Mumia Abu-Jamal, Januar 2016

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Die Solidaritätsgruppe Mexiko hat am 31.Dezember 2015 die Situation von Mumia Abu-Jamal und der „Gefängnisnation“ zusammengefasst. Zur Sprache kommen die Hepatitis-C-Behandlung in den USA und im spanischen Staat, und die richterliche Anhörung wegen Unterlassung medizinischer Hilfeleistung im Fall Mumia am 18., 22. und 23. Dezember 2015 in Scranton, Pennsylvania. Hier eine Übersetzung durch die Solidaritätsgruppe „Freund/innen Mumias im Baskenland“ 

Mumia beleuchtet den Versuch, die Gefängnisnation auf dem medizinischen Weg umzubringen

Das folgende Interview mit Mumia Abu Jamal wurde am 18.Dezember 2015 aufgenommen, nach dem ersten Tag der Anhörung im Fall „Abu-Jamal gegen Kerestes“ in Scranton, Pennsylvania. Zum ersten Mal nach Jahrzehnten konnte der afroamerikanische politische Gefangene vor einem Gericht Zeugnis ablegen, in diesem Fall zeitgleich per Video. In einem mit Angehörigen und Unterstützer/innen gefüllten Saal schilderte er dem Bundes-Distrikt-Richter Robert Mariani die Erfahrungen mit seiner Krankheit, nachdem er am vergangenen 30.März fast gestorben wäre, außerdem die Vorgeschichte und die Folgen der Krankheit. Im Interview antwortete Mumia auf die Fragen von Noelle Hanrahan von Prison Radio:

NH: Mumia Abu-Jamal, was hast du mit deiner Aussage vor dem Bundesgericht erreicht?

MAJ: Ich denke, ich habe ein Fenster geöffnet, nicht nur in meinem Fall oder was mein eigenes Leiden anbelangt, sondern in Hinsicht auf die Behandlung, die Tausende an Hepatitis-C erkrankte Gefangene im Staat Pennsylvania erleiden. Nach den letzten Schätzungen sind es 10.000, und diese Zahl ist wahrscheinlich noch niedrig angesetzt. Das heißt, der Staat versucht mit allen Mitteln, den Gefangenen eine medizinische Behandlung zu verweigern.

NH: Wie krank warst du am 30.März 2015?

MAJ: Ich war so schwach wie ein kleines Kätzchen. Bis heute kann ich mich nicht erinnern, wie ich ins Hospital kam. Ich erinnere mich nicht, wie ich ins Koma fiel, auch nicht wie ich den Diabetes-Schock erlitt. Ich erinnere mich, dass ich in die Krankenstation kam und am nächsten Tag aufwachte – oder besser gesagt, was ich für den nächsten Tag hielt, denn wir konnten im Hospital nicht durch die Fenster sehen. Ich hatte das Gefühl, Wolle im Mund zu haben. Sie gaben mir Wasser, das nach Watte schmeckte. An diese Dinge erinnere ich mich, aber ich war so schach, dass ich kaum den Arm heben konnte.

NH: Was willst du vor Gericht erreichen?

MAJ: Ganz einfach: medizinische Behandlung. Ich spreche nicht von der Behandlung der Symptome, sondern von der Behandlung der Hepatitis-C-Krankheit. Sie könnten schon morgen damit beginnen. Nach sechs, acht, zwölf oder maximal 28 Wochen existiert eine Wahrscheinlichkeit von 95% bis 98%, dass ich geheilt wäre. Wenn der Hepatitis-C-Virus zerstört ist und in meinem Körper nicht mehr festgestellt werden kann.

NH: Mumia Abu-Jamal, welche Gründe wurden dir von der Gefängnis-Behörde genannt, als sie dir die Hepatitis-C-Behandlung verweigerten?

MAJ: Sie sagten mir, oder die Ärzte hier in der Krankenstation sagten mir, dass ich nicht krank genug sei, dass meine Virus-Erkrankung nicht schlimm genug sei und dass die Anzahl meiner Blutblättchen zu niedrig sei. Ich war für sie also zu gesund, um eine Behandlung zu bekommen, nicht ausreichend krank.

NH: Haben sie das vor Gericht wiederholt?

