Sarayaku kaempft weiter

global resistance 16.12.2003 22:54 Themen: Biopolitik Soziale Kämpfe Weltweit Ökologie
Am 5. und 6. Dezember fanden in der Stadt Puyo im westlichen Teil des ecuadorianischen Amazonasgebietes Aktionen und Demonstrationen gegen die Erdoelausbeutung auf dem Territorium der Indigena-Gemeinde Sarayacu und anderen Gebieten in Ecuador statt.
Die Situation war kurzfristig zugespitzt...
Aktuelle Entwicklung:

Am 5. und 6. Dezember fanden in der Stadt Puyo im westlichen Teil des ecuadorianischen Amazonasgebietes Aktionen und Demonstrationen gegen die Erdoelausbeutung auf dem Territorium der Indigena-Gemeinde Sarayacu und anderen Gebieten in Ecuador statt.
Die Situation war kurzfristig zugespitzt, weil Einwohner von Sarayaku trotz Flussblockade per Kanu Richtung Puyo aufbrachen und mehrere Personen bei dem Versuch von Mitgliedern der Gemeinde Canelas, die die Blockade unterstuetzen, verwundet und gefanfgengenommen wurden.
Die Proteste verliefen friedlich (auch auf Wunsch der indigenen Teilnehmer) und die Polizei hielt sich deutlich zurueck.
Sprecher von indigenen Genmeinden aus ganz Ecuador stellten klar, dass sie gegen die Zerstoerung ihres Lebensraumes durch Erdoelfoerderung Widerstand leisten wuerden.


Hintergruende:

Eine genauere Beschreibung der Situation in Sarayaku ist im indymedia-Artikel vom 5.12.2003 zu finden:  http://www.de.indymedia.org/2003/12/68959.shtml

Die oekologische und soziale Bilanz des Erdoelkonzerns ChevronTexaco (damals nur Texaco) wie auch die anderer Konzerne zeigt eindringlich die Folgen der Erdoelfoerderung: grossflaechige Entwaldung und Verseuchung von Boeden und Wasser, wohingegen von der vielversprochenen “Entwicklung” der Region nichts zu sehen ist, im Gegenteil. Ecuador ist trotz (oder wegen) der Praesenz vieler Erdoelkonzerne hochverschuldet, die Gewinne fliessen ins Ausland oder in die Taschen korrupter Politiker und bestochener Funktionaere.

Die Situation in Sarayacu hat sich mittlerweile entschaerft, nachdem der Interamerikanische Gerichtshof fuer Menschenrechte auf Anfrage den im Dezember ablaufenden Foerderungsstopp von Oel um sechs weitere Monate verlaengert hat.
Das macht einen militaerischen Einmarsch momentan unwahrscheinlicher, zumal der Praesident Lucio Gutierrres unter Druck durch mehrere Korruptionsskandale und die sich verschlechternde wirtschaftliche Situation seit der Dollarisation vor zweio Jahren steht.

Dass die Gefahr damit nicht vorbei ist, ist jedoch klar: Die Erdoelfoerderung ist offiziell von “nationalem Interesse” Der groesste Teil der Exporterloese Ecuadors kommt aus dem Erdoelsektor; schon allein deshalb hat eine Einschraenkung der Foerdeung – wie z.B. ein Moratorium aller Oel-und Minenaktivitaeten, das von verschiedenen Umweltschutzgruppen gefordert wird
(siehe z.B.  http://www.oilwatch.org.ec/) - wenig Chancen.
Im Gegenteil, stattdessen ist eine dritte Pipeline im Sueden Ecuadors geplant.


“Bloecke” und Konzessionen

Ecuador hat, wie andere Laender mit Oelvorkommen auch, seine Gebiete mit moeglichen Vorkommen in Bloecke aufgeteilt. In einer internationalen Ausschreibung wird fuer jeden Block jeweis eine Konzession (Erlaubnis zur Exploration der Lagerstaetten auf diesem Gebiet) an das meistbietende Unternehmen (oder Konsortien aus mehreren Unternehmen) vergeben.

Die Gemeinde Sarayacu befindet sich im Gebiet, das in der Verteilung der Konzessionen in den Block 23 faellt. Dieser ist momentan an das argentinische Unternehmen CGC-Burlington vergeben.

Selbst wenn CGC-Burlington von seinem Vorhaben abgebracht wertden wuerde, waere die Situaton nicht veraendert: In der Vergangenheit hat Sarayaku schon gegen mehrere Unternehmen (erfolgreich) gekaempft, die in diesem Gebiet Erdoel foerdern wollten. Sobald ein Konzern an seine Grenzen stiess, ueberliess es die Konzession einfach an eine andere Gesellschaft, womit der ganze Kampf wieder von vorne begann.

Dieser Kampf macht muede, und nicht wenige Gemeinden haben sich “kaufen” lassen nur um zu sehen dass die meisten Versprechungen der Unternehmen (Reinigung verseuchter Gebiete, langfristige Jobs, Geld fuer die Kommunen usw.) Luegen waren.
Momentan laueft beispielsweise ein Gerichtsverfahren in den USA gegen Texaco, die der grossflaechigen Verschmutzung in ihren ehemaligen Foerdergebieten im Norden Ecuadors angeklagt werden.

Nichtsdestotrotz geht die Foerderung auf anderen Gebieten weiter, mit demselben Kathastrophenpotential wie Texaco (deren Aktivitaeten im Norden Ecuadors fuehrten zum Eintrag von mehr Erdoel ins Oekosystem als bei dem Tankerunglueck Exxon Valdez in Alaska). Jedoch sind “Unfaelle” dieser Art nicht alleine verantwortlich fuer die Kontamination; auch der “normale” Betrieb fuehrt zu Entwaldung und Verseuchung von Gewaessern und Boeden.


Ausblick

Die Einwohner von Sarayaku sind entschlossen ihr Territorium zu verteidigen, notfalls bis zur Ausloeschung (von seiten des Militaers nicht ganz unwahrscheinlich).

Doch, die Oelausbeutung wird weitergehen, und mit ihr kommen weitere Probleme hinzu: Ehemalige Arbeiter siedeln sich an, Kolonisten nutzen die neuen Schneisen und Strassen um sich anzusiedeln. Wenn der “Fortschritt” im Amazonas mit derselben Geschwindigkeit voranschreitet, ist die Zerstoerung der verbliebenen Regenwaldgebiete ist nur eine Frage der Zeit.


Mehr Informationen unter:

 http://www.oilwatch.org.ec/ (spanisch/englisch)
www.sarayacu.com (spanisch/englisch)
www.accionecologica.org (spanisch)
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Ergänzungen