Bahnstreik - warum?

Wal Buchenberg 06.08.2007 14:40 Themen: Soziale Kämpfe
In der Urabstimmung zur Einleitung von tariflichen Streikmaßnahmen stimmten über 95 Prozent der Mitglieder der Lokführergewerkschaft GDL für den Arbeitskampf. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit 34.000 Mitgliedern sieht sich als älteste deutsche Gewerkschaft, die 1867 gegründet wurde, dennoch zählt die Deutsche Bahn AG sie nicht zu den tariffähigen Gewerkschaften, mit denen sie Lohntarifverträge abschließt.
In der GDL sind nicht nur Lokführer organisiert, sondern auch anderes Zugpersonal wie Schaffner und Mitarbeiter der Bord-Bistros. Sie fordern eine Lohnerhöhung von 31 Prozent.
Für bundesdeutsche Verhältnisse sind das hohe Lohnforderungen. Zuletzt wurden in den 70er Jahren zweistellige Lohnerhöhungen in Deutschland gefordert und durchgesetzt.

Streikberichte:
Gerichtliches Streikverbot: Wolfgang Däubler, 8.8.2007: Justiz als Tarifpartei? |Denker, 7.8.2007: Pressestimmen |recht, 9.8.2007: Hände weg vom Streik
Sonstiges:gis, 8.8.2007: Streik in B und HH geplant!
Warum Bahnstreik?

Angestellte Lokführer verdienen bei der deutschen Bundesbahn im Monat maximal 2.150 Euro brutto. Die Zugbegleiter bekommen im Monat höchstens 1.885 Euro. Die Forderung der GDL beläuft sich also auf 645 Euro mehr für Lokführer und 565 Euro mehr für Zugbegleiter. Oder anders: Die Lokführer verlangen einen Monatslohn von 2.795 Euro, die Zugbegleiter von maximal 2.450 Euro. Und das nennt Herr Mehdorn eine "irrwitzige Forderung".
Sieht man die jetzige Lohnforderung auf dem Hintergrund von 10 Jahren Lohnstagnation, dann schrumpft eine einmalige Erhöhung von 30 Prozent über zehn Jahre verteilt auf 2,7 Prozent jährlich. (Wer es nicht glauben will, der sollte nachrechnen, indem er 100 (und jedes weitere Resultat) zehnmal mit 1,027 multipliziert. Nach zehn Erhöhungen sind 130 erreicht.)

Hintergrund dieses Lohnkampfs ist die Konkurrenz zweier Gewerkschaften, der GDL und der Transnet, um Einfluss und Mitglieder.
Deshalb schreien der Bahnchef Mehdorn und die Konkurrenzgewerkschaft Transnet: "Einheit, Einheit über alles!" Mehdorn im Spiegel: "Eine kleine Gruppe von Gewerkschaftsfunktionären ... versucht, die Bahnbelegschaft zu spalten."

Tatsächlich hat der gewerkschaftliche Einheitsbrei in Deutschland den Interessen der Lohnarbeiter eher geschadet als genutzt. Das weiß auch Herr Mehdorn, wenn er im Spiegel sagt: "In Frankreich hat die SNCF rund ein Dutzend verschiedene Gewerkschaften, das heißt, sie ist schwer steuerbar. Ich lege großen Wert darauf, dass wir in den vergangenen Jahren mit hohem Maß an Sozialverträglichkeit das Unternehmen saniert haben - im guten Dialog mit allen Gewerkschaften."

Konkurrierende Gewerkschaften sind für die Herren Arbeitgeber schwerer "steuerbar". Leichter steuerbar ist eine Einheitsgewerkschaft. Aber sind Einheitsgewerkschaften, die von der anderen Seite aus "steuerbar" sind, auch gut für die Lohnarbeiter?

Nur in Japan sind Streiks noch seltener als in der Bundesrepublik.



Wenn dann in Deutschland doch einmal gestreikt werden soll, dann schreien Politiker und Journalisten Zeter und Mordio und tun so, als ginge die (deutsche) Welt unter.