MAJ: Sie haben es angedeutet. Sie haben erwähnt, dass einige Leute sagten, es gehe mir besser, dass ich dem Hautarzt gesagt hätte, es gehe mir ausgezeichnet im Vergleich zu vorher. Und dass verschiedene Personen zu mir gesagt hätten, dass ich gut aussehe. Ich habe geschildert, dass der Arzt mir sagte, ich könnte jeden Moment einen Rückfall erleiden. Deshalb kann es mir heute gut gehen und nächste Woche, nächsten Monat, nächstes Jahr oder schon morgen kann ich in den vorherigen Zustand zurückfallen.

 

Mumias Klage

Die Unterlassungs-Klage „Abu-Jamal vs Kerestes“ wurde ursprünglich am 18.Mai von Anwalt Bret Grote vom Abolitionist Law Center und vom Mitverteidiger Bob Boyle eingereicht, am 3.August wurde sie erweitert, um von der Gefängnisbehörde (Department of Corrections, DOC) in Pennsylvania eine Hepatitis-C-Behandlung für Mumia Abu-Jamal zu fordern. Die Hepatitis-C-Behandlung ist auch Gegenstand einer Gemeinschaftsklage, die von den Gefangenen Salvador Chimenti, Daniel Leyva und David Maldonado am 12.Juni 2015 gegen die DOC Pennsylvania eingereicht wurde. In der Anhörung, die am 18., 22. und 23.Dezember 2015 stattfand, wurde zweifellos die Schwere der Krankheit von Mumia Abu-Jamal festgestellt, die Chronologie seiner Krankheiten, die Rolle der DOC-Behörde, die Mumia an den Rand des Todes gebracht hat und die dringende Notwendigkeit einer Behandlung, so die Berichte von Prison Radio und der „Kampagne Bring Mumia Home“.

Ans Licht gekommen

Während der Befragung der Zeugen des Staates entdeckten die Anwälte von Mumia Informationen, die vorher von der DOC-Behörde unterschlagen bzw. manipuliert worden waren. Es kam ans Licht, dass die DOC-Anwältin, Laura Neal, den Bericht von Dr. Paul Noel, dem medizinischen Direktor der DOC-Behörde, gefälscht hatte in Hinsicht auf die Schwere des Virus-Befalls bei Mumia und die Festlegung seiner Behandlung. Dr. Noel sagte aus, er habe die Anwältin Neal zwei Mal aufgefordert, seine Berichte nicht zu fälschen. Danach sprach er von einer 63%igen Wahrscheinlichkeit, dass Mumia eine Zyrrhose habe, dass er bereits eine beachtliche Vermehrung des Bindegewebes aufweise, sowie chronische Blutarmut, eine niedrige Anzahl von Blutblättchen und einen gravierenden Hautausschlag.

Auf Nachfrage stellte sich auch heraus, dass die Anwältin Neal den Bericht des Arztes Dr. Ramón Gadea gefälscht hatte. Doktor Gadea hatte gesagt, seiner Ansicht nach sei die Hepatitis-C eine sekundäre Ursache für die Hautausschläge, die Mumia erlitt. Nachdem bei Mumia eine rheumatische Neigung ausgeschlossen wurde, sei eine Hepatitis-C-Behandlung angesagt.

Bei einer Rückfrage an den Verwaltungschef des Mahanoy-Gefängnis-Krankenhauses Steinhart stellte sich heraus, dass es eine Behandlungs-Vorschrift für Hepatitis-C gibt, die in den vergangenen 22 Monaten entwickelt worden war, obwohl die DOC-Behörde versuchte, diese Tatsache zu vertuschen. Nun ist bekannt, dass nur 5 Hepatitis-C-Gefangene im Bundesstaat Pennsylvania eine Behandlung bekommen – nur ein Bruchteil der gesamten Zahl von Infizierten. Die DOC-Behörde sagt, die Gefangenen müssten „überwacht werden“, man müsse ihnen die „Behandlung verweigern“ bis sie „krank genug“ seien. Die Behandlungs-Vorschrift „zur Erwägung einer Behandlung bei Hepatitis-C“ sieht eine Endoskopie des Rachenraumes vor, um zu bestimmen, ob eine direkte Gefahr besteht, dass die Blutgefäße des Rachens platzen. Das sei der Beweis, dass eine Zirrhose vorliege und gleichzeitig der Moment, in dem der Patient als „ausreichend krank“ betrachtet werde.

Der Experten-Zeuge der DOC-Behörde war Dr. Jay C. Cowan von der Firma Corizon, das Unternehmen mit den meisten Verträgen über gewerbliche Gesundheits-Versorgung in den Gefängnissen der USA. Laut eines Artikels des Journalisten Dave Lindorff in der Zeitschrift Counterpunch wurden der Firma Corizon mehrere Verträge gekündigt wegen der fehlenden Qualität der Gesundheits-Versorgung, die das Unternehmen bietet, in einigen Fällen lag sogar medizinische Fahrlässigkeit vor.

