Für Maximiliano, Dario, Carlo und alle, alle anderen

r.s. 29.06.2002 01:00 Themen: Repression Soziale Kämpfe
Diesen Text wollte ich in Erinnerung an Carlo zusammen mit anderen Texten in Erinnerung an Carlo Giuliani posten. Manchmal kann Mensch eben gar nicht so schnell arbeiten, wie die Dinge sich drehen. Er stammt aus einem Entwurf für eine Rede, die ein Basisgewerkschafter bei einem Nachbereitungstreffen des Genoa Social Forum gehalten hat. Ich bitte interessierte Menschen, ihn aufmerksam zu lesen, weil er wichtige Denkanstösse gibt. Ich hätte gerne den Text eingeleitet, bin aber zu müde und habe auch noch zu tun. Also nur der Text, ohne Einleitung, auf Vertrauen, dass ich verstanden werde.

Der Text war auch für die Consulta-Gruppe gedacht. Die bekommen noch ein paar worte von mir.
1 - Nach Juli

Neu anfangen und erkennen.

Es steht ausser Zweifel, dass viele von uns, die sie gelebt haben, noch nicht aus den g8-Tagen raus sind, nicht emotional und um ein Haar auch nicht physisch; die Geräusche, die räumlichen Koordinaten, die Gesichter, die Ängste, die Gerüche kommen immer wieder zurück und wir sind immer wieder dort und es ist immer wieder gestern. Noch stärker ist dieses Gefühl bei denen, die in Genua leben, die zu den Orten zurückkehren oder es aber versuchen, genau das zu vermeiden, bei denen, die versuchen, sich der Verantwortung eines "danach" zu entziehen oder aber diese übernehmen, in Form von Vorsätzen, Verantwortlichkeiten, echten und falschen Ängsten, Empfindungen, Eindrücken die sich immer noch überlagern und einer Rationalisierung bzw. einem Zugewinn an "Distanz" entgehen. Es ist vielleicht sogar besser, so. Es ist besser, sich der Räumlichen Grenzziehungen zu entsinnen, es ist besser, eine Woche Belfast oder Gaza, ein bißchen Afrika oder Lateinamerika diesmal bei sich zu Hause erlebt zu haben. Es ist besser, eine Zeit lang auf der anderen Seite der Kamera gestanden zu haben, um fühlen zu können, wie die Verteidigung der Rechte immer mehr zum globalen Bedürfnis wird. Es ist eine Notwendigkeit. Auch wenn wir gerne auf dieses Trauma verzichtet hätten. Es ist aber auch gerade das Trauma, der gerissene Schleier, der König ohne Kleider, das bzw. der es uns möglich macht, neu anzufangen, in dem wir uns erkennen. Uns erkennen, jenseits der Logos und Organisationen, als Menschen, die sich jenseits der Welt, wie man sie uns aufdrängen will, positionieren, die raus wollen, aus dem gedopten Delirium der 80er und 90er Jahre, dem des triumphierenden Kapitalismus, des aggressiven Individualismus, des Wettbewerbs um jeden Preis, des Marktes über Alles, des Einheitsdenkens, der Kriminalisierung des Konflikts. Wir erkennen uns als Subjekte eines globalen Konflikts. Wir setzen uns ein, die Abstände zu Verkürzen oder gar aufzuheben, die zwischen uns sind, die wir hier im Westen zu kämpfen versuchen, und denen, die in allen Teilen der Welt versuchen, sich der blinden, "revolutionären Anarchie" eines entfesselten und siegestrunkenen Kapitalismus zu widersetzen, der zur Absicherung seiner maß- und grenzenlosen Kapitalvermehrung auf die wüsteste Art die hemmungslose Zerstörung von Umwelt und Völkern betreibt. Wir erkennen die Bewegung, wenn sie in ihrer Differenziertheit entsteht, mit ihren tausend Seelen, mit den in den Hintergrund gehaltenen Ideologien, die deswegen aber lange nicht verleugnet werden, mit ihren unendlichen Schwächen und Widersprüchen, aber auch mit ihrem Optimismus, mit ihrer Energie und ihrem alle Dinge einfacher machenden Schwung. Wenn die Bewegung vereinfacht, wenn es ihr gelingt, so simple wie auch radikale Ziele und Parolen zu produzieren und aufzuzeigen, wenn sie es schafft, die inneren Schranken zwischen ihren verschiedenen Seelen zu öffnen, wenn es ihr gelingt, die voneinander entferntesten sozialen Realitäten ideell, räumlich und zeitlich zusammen- und ins Gespräch zu bringen, dann wird es gefährlich, dann muss die Sache aufgehalten und zerstört werden, bevor sie ein Übermaß an Hoffnung erzeugt.