Richtig ist, dass die DGB-Gewerkschaften mit wenig Kampf einiges für die Lohnarbeiter in Deutschland erreicht haben. Sicher ist aber auch, dass sie mit mehr Kampfeinsatz viel mehr erreicht hätten.
Wirtschaftsprofessor Klaus Hardach schrieb über die Gründung der Einheitsgewerkschaften in der jungen Bundesrepublik Deutschland: "Die Bildung von Einheitsgewerkschaften hatte ... auch ihre Verantwortung für das Gemeinwohl erhöht. Da die Gewerkschaftsführung nicht unter dem Zwang stand, eine besonders aggressive Lohnpolitik verfolgen zu müssen, wie dies unter konkurrierenden Gewerkschaften üblich ist, konnte sie mit Erfolg einen zeitweiligen Lohnverzicht ... das Wort reden. ... Neben der allgemeinen Abneigung der Gewerkschaften, den beginnenden Wiederaufbau durch hohe Lohnforderungen zu gefährden, hatte ihre Zurückhaltung noch andere Gründe. So waren die gewerkschaftlichen Streikkassen nach der Währungsreform leer ... Lohndrückend wirkte sich ferner die Praxis aus, regionale statt betriebliche Tarifabkommen abzuschließen; sie zwang dazu, sich nach der Kostensituation der Grenzproduzenten und nicht nach der Ertragslage des Spitzenreiters der Branche zu richten ...
Die Berücksichtigung von Dingen, die nicht in der Lohntüte steckten, wie Sicherheit des Arbeitsplatzes, Urlaubsregelungen, Mitbestimmung, aber auch Geldwertstabilität ... kennzeichnete die gewerkschaftliche Tarifpolitik bereits in der Frühphase des Wiederaufbaus.
Es dauerte Jahre, bis der erste größere Streik der Nachkriegszeit ausgerufen wurde, doch selbst die sechs Monate dauernde Arbeitsniederlegung der Metallarbeiter Schleswig-Holsteins im Jahr 1955 konnte das im allgemeinen harmonische Verhältnis der Sozialpartner nicht ernsthaft beeinträchtigen. Die Zurückhaltung der Gewerkschaften - sei es aus gesamtpolitischem Verantwortungsbewusstsein ihrer Führung, sei es in richtiger Erkenntnis der harten Notwendigkeiten durch ihre Mitglieder - trug ganz erheblich zum deutschen Wiederaufstieg bei."
(Karl Hardach; Wirtschaftsgeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert (1914-1970). Kleine Vandenhoeck-Reihe Göttingen, 3. Aufl. 1993: 203f.)

Herr Schell und die Lokführer in der GDL sind keine "Klassenkämpfer". Sie bedrohen mit ihrem Streik nicht den Fortbestand des Kapitalismus in Deutschland. Die streikenden Bahnbediensteten tun nur, was jeder tun muss, der im Kapitalismus überleben will: Sie nutzen ihre Verhandlungsmacht und verschenken sie nicht für ein Linsengericht an die Kapitalseite.
Vielleicht nehmen sich ja andere Lohnarbeiter ein Beispiel daran. Es wäre nicht zu ihrem Schaden.

Wal Buchenberg für Indymedia, 06.08.2007-08-06

Diskussionsforum


Weitere Indy-Beiträge zum Bahnstreik

Solidarität jetzt!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Solidarität wichtig!

Thomas Trueten 06.08.2007 - 23:17
Neben der notwendigen Begründung für den Kampf des Fahrpersonals ist auch Solidarität mit den KollegInnen nötig. Besonders deshalb, weil das "Privilegiertenbashing" -die "Kritik" an "überzogenen Forderungen" nicht nur in den bürgerlichen Medien, sondern in einer seltsamen Koalition von Mehdorn über Transnet bis hin zu vielen "Linken" gerne im Vordergrund steht.

Einige KollegInnen vom "Metallertreff Stuttgart" erklärten sich solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen:

-------------------
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir unterstützen Euren Kampf um höhere Löhne und solidarisieren uns mit Eurem Streik.
Wir verurteilen, wenn Gewerkschaftsführer Euren Streik torpedieren und die Bahnprivatisierung unterstützen.
Seit vielen Jahren ist die Gewerkschaftsbewegung in der Defensive und muss Reallohnverluste, Arbeitszeitverlängerung und den Abbau von sozialen Errungenschaften hinnehmen, weil gewerkschaftliche Kämpfe nicht hartnäckig als Erzwingungsstreiks geführt werden.
Wir wünschen Euch viel Erfolg, Stehvermögen und Durchsetzungskraft. Dies würde allen Gewerkschaftern den Rücken stärken und sich auf die nächsten Kämpfe positiv auswirken.
Wir verurteilen die Bahnprivatisierung wie auch die Angriffe auf das Streik- und Koalitionsrecht durch Bahnchef Mehdorn.
Nur wer kämpft kann gewinnen! Gemeinsam sind wir stark!