Nachdem Mr. Cowan vor Gericht seine Ausführungen gemacht hatte, fragte ihn der Anwalt Bob Doyle: „Wenn Sie in Ihrer eigenen Praxis arbeiten würden und einen Patienten hätten mit einer sehr wahrscheinlichen Zirrhose, würden Sie ihm die neuen, schnell wirksamen Virenstopper (Virostatikum) verabreichen?“ Cowan antwortete ohne Zögern: „Wenn der Patient den Betrag von 90.000 US$ für die Behandlung bezahlen kann“.

Die Details sind wichtig

Nach den Gesetzen von Pennsylvania, der Verfassung der USA, der Allgemeinen Menschenrechts-Erklärung und anderen internationalen Vereinbarungen sind hohe Kosten einer Behandlung kein ausreichender Grund für die Verweigerung einer medizinischen Versorgung eines Gefangenen. Die Privatisierung der Gesundheitsdienste in den Knästen, sowie die wahnwitzigen und missbräuchlichen Preise der transnationalen Pharma-Unternehmen spielen jedoch eine große Rolle bei diesem erneuten Attentat auf das Leben von Mumia Abu-Jamal und bei der Verweigerung angemessener medizinischer Behandlung unzähliger Gefangener in Pennsylvania, in den USA und in der Welt.

Das private Unternehmen, das im Bundesstaat Pennsylvania vertraglich zuständig ist für die Gesundheitsversorgung der Gefangenen, Correct Care Solutions (CCS), arbeitet in 160 Institutionen, die auf 38 Bundesstaaten verteilt sind, und alle wollen Kosten reduzieren und Geld sparen. CCS funktioniert auf privater Ebene und mit Profitinteresse. Sein Hauptanliegen ist, größtmögliche Gewinne zu erzielen, obwohl CCS offiziell verspricht, die für die Gesundheit der Gefangenen notwendigen Dienste bereit zu stellen.

Dasselbe gilt für das Unternehmen Gilead, welches eines der neuen Virenstopper-Medikamente herstellt, Sovaldi. Die in biomedizinischen Forschungen entwickelten Behandlungs-Methoden, wurden über 20 Jahre hinweg mit öffentlicher Finanzierung erarbeitet. Sie enthalten keine Pharmaka wie Interferon, die häufig zu schmerzhaften Nebenwirkungen führen. Die Virenstopper sind besser verträglich und wirksamer, sie garantieren in 90% der Fälle eine Heilung, wie Toni Barbará bei La Haine berichtet. Das Unternehmen Gilead verkauft die 12-wöchige Sovaldi-Behandlung in den Vereinigten Staaten zu Preisen zwischen 90.000 und 100.000 US-Dollar, obwohl der reale Herstellungs-Preis für das in Indien angefertigte Produkt zwischen 100 und 300 US$ liegt. In Indien wird deshalb produziert, weil dort die Tyrannei der Patent-Register nicht akzeptiert wird, die die multinationalen Konzerne über gefällige Regierungen eingeführt haben.

Wer bestimmt die mörderischen Praktiken der pharmazeutischen Unternehmen? Wir zeigen es an einem Beispiel. Der Vorstandsvorsitzende von Gilead war von 1997 bis 2001 niemand anderes als Donald Rumsfeld, derselbe, der sich dem menschlichen Leben gegenüber völlig gleichgültig zeigte, als er in der Funktion des US-Verteidigungsministers während der Präsidentschaft George W. Bushs den Tod von mehr als einer Million Menschen in den Kriegen in Afghanistan und Irak verantwortete. Außerdem ist er wegen Kriegsverbrechen angeklagt, weil er die schlimmsten Formen der Folter und des Missbrauchs an Gefangenen in Abu-Ghraib, Bagram und Guantanamo veranlasste. Source Watch berichtet, dass Rumsfeld nach wie vor Aktionär ist bei Gilead.

Eine Widerstands-Erfahrung aus Madrid

Da nun die Art und Weise offen gelegt wurde, wie der Staat mit Tausenden von Hepatitis-C-Erkrankten im Bundesstaat Pennsylvania umgeht, hofft Mumia Abu-Jamal eine Reihe von Aktivitäten auszulösen, die dazu beitragen, diesen Angriff von Staat und Industrie auf Gesundheit und Leben der Gefangenen zu bremsen.

