Streik der Lokführer : Solidarität jetzt !

Antifa 06.08.2007 14:23
Das Ergebnis der Urabstimmung : 95,8 % stimmen einem unbefristeten (!) Streik zu.
Hartmut Mehdorn als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG droht den Lokführern
mit einer Schadensersatzklage.
Der BDI warnt vor einem Kolateralschaden für die gesamte deutsche Wirtschaft und die Lobbypresse der Wirtschaft schäumt vor Wut (Handelsblatt/Capital/Wirtschaftswoche/Bild, etc..)
Allem Anschein nach hat die GDL einen mächtigen Hebel in der Hand, so mächtig, dass viele tolle Aktionen der radikalen Linken dagegen verblassen.
Ein Grund mehr, uns alle schleunigst mit dem Thema Bahn und Kapitalismus näher zu beschäfttigen.
Sind es nicht solche Hebel, die den Warengütertransport der gesamten
Wirtschaft über die Landesgrenzen hinaus um 50% einschränken können, die interessanten?
Klar, dass mit den Forderungen der Spartengewerkschaft GDL keine Eigentumsfragen gestellt werden. Auch ist bei der GDL kein wirklicher Internationalismus vertreten, da sich die GDL
lediglich in einen europäischen Bezug stellt:
"Gemeinsam mit Gewerkschaften aus 15 anderen europäischen Ländern gehört die GDL der ALE (Autonome Lokomotivführer-Gewerkschaften Europa) an."
Dennoch ist gerade dieser Arbeitskampf ein zukunftsweisender. Die GDL ist mit ihrer Forderung der Höhe in der Gehaltsverbesserung um Lichtjahre progressiver als alle letzten Tarifabschlüsse bei IGM / Verdi (Opel/Siemens/Telekom, etc...).
Nicht zuletzt deshalb bekommt sie auch keine Untersützung seitens des DGB.
Sommer wörtlich:"Um es ganz klar zu sagen: Der DGB bestreitet der GDL nicht das Recht
auf Urabstimmung und Streik. Wir bewerten auch nicht die Forderung,
die alleinige Sache jeder Gewerkschaft ist. Ich sage aber genauso
deutlich, dass solche Extratouren die Bahnbelegschaft spalten können,
auf jeden Fall Unfrieden im Betrieb und unter den Gewerkschaften
auslösen."
Der DGB-Führung scheint es jetzt wohl auch mulmig zu werden, wenn Menschen auf eigenen Wegen ihre Rechte wahrnehmen und sich mit den politischen Ergebnissen des Klüngelfilz aus SPD/DGB nicht mehr zufrieden geben.
Viele Kollegen von Verdi scheinen jedoch ebenfalls eigene Wege zu gehen, der letzlich ein gemeinsamer ist: Solidarität mit den Kollegen der GDL. In vielen Betrieben in NRW,Saarland sowie Bayern erreichen die GDL immer mehr Soli-Bekundungen der bei Verdi und IGM - organsierten Kollegen, -trotz Kursdirektiven der Verdi-Führung davon abzusehen (!!).
Das Thema Bahn ist jedoch nicht nur wegen des GDL-Streiks, welcher , wenn erfolgreich, wegweisend sein wird für andere Tarifkämpfe, sondern auch wegen der anstehenenden Privatisierung.
Wehren wir uns als radikale Linke gegen die Politik des BDI und DGB !
Bringen wir uns ein in den Diskurs, lenken wir ihn mit !
Unterstützen wir fortschrittliche Kollegen bei den Streiks !
Arbeitskampf heisst Internationalismus !
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Ergänzungen

naja

xxx 06.08.2007 - 14:39
Problematisch ist Solidarität dort allemal, da es wirklich die Lokführer sind die unsolidarisch sind, ähnlich wie die Ärzte, die Piloten. Sie wissen das sie am längeren Hebel sitzen, ohne Arzt keine OP, ohne Pilot kein Flug. Krankenschwestern, Bordpersonal kann man schnell nachrekrutieren, Piloten und Ärzte nicht.

Dadurch das sie alleine für sich mehr durchsetzen wollen(was ja nicht zwangsläufig schlecht sein muss) wird es für die anderen Angestellten nicht leichter mehr Kohle zu bekommen. Besser wäre ein Kampf aller Angestellten der Bahn zusammen um mehr Kohle, wenn die Lokführer tatsächlich mehr bekommen, kann man davon ausgehen das die Bahn es woanders kürzt, und jetzt rate mal bei wem?