UnterzeichnerInnen:
Tom Adler, IGM, Alternative-Betriebsrat bei Daimler-Chrysler in Mettingen, Delegiertenversammlung IGM Esslingen
Pablo Alderete, Daimler - Chrysler, Delegiertenversammlung IGM Esslingen
Eckhard Althaus, Dortmund, GEW-Vertrauensmann am Clara-Schumann-Gymnasium Holzwickede
Wolfgang Bastian, Lauterbach / Hessen, Vogelsberger Zeitung
Hubert Bauer, Betriebsrat und Mitglied des IGM Ortsvorstand Esslingen
Ursel Beck, IGM
Dirk Bekemeier, Mitarbeitervertreter, Verdi-Vertrauensmann, Diakonische Stiftung Wittekindshof
Reiner Böhmerle, IGM, Alternativ- Betriebsrat, Daimler-Chrysler in Mettingen, Delegiertenversammlung IGM Esslingen.
Alexander Brandner, verdi, netzwerk-verdi, student
Francis Byrne, ver.di, Köln, Netzwerk Linke Opposition
Michael Clauss, IGM, Alternative-Betriebsrat bei Daimler-Chrysler in Mettingen, Delegiertenversammlung IGM Esslingen
Matthias von Dombrowski, Betriebsrat und stellvertretender Sprecher der ver.di Vertrauensleute beim Gesamthafen Hamburg
Jochen Graf, ver.di-Vertrauensmann u. Personalratsmitglied an der Uni Stuttgart
Reiner Hofmann, IGM, Betriebsrat bei der Porsche AG S-Zuffenhausen, Delegiertenversammlung Stuttgart
Wolfgang Hofmann, Betriebsrat, IG Metall,Hauni Maschinenbau AG, Hamburg
Andre Halfenberg, IGM, Alternative-Betriebsrat bei Daimler-Chrysler in Mettingen, Delegiertenversammlung IGM Essslingen
Dieter Janssen, Mitglied im ver.di-Vertrauensleutevorstand und Personalrat Klinikum Stuttgart
Hans-Peter Keul,ver.di-vtl-Sprecher und PR-Mitglied im Landesbetrieb Straßenbau NRW Regionalniederlassung Rhein-Berg, Außenstelle Köln
Petra Kirstein, IGM, Betriebsrat bei BMW in Berlin, Delegiertenversammlung IGM Berlin
Gisela Klein, Dortmund, GEW-Vertrauensfrau am Gymnasium an der Schweizer Allee Dortmund
Werner Klumpp, IGM-VKL und BR bei Elcoteq Communications Offenburg
Stephan Krull, Mitglied des Ortsvorstandes der IG Metall in Wolfsburg
Frank Krupka, Finanzrevisor Linkspartei, Braunschweig
Joachim Kuhnke, langjähriges BR-Mitglied bei Daimlers Lenkungsbau in Düsseldorf
Michael Lemm, Mitglied VKL Robert Bosch Fahrzeugelektrik Eisenach GmbH
Metallertreff im Zukunftsforum Stuttgarter Gewerkschaften
Jürgen Müller, stellvertretender BRV bei Wässa & Schuster GmbH und Co KG, Bezirksfachgruppe Ver.di Westpfalz FB.12, Mitglied des
Landesfachbereichsvorstandes sowie des Landesfachgruppenvorstandes Groß-und Außenhandel Rheinland-Pfalz
Vera Musmann, ver.di, Vertrauensfrau im Lette-Verein Berlin
Netzwerk für eine kämpferische und demokratische ver.di
Axel Nolte, Aschaffenburg, ehemals BR-Vorsitzender
Fritz Patig, IGM, Alternative-Betriebsrat, Daimler-Chrysler, Werk Mettingen
Georg Rapp, DaimlerChrysler Untertürkheim, IGM-Vertrauensmann, Ersatzbetriebsrat Alternative, Delegiertenversammlung IGM Stuttgart
Frank Schwarzer, SKM, ver.di, Vorstandsmitglied FB3/Bezirk Herford-Minden-Lippe
Serkan Senol, IGM, Alternative-Betriebsrat bei Daimler-Chrysler in Mettingen
Betriebsrat und der IG Metall Vertrauenskörper, der Fa. Sollich KG in Bad Salzuflen (Vst. Detmold NRW)
Thomas Trüten, Mitglied in der IGM VKL Festo AG&Co KG, Esslingen und Delegiertenversammlung Esslingen
Lydia Trüten, IGM Vertrauensfrau Festo AG&Co KG Esslingen
Bernd Walter, IG Metall VKL, OTIS GmbH ,Berlin
Andrea Widzinski, Betriebsratsvorsitzende der Volksbank Ludwigsburg eG
Friedhelm Winkel, Verwaltungsangestellter, ver.di Bezirk Hanau
Jörg Wuttke, IGM Mitglied, BR Vorsitzender von MTS System GmbH Berlin
Bernd Ziegler, Betriebsratsvorsitzender, Amphenol-Tuchel Electronics GmbH, Heilbronn

Angaben von Funktionen dienen zur Kenntlichmachung
-------------------

Wer die Erklärung unterstützen möchte, melde sich bitte mit Angaben seines Betriebs und seiner gewerkschaftlichen oder Betriebsrats/Personalrats-Funktion per Mail.

Schell hat Angst zuzuschlagen

ftd 07.08.2007 - 07:08
Die Angst des Boxers zuzuschlagen
Der Streik kommt. 96 Prozent der Mitglieder der Lokführergewerkschaft GDL wollen es so. Deren Chef Manfred Schell kann angesichts dieses Abstimmungsergebnisses gar nicht mehr einlenken - selbst dann nicht, wenn Bahn-Chef Hartmut Mehdorn in letzter Minute noch ein verbessertes Angebot machen würde.

Die GDL-Mitglieder sind auf Krawall gebürstet. Doch Schell steckt im Dilemma. Er verspürt nicht nur den Druck der eigenen Leute, sondern auch den der Bahn-Kunden. Offensichtlich scheut er daher vor dem ganz großen Arbeitskampf zurück: Es soll erst ab Donnerstag gestreikt werden, und vorerst nur im Güterverkehr. Die vielen Urlauber, die sich am Wochenende in vollen Fernzügen drängeln, sollen aber verschont bleiben.


Für Schell steht also genauso viel auf dem Spiel wie für Mehdorn. Für das deutsche Wachstum dagegen ist der Streik kein Drama, selbst wenn die GDL ihre Scheu noch ablegen sollte: In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 2007 wird dieser Arbeitskampf - wie noch jeder Streik, der kein Generalstreik ist - keine großen Spuren hinterlassen. Prognosen, wonach der Arbeitskampf täglich bis zu 500 Mio. Euro Schaden verursachen dürfte, sind absurd.