Als Referenz kann die Erfahrung verschiedener Gruppen innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern auf spanischem Staatsgebiet dienen, die sich organisierten, um eine Hepatitis-C-Behandlung einzufordern. Laut der Zeitung Cuarto Poder (Vierte Macht) schlossen sich am 18.Dezember 2014 Dutzende mit Hepatitis-C infizierte Patienten in einem der größten Krankenhäuser Madrids ein, um gegen Regierungspläne zu protestieren, die vorsahen, eine begrenzte Summe für die Behandlung von nur 5.000 der geschätzten 700.000 Infizierten zur Verfügung zu stellen und zwar nur, wie im Fall Mumia Abu-Jamals, in den letzten Phasen der Krankheit. Seither sind etliche der an den Protesten beteiligten Kranken mit den neuen Medikamenten versorgt worden und konnten geheilt werden. Einer der Fälle, der die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zog, war Juan Jesús Zabalza aus Pamplona (Navarra). Gleichwohl hat die Regierung die Forderungen der Aktivist/nnen nicht erfüllt und die Proteste gehen weiter.

Am 10. Januar 2015 demonstrierten Tausende von Personen in den Straßen Madrids mit der an den Präsidenten Mariano Rajoy gerichteten Forderung, alle mit dem Virus infizierten Personen mit der neuesten Generation von Medikamenten zu versorgen.

Im Laufe des Jahres wurden mehrere Vorschläge gemacht, unter anderem, dass die Regierung die Entwicklung eines Ersatzmedikaments in Auftrag geben sollte, berichtet der Forscher Miguel Jara in La Haine. Die Initiatoren stellen fest, dass die von der Welthandelsorganisation (WTO) verabschiedeten Verordnungen, speziell die Doha-Vereinbarung über gesundheitliche Themen, erlauben, sich über die Patente der Pharmaindustrie unter bestimmten Umständen hinwegzusetzen und bestehen darauf, dass dies hier der Fall ist.

Das Anti-Knast-Bulletin Tokata informiert, dass das Gesundheitsministerium im März 2015 den autonomen Regionen des Staates einen Plan zur Behandlung von 52.000 Kranken mit den neuen Medikamenten vorschlug. Es wurde von einem Finanzierungsmodell über nicht weiter definierte Kredite gesprochen und über Abmachungen mit den Pharma-Laboratorien hinsichtlich einer Preissenkung. Jedoch hat die Gefängnisbehörde bis jetzt keinen Cent zur Verfügung gestellt, um an Hepatitis-C leidende Gefangene zu behandeln. Lediglich die härtesten Fälle werden versorgt – in jenen autonomen Regionen, die selbst die Finanzierung übernehmen.

Am 26.September wurde zu Solidaritätsaktionen vor den Gefängnissen der einzelnen Provinzen aufgerufen. Ein Faltblatt informierte über Hepatitis-C und die genauen Schritte, die die Gefangenen machen müssen, um eine Behandlung einzufordern. Die Faltblätter wurden an Angehörige und andere Besucher/nnen verteilt, um sie an die Gefangenen weiterzugeben. Sie setzen darauf, dass sich Angehörige und andere den Protesten anschließen und gehen davon aus, dass es notwendig ist, sowohl in den Gefängnissen als auch auf den Straßen zu mobilisieren, um die notwendige Behandlung zu erreichen, anstatt sich auf die Versprechen der Regierung zu verlassen.

Was der Fall Mumia lehrt

Seit Mumia Abu-Jamal am 9. Dezember 1981 festgenommen und zu Unrecht der Ermordung des Polizisten Daniel Faulkner beschuldigt und zum Tode verurteilt wurde, war er Opfer einer Reihe von Anschlägen auf sein Leben seitens der Polizei, die dem großen Kapital zu Diensten steht. Der aktuelle medizinische Anschlag ist der neueste Versuch, ihn zum Schweigen zu bringen und aus der Geschichte zu löschen. Organisationen wie der Berufsverband US-amerikanischer Polizisten (Fraternal Order of Police, FOP) wollen verhindern, dass seine Mitgliedschaft bei den Black Panthers und seine enge Beziehung zu MOVE den jüngeren Generationen als Beispiel dienen. Sie ertragen es nicht, dass seine Worte selbst in die entlegendsten Winkel des Planeten gelangen, Worte aus der „Gefängnisnation”, wie Mumia selbst am Ende jedes Radiobeitrags sagt. Sein sozialer Kampf ist in einem Polizeistaat unakzeptabel.