Es ist das, was sie in Genua getan bzw. versucht haben zu tun. Viel mehr als der Mord an Carlo, mehr als der Überfall auf die Diaz-Schule, liegt der eigentliche Akt, der den Angriff gegen die Bewegung markiert, im kriminellen Übergriff in Punta Vagno, in dem in Stücke aufgebrochenen Demonstrationszug, in der allseitigen Attacke, aus der Luft, von See, von hinter dem Rücken, in den Angriffen gegen schutzlose Meschen, die um so tragischer und gewaltsamer wurden, je mehr die Menschen auch als schutzlos auszumachen waren. Das alles veranschaulicht auf deutliche Weise den Sinn der Handlungen der Staaten gegen die Bewegung und gegen die Völker von Seattle oder Genua, die, auf das dies auch dem der da war und das ganze zu vergessen scheint, noch mal klar sei, nicht nur gegen den g8-Gipfel oder die Globalisierung demonstrieren, sondern für die (grund) Rechte. Die Rechte sind die grundlegenden Punkte der Definition des Territoriums, des Feldes, auf dem sich Völker und Staatssysteme,G8er und Multis zur Konfrontation und zur Auseinandersetzung hin bewegen. Auf diesem Boden ist es nicht länger möglich, Zeit zu verlieren, die Aufsplittung allgemeiner Umwelt-, Friedens- und Rüstungsgewucher- Themen sollte reduziert werden, Themen die das Eigentum spezialisierter Gruppen sind und die grosse Teile der Bewegung oft belächelt haben (wer weiß, vielleicht wurden diese Themen für überstrukturell gehalten) wie Arbeit, Migrantensein oder Bildung/Erziehung: wir können uns nicht einfach so verhalten, wie die Bevölkerungen, die in der Nähe von Vernichtungslagern lebten, und versuchten, den Blick woanders hin zu richten.
Es sind die Themen, derer wir uns annehmen müssen, und denen wir kollektiv begegnen sollten, in dem wir gemeinsame Strecken und Initiativen ausarbeiten und versuchen, um diese herum die grösstmögliche Einheit zu finden.


Werkzeuge

Wenn es gelingt, aus dem Gefühl vom Juli herauszukommen, dann kann man versuchen, die genuesische Erfahrung in ihren realen Zügen einzuschätzen. Die Demonstrationen sind ein Erfolg jenseits aller Erwartungen gewesen, die Teilnahme an den Demos vom 19 und vom 21 und der Reichtum an individellen wie kollektiven Subjekten unter den Teilnehmern ist erstaunlich gewesen.
Die Artikulation und die Findungsversuche, die in Punta Vagno zum Ausdruck kamen, bilden ein Kapital, das in vollem Umfang nutzbar ist und auch das Maß des Reichtums und der Artikulationskraft einer Bewegung, die sich beim Versuch, eine andere Art die Welt zu denken und zu gestalten, in alle Richtungen bewegt. Der Weg, der zur g8 Woche in Genua geführt hat, stellt weit über den Willen und den Wünschen derer, die sich einsetzten, diese zu verwirklichen hinaus, eine Art Bauanleitung für eine Wegstrecke möglicher Artikulationsformen einer Bewegung,die es viel mehr gewöhnt ist, sich zu teilen, als sich zu vereinen, die viel eher die Unterschiede unsterstreicht, als das sie nach gemeinsamen Elementen und Zielen forschen würde.