Zweifellos könnte der Ausstand für die Bahn selbst sowie für einige andere Unternehmen teuer werden. Und er kann auch noch viele Kunden Nerven und Geld kosten. Die Wirtschaft wird deshalb aber nicht stillstehen. Taxis und Autovermieter, Billigflieger und Privatbahnen halten den Personenverkehr aufrecht; private Frachtbahnen und Speditionen - darunter die Bahn-Tochter Schenker - profitieren im Gütertransport. Des einen Leid wird des anderen Geschäft sein, die Konjunktur läuft, auch wenn Lokomotiven stehen. Unbequemlichkeiten und Chaos zeigt das Bruttoinlandsprodukt am Ende nicht an.

aus: Financial Times Deutschland

"Es droht der Verkehrsinfarkt". Und nu?

radio corax 07.08.2007 - 10:43
Wer in diesen Tagen mit der Bahn in den Urlaub fahren will, hat Grund, nervös zu werden. Denn: Die Lokführer werden streiken. Und auch wenn sie versprechen, die Bahntouristen möglichst wenig zu stören, muss sich derjenige, der pünktlich am Flug- oder Fährhafen sein will, um Alternativen kümmern. Das mag für Klimaschützer ärgerlich sein, ist aber unausweichlich. Anders ist die starre Haltung des Bahnvorstands nicht aufzubrechen. Eine Meinung die sicherlich auch Peter Korleck vertritt. Er ist stellvertretender Vorsitzender des GDL-Bezirks Mitteldeutschland. Judith von Radio Corax sprach mit ihm.

Eindrücke vom Streik in Berlin

Wladek Flakin 10.08.2007 - 20:50
ein kurzer Bericht von der Jugendorganisation REVOLUTION:
 http://de.indymedia.org/2007/08/190359.shtml

Kein Streik der Eisenbahner! - Schade

Wal Buchenberg 29.08.2007 - 13:23
n-TV meldete gestern:
"Im Tarifstreit bei der Bahn haben die Vermittler Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf eine Verständigung erreicht und die Gefahr erneuter Lokführerstreiks vorerst gebannt. (...)
Der Konzern und die Lokführergewerkschaft GDL verständigten sich demnach darauf, in welchem Verfahren eine Lösung des Tarifstreits bis 30. September erreicht werden soll. Bis dahin soll es keine weiteren Arbeitsniederlegungen geben.
Geißler sagte, der bundeseigene Konzern solle nun "parallele" Tarifverhandlungen mit der GDL einerseits und den anderen beiden Gewerkschaften Transnet und GDBA andererseits aufnehmen. Dabei solle die GDL über Entgelte und Arbeitszeiten für die Lokführer verhandeln können. (...)
Die Vermittlungsgespräche hatten am 13. August begonnen und wurden nicht-öffentlich geführt. Bahn-Personalvorstand Margret Suckale und GDL-Chef Manfred Schell begrüßten die gefundene Lösung."
gekürzt ausntv
Und Reuters meldete gestern:
"GDL-Chef Schell räumte ein, dass es nicht gelungen sei, die Zugbegleiter in einen neuen Lokführertarif einzubeziehen."

Spiegel schreibt online:
"Die Lokführer-Vereinigung GDL will bis Ende September nicht streiken - und wird dazu verdonnert, sich mit den anderen Gewerkschaften abzusprechen.
Für sämtliche Lokführer der Deutschen Bahn wird nun über eine bessere tarifliche Eingruppierung verhandelt. Im Anschluss sollen auch alle anderen Arbeitsplätze im Unternehmen neu bewertet und eingruppiert werden.
Für die Lokführer besteht damit eine sehr realistische Chance auf eine kräftige Lohnerhöhung. Gleichzeitig bleibt aber das Prinzip der Tarifeinheit gewahrt, das Bahn-Chef Hartmut Mehdorn wie auch die beiden großen Bahnergewerkschaften Transnet und GDBA unbedingt verteidigen wollen: Innerhalb des Unternehmens wird es keine konkurrierenden Tarifverträge geben.
Auf der Strecke bleiben vor allem die organisationspolitischen Ambitionen der GDL und ihres Chefs Manfred Schell. Ein Tarifsolo wird es für die GDL nicht geben; auch einen populären Streik wird Schell nur noch schwer inszenieren können, nachdem sein Hauptargument - Lokführer sind strukturell unterbezahlt - von der Bahn voll akzeptiert ist."

Im Interesse des Zugbegleitpersonals, im Interesse der ganzen Gewerkschaftsbewegung und aller Lohnarbeiter kann mensch es nur bedauern, dass die GDL-Führer einen Streik abblasen, der von den Mitgliedern mit großer Mehrheit beschlossen worden ist. Schade!

Wal Buchenberg

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 17 Kommentare

Frankreich hat schnell seit Letzter Woche

Du ergänzt und versuche, präzise zu sein 06.08.2007 - 16:27

ein Neues Anti Lokführer / Bahnarbeiter Gesetz erlassen.

Groß Deutschl äh Europa wird immer Sozialer in seiner Gesetzgebung!

Bald leben wir in Europa in einer Gesetzlichen Sozialen Hängematte, ähnlich dem Garten Eden!

