorgeschlagenen Treffpunkt und sagt den Leuten: "O.K., wir wollen offensichtlich alle was machen ... Was habt ihr für Ideen?"
Und dann macht ihr das am 20/21D und postet einen Bericht und vielleicht ein Foto von der Aktion auf Indymedia. Wie wär´s?

Sind in Hamburg Aktionen???

Hansen 21.11.2002 - 10:16
Wenn ja, meldet euch bitte.

Das nette an sozialen/zivilen Ungehrsam ist..

Maxx 21.11.2002 - 14:40
Man muss nicht darauf warten, daß die Gruppe xyz zur Großen Demo ruft und dann geht man hin und danach wieder nach hause ... ziviler bzw. sozialer Ungehorsam bedeutet: Überlegt Euch was mit Freunden, zieht das durch (und damit Indy nicht zu kurz kommt:...), berichtet drüber! Wenn man davon ausgeht, daß in einer Stadt wie Berlin mindestens ein paar hundert Menschen leben, die Kritik an den jetzigen Verhältnissen haben, könnte einiges geboten werden!

Organisation

R 28.11.2002 - 02:31
Warum müssen denn immer irgendwelche Gruppen und Verbände irgendwas organisieren und vorher Demo-Flyer verteilen und sowas? Damit die Bullen besser Spitzeln können?

Geht doch auch anders:

bildet kleine Gruppen, idealerweise maximal 2 Mann jeweils, sprecht euch meinetwegen lose ab wer in welchem Stadtgebiet was macht und überlegt euch was nettes. Weniger Menschen bei der Planung der Aktion heist auch weniger potentielle Informationslöcher.
Noch besser als eine Große hinter dichten Polizeireihen sind vieleviele unkoordinierte Einzelaktionen überall.

Immer daran denken: "wem nutze ich damit? Schade ich mehr als dass ich nutze? Es macht doch keinen Sinn hier Autos anzuzünden! Da mach ich lieber...[insert funny action here]"

Nachdem in Marburg gerade jemand den §129a am Hals hat solltet ihr ein wenig auf euch aufpassen.

Und Demos mit schwarz-roter Fahne und "nie wieder deutschland" bringen da fast gar nix.
Damit sprecht ihr eh nur die an, die sowieso mitmachen würden.

Richtig effektiv wirds erst wenn Stinknormale Bürger aus der Mitte heraus "ungehorsam" werden.
Also bitte auch keine Anarchistische Grüße hintaggen.
lasst die leute zumindest an dem einen Tag mal in dem glauben der Herr von nebenan, der mit dem Rauhhaardackel und dem Gamsbarthut, der hätte einfach mal keinen Bock gehabt spießig zu sein und würde sich spontan dazu entschließen seine Solidarität mit den argentiniern zu zeigen, weils denen so mieß geht. (mal übertrieben gesagt...)
Menschen sind Herdentiere und orientieren sich am Rest der Herde, zu der linksautonome aber leider noch nicht gehören, nutzt diese Tatsache doch einfach aus.

Und bitte: Nicht übertreiben. Das bringt nix.
Ungehorsam zeigen: Ja! (Wenn ihr die Konsequenzen tragen könnt, fals man euch am Kragen kriegt)
Sinnlose Randale und Krawall: Nein! (Auch wenn ihr die Konsequenzen tragen würdet...)


R

Wunderbar!

die Weihnachtsfrau 29.11.2002 - 12:55
Hier ist alles schon gesagt:

"Que Se Vayan Todos" - sie müssen alle gehen.

"...jenseits von Aufständen hin zu tatsächlicher sozialer Revolution. Eine soziale Revolution, die aus tausenden von Revolutionen besteht, in denen Menschen anfangen das leben das sie möchten aufzubauen und sich darauf vorbereiten, es zu verteidigen anstatt einfach nur gegen das was sie nicht wollen zu protestieren."

und was der Mhhh-Macher sagte und R. Der 20. und 21. Dezember ist eine Gelegenheit zum Üben - Revolution ist, wenn wir jeden Tag in diesem Sinne weitermachen und immer mehr werden dabei. Sie ist ohne weiteres möglich, weil jede konkrete Verbesserung, jeder Wert und jede notwendige Arbeit geschaffen wird von denen, die diese Arbeit tun. Und weil wir selbst ganz gut wissen, was zu tun ist - die ganze politische Klasse können wir uns sparen.

Aber nun muss ich mir erstmal Gedanken machen, wie man diese Feiertage würdig begehen kann...

Ergänzung

die Weihnachtsfrau 29.11.2002 - 13:18
Weshalb wir uns Krawalle sparen können: Sie sind bei aller Heftigkeit und gelegentlich auch schönen Emotionalität nichts weiter als ein Appell an die Herrschenden. Bei manchen Themen wünschte ich, die Appelle würden zumindest in der angemessenen Heftigkeit ausfallen... Bittbriefe sind das Letzte!!! Aber eigentlich können wir uns jede Form von Appellen gleich sparen und zur Direkten Aktion übergehen.

Bern

anonym 29.11.2002 - 15:06
Am 20. und 21.12. finden in Bern (CH) Aktionen aus Solidarität mit den menschen in Argentinien statt. mehr Infos gibt es auf www.antifa.ch

19./20.12.: Webseite

global denken, lokal handeln 30.11.2002 - 22:20
hier gibt es demnächst auch eine Liste von geplanten Aktionen:  http://www.december20.cjb.net

wann,wie,wo,wer, weshalb, warum.......

dfghdfgjdfgjd 01.12.2002 - 21:23
...... wieso willst du das wissen?

Die ganze fragerei hier interessiert doch nur die bullen.

Wer was machen will, soll was machen!!! Sucht euch eure leute, ihr werdet ja wohl in euren städten leute kennen, oder hängt ihr den ganzen tag nur vorm PC???

Indymedia ist berichterstattung und nicht planspiel für aktionen!!!!

Basel, Schweiz

Dr. Oleg Recznski 09.12.2002 - 10:45
weiss jemand hier, ob Aktionen in Basel stattfinden werden?

Hessen???

Socialist 09.12.2002 - 20:00
und in Hessen????

Anfrage zu Leipzig !!!

Thomas 10.12.2002 - 11:52
Hallo was geht ab komme am 19.12.02 in Leipzig an,
hat noch einer was zum nächtigen für am 20.12.02
Street-workern so alte Leute betreuen...
Meldet euch mal¨!!!!!ha ha ha

Wegen der vielen Nachfragen

10.12.2002 - 13:51
Da die meisten Aktionen welche des zivilen Ungehorsams sind, werden sie wohl nicht unbedingt vorher angekündigt werden. Sucht Euch Leute, macht was und berichtet dann drüber...

Tage des Ungehorsams ....

arcade 11.12.2002 - 11:58
... sollten immer sein

... müssen nicht von einer organisation initiiert werden. Jeder sollte sich selbst Gedanken machen, wie er (je)den tag des zivilen Ungehorsams möglichst sinnvoll füllt

... "Don't cry for me argentina" Ich bin ungehorsam und boykottiere diesen tag.

Aktionen in Hamburg !

18.12.2002 - 21:19