Fragen über Fragen über´s Untertauchen

 

Im Rahmen einer Podiumsdisskusion Mitte Juli wollen wir uns mit dem Thema <<sich den Repressionbehörden entziehen>> als mögliche Handlungsstrategie im Umgang mit Repression beschäftigen.

Diese Nachricht richtet sich an Menschen, die sich aktuell Repressionen entziehen, abgetaucht oder untergetaucht, im Exil und/oder der Illegalität sind.

 

Wir freuen uns über eure Worte.

 

 

 

 

Hallo,

Diese Nachricht richtet sich an Menschen, die sich aktuell Repressionen entziehen, abgetaucht oder untergetaucht, im Exil und/oder der Illegalität sind.
Wir freuen uns über eure Worte.

 

Im Rahmen einer Podiumsdisskusion Mitte Juli wollen wir uns mit dem Thema <<sich den Repressionbehörden entziehen>> als mögliche Handlungsstrategie im Umgang mit Repression beschäftigen. Das Thema ist kein neues. Es gibt eine Summe an Beispielen von Leuten aus verschiedenen politischen Kontexten und Generationen, die sich entweder kollektiv oder individuell dafür entschieden haben, sich kurzfristig den Behörden zu entziehen oder langfristig unterzutauchen, um im Exil und in der Illegalität zu leben.
Das Thema ist aufgrund der momentanen Repressionslage von hoher Aktualität und erfährt viel Aufmerksamkeit. Wir wollen uns innerhalb des Überthemas <<sich entziehen>> konkret mit dem Untertauchen beschäftigen, aber auch andere Formen von Abtauchen und Illegalität beleuchten.

Unter dem Überbegriff <<sich entziehen>> verbergen sich viele Begrifflichkeiten, die hier kurz umrissen werden sollen. In der Auseinandersetzung mit dem Thema haben wir festgestellt, dass sich die Begriffe in unserem Verständnis vor allem am Zeitraum und an der Art und Weise entlang definieren. Es gibt die Möglichkeit, sich kurz-, mittel- oder langfristig zu entziehen. Sich beispielsweise kurzfristig einer Maßnahme zu entziehen, wie der DNA-Entnahme durch das Nicht-Erscheinen im Zuhause, auf Arbeit und im gewohnten Umfeld.
Unter "Abtauchen" verstehen wir, dass sich Einzelpersonen oder Gruppen kurzfristig durch das Leben in der Illigalität einer Repression entziehen. Dabei kann es darum gehen, die Lage und Konsequenzen besser einzuschätzen und eine "selbstgewählte" Entscheidung zu treffen.
Wenn das Abtauchen zu einer bewusst getroffenen, langfristigen (politischen) Entscheidung wird, verstehen wir darunter Untertauchen, also das Leben in der Illegalität.

Die derzeitige Repression wirkt. Ob sie sich nun real zuspitzt oder es individuell so empfunden wird, weil sie einen aktuell persönlicher betrifft, sei erstmal dahin gestellt und soll hier nicht weiter diskutiert werden. Jedenfalls ist zu beobachten, dass Repression verunsichert und teilweise zu weniger politischen Aktionen, Beteiligungen und Vereinzelungen führt. Die Soli-Arbeit für und mit Betroffenen in Verfahren, für Verurteilte und sich Entziehende bindet Ressourcen und Kräfte vieler Umfelder der Bewegung. Wir wollen über Solidarität, ihre möglichen Grenzen und den Umgang damit besprechen.
Es fällt insgesamt auf, dass zu wenig über Repression, ihre Auswirkungen und Konsequenzen gesprochen wird. Die Veranstaltung soll den kollektiven Austausch und Diskussionen ermöglichen. Es soll Raum für mögliche Kritik und gleichzeitige Solidarität geben.
Ziel ist es, gemeinsam wieder mehr Handlungsfähigkeit zu erlangen.

Dafür wollen wir mit Leuten mit verschiedenen Erfahrungen und Zugängen zum Thema sprechen und diskutieren. Wir hören Stimmen aus der Untergetauchtenperspektive sowie aus der Soliarbeit heraus. Wir wollen mit Personen reden, die dort sitzen können und mit denen, die es nicht können. Es sprechen welche von hinter der Knastmauer mit uns. Wir möchten euch als sich Entziehende, als Untergetauchte bitten, eure Gedanken mit uns zu teilen und die Fragen, die wir ausgearbeitet haben, zu beantworten. Uns ist bewusst, dass es kein einfaches Thema ist bzw. es genug Gründe gibt, nicht öffentlich darüber zu sprechen. Aber wir glauben auch, dass teilweise zu viel darüber geschwiegen wird und würden gerne ins Gespräch im Rahmen des Möglichen kommen. Wir wollen uns Handlungsmacht zurückerobern, aus einer anscheinend anhaltenden Ohnmacht finden und Repression und den (kollektiven) Umgang mit ihr in der Bewegung besprechbar machen.