Es ist wenig wahrscheinlich, dass alle Hepatitis-C-Gefangenen in den USA aus denselben Gründen zur Zielscheibe wurden. Tatsache ist jedoch, dass sie alle demselben Angriff auf ihr Leben ausgesetzt sind, dieselben Bedingungen der Vernichtung erleben und einem vorgezogenen Tod ins Auge sehen.

Es muss darauf hingewiesen werden, dass der medizinische Missbrauch in den Gefängnissen der USA ein wesentliches Element des grauenhaften Knast-Systems darstellt, das bereits nach Mexiko und in wenigstens 25 weitere Länder exportiert wurde – viele bezeichnen es als wahrhaftiges Knast-Imperium.

Genauso wie Mumias Einsatz gegen die Todesstrafe und gegen die rassistische Massenverhaftung eine breite Protestbewegung entstehen ließ, könnte sein aktueller Widerstand dazu inspirieren, an der Seite der Gefangenen den Kampf gegen eine medizinisch begleitete Tötung zu organisieren. In diesem Sinne ist eine kurze Zusammenfassung hilfreich von Mumias jüngsten Erfahrungen, die im Gerichtssaal deutlich wurden.

Bei der Anhörung am 18., 22. und 23. Dezember wurde festgehalten, dass Mumia am 30. März 2015 fast gestorben wäre. Er litt an extrem hohen Glukosewerten und an einer Niereninsuffizienz. An jenem Tag wurde er ins Medizinische Zentrum Schuylkill gebracht, ohne darüber zu informieren und ohne den Angehörigen, Ärzten oder Anwälten die Möglichkeit zu geben, ihn zu besuchen. Am 12. Mai erfuhr Mumias Ehefrau Wadiya Jamal, dass er zum zweiten Mal in ein Krankenhaus außerhalb des Knastes gebracht worden war, dieses Mal ins Geisinger-Zentrum. Erneut waren Besuche verboten.

Die beiden Mumia-Vertrauten Johanna Fernández und Suzanne Ross berichteten über die Krankheits-Symptome Mumias, die sie bei ihren Besuchen beobachten konnten: Elefantenhaut, Sprachschwierigkeiten, blutende Risse über den ganzen Körper verteilt, extreme Schwäche, geschwollene Beine und Verlust von geistiger Beweglichkeit. Beide Frauen bestanden darauf, dass Mumia unschuldig sei und zu Unrecht inhaftiert. Der Staat habe drei Jahrzehnte lang kontinuierlich versucht, ihn zum Schweigen zu bringen.

In der Anhörung wurde auch bestätigt, dass die medizinisch Verantwortlichen des Gefängnisses Mahanoy seit August 2014 von dem heftigen Hautausschlag wussten, der Mumias gesamten Körper betraf, begleitet von unerträglichem Juckreiz. Jedoch gaben sie ihm lediglich eine kortisonhaltige Creme, die wiederum andere Probleme verursachte. Wochenlang wussten sie von den extrem hohen Blutzuckerwerten, unternahmen jedoch nichts und teilten diese Tatsache Mumia auch nicht mit.

Bereits 2012 gaben Untersuchungen auf Hepatitis-C positive Ergebnisse, die Behörden untersagten jedoch weiterfolgende Tests, die hätten feststellen können, ob der Virus aktiv ist oder nicht. Als sie endlich dem Druck der Anwälte nachgaben und die vom unabhängigen Arzt Joseh Harris empfohlenen Tests durchführen ließen, wurde festgestellt, dass die Hepatitis-C aktiv geworden war. Harris verdeutlichte bei der gerichtlichen Anhörung, dass die neuen antiviralen Wirkstoffe (Virenstopper) zur derzeit üblichen medizinischen Versorgung gehören.

In der letzten Juliwoche 2015 unterrichteten die Behörden Mumia Abu-Jamal über seine Hepatitis-C-Erkrankung und teilten ihm gleichzeitig mit, dass sie ihm keine Behandlung zukommen ließen. Ihre Lösung ist die medizinisch begleitete Tötung. Unsere Lösung ist sofortige Behandlung und Freiheit!

>>> Original: Text der „Solidaritätsgruppe Mexiko“

https://amigosdemumiamx.wordpress.com/2015/12/31/mumia-abre-una-ventana-al-asesinato-medico-en-la-nacion-encarcelada/#more-3535

>>> deutsche Übersetzung: “Freund/innen von Mumia im Baskenland“

(Euskal Herriko Mumiaren Lagunak)

 

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