MURDERED BY MARXISTS: Piotr Rybin

Bis zur Aktionswoche gegen Linke Einheit ab dem 25.09.2023 veröffentlicht Breaking the Spell täglich eine kurze Lebensgeschichte eines*einer vom Marxismus ermordeten Anarchist*in - heute: Piotr Rybin

Intro

Es gab eine Welt vor dem Marxismus: Von 1872 bis ca. 1919 waren der Marxismus und seine Vorläufer*innen eine Randnotiz der Geschichte. Der Hauptteil der Sozialist*innen waren entweder anarchistisch oder anti-autoritär – sie lehnten den Staat ab und wollten eine dezentrale, von unten organisierte Gesellschaft. Wie kommt es dann, dass heute die Linke so sehr auf den Staat als Mittel fokussiert ist? Ein wichtige Rolle spielte der marxistische Terror gegen die anarchistische Bewegung. Tausende von Anarchist*innen wurden durch Marxist*innen ermordet, inhaftiert, gefoltert und vergewaltigt. Hier ist eine kurze Lebensgeschichte eines*einer dieser Anarchist*innen. (Anmerkung zur Sprache: Es wird das überlieferte Geschlecht benutzt, es gab mit Sicherheit auch trans*, inter*, nicht-binäre und agender Anarchist*innen damals. Die Lage von Orten wird oft in der Kurzform „in Nationalstaat“/„(Nationalstaat)“ erklärt, in allen Fällen wird deren Gebietsanspruch abgelehnt.

Piotr Rybin

Piotr Rybin wurde 1885 in der Provinz Jelez (Russisches Reich ungefähr 350 km südlich von Moskau) geboren. Er nahm an der Revolution in Russland 1905-1907 teil. 1907 wanderte er in die USA aus und wurde aktiv in der Union Russischer Arbeiter*innen, einer Organisation russischsprachiger anarchistischer Emigrant*innen. Er lebte u. a. in Pittsburgh und arbeitet als Drechsler und Maschinist.
1917 kehrte er im Rahmen der Februar-Revolution ins Russische Reich in die Region Ekaterinoslav (heute Region Dnipro in der Ukraine) zurück. Dort war er in der anarchistischen Bewegung und Metallarbeiter*innen Gewerkschaft aktiv. Während des Sommers 1918 schloss er sich der Roten Armee an und wurde Offizier in der dritten Armee. Er war Teil einer Gruppe, die zu diesem Zeitpunkt überlegt Mitglied der Kommunistische Partei Mitglied zu werden.
Im Sommer 1920 wurde ihm der gegen die Befreiung der Arbeit*innenklasse gerichtete Charakter des Bolschewismus bewusst und seine Postionen wurden wieder eindeutig anarchistisch. Im Oktober 1920 schloss er sich der anarchistischen Revolutionären Aufständischen Armee der Ukraine (RAAU) in Gulyai Polye (heute: HuliaipoleRegion Zaporizhzhia/Zaporizka – damals Russisches Reich, heute umkämpft zwischen der Ukraine und Russland) und den freien (anarchistischen) Territorien an. Er wurde Teil deren Rates und Sekretariats, führte kulturelle Aktivitäten durch. Im November 1920 bestand er darauf, dass sich Gulyai Polye auf einen Angriff der Roten Armee vorbereiten sollte und nahm später an Überfallen auf die diese teil. Im Januar 1921 ging er nach Kharkov/Kharkiv um dort im Untergrund tätig zu sein. Gemäß einer Anekdote, rief er am 26. Januar den Bolschewikischen Regierungschef der Ukraine Christian Rakovsky an und teilte ihm mit was er von seinem hinterhältigen Bruch der Waffenstillstandsvereinbarung und Bündnisverhandlungen (am/ab den 26.11.1920) hielt. Fünf Tage danach fand ihn die Tscheka (bolschewikische Geheimpolizei), nahm ihn fest und er wurde eine Monat später erschossen.

Weiterführendes
Rybin, Piotr (Rivkin; Zonov; Rybin-Zonov) (? – 1920) – Nick Heath: https://libcom.org/article/rybin-piotr-rivkin-zonov-rybin-zonov-1920
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Pjotr_Antonowitsch_Rybin#cite_note-chron-2

Piotr Rybin (ungegekürzt).pdf

Outro

Es wird eine Welt nach dem Marxismus geben: Er und der andere Ableger der staatlichen Linken der Liberalismus bestimmen heute die Linke Szene, dadurch kontrollieren sie die anarchistische Bewegung. Uns daran zu erinnern, dass den Staat abzulehnen nicht utopisch, sondern normal ist, bedeutet uns zu befreien - weiter bewegen zu können. Das ist nicht nur eine Frage des Selbstbewusstseins als Anarchist*innen. Praktisch führt die Linke Liebe zum Staat beispielsweise dazu, dass beim Widerstand gegen die von Kapitalismus, Staat und Kolonialismus verursachte Klimakatastrophe der Staat statt als Gegner „als Mittel zu ihrer Lösung" gesehen wird. Brechen wir mit der Linken und der Linken Szene! Keinen Frieden mit Marxismus und Liberalismus! Weitere Texte und Links über das Leben dieses*dieser und anderer Anarchist*innen, die vom Marxismus ermordet wurden gibt's unter: breakingthespell.blackblogs.org/murdered-by-marxists

 

 

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