Vorbild Japan

ausgefüllt 06.08.2007 - 17:49
Japan ist ja mal richtig vorbildlich. Für uns in Deutschland vielleicht ein bisschen peinlich, bloß auf dem zweiten Platz zu liegen, aber immerhin.

Wundere mich nur, dass es in Großbitannien so übel aussieht, da hatte Maggy Thatcher doch mal ordentlich mit den Gewerkschaften aufgeräumt. Wird wohl wieder Zeit. Auch hierzulande... ;-))

Gut gut

UnserEins 06.08.2007 - 23:01
Schöner Artikel.
Informativ und einleuchtend.
Kompliment.

hoffentlich nur der anfang

jaja 07.08.2007 - 00:35
es wurde allerhöchste zeit, dass sich die gewerkschaften aus ihrem dornröschenschlaf wach rütteln und sich nicht mehr von den apologeten des neoliberalen paradigma übervorteilen lassen.
viel zu lang wurde denen recht gegeben, die im unrecht waren und sind!

man kann nur hoffen, dass dies der startschuss für weitere gewerkschaftsaktionen war.

werdet euch eurer verantwortung für die arbeiterschaft wieder bewußt und wehrt euch; werdet aktiv!

wenn schon die zerschlagung des kapitalismus in weite ferne gerückt ist, so sollte man sich doch wenigstens nicht komplett verleugnen und für menschlichere verhältnisse sorgen.

ende

aber...

fragender Müßiggänger 07.08.2007 - 00:41
Es stimmt, sie streiken nur für den Reallohn von vor 10 Jahren. Ich würde trotzdem gern wissen, warum die GDL einen eigenen Tarifvertrag fordert. Vor ein paar Wochen hieß es noch, ein besserer Tarifabschluss mit der GDL würde für die anderen Beschäftigten übernommen, auch wenn die ihren Arbeitskampf schon lange beendet haben. Das jetzige Verhalten der GDL lässt eher vermuten, dass sie sich für was Besseres halten und darum ganz zu Recht von Herrn Brüderle unterstützt werden, oder verstehe ich das falsch?

Schweiz

Andreas (schweizweit.net) 07.08.2007 - 03:19
Nur in Japan sind Streiks noch seltener als in der Bundesrepublik.
Und was ist mit der Schweiz? ;o)

Solidarität mit wem?

immer noch 0815 Schaffner 08.08.2007 - 09:41
Ich frage mich nun wirklich wer hier Anspruch auf Solidarität hat. Die GD, von einem CDU-Mann in eine elitäre Aussenseiterposition geführt oder doch eher die "normalen Bahnangestellten"? Wieso den bitte der Extratarifvertrag für die Lokführer_Innen aber nicht für ebenso spezialisiert ausgebildeten Arbeiter_Innen in den Stellwerken? Ich persönlich kann das Verhalten der GDL nicht verstehen und halte es nicht für unterstützenswert. Die hier geforderte Solidarität wird offensichtlich von der Hoffnung getragen, die Arbeiter_Innen würden sich solidarisieren und gemeinsam gegen die immer heftiger werdenen Erpressungsversuche der Arbeitgeber vorgehen. Das wäre in jedem Fall zu begrüßen, doch gerade die GDL macht mit ihrem Verhalten einen solche gemeinsame Aktion unmöglich. Die GDL postuliert Sektierertum und stellt sich damit eher auf die Seite der Arbeitgeber. Solidarität können sie da von mir zumindest nicht erwarten. Ich denke eine gemeinsame Aktion wäre die bessere Lösung gewesen, dann wäre auch die Ausgangsposition andere Gewerkschaften in diesem Tarifkonflikt nicht so schlecht gewesen, dass scheint der GDL aber egal zu sein, weil es ihr nur um ihre eigenen Interessen geht.

@null815schaffner

lopi 08.08.2007 - 11:12
Natuerlich ist es grundsaetzlich fragwuerdig,einen Seperatvertragzu verlangen. Nur kann mensh in diesem Fall meiner Meinung nach nicht der GDL die Schuld geben.

transnet faehrt mit der Unterstuetzung des Boersenkurs der Bahn-Chefs und zahmen Forderungen ja viel eher Arbeitgeberkurs!

Die Gdl vertritt eben nicht nur Lok-Fuehrerinnen, wie es immer verbreitet wird, sondern das gesamte Fahrpersonal auf den Zuegen, also auch Zugbegleiter und Bistromitarbeiter, und von all diesen wird gekaempft!

Wenn die Leute aus den Stellwerken auch kaempfen wollen, koennten sie sich jetzt ja tatsaechlich solidarisieren! Druck auf ihre Gewerkschaft machen, streiken, oder gleich die Gewerkschaft wechseln!

Richtigstellung

Barkowski 08.08.2007 - 16:21
Zitat aus dem Artikel:
"[...]Das weiß auch Herr Mehdorn, wenn er im Spiegel sagt: 'In Frankreich hat die SNCF rund ein Dutzend verschiedene Gewerkschaften, das heißt, sie ist schwer steuerbar. [...]'

Konkurrierende Gewerkschaften sind für die Herren Arbeitgeber schwerer "steuerbar". Leichter steuerbar ist eine Einheitsgewerkschaft."