Ein billiges Beispiel: Die Schaffner streiken in Deutschland, was würde passieren? Kaum was , da der Dt. einfach weiter, obwohl er nicht kontrolliert werden kann sich ein Ticket käuft, ok vielleicht 10.000 Autonome nicht, aber das fällt eh nicht ins Gewicht, da die vorher wenn es geht auch schwarz fahren.

Denn sie wissen was sie tun

ontologischer anarchist 06.08.2007 - 15:31
die forderungen der lokführer und des bahnpersonals (schaffner, gastro-aushilfen usw) ist mehr als berechtigt. in den letzten jahren hat sich ihr arbeitsalltag mehr als verschlechtert. jede neue tarifrunde sicherte den arbeitsplatz derjenigen, die beim verlängerten gewerkschaftlichen arm von mehrdorn, der TRANSnet, organisierten bahnbediensteten. lokführer und andere wurden regelmässig übergangen. verschärfungen des dienstplanes, senkung des einstiegsgehaltes, von zulagen, ruhezeiten und urlaubstagen sind an der tagesordnung. des weiteren werden pflichten des bahnsteigpersonals zugführern aufgebürdet.

in berlin konnte der in diesem jahr eingeführte sommerfahrplan nicht gehalten werden, weil es am tag der einführung zu massenhaften krankmeldungen kam. die s-bahnen, der DB unterstellt, sollten öfter und pünktlicher fahren, jedoch passierte genau das gegenteil. der krankenstand schwankt zwischen 20 prozent zur zeit und 30 prozent zu spitzenzeiten. der sommerfahrplan wurde revidiert. die intervalle verlängert. trotzdem fallen oft "aus technischen gründen" bahnen aus, ohne das schwierigkeiten gemeldet werden.

die einsparungen im fahrpersonal, die gehälter am rande des existenzminimums und gerade noch so über hartz-IV niveau, unmögliche arbeitszeiten (bis zu 14h am tag), sowie die mangelnden aufstiegschancen für lokführer schreien regelrecht nach solidarität. insbesondere, weil die streikwilligen endlich nicht mehr gebückt kuschen und verschiedene formen der verweigerung praktizieren.

weitere informationen zu TRANSnet und dem leben der lokführer hier ....  http://www.jungle-world.com/seiten/2007/31/10343.php ....  http://www.jungewelt.de/2007/08-06/056.php ....

:) Vorbild GDL: Jetzt auch LTU- Streik ?!

now block the streets! 06.08.2007 - 15:36
Deutschland droht Verkehrsinfarkt
Nach den Lokführern der Deutschen Bahn stim­men auch die Piloten der Fluglinie LTU mit großer Mehrheit für unbefris­tete Streiks. Stillstand auf Schienen, Straßen und Flughäfen droht
Frankfurt - Die Deutsche Bahn steht vor einem flächendeckenden Streik ihrer Lokführer. Als erstes wird der Güterverkehr betroffen sein. Die Mitglieder der Lokführergewerkschaft GDL haben mit 95,8 Prozent für einen Arbeitsausstand gestimmt. Die erforderliche Marke lag bei 75 Prozent. Die GDL hat nun die Bahnführung aufgefordert, bis Dienstag 18.00 Uhr ein neues Angebot zu legen.

Aufruf zum Autofahren

Die Lage ist derart dramatisch, so dass sogar die Bahn-Interessensgemeinschaft "Pro-Bahn" die nächsten Tage zum Autofahren rät. Streitpunkt ist die Forderung der Gewerkschaft nach 31 Prozent mehr Lohn und eigenem Tarifvertrag.

Das Unternehmen hat bereits einen Tarifvertrag mit den beiden anderen Bahngewerkschaften Transnet und GDBA abgeschlossen. Dieser sieht 4,5 Prozent mehr Geld von Jänner 2008 an und eine Sonderzahlung von 600 Euro vor. Diese Einkommenserhöhung bietet die Deutsche Bahn auch der GDL an.