 

Wir haben folgende Fragen ausgearbeitet. Vielleicht sind nicht alle auf deine Situation zutreffend. Beantworte, was du beantworten magst, aber wir freuen uns über Ausführliches :) Wir wollen niemanden angreifen, keine Bewertungen eurer Situation und eures Handels vollziehen. Wir wollen auf die unterschiedlichen Situationen schauen, diese auch kritisch beleuchten, um einen Lernprozess für die Bewegung zu ermöglichen. Dabei wollen wir solidarisch sein!

 

1. Vorstellung: Wer bist du? Wie würdest du dich politisch einordnen? Was ist dein Bezug zum Thema?

 

2. Es gibt verschiedene Begriffe und Formen des Entziehens. So ergibt sich die Frage: Gibt es einen Unterschied zwischen sich entziehen, Abtauchen, Untertauchen und Illegalität? Ab wann ist Untertauchen Untertauchen? Wie stehst du dazu? Welchen Begriff benutzt du für dich? Und was ist dein "Modus" darin?

 

3. Sich entziehen, Abtauchen/Untertauchen und auch Knast: Es braucht Vorbereitung bei diesen repressiven Möglichkeiten!
Dazu:

  • Hast du dich in einem Bezug / in Bezügen darauf vorbereitet?

  • Hattest du überhaupt Bezüge?

  • Wie war die Vorbereitung? Wie lief diese ab und was war Teil dieser?

  • Glaubst du ein starkes Repressionsbewusstsein und daraus resultierendes Sicherheitsbedürfnis (Kommunikation, technische Geräte etc.) ist auch eine Generationenfrage?

  • Wie ging es dir mit der dauerhaft möglichen Perspektive auf Knast und Untertauchen? Wie kann eine emotionale Vorbereitung aussehen?

  • Wenn sich nicht vorbereitet wurde: Warum nicht? Warst du dir der Konsequenzen bewusst?

  • Was sind aus deinen Erfahrungen Dinge, die gut vorbereitet sein müssen? Was hast du aus deinem Prozessen gelernt?

 

4. Unterstützung
Wir würden gern darüber sprechen, wie das alles konkreter funktioniert mit der Unterstützung, also z.B. wer wann wie Geld schickt - aber das geht ja schlecht.
Was aber bespochen werden kann, ist:

  • Was braucht es auf der Metaebene (Vertrauen, Risikobereitschaft,...)?

  • Kommunikation ist das wichtigste Mittel, um in Kontakt zu bleiben. Allerdings auch die größte Schwachstelle. Wie würdet ihr das bewerten?

  • Soliarbeit teilt sich in gewisser Weise auf in öffentlichkeitswirksame und in nicht sichtbare. Beides muss nicht gleichzeitig gegeben sein, bindet aber viele Kapazitäten und noch mehr, wenn Leute schlecht vorbereitet sind.

  • Wir haben den Eindruck, dass Leute schlecht vorbereitet sind. Warum ist das so? Warum vielleicht auch nicht?

  • Wer unterstützt und wer sollte unterstützen (Nahumfeld oder andere Netzwerke, FLINTA vs. cis Männer)?

  • Wie damit umgehen, wenn Umfelder selber stark von Repression betroffen sind?

  • Wie schaffen wir dennoch eine Öffentlichkeit bei drohender Repression?

  • Findest du es wichtig, dass es überhaupt eine Öffentlichkeit gibt?

  • Wie weit geht für euch Soliarbeit (zum Beispiel gemeinsames Untertauchen, obwohl nicht selber betroffen,...)?

  • Gibt es uneingeschränkte/bedingungslose Solidarität?

  • Was braucht es dafür?

  • Gibt es doch Grenzen? Wie weiter, wenn diese überschritten werden?

 

 5. In der Vorbereitung und in Gesprächen stolperten wir über eine Aussage. Sie stellt nun eine hier formulierte These dar, die wir gerne besprechen würden: „Untertauchen ist auch wie Knast.“

  • Was sagst du dazu?

  • An die aktuell Untergetauchten: Du sagst, du willst dich unter bestimmten Bedingungen stellen. Warum würdest du dich gegen das Untertauchen entscheiden?

  • Denkst du beim Untertauchen oft daran, abzubrechen? Was würde dafür und was dagegen sprechen?

 

 

Schickt die Antworten gern an folgende Mailadresse: schnorchel@systemli.org
Key ist hier gleich im Folgenden.
Wir freuen uns auf die Ausführungen und/oder auf euer Kommen!

Solidarische Grüße und viel Kraft!

 

 

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