Wenn man nicht einmal die einfachsten Sätze korrekt nach Syntax bzw. Logik interpretieren kann, sollte man vielleicht auf das Verfassen selbiger verzichten. Herr Mehdorn hat gesagt, dass die SNCF (EisenbahnGESELLschaft, nicht GEWERKschaft!) schwer steuerbar ist. Das kann man aber leicht überlesen, wenn die eigene Wahrnehmung nur von der Projektion des Herrn Mehdorn oder anderer "Heuschrecken" mit metaphorischen Teufelshörnern bestimmt wird und man sich nicht von Logik und einem Quäntchen Sachverstand leiten läßt.

Das heizt die Stimmung doch nur an. Und wo Emotionen walten, lässt eine vernünftige Lösung meist vergeblich suchen. Objektive Berichterstattung habe ich mir anders vorgestellt.

Hochachtungsvoll

Barkowski

Schwarzer Tag für Gewerkschaften

Jim Knopf 09.08.2007 - 12:30
Heute ist ein schwarzer Tag für die Gewerkschaften in Deutschland. Gerichte verbieten Gewerkschaften den Streik, weil wirtschaftliche Schäden befürchtet werden. In Frankreich hat bereits die Nationalversammlung das Streikrecht im Verkehrssektor eingeschränkt. So hatte es in England unter der "Eisernen Lady" auch begonnen. Heute gibt es keine Gewerkschaften mehr in England die mit denen in Deutschland zu vergleichen wären.

Und das Dank der glorreichen GDL!!! Die GDL hat einen Ritt auf einer tickenden Bombe begonnen. Nicht weil sie durch Streiks ihren Forderungen Nachdruck verleihen möchte - dass ist das gute Recht einer Gewerkschaft - nein, weil sie mit überzogenen Forderungen einen Streik und vor allem einen elitären Tarifvertrag nur für eine Berufsgruppe herausfordert.

Gewerkschaften sind die sozialen und wirtschaftlichen Interessenvertretungen ALLER abhängig beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer egal, ob es Arbeiter, Angestellte, Beamte oder Auszubildende die in einem Betrieb beschäftigt sind. Das ist und war die Maxime der Gewerkschaften, vor allem die des DGBs. Nur gemeinsam sind wir stark! Solidarität untereinander und füreinander ist immer oberstes Gebot, wie eh und je. Die Tarifeinheit und der Flächentarifvertrag darf nicht aus den Augen verloren werden. Selbst Sommer als DGB-Chef hat dies schon der GDL erklärt! Aber verstanden hat es wahrscheinlich niemand von diesem Verein.

Die ersten Meldungen von Wirtschaftsverbänden sind schon da. Und ich glaube auch nicht, dass es lange dauern wird, bis sich Westerwelle und Co. wieder zu Wort melden, dass die Gewerkschaften ein "Alter Zopf" sind und dieser endlich abgeschnitten werden muss. Lieber sollten die betrieblichen Bündnisse gestärkt werden, weil der BR näher an seiner Belegschaft ist, als eine Gewerkschaft es je sein kann.

Jeder sollte genauer hinschauen, welchen politischen Sprengstoff Schell und seine GDL angezündet hat. Cockpit und Marburger Bund lassen grüßen. Fahrdienstleiter sind dann die nächsten, die eine Fahrdienstleitergewerkschaft gründen werden, wenn es nur noch Berufsverbände geben soll. Dann streikt eben jeder Berufsverband für sich selbst und in Deutschland wird dann nur noch gestreikt!

Nach dem Motto: Heute die Lokführer, morgen die Ärzte und übermorgen die "Feuerwehr". Jeder kann noch mehr Druck ausüben, da bestimmte Gruppen einem besonderen beruflichen Status unterliegen und somit eine Schlüsselfunktion einnehmen! Alle anderen haben halt Pech, wenn sie ihre Rechte nicht allein durchsetzen können.

Vor allen Dingen wird es Deutschland freuen, wenn jeden Tag jemand anderes streikt. Das sichert die Arbeitsplätze in Deutschland! Die Gesetze die man dann schnell im Bundestag beschließen muss, sind ja bereits in England und Frankreich erhältlich!

Mit dem Abschluss der beiden anderen Bahngewerkschaften wurde Verhandlungsgeschick und Verhältnismäßigkeit gezeigt. Die Arbeitnehmer haben ein großes Stück Kuchen vom Gewinn der Bahn abbekommen. Was nun von vielen "erfahrenen Tarifexperten" kritisiert wird. Wenn jedoch jemand über das machbare Ziel hinaus schießt, dann entsteht genau das was jetzt passiert ist. Es wird nur noch vor Gericht verhandelt und die Eisenbahner - dazu zählen auch die Lokführer! - werden in der Öffentlichkeit bloß gestellt.

Und mal ehrlich - was nutzt es eigentlich, wenn den Lokführern z.B. bei DB Regio in Hessen mehr Geld gezahlt wird, aber dort kein einziger Arbeitsplatz mehr existiert, weil hier nur die Konkurrenz die Ausschreibungen gewinnt?