Sich von irgendwo weg bewegen ist anstrengend, mit anderen reden ist anstrengend, sich in Frage stellen ist anstrengend, zuhören ist anstrengend, vertrauen ist anstrengend. Aber es ist auch die vor-Voraussetzung für die Existenz einer Bewegung, die auch auf territorialer Ebene fähig ist, sich gemeinsame Ziele und Fristen zu setzen, die in der lage sein kann, einzelne Menschen und Organisationen zu binden, die im Juli 2001 oder früher begonnen haben, sich von den komfortablen Schienen der Alltäglichkeit weg zu bewegen. Dann wird man sehen und verstehen können, welche Formen diese Bewegung annenemhen sollen bzw. wollen wird, ob und wie sie sich selbst repräsentieren oder sich repräsentieren lassen wollen wird. Die jetzige Erfahrung muss mitgenommen werden, und die Voraussetzungen gehören geschaffen, dass es weiter ein Wachsen und ein Experimentieren gebe.


Basiskomittees und der Konflikt Kapital-Arbeit



Die Cobas haben sich an dieser Wegstrecke mit mehr oder minder hohem kollektiven und persönlichen Einsatz beteiligt und taten es, sich an das orientierend, was die Grundnatur einer gewerkschaftliche Basis-Organisation ausmacht, mit ihren leichten, oft federleichten Strukturen, mit ihrer Artikulation, die sich quer durch die Bewegung zieht, in gegenseitigem Respekt der eigenen internen Differenzen. Sie haben sich jedenfalls kontinuierlich beteiligt und sich mit sämtlichen Themen der Bewegung auseinandergesetzt, weil die Überzeugung einstimmig geteilt wird, dass kein rein gewerkschaftlicher Kampf führbar ist, wenn nicht eine grundsätzliche Aufmerksamkeit für die Themen Rund um die Grundrechte im allgemeinen und für uns im besonderen bezüglich des generalisierten Konflikts Kapital und Arbeit mit aufgebracht wird.
Das ist der Sinn, den wir in der Schule unserer Verteidigung eines öffentlichen Schulwesens geben, der Weigerung, die Abkehr von der sozialen Begründung eines öffentlichen Bildungswesens zu akzeptieren, den Wandel von einer zur Persönlichkeitsbildung bestimmten Institution hin zur den durchflexibilisierten Arbeiter von morgen gnadenlos trimmenden Betriebsabteilung; das ist der Sinn, den wir der Verteidigung der Rechte der schwächeren aus den Schichten der Benachteiligung, der neuen Armut, der Entbehrung, der >>"extracomunitari" geben. >> [ > A. d. Ü. > : >Diese Wortschöpfung ist die amtliche und mediengängige italienische Bezeichnung für "Migrant" und bedeutet wörtlich: "Aussergemeinschaftlicher" > Das ist der Sinn, den wir dem Kampf mit den Arbeitern mit prekärem Status geben, dem Versuch, innerhalb der Kategorie der Differenzierungsmechanismen einzuhaken, mitten durch ihre Förderungen und vorsätzlich verschwiegene Karrieregrundlagen, durch die Konkurrenzstreitigkeiten zwischen Einzelne und ganze Institute, inmitten eines Generalprojektes, wie dem der Autonomie, wie sie von Steinzeit- wie Neuzeitneoliberalisten, Confindustriellen [ > vgl. dtsch. BDI, in etwa], Konföderalen [ > Block der Gewerkschaftskolosse der Mitte], mittelinken und mitterechten getragen wird. Es ist klar, wie diese Prozesse der Trennung, der Differenzierung, der Privatisierung des Systems der öffentlichen Dienste funktionell wirken und längst innerhalb der Institutionen selbst innere und äussere Elemente des Ausschlusses etabliert haben, ähnlich den Differenzierungstechniken, wie sie derzeit auch in jeden anderen sozialen oder betrieblichen Zusammenhang hineingetragen werden.

