Hellas: In Sippenhaft gehaltene Evi Statiri kündigt Hungerstreik an

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freedom for evi

Zwischen 2. März und 4. April 2015 führten die zehn inhaftierten Mitglieder der anarchistischen Stadtguerilla "Kreis der Brandherde" (CCF/FAI-FRI) Gerasimos Tsakalos, Christos Tsakalos, Olga Ekonomidou, Michalis Nikolopoulos, Giorgos Nikolopoulos, Haris Hadjimihelakis, Giorgos Polidoros, Panagiotis Argirou, Damiano Bolano and Theofilos Mavropoulos — zusammen mit der inhaftierten Anarchistin Angeliki Spyropoulou — einen aufzehrenden Hungerstreik durch und forderten die Freilassung ihrer Verwandten Athena Tsakalou (Die Mutter der Tsakalos Brüder) und Evi Statiri (Ehefrau von Gerasimos Tsakalos), welche 6 Monate zuvor festgesetzt wurden und absurderweiser mit dem CCF-Ausbruchsplan beschuldigt werden, welcher im Januar 2015 auf geflogen war.

 Am 6. April konnte Athena Tsakalou unter extrem heftigen Restriktionen den Knast verlassen.

Ein halbes Jahr später wird Evi Statiri immer noch in U-Haft des Frauentrakts von Koridallos als Geisel gehalten, nur weil sie die Lebenspartnerin von Gerasimos Tsakalou ist. Am 6.September wurde bekannt, daß der Justizausschuss geeitet von Richterin Chalevidou Evi Statiri’s erneuten Antrag auf Entlassung abgelenht hat. Am selben Tag veröffentlichte Evi einen  offenen Brief und kündigt an einen Hungerstreik ab den 14. September an, um ihre sofortige Freilassung durch zu setzen.

Es folgen ein paar Ausschnitte aus dem Brief “Aus dem Land der Vergessenen gegen das Vergessen” welchen CCF-Mitglied Olga Ekonomidou kürzlich veröffentlchte, als einen Ausruf an die Gefährtinnen Tamara Sol Farías Vergara und Natalia “Tato” Collado, die in Chile als Geiseln des Staates gehalten werden, und natürlich als Geste der Solidarität mit der Geisel Evi Statiri (der komplette Text wurde von Griechisch ins Spanische übersetzt):

...

« Für die Herrschaft ist von doppelter Bedeutung Evis Festsetzung zu verlängern. Einerseits will man die Ausdauer der Stadtguerilla und die Toleranzen solidarischer Menschen austesten, andererseits die  Ausweitung der Taktik der Kriminaliserung von Familienbeziehungen, obwohl das illegal ist. Dabei handelt es sich um das psychologische Spiel der Macht, das neben anderen Dingen in das Bewußtsein wie ein Rammbock einschlägt. Es zielt ab auf den Geist der Verwandtschaft, versucht sie zu erniedrigen, zu erschrecken, liefert sie Frustrationen aus und um es schliesslich gegen uns zu drehen, weil es unsere Beziehungen des Vertrauens korrumpiert, denn plötzlich finden sie sich wieder wie sie den Preis für unsere Entscheidungen zahlen.  Und wenn auf dem Pfad jeder einzelnen persönlichen Geschichte manche Genoss*innen, Freund*innen und Vertraute uns weiterhin zur Seite standen und andere uns aufgaben, dann auch, weil es einfacher ist jemanden zu unterstützen, der erfolgreich ist, als in schweren Zeiten. Trotz allem hat die Herschaft dieses Spiel noch nicht gewonnen. Sie wetteten auf die Verwässerung emotionaler Bindungen und ihrer Zersetzung, eine Wette, die sie bereits jetzt verloren haben.

Denn selbst 6 Monate später hält die Unterstützung der Leute, die uns nahe stehen an, sowohl im Knast als auch von außerhalb unter eingeschränkten restriktiven Bedingungen aufgrund von Justizbeschlüßen, sie unterstützen uns immer noch mit dem Lächeln der Geduld und des Vertrauens, während sie ihre eigene Würde aufrechterhalten.

So ist es unserer Wetteinsatz, der jeder anarchistischen Zelle und Einzelner, die die kontinuierliche Attacke, den Aufstand voran treiben, zu zeigen, daß es keinen Waffenstillstand gibt, weder jetzt noch jemals. Insbesondere mitten unter repressiven Operationen, niemand gibt nach, sondern zündet wieder Angriffe, um weiterhin gefährlich zu sein; eine Bedrohung als ein interner Feind des Herzens des Systems.

Denn alles, was den Berg runter rollt, kann nur mit einer Barriere direkt davor gestoppt werden, ansonsten rollt es weiter unkontrolliert und nimmt nur noch an Geschwindigkeit zu und wälzt alles nieder, was zu schwach für seine Proportionen ist. Der Wetteinsatz ist das Leben, ohne Ende, aber mit Ausdauer, Fortschritt und Spannung, mit nur einer Richtung... Befreiuung, Anarchie.

“Ich brauche weder, noch will ich eure Diziplin. Aufgrund meiner Erfahrungen will ich sie für mich selbst. Es kommt von ihnen, nicht von Euch, daß ich meine Regeln meines Verhaltens bestimme. Ich will mein eigenes Leben führen. Sklaven und Lakaien jagen mir Angst ein. Ich hasse die, die herrschen und die, die sich beherrschen lassen, machen mich krank. Derjenige, der sich vor der Peitsche beugt, ist nicht mehr wert als derjenige, der sie schwingt. Ich liebe Gefahr, und das Unbekannte, das Unsichere verführt mich. Angefüllt mit dem Wunsch nach Abenteuer, scheiss ich auf Erfolg. Ich hasse eure Gesellschaft von Bürokraten, Administrationen, Millionären und Bettlern. Ich werde nicht eure heuchlerischen Gebräuche und falschen Höflichkeiten annehmen. Ich will meinen Enthusiasmus  in der reinen, frischen Luft der Freihheit leben. . . . Ich werde meinem Pfad folgen, nach meinen Passionen, werde mich verändern ohne aufzugeben und ich werde morgen nicht dasselbe sein wie heute. Ich bummel rum und lasse mir von niemand die Flügel stutzen. . . . Ich hasse jede Kette, jedes HInderniss; ich laufe dahin, nackt, überlasse meine Haut der Kümmertheit der Strahlen einer sinnlichen Sonne. Und, ach, alter Mann! Ich kümmere mich einen Scheiss, wenn Deine Gesellschaft in tausend Stücke zerbirsst und ich endlich mein Leben leben kann.
— Wer bist, kleines Mädchen, faszinierend wie ein Geheimnis und wilden Instinkten?
— I bin die Anarchie.”

(Émile Armand, French individualist anarchist)

Olga Ekonomidou
  Mitglied der C.C.F.-F.A.I.
Koridallos Frauen Gefängnis»

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