Reisende müssen sich frühestens ab Mittwoch deutschlandweit auf Verspätungen und Ausfälle einstellen. Die Lokführer wollen aber die Auswirkungen für die Gäste möglichst gering halten. Die Bahntochter DB Autozug soll nicht bestreikt werden, versicherte die GDL. Dass die Bahn die Auswirkungen des Streiks mit dem verstärkten Einsatz von Beamten abfedern könne, sei unrealistisch, sagte die Gewerkschafter. 40 Prozent der Lokomotivführer seien Beamte.

Schadenersatzklagen

Am Wochenende hatte die Gewerkschaft gedroht, den Zugverkehr in ganz Deutschland lahmzulegen. Der Chef der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, kündigte indes Schadenersatzklagen an und schloss Suspendierungen einzelner Lokführer nicht aus.

Auch der Bundesverband Verbraucherzentralen stellte sich gegen die Streikenden. Verbandspräsident Gerd Billen sagte: "Es ist ein Unding, dass unter dem Tarifstreit Millionen Bahnkunden zu leiden haben."

Auch vor Gericht geht die Auseinandersetzung weiter: Die Arbeitsgerichte in Frankfurt und Chemnitz wollen heute in Eilverfahren über das von Deutsche-Bahn-Töchtern beantragte Streikverbot entscheiden.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vertritt 34.000 Mitglieder.

Fliegendes LTU-Personal droht

Auch die Piloten der künftig zu Air Berlin gehörenden Fluggesellschaft LTU haben nach Angaben der Vereinigung Cockpit mit großer Mehrheit für einen Streik gestimmt. 96 Prozent der abgegebenen Stimmen hätten sich für einen Streik ausgesprochen, 91 Prozent der Piloten hätten sich an der Abstimmung beteiligt, teilte die Gewerkschaft am Montag mit. Ob und wann es zu einem Arbeitskampf komme, sei noch offen. Dies hänge von den Gesprächen mit der LTU-Führung über einen neuen Tarifvertrag ab.

Die Tarifverhandlungen sind bisher an unterschiedlichen Vorstellungen über Vergütungen und Arbeitszeitregelungen gescheitert. Die LTU-Crews fordern unter anderem mehr Gehalt und längere Ruhezeiten. Montag früh kam es infolge einiger Warnstreiks bereits zu Verspätungen bei LTU.

Die LTU-Führung hatte zu Beginn der Urabstimmung im Juli vor Streiks gewarnt. Diese würde die Ferienfluggesellschaft wirtschaftlich gefährden. LTU war im Frühjahr von Air Berlin, die in Österreich 24 Prozent an Niki Laudas Billigflieger Niki hält, übernommen worden. Die Transaktion wird derzeit aber noch vom Bundeskartellamt intensiv geprüft. (APA/Reuters)

GDBA: erfolgreiche Tarifpolitik

28.Juli Sommer schreibt Leserbrief 06.08.2007 - 16:15
...
Das Ausscheren der GDL ist auch deshalb unverständlich, weil die Bahngewerkschaft GDBA, die ebenfalls im Deutschen Beamtenbund organisiert ist, den Tarifvertrag mit ausgehandelt hat, den die Schwestergewerkschaft GDL jetzt nicht akzeptieren will. Deshalb appelliere ich an Beamtenbundchef Peter Heesen, für Ordnung in der eigenen Dachorganisation zu sorgen, um eine für alle Bahnmitarbeiter verträgliche Lösung zu erreichen.

 http://www.tagesspiegel.de/meinung/leserbriefe/Leserbriefe;art144,2347997



Am 9. Juli 2007 konnte die Verkehrsgewerkschaft GDBA die Entgeltrunde 2007 für die Beschäftigten der Deutschen Bahn mit dem besten Tarifabschluss seit der Privatisierung beenden. Es war ein hartes Stück Arbeit. Unser Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen, die sich an den verschiedensten Aktionen der Verkehrsgewerkschaft GDBA und der Gewerkschaft TRANSNET vor und während der Verhandlungen beteiligt haben. Ohne das entschlossene Eintreten für die Tarifforderung wäre ein solcher Abschluss nicht möglich gewesen.
 http://www.gdba.de/aktuelles/nachrichten/meldungen/archiv_2007/010807_hommel.htm
 http://www.gdba.de/

kann nicht beurteilen ob Eure teilweise verweigerte Solidarität so schrecklich oder konkret wie der Solidaritätszuschlag ist.

Interessant fände ich das Verhalten eines in der GDBA organisierten Lokführers

Siehe hierzu

Dein Name 06.08.2007 - 19:57

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