Sich diesem Prozess zu widersetzen bedeutet aber, sich dem Prozess der Prekärisierung entgegenzustellen, der die gesamte Arbeitswelt betrifft und auf die rabiate wie auf die schleichende Art der stillschweigenden Kompromisse insbesondere auch das Areal angreift, das früher einmal dasjenige der geregelten und garantierten Arbeitsverhältnisse war. Der Angriff auf den Artikel 18 [ > Küdigungsschutz] des Arbeiterstatuts markiert bloss den neuesten Höhepunkt eines schon seit Jahren laufenden Prozesses. Es ist der signifikante Angriff auf ein Grundrecht, das als "markthemmend" bewertet und definiert wird. Für uns als Basis- Gewerkschaftsstruktur ist es fundamental, als solche zu opponieren und einen bestimmtem Prozess aufzuhalten: dem, der Prekärisierung, der Flexibilisierung [ > Deregulierung ], die eine Arbeitsform und dadurch ein ganzes auf der Grundlage bestimmter Rechte fußendes Lebenssystem angreift und die Präkarietät [ > ungesicherte Zustände ] des Alltags aufzwingt, die soziale Dienste auflöst und privatisiert, und dabei ganze gesellschaftliche Gruppen in Sammelbecken der Armut und der Marginalisierung hineintreibt. Alle flexibel, alle Prekär, alle ausser-sozial. Die organisatorische Kapazität, die Möglichkeit, sich zu verteidigen darf nicht auf einzelne Branchen, Spektren und Sektoren beschränkt sein, sie muss es leisten können, sich auf den Grat der breitbandigen Verteidigung der allgemeinen Rechte zu positionieren. Für uns wird es fundamental, die Areale der Arbeit und der Nichtarbeit engstens zu verzahnen, gerade weil, ausgehend von dort, aus der Flexibilisierung, Prekärisierung, und Ausdifferenzierung heraus ein Versuch gestartet werden kann, den Prozess aufzuhalten und ihn umzukehren.




