'Neue Stärke' - Totalschaden in Waren

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Am 1. Mai hielten die kläglichen Reste der 'Neuen Stärke Partei' eine Kundgebung in Waren (Müritz) ab. Die Veranstaltung war ein Desaster, antifaschistischer Gegenprotest nahm den Neonazis jegliche Außenwirkung. Nach Beendigung ihrer Kundgebung mussten einige der Faschisten dann auch noch die Fahruntauglichkeit ihrer Autos feststellen.


 

Am 1. Mai hielten die kläglichen Reste der 'Neuen Stärke Partei' eine Kundgebung in Waren (Müritz) ab. Die Veranstaltung war jedoch nur eine Notlösung, ursprünglich hatten die Neonazis geplant, eine Demonstration in Rostock durchzuführen. Die Hansestadt untersagte diese jedoch und der Speerspitze der nationalsozialistischen Bewegung fehlten offenbar die Fähigkeiten, sich dagegen zu verteidigen. So nahmen sie das Verbot hin und mobilisierten stattdessen in den Wohnort ihres 'Bundesvorsitzenden' Christoph Thews.

Resterampe

Die 'Neue Stärke' gilt selbst in Nazikreisen als eine Art 'Resterampe' für Neonazis, welche sonst kaum Anschluss an organisierte Kreise finden. Auf Bundesebene brachen der 'NSP' im vergangenen Jahr zahlreiche Landesverbände weg, sodass der Landesverband MV nun für die Partei wichtige Posten, wie den Bundesvorsitz in Form von Christoph Thews,stellt. Nur folgerichtig musste das diesjährige Nazispektakel der 'Neuen Stärke' auch in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden. Mehr Infos zur 'Neuen Stärke', speziell zum LandesverbandMV, finden sich im kürzlich erschienenen Recherche-Artikel auf oben-rechts.org.

Alte Bekannte

Immerhin um die 20 Neonazis fanden dann am 1. Mai 2023 tatsächlich den Weg nach Waren (Müritz). Unter ihnen tummelten sich vor allem bekannte Gesichter des Landesverbandes MV wie Marc Drexler, Marc Stroik, Dominik Stroik, Christian Kressin, Michelle Estner, Dirk Christen, Christoph Thews, Emanuel Thews und Leon Schumann. Auch eine Hand voll Nazis aus Thüringen reiste an, unter ihnen Florian Reibe und Enrico Biczysko aus Erfurt und Sabrina Töpfer aus Saalfeld. Auch der Güstrower Sebastian Kloß war anwesend. Im April 2022 gab es in seiner Wohnung in Güstrow eine Hausdurchsuchung, vermutlich im Zusammenhang mit der verbotenen Gruppierung Combat 18.

Der Großteil der angereisten Faschist*innen sammelte sich an der Mozartstraße 8, dem Wohnhaus der ehemaligen NPD-Funktionärin Doris Zutt, welches früher als 'Patriotentreff' diente. Unverhohlen nutzten sie das Gebäude und ließen ihre Kameraden auf dem Hinterhof parken. Dieses Gebaren widerlegt eindeutig Doris Zutt's Behauptung, sie habe sich von der rechten Szene distanziert. Noch im Januar diesen Jahres hatte sie dies gegenüber dem Nordkurier zum Besten gegeben, als sie sich darüber beklagte, dass der ehemalige 'Patriotentreff' mal wieder Steine und Farbe abbekommen hatte.

Starker Gegenprotest

Lange blieben die Faschist*innen jedoch nicht unbehelligt: Etwa 60 Antifaschist*innen tauchten in der Mozartstraße auf. Sie wurden von der Polizei in geringer Entfernung zum Auflauf der Nazis gekesselt, während diese ebenfalls von einigen Beamt*innen umringt wurden.

Nach einiger Zeit traten die Neonazis in Begleitung von Polizisten ihren Weg vom 'Patriotentreff' zum Neuen Markt an. Dort warteten bereits die 4 Nazis um Florian Reibe auf sie. Die Erfurter Delegation hatte sich zuvor am Parkplatz 'Am Amtsbrink' getroffen, wollte aber scheinbar nicht riskieren, auf dem Weg zur Mozartstraße Antifas zu begegnen und ließ sich stattdessen direkt von Polizeibeamten zum Markt geleiten.