Lokführer als mögliche Lokomotiven

Peter H. 09.08.2007 - 12:31
Wird die Tarifauseinandersetzung bei der Bahn erfolgreich im Sinne der Lokführer sowie sonstiger Bediensteter geführt, dann können die Lokfahrer als Lokomotiven des Klassenbewußtsein bei den Lohnabhängigen fungieren,- bestenfalls. Es ist gut vorstellbar, dass sie (Lokführer) mit ihren speziellen Lohnansprüchen, sie ragen in der Tariflandschaft heraus, eine zukünftige Vorreiterstelle unter den Werktätigen einnehmen werden, also ein Signal für andere! Dies allerdings nur dann, wenn sie ihren Kampf erfolgreich zu Ende bringen.

@jim knopf und co

lukas 10.08.2007 - 06:45
du faselst von "einheit" und sieht hübsch von allem inhalt ab, als sei "einheit" für sich ein wert. was soll eine "einheit", die in nichts anderem bestünde, als die profitinteressen der db ag für unantastbar und heilig zu erklären?
übrigens: wieso soll die geforderte "einheit" eigentlich ausgerechnet darin bestehen, die popeligen 4,5% von transnet/gdba zum gemeinsamen anliegen zu machen? warum nicht 31% für alle bahnangestellten fordern - alle zusammen? doch, oh schreck, das würde ja die milliarden-profite der db ag schmälern und am ende gar die gelungene performance an der börse.
dass der profit und der aktienkurs höher zu bewerten ist als die frage, ob ein bahn"mitarbeiter" sich und seine familie gescheit über die runden kriegt (welch niederes interesse!) oder sich mal "was leisten kann" steht für jim knopf, die gdba und transnet außer frage. das ist die kapitalfreundliche "einheit" auf die sie die gdl verflichten wollen. doch die denkt einstweilen mehr an die menschen denn an die profite. womit zumindest die fronten geklärt werden.

Richtigstellung die 2. und so weiter

Schiener 10.08.2007 - 08:21
@ Barkowski

Was ist an dem Satz:"In Frankreich hat die SNCF rund ein Dutzend verschiedene Gewerkschaften, das heißt, sie ist schwer steuerbar." denn bitte falsch.
Die deutsche Bahn hat drei Gewerkschaften, die sich um die Angestellten "kümmern" sollen, davon sind zwei leicht steuerbar, eine muckt alle paar Jahre mal auf, ergo ist die Bahn mit drei handzahmen Gewerkschaften leichter steuerbar als die SNCF mit 12 eigenwilligen Gewerkschaften die alle Nase lang den Betrieb lahmlegen oder Forderungen stellen.
Der Satz bezieht sich also auf die, innerhalb der französischen Bahngesellschaft, aktiven Gewerkschaften.
Deshalb mit besten Grüßen zurück:
"Wenn man nicht einmal die einfachsten Sätze korrekt nach Syntax bzw. Logik interpretieren kann, sollte man vielleicht auf das Verfassen selbiger verzichten."

@ Jim Knopf

Mir leuchtet nicht ein, warum die Mitglieder der GDL aus Solidarität mit den anderen Bahnern auf Lohnforderungen verzichten sollen. Viel mehr wäre wohl Solidarität mit der GDL durch Transnet angesagt.
Die Behauptung, die GDL würde die deutschen Gewerkschaften ruinieren und in die Bedeutungslosigkeit führen, so wie in England geschehen, wird durch die im Artikel verwendete Grafik widerlegt. Wie die Briten streiken kann ich nicht sagen. Zumindest scheinen sie öfter zu streiken. Außerdem ist der Sinn einer Gewerkschaft, für die Angestellten zu kämpfen und deren Interessen gegen die Arbeitgeber durchzusetzen. Kämpfen bedeutet nicht, alle paar Jahre Selbstverständlichkeiten unter großem Tamtam auszuhandeln um den Beitragszahlern die eigene Bedeutung vorzuspielen. Die Existenz der Gewerkschaften wird nicht durch angeblich überzogene Forderungen bedroht, sondern durch Arbeitskämpfe bei denen unterm Strich eine Gehaltserhöhung um 1,5% und 3 zusätzliche, unbezahlte Arbeitsstunden mehr in der Woche herausspringen. Solche Ergebnisse werden den Mitgliedern dann als Riesenerfolge verkauft.
Du schreibst:

"Die ersten Meldungen von Wirtschaftsverbänden sind schon da. Und ich glaube auch nicht, dass es lange dauern wird, bis sich Westerwelle und Co. wieder zu Wort melden, dass die Gewerkschaften ein "Alter Zopf" sind und dieser endlich abgeschnitten werden muss."

Und deshalb sollten die Gewerkschaften in vorauseilenden Gehorsam die Beine still halten und sich wegducken? Es könnte ihnen ja ein steifer Wind ins Gesicht wehen. Na schönen Dank. Holla, werden die Gewerkschaften da bald einflußreich und bedeutend sein, wenn sie sich an deine Tips halten.

"Vor allen Dingen wird es Deutschland freuen, wenn jeden Tag jemand anderes streikt. Das sichert die Arbeitsplätze in Deutschland!"

