Überfall auf Indymedia-Filmvorführung in New York

indymedia.org - (übersetz von anarchitect) 20.08.2004 14:21 Themen: 3. Golfkrieg Indymedia Repression Weltweit
Im Vorfeld des Parteitages der Republikanischen Partei (RNC), hat der Staat mit der Intensivierung seiner Einschüchterungstaktik begonnen: in New York City wurden letzten Samstag eine Indymedia-Filmvorführung und ein Benefizkonzert von der Polizei überfallen. Ein Einsatzkommando verschiedener Agenturen hat die Benefizvorstellung des NYC Indymedia-Videoteams mit der Begründung geschlossen, dass die Aktion politisch motiviert wäre.
"Ich glaube nicht, dass auch nur ein Amt hier zufällig hergekommen ist," sagte Brandon Jourdan, ein Organisator des Videoteams. "Aber vielleicht war es so oder vielleicht auch nicht. Die Menschen müssen das für sich selber entscheiden."
Gemeinsam haben Indymedia-Aktivisten und Freunde Hunderte von Stunden Filmmaterial geschossen um die FTAA-Proteste in Miami zu dokumentieren. Dieses Material wurde von der Arbeitsgruppe FTAA-Miami zu einem Dokumentarfilm zusammen geschnitten, welcher sich über die Ohnmacht der Massenmedien hinwegsetzt, um die brutalen Repressionen und Angriffe auf die Bürgerrechte, welche dort stattgefunden haben, offenzulegen. Außerdem wurden lebensbejaende und inspirierende Alternativen zur kapitalistischen Globalisierung, welche in Miami in vollem Einsatz waren, aufgezeigt.

NYC Indymedia | NYC IMC Video Team | FTAA IMC - The Miami Model |Original-Artikel
Ein Einsatzkommando verschiedener Agenturen hat die Benefizvorstellung des NYC Indymeda-Videoteams letzten Samstagabend mit der Begründung geschlossen, dass die Aktion politisch motiviert wäre.

Die Benefizveranstaltung wurde im "Volume", ein renoviertes Industrielagerhaus, bei 99. N. 13th St., Williamsburg, gehalten.

"Ich glaube nicht, dass auch nur ein Amt (Polizeiagentur) hier zufällig hergekommen ist," sagte Brandon Jourdan, ein Organisator des Videoteams. "Aber vielleicht war es so oder vielleicht auch nicht. Die Menschen müssen das für sich selber entscheiden."

Der Überfall geschah kurz vor Mitternacht. Jourdan, der einen schwarzen Schlafanzug mit einem weißen Skelett darauf trug, sagte, dass der erste Undercover-Polizist um 17 Uhr, drei Stunden nachdem das Benefizprogramm begonnen hatte, erschienen ist. Der Ort hätte nur so von Polizisten und Mitgliedern des Gebäude- und Gesundheitsamtes gewimmelt. "Es war verrückt," sagte er.

"Sie kamen mittendrin zur Party mit Taschenlampen und zeigten damit auf Löcher an der Decke und auf eine Rampe, welche nach denen nicht dort sein sollte," sagte NYC-IMC-Mitglied Ana Nogueira. "Sie hätten tagsüber kommen können. Sie hätten das schon Monate zuvor überprüfen können."

Der Hauptgeschäftsführer vom "Volume", Jeffrey Tonnensen, sagte, dass der offizielle Grund für die Schließung der Mangel eines Notlichtsystems und einer ordentlichen Bühne gewesen wäre. Er wurde auch beauftragt ein Hinweisschild für schwangere Frauen aufzuhängen, welches über die Gefahren von Alkoholkonsum informieren soll. Tonnensen meinte, dass seine Räume seit 30. Januar, als es eröffenet wurde, durch Polizei und Gebäudeprüfer genauen Prüfungen unterzogen wurde, aber das sei das erste Mal gewesen, dass es mitten in einer Veranstaltung geschlossen wurde. "Wenn wir sagen würden, dass es politisch motiviert wäre, würde ich sagen, dass es eher etwas damit zu tun hat, dass New York massiv versucht das Nachtleben zu regulieren," fügte er hinzu. "Wenn man bis 4 Uhr morgens nicht soviel rauchen, trinken oder tanzen kann, wie man will, wo zum Teufel wird man es dann tun?"

Sgt. Curry von der Rechtsabteilung der NYPD sagt, dass das Einsatzkommando regelmäßig Kontrollen in Nachtclubs unternimmt, und dass die Schließung der Party nicht politisch motiviert gewesen wäre. "Sie sind kein Einzelfall," sagte er. Ein anderer Beamte fügte hinzu, "wir sind nur hier, um das Gesetz durchzusetzen und den Frieden aufrechtzuhalten... Wir tun keine Dinge aus politischen Gründen in der Stadt New York."

Videoteam-Mitglied Erin Siegal sagte, dass Wochen der Vorbereitung in diese Party gegangen sind. So fanden die Vorführung des Dokumentarfilms "The Miami Model" über die Polizeirepression letzten November zu den Handelsabsprachen in Miami und Performances von Kakistocracy, Leftover Crack, Blam, Beatbox Entertainment und DJ Dan Deuce statt. Es war geplant, dass die Party bis 4 Uhr morgens mit weiteren Performances von DJ Chrome, DJ Pow Pow and DJ Noskilz gehen sollte. Siegal sagte, dass das Videoteam als der Überfall geschah $700 nach Ausgaben eingenommen hat. "Ich glaube, dass das uns in Zukunft paranoider machen wird," sagte sie. "Die Was-wäre-wenns werden uns verfolgen."