Zur vollen Stärke von immerhin knapp 20 Teilnehmer*innen vereint, begannen sie nun ihre Kundgebung abzuhalten, doch erneut machten ihnen Antifaschist*innen einen Strich durch die Rechnung. Mehr als 60 Menschen umringten die Veranstaltung von beiden Seiten. Da die 'Neue Stärke' über kein funktionierendes Mikrofon verfügte, gingen ihre Redebeiträge im Lärm der Gegendemonstrant*innen unter. Heiser und gebeutelt beendete die 'Neue Stärke' ihre Kundgebung früher als geplant. Die Antifaschist*innen zogen indes weiter zum Warener Hafen und störten dort erfolgreich einen AFD-Stand, sodass Einsatzkräfte diesen komplett abschirmen mussten und es für Passant*innen unmöglich wurde, zum Stand zu gelangen.

Wie einer Pressemitteilung der Polizei zu entnehmen ist, wurden zu allem Überfluss auch noch 4 Autos der Neonazis tiefergelegt. In Anbetracht der geringen Teilnehmer*innenzahl dürften daher die meisten Besucher*innen der 'NSP'-Kundgebung ihre Heimreise mit Bus oder Bahn angetreten haben.

Fazit

Für Antifaschist*innen in MV war der Tag ein voller Erfolg. Die Neonazis der 'Neuen Stärke' konnten keine Außenwirkung erzielen. Auch für die teilnehmenden gefestigten Neonazis dürfte der Tag, nicht zuletzt aufgrund der erlittenen Sachschäden, höchst frustrierend gewesen sein.

Mit diesem Auftritt hat die 'Neue Stärke Partei' nochmals ihre überregionale Bedeutungslosigkeit unterstrichen. In Mecklenburg Vorpommern ist der 1. Mai traditionell ein Tag, an dem es Neonazis gemeinhin leichtfiel, mehrere hundert Menschen zu mobilisieren. 20 Personen zu einer Kundgebung zu karren, einige davon extra aus Thüringen, ist ein Armutszeugnis. In Zukunft wird die 'Neue Stärke' vermutlich auf niedrigem Kameradschaftsniveau vor allem in MV aktiv sein, oder bestenfalls vollständig in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

 


 

Quelle der meisten Bilder: Marco Kemp - Flickr

 

 

Doris Zutt's ehemaliger Patriotentreff Anfang des Jahres

Konnte ihn nach der Kundgebung vermutlich nicht nach Hause bringen: Christian Kressins Auto.

Kann zu diesem Zeitpunkt definitiv noch fahren: Dirk Christens Auto.

Musste sich vermutlich eine Mitfahrgelegenheit nach Rostock suchen: Marc Drexler am Steuer seines treuen Wagens.

Von rechts nach links: Michelle Estner, Sebastian Kloß, Christian Kressin.

Florian Reibe (grüner Pulli, Sonnebrille) und Sabrina Töpfer (blonde Haare, Cap).

V. l. n. r.: Leon Schumann (Megafon), Marc Drexler, Christoph Thews (Bart), Christian Kressin

Marc Drexler (Mütze, Sonnenbrille, Bart) und Dirk Christen (nur Bart)

Marc Stroik (im FCK ANTIFA Pulli), neben ihm Dominik Stroik (mit Sonnenbrille)

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Ergänzungen

Die Faschos haben sich nicht wie in dem Artikel beschrieben in der Mozartstraße 8 bei Doris Zutt getroffen, sonder in der Mozartstraße 6. Dort wohnt Christoph und Sylvia Thews mit ihrer Familie. Doris Zutt hat nur ständig aus dem Fenster der Mozartstraße 8 geschaut zusammen mit Tino Salden und Jens Kähler (Beide in der Vergangenheit an verschiedenen Aktionen der Neonazis in Waren beteiligt).

Die Hausnummer 6 ist auch klar zu sehen auf diesem Foto https://flickr.com/photos/marcokemp/52861861407/