[ >> ....... Ein Vorschlag ....... März 01] sprechen, das Problem inzwischen nicht mehr die NATO zu sein scheint, sondern die Art des Demonstrierens bzw. des Durchsetzens von Recht und Ordnung. Und doch ist erstere das eigentliche Problem um die "Kraft", das Problem des Friedens und des Kriegs und der Umwandlung der Nato in ein zur Befriedung innerer und äußerer Konflikte ständig bereit stehendes polizeiliches Instrument, zum Zweck der Verteidigung des Westens und der Unternehmen. Vielleicht sollten wir die Parameter der Handhabung der öffentlichen Ordnung in Genua nicht länger als Parameter der Handhabung des sozialen Konflikts betrachten, sondern als regelrechten Krieg gegen ein als Feind identifiziertes globales Volk, und ich weiss nicht wie sehr bei "niedriger Intensität", wenn auch sich die Hersteller von nicht tödlichen Waffen über die Mengen des in Genua ein- bzw. umgesetzten Materials noch streiten. All das, um zu sagen, dass wir nicht hinnehmen können, dass die Demonstrationen in Genua auf zwei Tage der Zusammenstöße reduziert werden, statt mindestens auch noch für sechs inhaltliche Foren zu stehen, für Musik und Theater und für friedliche, starke Demos, insbesondere, für die der Migranten vom 19/7, aber auch für die Grossdemo vom 21 und sogar für die gewagteren vom 20, die nur ein kriminelles Projekt, das der g8, bis hin zur Tragödie um Carlo und Viele, die verletzt, geschlagen, oder zu Gewalt hingerissen wurden, die sie nicht vorgesehen hatten, hintreiben konnte. Und auch das ist das Drama. Von der schlimmsten Art. Die Bewegung dieser und der vielen vorausgegegangenen Tage hat sich jenseits und gegen die Ereignisse bewegt, weil es Inhalte gab, und Verbindendes und eine Auseinandersetzung, wenn auch in karstischer Landschaft, wenn auch in kleinen Gruppen geführt, die aber alle Türen offen hielten und sehr Aufnahmefähig waren, im Umfeld derer, die sich auf gewerkschaftlicher oder vereinsmässiger Grundlage in den Strukturen der Ehrenamtlichkeit und den sozialen Zentren, als Einzelne oder als Organisationen einsetzten. Alle diese Gruppen haben in der allgemeinen Verteidigung der Rechte starken Zusammenhalt gefunden, im Widerstand gegen die Enteignung der Rechte und der Räume die immer deutlicher auf dem Weg waren, als globale Rechte erörtert zu werden, als sich horizontal durchziehende und gemeinsame Rechte, die uns dann in einer immer direkteren und alltäglichen Positionierung auf Seiten der Völker der 3. und 4. Welt wiederfinden liessen. Ohne dabei folkloristischer Nachahmungen oder später thirdworldistischer Verklärtheiten zu bedürfen. Aber es sieht fast so aus, als hätte dieses einjährige Bereden zum Schluss den Inhalt, die InhaltE vergessen und den Weitblick perspektivischer Ansätze verloren, in dem es sich darauf beschränkte, das Ereignis an sich zu denken, und das ganze nur mit grober Kurzsichtigkeit zu betrachten, das Ereignis und seine Ausdrucksformen, sich dabei in den Problemen der Repräsentanz und der medialen Auseinandersetzung verlierend.

Hiervon sollte man abkommen, es ist wichtig, wieder zu den Inhalten zu kommen, vielleicht sollte man auch ein wenig das karstige Procedere der Bewegung wiederaufnehmen. Die konfliktuelle Kraft wieder in den Alltag einbringen, die Gewalt möglicherweise, sicher aber die Aggression von der die Tage von Genua die Darstellung gewesen sind. Also das Territorium und die Form des sozialen Forums, wenn es diese Form ist, die das Ganze annehmen könnte, mindestens aber der Raum der Auseinandersetzung unter den vielen Seelen die in dieser Stadt, vielleicht in dieser Region anwesend sind, um eine Bewegung zu vertreten, die, wenn sie will, vielfache Momente gemeinsamen Ausdrucks finden können.

Die Themen, über die wir uns konfrontieren können, sind vielfältig, unmittelbar und alltäglich wie das Thema Migration, aber alltäglich und unmittelbar ist auch das Thema der Vernichtung der Arbeit und ihrer Fragmentierung, das Thema der Prekärisierung, der Erzeugung immer breiterer Areale des Mangels an finanzieller und sozialer Absicherung, an Sicherheit in der Umwelt, in der Ernährung, der Liquidierung der öffentlichen Dienstleistungen,der Verschiebung der Sinngebung von Ausbildung, der Interessen, der Privatisierungsprozesse, so wie im Gesundheitsbereich und im allgemeinen bezüglich der Dienste am Menschen. Jeder kann und sollte weitere Themen hinzufügen und anfangen, kollektiv zu reflektieren und zu wirken um das Bild zu ändern, denn, wenn eine neue Welt möglich ist, dann muss man versuchen, sie zu begehen. Sicher ist das ein schwieriger Weg, der Geduld und Bereitschaft voraussetzt, aber vor allem den Willen, gemeinschaftliche Hörkanäle aufrechtzuerhalten, die in der Lage sind, in gegenseitigem Respekt der individuellen und kollektiven Unterschiede zu existieren. Und kritisch das aufarbeitend, was der irritierende, anstrengende Weg des GSF oft gewesen ist, und über die Sprecher und ihrer Entgleisungen nachdenkt, ohne das Vertrauen auf die Existenz von Chancen, es besser zu machen, zu verlieren. Sicher aber nicht die Existenz vereinheitlichter Lebensweisen und -Modelle akzeptierend. Es gibt keine einheitlichen Lebensweisen und -modelle, diese Bewegung besitzt auch keine, ausser der Geschmeidigkeit und der Bereitschaft, Eckpunkte und Formen der eigenen Strukturen in Anpassung an die jeweiligen Ziele abzustimmen. Es ist nicht einmal nötig, sich immer einig zu sein und schon gar nicht, dass wir uns mögen. Aber miteinander reden ja, Konfrontationsfelder betreten, uns etwas durcheinander bringend, wie es in diesem chaotischen August schon passiert ist, dabei Areale bildend, die vielleicht aus Momenten der Affinität heraus es verstehen, sich der Auseinandersetzung und der Kontaminierung zu öffnen.
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Ergänzungen

