Krasnojarsk: Sibirjaken kämpfen gegen Atommüll in Sibiren

Svennie der Reifenwechsler 08.07.2002 16:52 Themen: Atom Weltweit Ökologie
Die Regionalpolitiker in Krasnojarsk fühlen sich gestört.Mitten im verschlafenen Sibirien setzen sich immer mehr Menschen gegen die Einfuhr radioaktiver Materialien nach Russland ein. Gerade vor den Wahlen für den freigewordenen Posten des im April verunglückten Alexander Lebeds, passt das Thema nicht ins politische Konzept. Am 7.7.2002 versammelten sich hunderte Menschen an der alten Lenin-Statue in Krasnoyarsk, um ihrer Wut über die über ihre Köpfe hinweg getroffene Entscheidung eine Stimme zu geben. Die Veranstaltung war die Abschlusskundgebung eines von Ecodefense organisierten Protestcamps.Mehrere Banner wurden entrollt. Die Statue Lenins im Stadtzentrum wurde verhüllt. Übergriffe der Polizei blieben aus.
Auf den Transparenten waren Losungen wie "Sag nein zum Import von atomaren Müll" zu lesen. Die Lenin-Statue, einer der letzten in ganz Sibirien, wurde mit Stoff verhüllt. Darauf stand geschrieben "Wie hoch sind die Kosten der Menschen für Atommüll?"
Die Banner wurden von den Bergsteigern Dr. Sergei Avdeev aus Chelyabinsk und Oleg Podosyonov aus Ekatrinburg aufgehangen.
Die Aktion dauerte ganze 45 Minuten und wurde entgegen aller Erwartungen nicht von den anwesenden Polizeikräften gestört oder unterbunden.
Für die Aktivisten von Gruppen wie Ecodefense ist dies ein großer Erfolg. Die Message hat viele Menschen erreicht. Festnahmen und Übergriffe blieben aus. Das ist nicht immer so.
Die Aktion war die Abschlußveranstaltung des in der Vorwoche durchgeführten Protestcamps an einer Zufahrtsstraße nach Zheleznogorsk, der ehemaligen geheimen Militärindustriestadt Krasnoyarsk-26.
Menschen aus über 10 verschieden russischen Städten und den USA waren hierzu angereist.
Jedoch ging es bei den Protesten am Wochenende nicht nur um die Einfuhr von Atommüll nach Russland. Gleichzeitig wurden Forderungen laut, ranghohe regionale Politiker abzusetzen.
Alexander Uss, der auf die freigewordenen Posten Alexander Lebeds aus ist, versucht gerade jetzt vor den Wahlen im September 2002 das Thema Atom kleinzureden.
Die radioaktiven Müllimporte stehen für große finanzielle Vorteile der Region und in erster Linie der dort ansässigen Industrie. Alexander Uss fürchtet jedoch die erheblichen Einbußen an Wählerstimmen bei einer übermäßigen Thematisierung der Importe.
Am Freitag, den 5. Juni weigerte er sich grundsätzlich, detaillierte Aussagen zum Thema gegenüber anwesenden Journalisten zu machen, die ihn in seinem Büro aufsuchten.
Einer seiner Sekretäre erzählte vertraulich, daß sich Alexander Uss an den Transparenten gestört hätte, die ihm eine ganze dreiviertel Stunde den Blick vom Verwaltungsgebäude auf den zentralen Platz der Stadt versperrte.
Auch die anderen Anwerber auf den Posten des verunglückten Lebeds geben sich im Vorfeld der Wahlen, hinsichtlich der Atommüll-Debatte wortkarg und zurückhaltend. Dazu zählt zum Beispiel Anatomy Bykov, der erst kürzlich wegen ihm zur Last gelegten Wirtschaftsverbrechen aus dem Gefängnis entlassen wurde.
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Ergänzungen

10.07.2002 - 02:48
Toll, das über Aktionen auch in Russland berichtet wird, ich würde mich über weitere Berichte freuen.
Viel Erfolg auch nach Russland.