Siegal sagte, dass das Videoteam geplant hat, die Erlöse der Benefizveranstaltung für die Anschaffung von zwei oder drei Computern mit Final Cut Pro 4 zu nutzen, was sie befähigen würde, Videomaterial schneller zu bearbeiten. Das Kollektiv produziert gerade eine wöchentliche, halb-stündige Fernsehshow, welche über Manhattan Neighborhood Network, Brooklyn Community Access Television und bundesweit über Free Speech Television in der Woche während des Parteitages der Republikaner ausgestrahlt wird.
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Ergänzungen

Anarchisten als Terroristen überwacht

Mr.X 20.08.2004 - 14:32
Erstmals werden Dissidenten in den USA im Vorfeld des Rep-Parteitages mit den "Antiterror"gesetzen überwacht. Zwar werden im Gegensatz zu Boston Demonstrationen erlaubt sein, aber nur mit sehr strikten Auflagen. Mehr als 150 Anarchisten werden außerdem rund um die Uhr von jeweils 6 Polizisten/Geheimdienstlern überwacht.

Artikel bei Telepolis:
Das FBI schüchtert politische Aktivisten ein
Dass die Antiterrorgesetze und -maßnahmen nicht nur die islamistischen Terroristen ins Visier nehmen könnten, sondern auch zu anderen, innenpolitischen Zwecken gebraucht werden könnten, wurde von Kritikern zwar angemerkt. Aber das fiel in der Sicherheitshysterie und mit dem Gang in den Krieg ebenso wie viele der Schritt für Schritt vollzogenen Einschränkungen der bislang hoch gehaltenen Bürgerrechte oft nicht weiter auf. Jetzt aber wird spätestens deutlich, dass die Antiterrormaßnahmen auch ein Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen politische Proteste rechtfertigen sollen.
 http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/18134/1.html


Übrigens hat Vandana Shiva wenige Wochen nach dem 11.September in einem Intrview mit KanalB erklärt, daß die "Antiterror"-Gesetze tatsächlich Antiprotest-Gesetze seien. Diese Gesetze seien eine Reaktion auf den wachsenden Widerstand gegen den Neoliberalismus. (KanalB-Ausgabe zum EU-Gipfel in Brüssel)

Überfall?

wie auch immer 20.08.2004 - 16:39
Sicher kann mensch berechtigt die Frage stellen, ob dass nicht eine politische Schikaneaktion der Polizei war ), wobei allerdings Schikanen gegen Nachtclubs und Bars in New York an der Tages- bzw. Nachtordnung sind. Es werden oftmals den Clubs Strafen auferlegt, weil die Gäste draußen zu viel Lärm machen, weil geraucht (!!!) wird und so weiter. Es haben bereits viele Läden dicht gemacht, auch mainstream Lokale, weil sie die Auflagen nicht erfüllen konnten und die Bullen so viel Stress gemacht haben. Insofern ist das Vorgehen der Polizei nicht wirklich ungewöhnlich für New Yorker Verhältnisse.
Dass die Durchsuchung nun gerade an diesem Abend statt fand, deutet allerdings schon auf einen politischen Hintergrund hin, insbesondere in Verbindung mit den Zivis, die anwesend waren.

Aber ein Überfall? Das halte ich doch für ein wenig übertrieben. Sollte das sicher stellen, dass den Artikel auch jemand liest?

Die "Bahamas"-Ergänzung ist einfach nur dumm.

Viva la anarquia

todos 20.08.2004 - 17:23
Verfolgungswelle von AnarchistInnen in den USA

 http://germany.indymedia.org/2004/08/89872.shtml

Überfallartig?

AntifaTic 20.08.2004 - 17:25
Stimme dem Beitrag über mir eigentlich zu.

Das das gesamte NY-Nachtleben durch Schikanen diverser Ämter in bedrängnis gerät ist eine Tatsache die sogar in TV-Berichten hier in D-land kam.

Allerdings lassen die Anwesenheit der Polizei und der Zeitpunkt während der Indyfilmvorführung und dem anstehenden republikanischen Parteitag doch stark vermuten, dass es eine gezielte Repression gegen IndymediaaktivistInnen und andere AktivistInnen war.
Das massenhafte Auftreten der verschiedenen Ämter und der Polizei bestärkt diese Vermutung ebenfalls.
Durch dieses massive Auftreten der verschiedenen Behörden kommt das ganze doch auch schon recht überfallsartig rüber.
Es klingt allerdings nach einem Sturm duch Riotcops und erinnert an die Diasschule in Genua.
Letztenendes spielt die Formulierung aber nicht so eine große Rolle.

PS:Der "bahamas" -Beitrag ist bestimmt nicht der eines/r AD`lers/in, sondern nur ein wirklich blöder Provobeitrag von wem auch immer.

irreführend

anmerker 20.08.2004 - 18:48
hallo. die veranstaltung wurde nicht "mit der begründung geschlossen, dass sie politisch motiviert wäre". sondern mit der begründung, dass es da bauliche, sicherheits-, wasweißich-probleme gegeben habe. es gibt grund zur annahmen, dass sie in wirklichkeit deswegen geschlossen wurde, weil sie politisch motiviert war. und das somit die schließung aus politischen gründen erfolgt ist. das ist ein unterschied.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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hihi — Max