ja, danke...

--- 29.06.2002 - 16:32
...ist ein interessanter text. er ist nun auch mit der consulta-homepage verlinkt!

bittebittebitte

ein anarchist 29.06.2002 - 17:23
setzt den schrankenlosen kapitalismus bitte nicht gleich mit "anarchie". ihr solltet es besser wissen, wenn ihr wirklich aus dem umfeld der consulta-organisation kommt. oder habt ihr euch noch nie mit anarchistischen ideen befasst?

1 Juli Tag Konsumverweigender Anarchisten!

Dora 30.06.2002 - 01:09
Nicht vergessen, den Konsum auf das Nötigste beschränken!

@anarchist

egal 03.07.2002 - 13:33
wenn hier in dem text kapitalismus mit anarchismus gleichgesetzt wurde, dann von dem basisgewerkschaftler, der den text geschrieben hat. das muss kritisiert werden, ist doch die anarchistische idee ein konträr zum kapitalismus und steht für eine befreite, selbstorganisierte gesellschaft ohne hierarchien. in diesem sinne gibt es im consulta-umfeld sicherlich einige, die anarchistischen ideen nahestehen, vor allem auch, da die grundidee der consulta selbst eine (mehr oder weniger) anarchistische ist und aus den ideen der zapatistas und dem grassroots-movement entwickelt wurde.

danke für den text

KALLE 04.07.2002 - 00:35
ein denkwürdiger text. danke. anarchie heißt übrigens herrschaftslosigkeit. das wort anarchie ist also durchaus passend als beschreibung für einen deregulierten kapitalismus, das heißt: einen kapitalismus, der nicht mehr oder kaum noch von staaten beherrscht werden kann. auch die liberalen fordern grenzenlose freiheit. revolutionär ist diese anarchie auch, weil der entfesselte kapitalismus tatsächlich in der lage ist grundlegende teile unserer welt zu verändern. als anarchist kann ich diesen begriff nicht besitzen.

Angeklagt...

genova.libera 20.07.2002 - 12:52
Klasse das sich mit diesem Text, und mit der Indy-Sonderpage so viel progressive Arbeit zu dem Thema Genua gemacht wurde!
Hier nochmal der Hinweis, das der Jahrestag der Proteste für viele die Sorge bedeutet aufgrund konstruierter "Beweise" in Italien verurteilt zu werden. Gegen die Menschen die letztes Jahr (tage nach den Demos) verhaftet wurden und bis zu 10 Wochen in Genua im Gefängnis sasswn, wird immer noch ermittelt...
Alle Menschen sind aufgefordert hier eine kritische und solidarische Öffentlichkeit zu schaffen, sollte es tatsächlich zu Prozessen kommen!
Immernoch ungeklärt sind die Vorfälle auf den Polizeistationen und die Übergriffe auf die Inhaftierten im Gefängnis!

Info-Verteiler zu den Betroffenen:  genova.libera@gmx.net

freiheit und glück!