LoL. Dann muß Deutschland wohl mal zu Hause bleiben, guckt Barbara Salesch und brät sich zu Mittag ein Spiegelei. Vielleicht freut sich aber auch die Antarktis, daß Deutschland jetzt mehr Zeit hat und die beiden gehen zusammen mal Angeln oder Go-Kart-Fahren.
Während es den Gewerkschaften um die Lebensumstände der Arbeitnehmer gehen sollte, machst du dir Sorgen ums "große Ganze". Der Volkskörper muß funktionstüchtig bleiben, die Wirtschaft muß weiter laufen. Ein echter Patriot streikt nicht! Ein Wahnsinnsargument!
Leider deckt Patriotismus niemandem den Tisch und er zahlt auch keinem die Miete.

Richtigstellung Teil 3

Tom 11.08.2007 - 10:06
@ Schiener:

Welches Unternehmen ist leichter zu steuern? Ein Unternehmen, welches mit einer Gewerkschaft für alle Beschäftigte des Unternehmens einen Tarifvertrag aushandeln muss, oder ein Unternehmen, welches mit einem Dutzend Gewerkschaften für unterschiedliche Beschäftigte ein Dutzend Tarifverträge aushandeln muss? Ich denke die Frage dürfte auch für dich schnell beantwortet sein.

Das erste Unternehmen hat es wesentlich leichter. Zum einen ist eine wesentlich höhere Planungssicherheit gegeben, da man höchsten einen Streik pro Tarifverhandlung erwarten müsste. Zum anderen stände man nicht vor dem Problem, ständig schon abgeschlossene Tarifverträge nachzuverhandeln. Gerade dieser Aspekt wird bei der Bahn noch eine große Rolle spielen. Drittens müsste man sich auch keinen völlig überzogenen Forderungen gegenüberstellen. Viertens hat das Unternehmen die Möglichkeit selbst sein gesetzliches Recht der Aussperrung in Anspruch zu nehmen, was bei der Bahn bei den Lokführer nicht möglich ist. Fünftens sind die Gewinne des Unternehmens aus all diesen Gründen höher und sicherer als in der anderen Situation. Gewinne der Bahn fließen momentan entweder dem Bund zu und dienen somit der Allgemeinheit oder werden investiert.

Ein Punkt, welcher die Forderung von 31% plus wenigstens ein wenig legitimiert, wurde hier aber noch gar nicht erwähnt: Die hohrenden Gehaltsteigerungen des Vorstands von 300 bis 400 Prozent innerhalb weniger Jahre. Dieses aus Amerika importierte Verhalten seitens der Führungsspitzen von Top-Konzernen ist einfach unerträglich. Zwar machen die Vorstandsgehälter in der Bilanz eines solchen Konzerns kaum etwas aus, aber die Symbolik allein sagt schon genügend aus.
Auch die Privatisierung der Bahn halte ich für eine schlechte Idee, da dieses Unternehmen ein öffentliches Gut zur Verfügung stellen soll und somit primär der Gesellschaft und nicht seinen Investoren dienen sollte.

Uns gehts gut

Bürger 18.08.2007 - 14:21
Schon mal drüber nachgedacht, dass in Deutschland deswegen so wenig gestreikt wird, weil es keinen Grund gibt? Wenn alles in Ordnung ist, warum soll man dann streiken? Abgesehen davon finde ich 31% Lohnerhöhung schon unverschämt! Wenn die nicht zufrieden sind, sollen sie doch was anderes arbeiten.

wenn sich doch

frustie 02.09.2007 - 11:25
diejenigen, die für eigene Interessen und mehr Geld, auf die Straße gehen, sich auch für andere Missstände einsetzten würden und sich nicht zu Schade wären ihren verwöhnten, wohlständigen Arsch aus dem kapitalistischen Sessel zu heben, dann müssten Reisende und Bahnabhängige nicht so oft unter dem öffentlichen Nahverkehr leiden.

Wo sind denn die Lockführer und Zugbegleiter, wenn es darum geht in ihrem "Unternehmen", mal Kundenfreundlichere und sozialere Zustände zu etablieren? Das geht denen doch am Arsch vorbei! Öffentlicher Nahverkehr sollte sehr viel billiger, wenn nicht sogar umsonst sein. Und die Bahn, alle zusammen die dort arbeiten!!!, sich mal mehr um ihre Kunden kümmern.
Aus diesem Grund geht mir diese Forderung nach mehr Geld am Arsch vorbei. Ich verdiene als Nachtwache in einem Heim mit schwer geistig behinderten nicht mehr als die heute. Und dieser Job ist echt hart. Aber ich bin froh einen sinnvollen Arbeitsplatz zu haben und das Geld was ich verdiene genügt. Und ich habe sogar Zeit mich noch für andere Menschen und Minderheiten und schlimme Zustände einzusetzen, als immer nur an mehr Geld für mich zu denken. Mir kann keiner erzählen das Lockführer oder Reisebegleiter am Hungertuch nagen. Die werden einfach benutzt um in diesem kapitalistischen System von wirklichen Problemen abzulenken! So seh ich das. Mich würd mal interessieren, was die denn mit den paar hundert Euro mehr machen, wenn sie die bekommen!!!

Was verdient ein Lokführer (NETTO)

adviser 16.11.2007 - 19:41
Beim Einstieg sind es ca. 1700 Euro (Ost) beziehungsweise 1900 Euro (West). Nach einigen Jahren kann der Verdienst auf bis zu 2400 Euro (West) beziehungsweise 2200 Euro (Ost) steigen. Lokführer und Zugbegleiter profitieren auch von Zulagen!