Guatemala: blühende Ausbeutung

Z(11#) 11.12.2004 21:39 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Das Florieren der Ausbeutung in Guatemala trägt die Farbe Rot:
die jetzt so gut wie überall drapierten Weihnachtssternepflanzen kommen als Exportgut aus den Händen unterdrückter guatemaltekischer Blumen - arbeiterInnen, pestizidverseuchter Erde und per Patent-"Recht" festgeschriebener Unternehmens - Oligarchie
Auf der Paul Ecke Ranch, dem grössten blumenproduzierenden Betrieb in Guatemala gibt es keine Gewerkschaft. Der Verwalter Ricardo Campus meint, unter seiner Aufsicht hätten es die ArbeiterInnen nicht nötig, ihre Rechte einzuklagen.
Manuel Quino, Vorsitzender der LandarbeiterInnengewrkschaft FE - DECAMPO sagt dazu: "Das klingt wie Hohn angesichts der niederen Löhne der Blumenarbeiterinnen. Doch in diesem Land haben die Großgrundbesitzer schon immer gesagt, Gewerkschaften (sindicados) seinen nicht notwendig. Das ist der historische Diskurs der mächtigen Arbeitgeber.Sie wollen nicht, dass wir uns organisieren".

Der Paul Ecke Ranch, einem US-amerikanischen Unternehmen, gehören dreiviertel der Patentrechte aller Weihnachtssterne , die in Guatemala Pascuas ( die Weihnachtlichen ) heissen, auf dem internationalen Markt. Paul Ecke jr., der Enkel des Firmengründers, ist einer der grössten Blumnhersteller der Welt. Über die Hälfte seiner Produktionsflächen liegt in Guatemala.

Die Blumenpflege ist einer der wenigen Bereiche der guatemaltekischen Volkswirtschaft, in dem bevorzugt Frauen angestellt werden. Die Verwalter " schätzen an ihnen ", dass sie sich so gut wie nie organisieren, denn : " In der Firma ist es verboten, einen Betriebsrat zu gründen ", sagt eine ältere Arbeiterin.Sie weiss nicht, dass ihr die Gesetzgebung dieses Recht einräumt. " Wer sich gewerkschaftlich organisiert, wird sofort entlassen. Wir verfolgen die Vorschriften der Firma, Gewerkschaften gelten als das Problem, das vermieden werden muß ".

Weltweit ist der Weihnachststern die meistverkaufte Topfblume. Ursprünglich stammen die Pascuas aus Mexiko. In Guatemala gehören die roten Hochblätter so sehr zur Adventszeit wie in Deutschland Tannenzweige. Die Investitionen für eine großangelegte Produktion von Weihnachtssternen aber ist gering. Wenige Großgrundbesitzer kontrollieren den für sie hochlukrativen Markt. Die Löhne der ArbeiterInnen sind verschwindend gering im Vergleich zu den Summen die auf diese Weise der Ausbeutung verdient werden.

Während sich die wirtschaftliche Krise in den traditionellen Kaffeanbauregionen verschärft, hat sich mancherorts die Weihnachtssternproduktion innerhalb der letzten fünf Jahre extrem erhöht. Durch den Absturz des Weltmarktpreises für Kaffee ist ein Großteil der landwirtschaftlichen Arbeitspülätze in Guatemala verloren gegangen. Die ArbeiterInnen in den Pascua - Betrieben arbeiten meist saisonbedingt, ihre Arbeitsverträge gelten nicht länger als zwei Monate - so müssen keine Sozialabgaben von Arbeitgeberseite entrichtet werden. Viele Frauen haben keine Krankenversicherung. Dies ist insbesondere deshalb unverantwortlich, weil in den Gewächshäusern Pestizide zum Einsatz kommen.

Auf einigen Fincas stehen dutzende grosser Hallen, in denen die Pflanzen aufgezogen werden. Meist sind sie sehr einfach konstruiert: Ein drei Meter hohes Gestell aus Holzbalken wird überzogen mit strapazierfähigen, transparenten Plastikplanen . Hierunter müssen die Frauen auch dann weiterarbeiten, wenn mit Schädlingbekämpfungsmitteln gespritzt wird. Die Chemikalien sind giftig. Die Folge sind heftige Hautausschläge und Atemwegsprobleme. Wegen der fehlenden Krankenversicherung versuchen die Arbeiterinnen ihre Schmerzen vielfach mit Kräutern und Moosen zu lindern. Die es können gehen ins staatliche Gesundheitszentrum, wo in der Hochsaison ein deutlicher Anstieg von Hautproblemen und Atemwegserkrankungen diagnostiziert wird.

Die Erde Guatemalas hat seit Generationen grossen Profit erwirtschaftet - sei es mit Kaffee, mit Gemüse oder jetzt mit Blumen. Für die meisten BewohnerInnen der Dörfer aber fällt davon wenig ab. So werden die kleinen Setzlinge der Weihnachtssterne die in Guatemala für den Export aufgezogen werden, im Ausland weiterverarbeitet. Dabei macht der Exporteur ein großes Geschäft .... und, nach ein paar Jahren hinterlässt er eine verschmutzte Umwelt. Der Erdboden ist mit Pestiziden und Insektiziden verseucht. Den Einheimischen bleibt weniger als zuvor. Der Reichtum wird von anderen abgeschöpft.

Im Fall der Weihnachtssterne ist ist die Größe des ins Ausland transferierten Anteils der Wertschöpfung besonders krass. Dies hängt direkt mit dem internationalen Patentrecht zusammen. Zur US-amerikanischen Paul Ecke Ranch sagt daher der Gewerkschaftssprecher Manuel Quinto: " Dieser Geschäftsmann will die gesamte Produktion der Pascuas kontrollieren. Er hat erreicht, dass es den kleinen ProduzentInnen verboten ist, ihr Produkt zu exportieren. Das Patentrecht schützt nicht die ( Überlebens) - Interessen der Kleinbauern, sondern immer nur die der Großen. Firmen wie diese wollen alle Profite für sich behalten. Im Falle der Weihnachtssterne wird dies besonders deutlich ."

" Die Blumen sind nur ein Schmuck. Wenn m@n gnauer hinschaut, kann m@n den Schmerz der jungen Frauen sehen. " Viele sind nach ein paar Jahren gesundheitlich durch Atembeschwerden und Rückenschäden ruiniert - dann folgen ihnen die Töchter in den Giftnebel unter den Plastikplanen.
" Die schönen Weihnachtssterne sind überall zu bewundern, in Fabriken, in Läden, in Häusern. Aber in Wahrheit sind sie ein Produkt hinter dem sich viel Leid verbirgt " .

( Quelle : www.ci-romero.de )

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